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  #391  
Alt 24.02.2004, 00:29
Sara
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Danke für den Brief…

Erst einmal… muss ich sagen, dass ich hier alle Frauen sehr bewundere!!!! Die sich nicht hängen lassen und immer weiter kämpfen. Ich dachte irgendwie, es wäre anders.
Zu trauern wäre anders.
Ich habe mit großem Mitleid immer an die Verstorbenen gedacht, damals als zum Beispiel eine gute Freundin von mir gegangen ist. Da hatte ich tiefes Mitleid…für sie, die sie doch nicht mehr an den Freuden des Lebens teilhaben konnte. Von jetzt, bis auf unabsehbare Zeit.
Aber es ist anders. Ich hätte nicht gedacht, dass es SO ist. Es ist vielmehr ein absolutes Loch nicht für die Menschen die von uns gehen…sondern für die Hinterbliebenen. So eine Leere, die irgendwie abstrus ist. Man denkt sich, welcher Arsch hat sich das ganze hier ausgedacht….?! So, in etwa…
Meine Geschichte ist ähnlich wie bei dir Tabea, und ich drücke dich auch ganz fest! Dich und Toni und all die anderen hier, deren Schicksale uns im Schmerze vereint. Bei meiner Mutter hat es auch mit Brustkrebs angefangen. Und hinterher hieß die Diagnose Lungenkrebs, nicht mehr heilbar. In all diesen Jahren musste ich mich über meine eigene Stärke wundern. Ich war verwundert, wie schnell sich ein Mensch an eine brenzlige Situation „gewöhnt“ und zu einem echten „Fighter“ werden kann. Nichts anderes war ich wohl in den letzten Jahren. Das war sehr hart, und jetzt ist das Gefühl immer noch da. Das Gefühl einfach da „durch“ zu müssen, egal unter welchen Umständen.
Mein Leben war immer so behütet gewesen und so voller Umsicht und Liebe. Ich bin letzten Endes dankbar, eine solch wahnsinnig tolle Frau an meiner Seite gehabt zu haben (Gott, sie fehlt mir so sehr!!!) Die mich zu so einem autonom denkenden Menschen erzogen hat (danke!). Und ich glaube, durch diese harten Zeiten hindurch habe ich einfach gelernt, die wesentlichen Dinge im Leben schätzen zu lernen. Denn, dass Leben ist einfach durch und durch schwer, und nicht fair.
Ich muss immer über so tief schürfende Dinge denken momentan. Über Sinn oder Unsinn…über den Wert meines bisherigen Lebens.
Ich habe das Gefühl, dass ich durch die Krankheit meiner Mom einen wesentlichen Teil meiner alten Persönlichkeit einfach abgestreift habe, oder so. Hört sich vielleicht ziemlich komisch an…, aber so ein Gefühl habe ich. Und auch dafür…bin ich dankbar. Das ich nun irgendwie „klar“ sehe.

Ich wollte damit auch sagen…irgendwie…sie hinterlassen Leere, ja! Aber auch eine neue Sicht auf das Leben. Eine neue Stärke, die man bis dahin nicht, oder kaum gekannt hat.

Manchmal schwanke ich zwischen Zynismus und pessimistischen Gedanken…, aber ich denke…, das ist okay…das ist völlig okay…Viel kraft!
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  #392  
Alt 24.02.2004, 14:49
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Trauernde,

Es tut immer wieder gut auf dieser Seite zu lesen und zu schreiben.
Auch wenn man Freunde und Familie hat, die einen auffangen.
Ich habe seit Mitte Juni 2003, als meine Mutti mit dieser Krankheit begann, alles, wirklich alles gemeinsam mit ihr gemacht, Arztbesuche, ... Zum Schluß habe ich sie auch gewaschen, als sie es selbst nicht mehr konnte. Als sie im Spital lag wollte sie sich nur von mir waschen und cremen lassen, da wächst man so sehr zusammen, das glaubt keiner.
Die eigene Freizeit, tja, die ist seit MItte Juni irgendwo geblieben, jedoch habe ich das alles wirklich gerne für sie gemacht. Wir verbrachten jede freie Minute zusammen, denn ich dachte mir immer, wenn sie einmal nicht mehr ist, kann ich das nie nie nie mehr aufholen und nachholen. Und so ist es auch. Ich bin wirklich froh, dass ich mit ihr alles getan habe und habe auch jetzt kein schlechtes Gewissen, irgendetwas nicht für sie gemacht zu haben.
Verstehen kann ich zwar noch immer nicht, warum, warum sie uns verlassen hat.
Das Leben muß weitergehen, ich konnte mir nie vorstellen, dass es das auch tut, ohne sie, wo sie uns doch so fehlt.
Auch hat mein Leben einen anderen Wert bekommen. Ich genieße einfach die Zeit viel mehr (so gut es eben geht), ärgere mich nicht mehr über so einfach lächerliche Dinge wie früher und weiß es zu schätzen, dass ich gute Freunde habe und meine Familie noch mehr zusammen hält als früher.
Aber trotz alldem, ein großes Loch wird immer bleiben : meine Mutti hinterläßt dieses Riesenloch und ich glaube das wird nie mehr gefüllt werden.
Der Schmerz denke ich wird nie vergehen, so wie es mir im Moment geht.

