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Ich bin so traurig, hilflos, wütend
Liebe Forumsteilnehmer,
ich versuche meine Geschichte, bzw. die Geschichte meiner Mutter kurz zu halten und hoffe das jemand der ähnliche Erfahrungen hat mir einfach etwas beistehen kann. Meine Mutter ist am Sonntag erlöst worden. Vorausgegangen sind meiner Meinung nach drei Jahre des Sterbens. Es begann 2009. Sie fing an Gewicht zu verlieren. Alle Wünsche von meiner Familie und mir sie möge doch einen Arzt aufsuchen wurden abgelehnt (sie hat panische Angst vor Ärzten und hat dies nicht für nötig gehalten). Mein Großvater ist wo sie sehr jung war an einem Hirntumor gestorben, das hat sie sehr traumatisiert. Der Gewichtsverlust wurde so stark das sie seit Weihnachten nicht mehr laufen konnte, mehrfach zusammen brach - aber keinen Arzt wollte. Letzten Sonntag hat mein Vater, der sie die ganze Zeit pflegte, stark bluten aus dem Unterleib im Bad gefunden und endlich den Notarzt gerufen. Zu der Zeit war sie noch bei Bewußtsein, ließ aber alles über sich ergehen. Im Krankenhaus wollte sie nicht, das wir ihre Diagnose erfahren. Nachdem sie bewußtlos wurde hat der Arzt uns das mitgeteilt was ich immer wußte Krebs im Endstadium. Nicht mehr wirklich feststellbar welche Art. Er geht davon aus das sich der Tumor im Beckenraum entwickelt hat (Gebärmutter hatte sie wegen unregelmäßigen Blutungen mit 30 entfernt bekommen), ob nun aus dem gynäkologischen Bereich, oder aus dem Bindegewebe oder von wo anders sei nicht mehr feststellbar. Jendenfalls hatte sie einen riesigen Lebertumor, die Leber zersetzte sich, davon wohl die Entzündung, der Eiter, das Blut und der Geruch. Mir ist das so schlimm, ich fühle mich so schuldig, ich bin ihr so böse. Der Arzt meinte das sie das schon länger gewußt hat. Sie hatte doch bestimmt so Schmerzen und ich konnte einfach nichts gegen ihren Willen zun. Wir waren die letzen Monate so gemein zueinander, weil wir ihr nichts recht machen konnten und das tut mir so leid. Das sie sich nicht von uns verabschieden wollte tut mir so leid. Das sie so leiden mußte bricht mir mein Herz. Das sie einfach weg ist ertrage ich nicht. Es ist einfach zuviel. Das ich jetzt selber Angst habe an Krebs zu erkranken. Ich habe Angst das mein Vater das nicht mehr schaft. Wieso hat sie mir es nicht gesagt? |
#2
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AW: Ich bin so traurig, hilflos, wütend
liebe niddi..
mein herzliches beileid.es tut mir so sehr leid, daß du so schlimmes erleben mußtest. ich kann deine wut sehr gut nachvollziehen. doch ändern kannst du nichts mehr. du wirst mit der zeit lernen, damit umzugehen. deine mutter hat sich für diesen weg entschieden. es war ihre krankheit und sie konnte wahrscheinlich nicht anders. sei ihr nicht böse. jeder hat seine ganz eigene art mit dem krebs umzugehen. mag sein,daß sie es schon selber geahnt hat, aber nicht wahrhaben wollte. meine mami wollte auch nie über die krankheit sprechen. das fiel oft schwer. aber wir kinder haben dies akzeptiert. jetzt kommt erstmal die zeit der trauer.. laß es zu... diese zeit ist wichtig. schreib dir hier, wenn du möchtest, alles von der seele.. es wird dir bestimmt gut tun. ich wünsche dir ganz viel kraft für die kommende schwere zeit. stille grüße von tine
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MISS YOU MAMA 24.02.1944-15.10.2012 |
#3
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AW: Ich bin so traurig, hilflos, wütend
Danke für die lieben Worte von Dir,
ich weiß das sie das alles mehr oder weniger so gewollt hat. Das ich an der Situation auch nichts ändern kann auch. Aber sie so auf der Intensivstation liegen zu sehen röchelnd und schon weit weg bricht mir einfach das Herz. Wie ich sehe musste Deine Mutter auch erst vor kurzer Zeit gehen. Und das sie am Sonntag Geburtstag hatte. Wie hast Du damit umzugehen gelernt? Wie hast Du verzeihen (auch Dir selbst) gelernt? |
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AW: Ich bin so traurig, hilflos, wütend
Hallo Niddi,
