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  #301  
Alt 13.06.2008, 13:23
östel östel ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Liebe Annika, hab nicht genau verstanden weswegen Deine ma sich aufregte. Aber: wenn mein Mann alles mitkriegen würde was sich an Kleinigkeiten so tut, würde er ziemlich überfordert sein. Mach Dir nicht über jede Schwellung Gedanken, nicht jeder schlechte Bluwert gibt uns den Rest und mich selbst interessiert er gar nicht solange meine Ärztin nicht Alarm macht. Und die macht eigentlich nie Alarm, die Ruhe selbst und das tut mir gut.
So wie Gitta bin ich überzeugt, dass wir vieles nicht beeinflussen können. Feier doch schön mit Deinem Sohn und freu Dich dass er da ist. Vergiss mal die Krankeit, Deine Kinder brauchen Dich und Du hast ein Recht jetzt zu leben. LG regina
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  #302  
Alt 13.06.2008, 16:33
Benutzerbild von annika33
annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Hallo Ihr Lieben,

@Blümchen...danke für´s einseitige Daumendrücken *lach*, vermutlich drückste den Linken, oder? Hachja, im Daumendrücken sind wir Meister

@Bibi...ich weiß - man bräuchte wirklich eine Kristallkugel oder ein Gemüt wie die alles und jeden verstehende Erika Berger, um konkret zu erfahren, was meine Mutter da gerade plagt. Es ist kein Knötchen oder dergleichen, sondern eher eine größerflächige Schwellung. Wäre ja prima, wenn es ein Zeichen dafür wäre, dass die Lymphknoten ihre Arbeit tun. Sie wird das wohl auch mit ihrem Hausarzt besprechen, weil sie eh wieder zum Blutabnehmen hin muss. Sie hat ja letzte Woche die 4. von den 6 Etoposid/Cisplatin Chemos gehabt. Bezgl. der Frage wo die Metastase war, ja genau, in der Leber. Und Bestrahlung hatte sie bislang keine. Ich danke Dir ganz dolle für Deine Bemühungen zu helfen Bibi, und ich weiß, dass meine Infos nur karg sind. Aber momentan ist sie nicht zugänglich, aufgrund der ganzen familiären Umstände u. der eigenen Situation.

@Gitta...wenn ich die Kinder nicht hätte - ich weiß nicht. Ich bin so froh um die Ablenkung und das Eingebundensein auf eine Art. Auf eine andere Art ist es auch sehr stressig und kräftezährend. Heute wär ich gern auf die Intensiv zu meiner Oma - geht aber nicht, weil die Kinder unter 14 sind (abgesehen davon hätte ich sie eh nicht dorthin mitgenommen). Zum Aufpassen hab ich derweil niemanden. Mama fällt aus, weil selber krank u. Schwiegereltern sind gerad umgezogen - Streß usw. . An mich selber denken - ich glaube jeder von Euch wird verstehen, wie Nachfolgendes gemeint ist. Ich weiß, dass ich es müsste, weil ich ja weiter auch für meine Familie dasein muss. Ich will es auch ! Aber der Kopf, die Gedanken, und die äußeren Umstände lassen es jetzt einfach gar nicht zu. Wie schaltet man denn da ab? Ich wäre so dankbar, wenn mir da jemand einen guten Rat geben könnte. Darum Gitta, gilt meine Bewunderung all denen, die direkt betroffen sind. Und ich bewundere Dich sehr für Deine positive Einstellung.