Liebe Grüße an Euch
Toni
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  #393  
Alt 24.02.2004, 23:46
Sara
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Mütter geben Licht, wenn es finster wird…
Geben Mut, wenn man den Kopf hängen lässt
Sind uns ein Schild, wenn das Leben auf einen eindräscht
Sind weich, wenn alles außen herum hart wird
Geben zuviel, auch wenn sie wenig haben mögen
Spenden ein Nest, das behaglich ist und wärmt
Sind uns ein Trost, wenn alles auseinander fällt
Halten zusammen, was beisammen gehört
Sind uns Zuflucht, wenn die Angst zu groß wird
Streichen einem über dem Kopf, und alles ist gut
Wischen die Tränen aus deinem Gesicht
Und erhellen das Gemüt, auch wenn alles andere erlischt

Du bist so…!


Das Leben erscheint mir trivial und ungerecht, wenn ich an die Jahre zurück denke.
Aber, es erfüllt mich komischerweise auch mit gesundem Optimismus, wenn ich an die Zukunft denke. Denn es ist nicht alles vorbei. Irgendwie wird sie wohl immer ein Teil von mir sein. Ein wesentlicher Schriftzug auf meinem Herzen.

Ich kann sie nicht „hergeben“. Die Erinnerung an sie, bleibt für ewig. Bis ich sie dann eines Tages in nicht allzu weiter Ferne in die Arme schließen kann. Wieso ich daran glaube?
Es sind die besonderen Momente mit ihr gewesen, die mich wissen ließen, dass das nicht alles gewesen sein kann…hier…und jetzt… vielleicht ein Trugschluß…
Aber ich möchte daran glauben.
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  #394  
Alt 25.02.2004, 22:00
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo ihr Lieben,

auch ich glaube, dass Mutti immer bei mir bleiben wird. Bestimmte Redewendungen von ihr gebrauche auch ihr sehr gerne, wie z.B. "Unkraut verdirbt nicht", wenn es ihr mal schlecht ging. So denke ich zur Zeit auch, da es mir nicht gut geht, und höre ihre Worte richtig in meinen Ohren.