@Regina...es fällt mir selber oft schwer zu ergründen, warum meine Mutter sich so schnell über alles aufregt. Im Gegensatz zu früher, ist sie jetzt so schnell gereizt und reagiert auf alles ausgesprochen emotional. Ich schätze es so ein, dass es zum einen eine Nebenwirkung der Chemo ist, und zum anderen, Ausdruck ihrer Verzweiflung.
Zitat:
Mach Dir nicht über jede Schwellung Gedanken, nicht jeder schlechte Bluwert gibt uns den Rest und mich selbst interessiert er gar nicht solange meine Ärztin nicht Alarm macht. Und die macht eigentlich nie Alarm, die Ruhe selbst und das tut mir gut.
Das hätte von meiner Mama stammen können. Sie sieht das wohl genauso. Sie hat mich kürzlich mal gefragt, ob ich mir vorstellen kann, dass und wie sehr es ihr weh tut, dass mir u. meinen Kindern ihre Erkrankung soviel Kummer macht. Und ob ich, als Mutter mir vorstellen kann, dass man sein Kind doch immer, egal in welcher Situation, vor allem was traurig macht schützen u. bewahren will. (Klar verstehe ich das!)
Aber umgekehrt - wie sind wir Mütter denn, wenn mit den Kindern was ist. Dann sind wir doch auch immer da und um deren Wohlergehen besorgt. Gehört das nicht zum Erwachsenwerden dazu, dass man auch für die Eltern dasein muss??? Und sie will mich das so wenig lassen im Moment
Zitat:
So wie Gitta bin ich überzeugt, dass wir vieles nicht beeinflussen können. Feier doch schön mit Deinem Sohn und freu Dich dass er da ist. Vergiss mal die Krankeit, Deine Kinder brauchen Dich und Du hast ein Recht jetzt zu leben.
Den Kindern versuch ich soweit wie möglich die gewohnte Normalität zu bieten. Aber meiner Mutter geht es chemobedingt z. Zt. eher schlecht, und sie hat darum gebeten, dass mein Sohn sie morgen früh besuchen kommt, weil sie sich nicht in der Lage fühlt nachmittags zur Geburtstagsparty zu kommen. Er versteht das und sagte:"Ist doch klar Mama, wenn die Oma sich schlecht fühlt bringt das ja nix. Soll sie sich nur für mich zusammenreissen?! Ne, das will ich nicht!" Aus dem Augenwinkel (hatte ihn mit dem Auto von der Schule abgeholt) hab ich gesehen, dass er leise geweint hat. Alles nicht so einfach, aber wem sag ich das. Besser verstehen als hier, könnt das wohl kaum jemand.

Liebe Grüße

Annika
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  #303  
Alt 13.06.2008, 16:37
Mapa Mapa ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Liebe Annika,
mensch, da kommt ja wirklich alles knüppeldick zusammen. Aber reg dich nicht zu sehr auf. Deine Oma bekommen sie bestimmt wieder hin. Die älteren Leute haben ja öfters mal solche Beschwerden und werden gut wieder aufgepäppelt.
Wünsche jetzt erst mal für morgen einen ganz tollen Geburtstag für Deinen Sohn. Aber bei der Supermama wirds schon klappen
Herzliche Grüße
Mapa
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  #304  
Alt 13.06.2008, 17:11
Schrödi Schrödi ist offline
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Beiträge: 18
Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Hallo Ihr Lieben!

Ich habe heut unter 'Kleinzeller mit Hirnmetastasen' schonmal etwas über meine Schwierigkeiten mit meiner Ma geschrieben, denke aber, dass meine Probleme hier besser aufgehoben sind. Es wäre großartig, wenn Ihr dort mal lesen und mir hier antworten könntet. Brauche wirklich Rat.

Lieben Dank!

Anja
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  #305  
Alt 13.06.2008, 21:36
Benutzerbild von annika33
annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Hallo ihr Lieben,


@Anja...
ein liebes Hallo an Dich. Schade, dass der Grund für das Stolpern über diese Seite, immer der Gleiche ist.

Habe soeben in dem anderen Thread Deinen Beitrag gelesen. Wir können uns dann wohl, was den Pessimismus betrifft, die Hand reichen. Da bin ich ähnlich denkend u. eingestellt wie Du. Was den Austausch anbelangt, wenn es speziell um das kleinzellige BC geht, bist Du hier ebenfalls richtig. Wobei man betonen muss, dass im gesamten LK-Forum supernette u. hilfsbereite Menschen unterwegs sind. Und da die Probleme, die man hat, oder die Infos die man sucht, ja nicht immer nur rein medizinisch spezifischer Natur sind, ist der Austausch überall möglich.

Zitat:
So ist meine Ma aktuell z.B. ein unheimliches Biest und kaum zu ertragen.
Ich vermute, dass ich mir z. Zt. sehr gut vorstellen kann, was Du meinst. Meine Mutter ist auch sehr gereizt momentan, und es fällt mir sehr schwer damit richtig umzugehen. Daher ist es natürlich immer schwer selber Ratschläge zu erteilen. Ich zieh z. Zt. öfter mal den Kopf ein und versuch so behutsam wie möglich auf sie einzugehen. Klappt aber nicht immer und wir rasseln auch zusammen. Sie sagt mir immer, es ist für jemanden, der nicht unmittelbar betroffen ist, in keinster Weise nachvollziehbar wie es sich anfühlt in dieser Situation zu stecken. Und daher ist oft auch guter Rat teuer. Was ich sage u. wie ich es sage - vieles ist nicht mehr wie früher - es ist dann einfach nur falsch. Was das offene Reden über die Erkrankung anbelangt, da sind wir schon sehr ehrlich miteinander. Von Anfang an gewesen, sodass da keine Barrikade da war, die man hätte abbauen müssen. Du schreibst Du bist im med. Bereich tätig. Deine Mutter wird sicherlich ahnen, dass Du besser informiert bist, als sie es Dir gern zumuten würde. Ich kenne ja Euer Verhältnis zueinander nicht, wie es vor Bekanntwerden der Erkrankung war. Habt ihr Euch gut verstanden und wart sehr offen miteinander? Eine Mutter-Tochter-Beziehung hält ja allgemein vielen Widrigkeiten stand, und alles ist gut, solang die Mama der Tochter das Köpfchen tätscheln kann. Aber wehe dem, die Dinge laufen aus dem Ruder und man versucht es umgekehrt. Vielleicht ist es das, was sie nicht zulassen kann. Deine Fürsorge, Sorge zu spüren und zu merken, dass Du Angst um sie hast. Darum evtl. auch die Aussage mit den 5,10,15 Jahren. An Deiner Stelle würde ich schon das (sicherlich nicht leichte u. auch schmerzliche) klärende Gespräch suchen. So zu tun als ob, ist für beide Seiten sicherlich auch nicht leichter.

Es ist immer so schwer, gerade wenn man sich zum esten Mal liest, einen guten Rat zu geben. Ich hoffe, Dir ein wenig geholfen haben zu können, und bin mir sicher, dass Dich hier in Kürze noch weitere liebe Menschen an ihren bisherigen Erfahrungen teilhaben lassen, und Dir mit Rat u. Tat zur Seite stehen.

@Mapa...

Du tust mir immer so gut mit Deinem Zuspruch. Dafür danke ich Dir
Mein Papa hat mich vorhin angerufen - meine Oma hat wieder ein Ödem in der Lunge, dass aber wohl in den Griff zu kriegen ist. Die Herzrhytmusstörungen sind medikamentös unterdrückt und das Herz tut wieder so, wie´s soll
Die Geburtstagsvorbereitungen für den Großen laufen (der Backofen bruzelt, Luftballons u. Luftschlangen hängen überall - Nina findet das supertoll und sagt immer:"Ich hab auch Burztag morgen.") Ein ganz klein wenig hoff ich ja noch, dass meine Mama sich doch durchringt zu kommen morgen, sofern es ihr möglich ist. Für eine Überraschung gut ist sie immer

Ich wünsch Dir und Deinem Mann ein friedliches und schönes Wochenende Mapa

Liebe Grüße

Annika
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  #306  
Alt 14.06.2008, 18:19
Schrödi Schrödi ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Liebe Annika!

Du hast mir in der Tat schon eine wenig geholfen. Es tut immer gut zu wissen, dass es Menschen mit ähnlichen Problemen gibt. Du fragtes nach dem Verhältnis zu meiner Ma. Nun ich muß zugeben, es war nicht wirklich gut. Wir haben meist nur irgendwelche Oberflächlichkeiten ausgetauscht. Ihc hab mich auch nie wirklich wohl bei Ihr gefühlt durch diese elende Qualmerei. Seit der Diagnose ist es anders und wir sind uns näher gekommen. Mir gegenüber ist sie auch sehr geschmeidig aber mein Pa kriegts so knüppeldicke, dass mir echt die Tränen kommen. Es ist super geduldig, aber ich denke ich sollte sie mir doch mal zur Seite nehmen. Sicherlich ist sie voller Wut und Angst, aber alles hat Grenzen, denke ich.
Ein offenenes Gespräch über ihre Krankheit scheue ich nach wie vor. Ich habe große Angst, ihr damit die Kraft zu kämpfen zu nehmen. Sie hofft immer noch auf die vermeindlich rettende OP, die bereits abgesagt ist. das zu wissen und nichts zu sagen tut schon weh.
Wird eigentlich nach einer Betrahlung des kopfes nie ein Kontroll-MRT gemacht. Bei meiner ist keins angedacht. Man dagte mir, man warte bis ernaut Symptome auftreten. Ich finds locgisch aber irgendwie auch komisch.