Papa und meine Schwester sind heute wieder bei uns auf Besuch gewesen, ich werde es nie verstehen, ein Platz wird immer leer sein und bleiben, ich sehe sie oft einfacht bei der Tür reinkommen und sagen: "so da bin ich wieder". Ach wär das schön sie wieder in die Arme schließen zu können und sagen "alles wird gut". Ich werde das wohl nie verstehen.
Liebe Grüße
Toni
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  #395  
Alt 29.02.2004, 09:26
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Ich musste einfach wieder schreiben sonst wäre ich zerplatzt! Ich könnte schon wieder nur weinen,weinen,weinen. Heute habe ich allein gefrühstückt, so viele Erinnerungen in diesem Haus, sonst haben mama und ichn immer so gemütlich Sontagmorgens zusammen gesessen und gefrühstückt. Nun saß ich allein am Tisch...
Warum kann ich dich nicxht anrufen mama??? Ich frage mich wo der Sinn auf dieser Erde für mich noch liegt, jetzt, wo meine Mami fort ist! Sie war meine Stütze und ich fühle mich-trotz Freunden und Papa-so einsam!!! Mama war meine Hauptfamilie, mit ihr allein lebte ich bisher mein ganzes LEBEN ZUSAMMEN! Wooo bist du????????
Ich fühle mich so kraftlos, es ist gerade drei Monate her... Ich schwanke so sehr, mal denke ich, ich schaffe es, mal,so wie gerade, ich kann einfach nicht mehr!
Es ist so unerträglich, ich habe das Gefühl innerlich zu sterben!!!!!
Wie sieht es bei Euch asu mit Selbsthilfegruppen oder Psychologen??? Habt ihr schonmal daran gedacht??? Die Freundin von Papa riet mir dazzu, sie sagte:Man kann ein Haus allein bauen, aber dafür braucht man ein ganzes Leben, warum also keine Hilfe holen von Leuten, die die SDteine für einen schleppen? Das finde ich einen schönen Vergleich. Wir alle haben viele Steine zu schleppen gerade, wäre es so falsch sich unterstützung zu holen??? Ich habe zwar Angst davor, aber ich glaube man muss sowas aufarbeiten und alein schafft man das nicht, zumindest trägt man es sehr lange mit sich herum (Hasu allein bauen braucht man sein ganzes Leben...). Es geht ja nicht darum,unsere mamis zu vergessen, im Gegenteil, nur darum, leichter mit dem schmerz umgehen zu können, mehr Mut zu fassen, sich alles Erlebte von der seele zu reden und nicht sich zu isolieren und vielleicht verbittert, verschüchtert oder total, pessimistisch zu werden. Ach ja (Seufz), ich weiß doch auch nicht was das Richtige ist, aber ich glaube all die Jahre, die ich das mit Mama durchgestanden habe, da wurde bestimmt auch viel verdrängt, dem selbstschutz zuliebe, aber rumschleppen tut manes trotzdem mit sich und vielleicht wäre es befreiend, sich etwas davon zu lösen, indem man sich damit konfrontiert, was erstmal höllisch schwer sein wird, dann aber vieleicht eine andere Sichtweise ermöglicht und einem mehr Freiheit schenkt!!!
Aber einem fremden sowas erzählen??? Ich weiß gar nichts mehr! Habt ihr schon Erfahrungen? Was meint ihr???
Ich weiß im Moment einfach nicht, ob ich das allein bewältigen kann, wohin mit dem schmert, den schlimmen und schönen Erinnerungen?? Wie alles verpacken???
Oder habt ihr gute ratschläge?
Wäre dankbar für Antwort!
Ich liebe dich so sehr Mama!!!
Drück Euch alle ganz doll!!!
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  #396  
Alt 29.02.2004, 09:44
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Tabea,
auch mir gehts nicht anders, sitze auch allein beim Frühstück, ohne mom. Bin früher immer zu ihr gegangen, sie wohnte im gleichen Haus mit Pape zwei Stöcke höher. Es ist auch für mich unerklärlich, warum sie gegangen ist, wo sie doch soooooooo sehr fehlt.
Ich lese im MOment ein Buch von "Raymond A.Moody, Dianne Arcangel" mit dem Titel "WEiterleben nach dem Tod, Trauer annahmen, Verlust überwinden" von Ro, Ro, Ro - Verlag.