Liebe Grüße!

Anja
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  #307  
Alt 14.06.2008, 19:18
Engel07 Engel07 ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Hallo ihr Lieben,

hab grad die letzten Seiten nochmal gelesen, nd was soll ich sagen, kann man einander besser unterstützen, als es hier passiert? Ihr seid einfach zum und zum auch.

Mit den Launen und teilweise heftigen Aggressionen hatten wir ja bei Papa auch zu kämpfen. Seit die Kopfbestrahlung vorbei ist, bessert es sich langsam. Allerdings gibt es Momente, da will man heulend raus rennen und er merkt es schlichteweg nicht.

Wir haben das bisher so hingenommen und nichts gesagt. Aber neulich kam mein Kleiner und sagte zu mir, dass er Opa beim Ansehen seiner Münzsammlung Gesellschaft leisten wollte und er hätte gesagt "Geh weg". Der Kleine war so traurig und hat gesagt, ob der Opa möchte, dass er jetzt auf der Straße bleiben soll, wenn wir dort sind und ich allein reingehe.

Ich hab das meiner Ma erzählt und sie hat mit ihm geredet. Es ist ihm nicht aufgefallen. Es tat ihm so leid, denn der Kleine ist sein Ein und Alles. Sie hat ihm gesagt, dass es manchmal sehr hart ist, ihn auszuhalten. Er hat das sehr ernst genommen und möchte auch drauf aufmerksam gemacht werden, wenn er gemein ist. Es funktioniert seitdem viel besser.

Ich glaube aber auch, dass es ihn sehr belastet, dass er seinem Enkel nicht mehr so gerecht werden kann, wie früher. Diese eigene Unzufriedenheit schlägt sich dann schnell auf seine Laune, es kriegt ab, wer da ist.

Und was die Krankheit angeht, so mach ich es wie du, liebe Bibi. Ich erzähle unverbindlich aus dem Forum, schreibe Dinge auf (z. Zt. Cremes wg Ausschlag), und es liegt dann bei ihm, es mit seinem Arzt zu besprechen.

Ich knuddel euch alle auf's allerdollste

Liebe Anja,

mein Papa hatte auch Ganzkopfbestrahlung und nach 8 Wochen gibts dann die Kontrolle im MRT, ob sich was getan hat. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass sich die Dinger erstmal leicht vergrößern und dann verschwinden. Ein verlässliches Ergebnis kann man nach ca. 5 Monaten erwarten, so haben die mir das in München Großhadern (CyberKnife-Centrum) erklärt. Dass keine Kontolle stattfinden soll finde ich sehr merkwürdig.

Sei lieb gegrüßt
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Engel

Paps: 07.11.1952 - 11.08.2008
Zweifle nicht am Blau des Himmels,
wenn über Deinem Dach dunkle Wolken stehen.
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  #308  
Alt 15.06.2008, 09:24
Schrödi Schrödi ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Hallo Engel!

Auch an dieser Stelle nochmal ganz lieben Dank für Deine Informationen über das MRT.
Ich werde wohl auch mal mit meiner MA über meinen Pa reden.
Vielleicht ist es ja wie bei Deinem Vater und es ist ihr gar nicht wirklich bewußt, wie sie sich verhält.

Sonnige Grüße!

Anja
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  #309  
Alt 16.06.2008, 12:10
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Liebe Anja,

ein herzliches Willkommen auch von meiner Seite. Ich denke, allein die Erfahrung dass andere in dieser einzigartigen Situation ähnliche Erfahrungen gemacht haben wird Dir Mut und Kraft geben.