Ich bin zwar noch nicht weit, aber ich hoffe sehr, dass mir dieses Buch ein wenig weiterhilft.
Ich habe ja wirklich gute Freunde und auch mein Paps, meine Schwester und Mein Freund sind jederzeit für mich da, aber ich weiß manchmal auch nicht was ich tun soll mit meinem Schmerz.
Bei einer Selbsthilfegruppe oder Psychologin war ich noch nicht, aber vielleicht kommt das noch, kann Dir daher keine Erfahrungen sagen diesbezüglich.
Ich wenn Dir danach ist eine Psychologin oder Selbsthilfegruppe aufzusuchen, bitte tu es, es ist wirklich keine Schande dort hinzugehen, auch wenn es wildfremde Menschen sind, denen Du dein Leid schilderst. Die sind ja bestens ausgebildet um Dir wirlich zuzuhören und Dir zu helfen.
Wir haben gestern Freunde getroffen, dessen Bruder im Alter von 48 auch an Krebs gestorben ist. Unser Freund sagt sich immer "Es schmerzt der Abschied, man konnte ihm nicht mehr helfen, aber für ihn ist es das Beste, er muß nicht mehr so leiden". Das stimmt zwar und passt auch bei meiner Mom, dass sie nicht mehr leiden muß, aber trotzdem stehe ich oft auf in der Früh und mir laufen schon die Tränen runter.
Liebe Tabea, ich weiß sehr gut wie Du Dich fühlst, in meinem Buch habe ich gelesen, man soll die Trauer rauslassen und nicht unterdrücken, weine, wenn Dir zumute ist, schreie es einfach heraus. Irgendwann soll es einem dann besser gehen. Ich heule auch wenn ich auf der STraße gehe, wenn mir danach ist. Ist ja mir egal, was die anderen denken, nur ich fühle den Schmerz, den sich keiner vorstellen kann.
Ich weiß nicht, ob Dir diese Zeilen ein kleiner Trost sind, wahrscheinlich nicht, aber ich denke an Dich und unsere MOms.
Liebe Grüße
Toni
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  #397  
Alt 29.02.2004, 20:54
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Geteiltes Leid…bedeutet wohl wirklich „halbes“ Leid…
Verstanden zu werden in solch schwierigen Zeiten ist ein Auffangbecken für die eigenen unerklärlichen Gefühle. Für mich ist es momentan so, dass ich es einfach nicht raffe.
Ich bekomme es nicht in meinen Kopf, dass mein irdisches Leben ohne ihren Beistand weiter gehen wird und soll. Sie war das letzte Jahr über kaum zu Hause. War bei ihren Eltern und auch für eine alternative Therapie in Amerika (die nichts gebracht hatte!!!) Und, auch jetzt ist es so, dass ich denke sie wäre im Urlaub. Und sie kommt bald wieder.
Aber wenn man so ganz alleine in seinen vier Wänden sitzt und denkt…“hey…nein…nein….nein…..“ Dann könnte man schreien und einfach weinen ohne ende. Ich schreibe seit Jahren Tagebuch und die Gefühle die in einem hoch kommen.
Die sind einfach so stark und müssen raus.
(Auszug:“ … Das Leben ist eine Theaterbühne. Freud und Leid. Immer wieder…auf und ab. So ein Schmarrn! Ich kann das nicht akzeptieren. Ich kann nicht wahr haben, dass sie weg ist. Für immer weg. Wie soll man das begreifen…wie…23 Jahre lang an meiner Seite…Wie soll man das jemals begreifen können. Innere Verzweiflung und der dringliche Wunsch sie wieder zu sehen ist DAS, was sie hinterlässt. Es ist verdammt leer. Es ist verdammt dunkel. Es ist verdammt beschissen. Wie kann man das nur verstehen. Es geht nicht.
Aber „dem Leben“ interessiert das herzlich wenig…)
Lasst alles heraus, kann ich nur sagen. Und trauert intensiv und ohne Gewissenbisse. Nehmt Hilfe an, wo sie euch geboten wird, und scheut euch nicht einfach Hilfe zu beordern. Denn es ist hart…einfach nur hart. (Ich lese auch sehr viel in der Bibel, die mir Trost spendet.) Man muss versuchen sich einen Sinn zu erschließen im Leben. Warum…, es so übel ist.
Genau, damit man nicht verbittert wird. Denn das wäre zu schade um uns!!!!

Ich möchte euch bitten, es einfach immer raus zu lassen. Und wenn es hier in diesem Forum ist. Einfach niederschreiben, was einen bestürzt…all den Schmerz und die Wut…
Ich habe es jahrelang in mich hineingefressen und kann jetzt endlich über all die Dinge reden, die mich bewegen. Und es befreit immens. Auch in alltäglichen Situationen kann man ja vielleicht versuchen Rituale die man früher mit der Mama gepflegt hatte ein wenig zu umgehen und neu zu gestalten?! Zum Beispiel in einem anderen Zimmer zu frühstücken. Nicht um sie zu vergessen, versteht mich nicht falsch. Sondern um die Leere nicht auf kommen zu lassen. Gott, es ist so hart….verdammt schwer…
Und sie fehlt so sehr.

Aber, wir müssen versuchen, uns das Leben nun neu zu erschließen. Noch einmal anzufangen….irgendwie…

Allerliebste Grüße und kraft und geteilte Tränen!


P.s. ja, es ist wirklich ein Gefühl von „innerlich sterben“…Ein Teil in meinem Herzen ist unwiederbringlich kaputt…
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  #398  
Alt 04.03.2004, 14:44
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

...etwas ordnet sich und versucht sich seinen weg zu bahnen, viele tränen und viele gedanken, viel frische luft und sand zwischen den zehen, türkises wellenbrechen - mamas lieblingsfarbe - tränen und kraft, immer und immer wieder... lange wird es noch dauern, aber mir kamen die gedanken auch an all die, die sie wiederspürt oder sieht oder... bei ihnen ist ... ihre lieben.
ich will hoffen das sie sich dort nun gesund und ganz fühlt und das es gut ist... das ich sie ziehen lassen kann - auch wenn die leere zurückbleibt, spüre ich ihre liebe für den rest meines lebens und auch für alle die da vielleicht noch kommen dürfen... und ich weiss nun: diese liebe kann ich nur "weiter" und nicht "zurück" geben -
ich grüss euch alle ... und danke euch allen für viele gute worte und auch trost in dieser zeit die oft so unwirklich ist.
kado
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  #399  
Alt 07.03.2004, 02:51
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe...Toni...Tabea...all ihr Hinterbliebenen!

Ich erkenne mich so deutlich, wie kaum zuvor…
In all diesen Worten wieder
Und all der Schmerz…all der unsagbare Schmerz kommt augenblicklich hoch und greift nach deinem Halse. Es schnürt einem die Kehle zu. Es wäre verlockend einfach Schluss zu machen. Einfach Schluss zu machen mit dem ewigen „zusammen reißen“. Immer dieses zusammen reißen und das Verdrängen. In einigen schlimmen Augenblicken möchte man die Welt und das Leben verfluchen und alles und Jedem den berühmten Finger zeigen.
„ Welt halt an, lass mich aussteigen“…., aber sie dreht sich noch immer.
Sie hat die Dreistigkeit…sich immer noch zu drehen. Wo doch alles so leer und so von Trauer erfüllt ist. Ob ich verbittert bin? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass in mir etwas kaputt ist. Etwas in mir ist unwiederbringlich ausgelöscht. Das Bild von einem glücklichen Leben ist zerstört. Man hört von Kriegsberichten und Unfällen. Wenn einem „das Leben“ aber dann wirklich das Liebste nimmt, dann…woran sollte man dann Glauben…nicht an Glück.
Ich persönlich glaube nicht mehr an das Glück. Eher versuche ich mir nun mein Glück in kleinen Dingen konsequent zu suchen, damit ich meinen Frieden finden kann.
Meine Mom ist nun einen Monat fort, und was soll ich sagen.
Sie ist immer noch tot….das ist immer noch beschissen.
Ich verdränge am Tage und halte mich mit diversen Beschäftigungen gefühlsmäßig über Wasser. Über Wasser ist wohl passend formuliert, denn die Trauer ersäuft mich noch.
Hab ich gedacht, dass die Zeit der Wut endgültig vorbei ist, so habe ich mich getäuscht. In so einer Zeit täuscht man sich generell und üblicherweise in seinen eigenen Gefühlen.
Habe oft Stimmungsschwankungen, die mich selber schon annerven. Ja, alles nervt, dass ganze Leben nervt. Tagsüber ist es okay, und auch dann, wenn mich viele Menschen umgeben…aber wenn die Nacht hereinbricht und ich mich über das volle Ausmaß im klaren werde…schwappt es über mich hinweg wie eine Woge wirklich Gedanken.
Und wenn ich einmal anfange mich dem weinen hin zu geben…bin ich am Tag danach völlig entkräftet und geplättet. Es ist zum weglaufen.
Aber es gibt auch Tage, wo ich wirklich zuversichtlich bin. Habe ja noch mein Leben vor mir, und irgendwie weiß ich, meine Mutter und ich ….werden uns wieder sehen. Ich versuche mir einen starken Glauben zu entwickeln, indem ich viel in der Bibel lese und bete. Es hilft ungemein und macht mich innerlich friedvoll.
Jedoch wankt mein Herz, wenn ich meinen Vater sehe. Er tut mir so unendlich leid. Und, er leidet so sehr und geht damit anders um als ich. Ich habe Angst, dass er alles in sich hinein frisst und depressiv wird. Männer trauern generell anders…Ich sehe das auch an meinem Bruder. Aber diese ganze Situation ist so…“unwirklich“
Ich begreife es wohl nicht vollends. Es ist, als wäre sie im Urlaub

Nur Abends eilt die Realität (und diese traurigen Bilder) meinen Träumen voraus…


In hope…i cry…

*seidgedrücktIhrTapferenFighter*
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  #400  
Alt 08.03.2004, 18:54
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Can’t take my eyes off of you…

Als ich heute aufwachte…da beklomm mich dieses Gefühl…
Dieses Gefühl, einfach nach ihr rufen zu wollen…“Mama…Mama“
Und zu flüstern…“ Wo bist du…“…wo…
Ich habe mich dabei ertappt, genau DAS getan zu haben. Zu flüstern…“Mama, komm zurück, wir brauchen dich hier.“
Aber es kam keine Antwort. Das Haus still…in sich gekehrt.
Und das Herz voll von tiefem Schmerz
Draußen wunderbares Wetter. Heute.
Aber, die Strahlen erreichen nicht mein Herz.
Es schweigt.
Heute.
Immerfort.
Denn Du bist nicht hier.
Hast es nicht geschafft.