Für mich jedenfalls ist es so. Sobald mein Feind einen Namen hat verliert er ein bißchen an Schrecken. Und mir persönlich jagt es oft Angst ein, von Dingen zu lesen, die wir so noch nicht erlebt haben. Auf der anderen Seite aber - und die Erfahrung konnte ich schon machen - kann ich dann, wenn sich die Situation bei mir wiederholt, ruhiger reagieren, besonnener. So zum Beispiel bei Stimmungsschwankungen. Ich denke, nicht alles hängt mit den Nebenwirkungen zusammen. Die Psyche ist sicher ein großer Teil davon. Und manchmal, wenn ich denke ich kann nicht mehr und am liebsten "passend antworten" möchte, dann rufe ich mir vor Augen warum ich eigentlich so dünnhäutig bin. Meist ist es dann die Machtlosigkeit, die Unfähigkeit etwas zu ändern, aufzuhalten, zu beeinflussen. und dann überlege ich wie es sein mag, wenn es der eigene Körper ist. Das hilft mir sehr mit den Schwankungen umzugehen.

Ich selbst bin eigentlich ein sehr aufbrausender und emotionaler Mensch. Meine Mutter hat mich im letzten Jahr gelehrt, mich besser zu kontrollieren. Einmal tief durchzuatmen und zu überlegen was gerade passiert. Ihre Ruhe - die sie nur selten verliert - bewundere ich zutiefst. Oft ist sie für mich nicht nachvollziehbar. Meine Mom sammelt immer ein bißchen und irgendwann, bei einem Gläschen Cognac-Cola (igitt und was für ein Mischungsverhältnis!) und passender Musik weint sie. und so weh, wie das tut, sie weinen zu sehen, so gut tut es mir auch, in genau dem Moment da sein zu können. Und dass sie - zumindest ein bißchen - dann Kraft aus mir ziehen kann.

Ich bewundere meine Mutter und auch viele Betroffene die ich - aus der Ferne - hier kennen lernen durfte. Ich glaube kaum, dass es jemanden gäbe der es an meiner SEite aushalten würde, hätte ich die Diagnose.

Du wirst hier viele verschiedene Umgangsweisen, viele verschiedene Einstellungen, viele verschiedene Verläufe sehen. Ich halte es in dieser Hinsicht wie mein Vater. Er hat damals (eigentlich MEtallica und ACDC Fan) während seiner Erkrankung angefangen, klassische Musik im Abo zu bestellen. Total irritiert las ich dann auf einmal CD Aufschriften wie Chopain, Beethoven...

Ich habe ihn gefragt, ob ich mir nun Sorgen machen sollte über diesen heftigen Wechsel. Er hat mir gesagt, in jeder Musikrichtung gibt es mindestens einen Titel der ihm gefällt und es wäre einfach zu schade, den zu verpassen.

Genauso halte ich es hier. Von fast jedem konnte ich bisher mindestens eine Zeile lesen, die mich nachdenklich gestimmt und mir das ein oder andere Mal geholfen hat, klarer zu sehen.

Ich hoffe, Du kannst hier aus dem Forum ähnlich viel für Dich gewinnen.
__________________
Liebe Grüße - Bibi
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des Herzens
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  #310  
Alt 16.06.2008, 22:03
Engel07 Engel07 ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Liebe Bibi,

einfach toll, wie du die Dinge auf den Punkt bringst.

ich knutsch dich jetzt mal mal ungefragt zu Boden
__________________
Engel

Paps: 07.11.1952 - 11.08.2008
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  #311  
Alt 17.06.2008, 07:50
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annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Zitat:
Ich bewundere meine Mutter und auch viele Betroffene die ich - aus der Ferne - hier kennen lernen durfte. Ich glaube kaum, dass es jemanden gäbe der es an meiner SEite aushalten würde, hätte ich die Diagnose.
Guten Morgen Ihr Lieben, hallo Bibi,

da schreibt man manchmal seine Gedanken nieder, und trifft anderen mitten ins Herz, und ermöglicht eine neue bzw. erweiterte Sichtweise.

Ganz liebe Grüße

Annika
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  #312  
Alt 17.06.2008, 15:28
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Ich danke Euch für die liebevollen Rückmeldungen. Seid so lieb und reicht Sigrid und Steffi die Hand in Gwendas Thread.
__________________
Liebe Grüße - Bibi
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  #313  
Alt 17.06.2008, 22:07
Schrödi Schrödi ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Liebe Bibi!

Auch ich möchte mich natürlich für Deine Antwort bedanken. Du schaffst es, das man Dinge aus anderen Winkeln beleuchtet und vor allem dass man sich gut verstanden fühlt. Man lernt in solchen Zeiten viel über sich selbst, über andere Menschen, entwickelt sich weiter und kann Dinge ertragen, die man nie für möglich gehalten hat. Ich bin zwar von Hause mit einer viel zu großen Portion Pessimissmus gesegnet, aber ich glaube auch, dass alle Dinge, die passieren, für irgendetwas gut sind. So hab ich mich meiner Ma und auch meinem Pa noch nie so verbunden gefühlt wie jetzt. Klar sind die Umstände, die schlechtesten, die man sich vorstellen kann, aber ich bin trotdem dankbar, dass wir diese Gemeinsamkeit, die wir nie hatten, wenn auch nur kurz erleben dürfen.

Liebe Grüße an Dich und alle anderen!

Anja
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  #314  
Alt 18.06.2008, 11:23
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Liebe Anja,

bei meinem letzten Beitrag an Dich bin ich aber irgendwie ein bißchen abgedriftet Ich weiß sehr gut, was Du meinst. Meine Mutter und ich, wir waren schon immer wie Feuer und Wasser. Entweder eine so wundervolle Ergänzung, dass nicht mal ein Blatt sich hätte dazwischen drängen können, oder aber so sehr gegenseitig vernichtend dass wir uns lieber aus dem Weg gegangen sind. Ein Mittelding gab es bei uns nie und dem Temperament nach müssten wie eigentlich die rassigsten Italienerinnen sein. So richtig mit Brüllen und Teller werfen (letzteres verkneifen wir uns aber Gott sei Dank aber vermutlich einfach nur weil s auf die Dauer ziemlich teuer würde. Aber eben auch mit all dem Engagement und der Inbrunst die das alles mit sich bringt.

Im letzten Jahr zu Ostern sagte meine Mutter zu mir es sei ihr zuviel dass ich jeden Sonntag vorbei käme. Sie hätte jetzt eine neue Familie (sie hatte im Dez. geheiratet) und ich würde zuviel von ihr verlangen. Das war - so meine ich - im April.

Im Mai hatte ich dann meine Gebärmutterhals OP, im Juni bekam meine Mutter die Diagnose. Seitdem sind wir unzertrennlich. Und das mit ganz viel Lerneffekten für beide Seiten. Mit vielen offenen Gesprächen, Tränen, Angst, Weinen, Trösten, Schimpfen, Schweigen. Wenn ich in dem ganzen Jahr zusammengenommen an zehn Tagen nicht da war dürfte die Rechnung etwa stimmen. Wenn ich ankündige dass ich vermutlich nur kurz oder gar nicht vorbei komme weil ich etwas vorhabe, fragt sie meist nach ob ich denn kurz auf einen Kaffee???

So gut mir das tut dass sie mich offensichtlich gerne in ihrer Nähe hat, so übt es manchmal natürlich auch einen gewissen Druck aus - und viel Verantwortungsempfinden.

Allein die Zeit die wir bis jetzt hatten würde ich um nicht s in der Welt hergeben wollen. Wir haben viel gelernt in der Zeit, vor allem auch sehr viel schätzen gelernt.

Ich finde es furchtbar makaber, zu wissen dass jemand an ihrem Ast sägt. Aber auf der anderen Seite hatten wir eine Chance -und haben sie genutzt- die viele andere Menschen, die gehen müssen nicht hatten. Wir haben uns alles gesagt. Wirklcih alles. Unsere Gefühle füreinander, worauf wir stolz sind, was wir möchten, wovor wir Angst haben. Es gibt keinen Tag, an dem wir uns im Groll trennen. Aber weil wir alles klären, nciht etwa weil wir alles herunter schlucken. Es gibt einfach nicht das Gefühl das irgendetwas ungesagt ist. Und das tut gut. Uns beiden. Für uns war das sehr, sehr wichtig. Und ich bin froh, dass wir diese Zeit, so für uns und so unsagbar intim, nutzen dürfen.
__________________
Liebe Grüße - Bibi
*********************
Dankbarkeit
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des Herzens
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  #315  
Alt 18.06.2008, 11:29
Mapa Mapa ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Liebe Bibi,
ohne Worte:

Wer hat sich eigentlich über Smilies aufgeregt?
Herzliche Grüße
Mapa
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