I can’t take my mind off of you

Tag um tag wird es realer.
Ich kann schreien. Ich kann rufen.
Es verraucht im Wind.
Ohne Antwort.
Was ich auch tu,
der Schmerz lässt einem keine Ruh
Doch, du fandst Frieden
Mit diesem Gefühl, lässt es sich schlafen.
Fühle die Verlorenheit,
wie sie meine Gedanken zu erringen sucht.
Aber, du hättest mir in diesen Momenten.
Ja, in genau diesen Momenten über den Kopf gestrichen.
Mich in deine schützenden Arme genommen
Und gesagt:“ Alles wird gut, mein Schatz“
Egal wie viel Kummer, wie viel Leid.
Egal wie viel Schmerz , wie viel Pein.
Habe Vertrauen. Es wir alles gut.
Noch kann ich ihr nicht glauben.
Mein Herz mag es nicht glauben.
Aber vielleicht.
Eines Tages…

„Die Hoffnung stirbt zuletzt!!!!“
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  #401  
Alt 13.03.2004, 14:28
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Mann ist das schwer aufzuschreiben was in einem vorgeht! Ich bewundere euch für eure gefühlvollen Berichte. Mir fehlen irgendwie die Worte.Ihr habt auch eigentlich schon alles gesagt.

Liebe Toni,
meine Mutter ist am selben tag wie eine gestorben und

liebe Conny,
meine Mutter hatte auch Eierstockkrebs.

Wir waren immer optimistisch, weil alle Ärzte uns im unklaren gelassen haben wie es um Mutti steht. Sie hatte fast keine Beschwerden bis ca. 8 Wochen vor ihrem Tod und so hatten wir noch zwei schöne, intensive Jahre zusammen.
Klar dass man sich irgendwie schon "verabschiedet" so innerlich, so insgeheim.
Im Nachhinein bin ich ganz froh, dass wir es nicht besser wussten, meine mutter wäre nicht so tapfer gewesen, glaub ich, die 2 Jahre durchzuhalten.

Zu dir Tabea,
Wahnsinn wie du das alles gepackt hast!! Ich bin "schon" 34 aber kein bissschen tapferer als du. . .

Meine Mutter war übrigens 59 und ich bin wie gesagt 34, keine Kinder und auch keinen Mann (mehr).
Also, lasst mal wieder was von euch lesen!

Fühlt euch gedrückt
Claudia2
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  #402  
Alt 16.03.2004, 09:01
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo Claudia2,
unter anderen Umständen würde ich sagen "schön, von dir zu lesen", aber so bleibt mir nur, dir mein Mitleid zu versichern...
Bei meiner Mami war es es ein wenig anders. Die Ärzte haben uns von Anfang an gesagt, dass sie unheilbar an Krebs erkrankt ist. Ca. 1 Jahr später erfuhren wir, dass sie ihr nach der Diagnose noch ein halbes Jahr gegeben hätten... Trotzdem war sie immer optimistisch. Immer! Hat anderen aus ihrem Bekanntenkreis noch Mut zugesprochen, als die an Krebs erkrankten. Ohne Jammern hat sie die Chemos ertragen und die beiden grossen OP's. Ich wusste aber, dass sie mir nicht alles erzählt hat. Sie wollte nicht, dass wir uns Sorgen machen.
Jedenfalls hat sie (wahrscheinlich wegen ihrem starken Lebenswillen) fast 4 Jahre durchgehalten.
Aber ich wollte dich eigentlich nicht zutexten, sondern dich fragen, wie es dir momentan geht?!? Vielleicht können wir uns ja ein wenig austauschen...

An dich und alle anderen hier im Forum ganz liebe Grüße!
Conny.
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  #403  
Alt 16.03.2004, 16:15
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Conny,

Ich habe wirklich Resepekt vor deiner Mutter weil sie so tapfer gewesen ist! Meine Mutter und ich sind überhaupt nicht so. Meine Mutter hat ihre Krankheit wohl verdrängt, aber das konnte sie ja auch, jeder muss seinen Weg finden mit der Situation umzugehen.

Mir geht es solala. Mal ganz mies mit nur rumheulen und so und manchmal verdräng verdäng..
Ich habe seit dem Tod meiner Mutter selbst nicht mehr soviel angst vor meinem eigenen Tod, bin auch nachlässiger mit mir selbst geworden. Ich habe das Gefühl, dass sie da wo sie jetzt ist auf mich wartet-keine Angst, ich will mich nicht umbringen! Verstehst du das?

Da ich morgens arbeite bin ich sehr abgelenkt, aber sobald ich im Auto sitze ist wieder der Gedanke an meine Mutter da. Ich wohne im Moment bei meinem Vater und so unterstützen wir uns gegenseitig, das tut sehr gut.

Geht dir das auch so, dass du deine Mutter immer vor Augen hast, wie sie gelitten hat, wie sie immer weniger wurde, diese Angst und dieser Schmerz in den Augen ? Das ist eigentlich mein größtes Problem , dass ich diese schlimmen Bilder nicht vergessen kann. Irgendwie krame ich mir die immer wieder ins Bewußtsein-kann man das irgendwann vergessen?

Meien Mutter ist Anfang dieses Jahres gestorben-wie war es denn bei euch?

Würde mich sehr über Antwort freuen

Viele liebe Grüße
Claudia
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  #404  
Alt 17.03.2004, 09:36
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Claudia,
ich dich soo gut verstehen! Die Bilder kommen immer wieder...grausam...kann ich gar nicht beschreiben.
Tagsüber geht es einigermaßen. Arbeiten gehen, mein 7-jähriger Sohn und unser Hausbau-das lenkt ab. Dann reicht aber schon der kleinste Auslöser und die Erinnerungen kommen wieder hoch. Ich ertappe mich auch immer wieder dabei, dass ich immernoch den Glauben habe, dass sie gar nicht weg ist...nur zur Kur, oder so. Habe aber in den Beiträgen gelesen, dass es vielen genauso geht. Hoffe nur, dass es nicht irgendwann mal einen Knall gibt und einem schlagartig bewusst wird, dass sie nicht mehr da ist.
Gestern war ich mit meinem Sohni auf dem Friedhof. Er sagte mir da, dass er seine Omi sehr lieb hat und sie sehr vermisst und dass sie bestimmt im Himmel ist...das war für mich ganz schön hart.
Meine Mami ist am 31.12.03 gestorben.
Warst du dabei, als deine Mutter starb??

Fühl dich ganz lieb gedrückt und meld dich doch bitte mal wieder.
Grüße auch an alle anderen..
Conny
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  #405  
Alt 17.03.2004, 15:40
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Claudia liebe Conny,
war schon lange nicht hier, habe jetzt Eure berichte gelesen.
Auch ich kann sehr gut mitfühlen wie es ist, wenn Mutti immer weniger wird und das Gewicht schon gar nicht mehr zu zählen ist. Zum Schluß hat sich meine Mutti immer gefreut, wenn die Waage mehr gezeigt hat, jedoch hat sie leider nicht mehr ganz mitbekommen, dass es bei ihr das viele Wasser überall war.
Auch ich habe heute wieder so einen Tag, wo mir die letzten Bilder nicht aus dem Kopf gehen, als wir zu Mutti in Spital gefahren sind, und sie auf meine Schwester und mich mit dem Sterben gewartet hat und dann - nach unserem Kommen - etwa 20 Minuten für immer einschlief. Vati war schon vorher viel länger bei ihr und hat ihr immer zugesprochen, dass wir bald kommen.
Wir haben sie gedrückt und uns bedankt für alles was sie für uns getan hat.
Fühlt ihr euch auch so "leer", ich denke schon.
Ich finde das Leben so unfair: Sie hat immer gekämpft und gesagt das schaff ich schon, sie hat es sich bei weitem nicht verdient mit nicht mal 53. Jahren zu sterben.
Übrigens fürchte ich mir vor dem 21.03., das ist ihr Geburtstag.
Würde mich freuen von Euch zu hören, bzw. lesen.
Liebe Grüßen an Euch und alle anderen hier im Forum
Toni
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