tut mir echt Leid für Euch. Wenn diese Krankheit so "plötzlich" über einen hereinbricht meint man wie betäubt zu sein. Habe meine Mutter auch verloren, aber wir konnten reden und uns verabschieden. Deine Mama konnte das nicht, vielleicht weil sie dachte sich und euch zu schützen. Das geht aber nicht. Du musst dir keine Vorwürfe machen dass es manchmal schwierig war- ist doch klar wenn man merkt dass ein Mensch den man liebt immer schwächer wird und sich nicht helfen lassen will/kann. Da ist man mit den Nerven am Ende. Deine Mama wäre bestimmt nicht nachtragend. Sie hat die Qualen hinter sich und du Erinnerungen die du rausholen kannst wann du magst. Du brauchst Zeit. Rede viel über das was dich bedrückt- am besten auch mit der Familie oder Verwandschaft. Mir hilft das immer. Stiller Gruß Carolin |
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AW: Ich bin so traurig, hilflos, wütend
Hallo MissMabel83,
ich fühle mich wie gelähmt. Kann nix Essen, nicht schlafen, nicht denken. Fühle mich so hilflos, wie gelähmt. Mein Vater fing vorhin bitterlich an zu weinen weil er das so schlimm empfand das sie sich nicht von mir verabschiedet hat. Sie hat sich von niemandem verabschiedet. Ich möchte nur noch schreien. Ihr letzter Geburtstag war am 23.12., an dem hat mein Vater solchen Krach provoziert das er abgesagt wurde, Weihnachten und Sylvester waren schon die Hölle für sie. Und die letzten drei Wochen konnte sie nur noch getragen werden. Sie war so sehr abgemagert, so sehr. Die Stationsärztin meinte sie wäre von Kopf bis Fuss verkrebst. Warum hat sie sich das angetan? Es macht mich so traurig wenn ich Eure Erlebnisse lese, sie haben alle gekämpft. Alle. Meine Mutter nicht, sie hat es noch nichtmal versucht. Nichtmal für uns. |
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AW: Ich bin so traurig, hilflos, wütend
Liebe Niddi,
diese Last die deine Mama in sich hatte- ich meine sie konnte nicht darüber reden. Sie hatte vielleicht eine Vermutung und Angst vor der Wahrheit. Das ist eine enorme Belastung. Ich würde nicht sagen sie hat nicht gekämpft. Sie war ganz besonders tapfer. Sie war deine Mama. Dass dein Papa am Boden ist ist doch ganz verständlich. Überall gibt es mal Streit- aber das heißt auch dass man Interesse hat am Anderen. Und Eure Situation war gespannt durch die Ungewissheit. Macht Euch keine Vorwürfe- dass bringt nichts. Es tut sehr weh- weil man erst danach die Zeichen deuten kann. Aber alle machen mal Fehler. Die letzten Wochen meiner Mama- da fallen mir im Nachhinein auch Dinge ein die ich heute als falsch bezeichne. Aber jeder gibt sein bestes- auch Ihr. Deine Mama konnte sich nicht mehr verabschieden weil die Kraft restlos verbraucht war denke ich. Redet miteinander und habt Verständnis. Darf ich fragen wie alt du bist? Lieber Gruß |
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AW: Ich bin so traurig, hilflos, wütend
Mein Herz ist immer noch so schwer.
Mein Kopf fragt sich immer die gleichen Fragen. Auch wenn sie uns und sich das unendliche Leiden ersparen wollte, warum hat sie nicht darüber gesprochen? Warum hat sie alles verharmlost? Warum hat sie sich nicht verabschiedet? Warum wollte sie alleine sein? Warum nur? Meine liebste Mama, sie hat Entscheidungen getroffen, für sich, nicht für mich. Sie war immer die großzügigste, liebevollste Mama und hat ihr Schicksal ganz allein für sich und mit sich ausgemacht. Und ich konnte noch nicht mal ihr in ihrer Angst beistehen oder einfach nur nochmal Danke sagen. Sie fehlt so sehr.
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Marianne, unbeschreiblich vermißt, 23.12.1949-24.02.2013 |
#8
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AW: Ich bin so traurig, hilflos, wütend
liebe niddi..
ich weiß nicht, ob du kinder hast, aber ich schreib dir jetzt als mutter. deine mami wollte dich damit schützen... sie wollte dir das ersparen, daß du dir sorgen machst. sie hat so aus reiner mutterliebe gehandelt. seh es als liebesbeweiß.. auch wenn es dich so zerrüttelt. ich wünsch dir, daß du damit deinen frieden findest und wünsch dir alles erdenklich gute. liebe grüße von tine
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MISS YOU MAMA 24.02.1944-15.10.2012 |
#9
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AW: Ich bin so traurig, hilflos, wütend
Hallo Niddi! Ich kann dich sehr gut verstehen. Mein Papa ist einen Tag vor deiner Mama gegangen. Auch er ist alleine gegangen und hat uns immer nur beschützen wollen und vieles mit sich selbst ausgemacht.
Heute mache ich mir sehr oft Gedanken und grüble nach warum ich ihn nicht angesprochen habe dass er über seine Ängste mit mir reden kann. Es war reiner Selbstschutz von mir und ich wusste ja nicht wie er über den nahen Tod denkt. Ich würde auch alles dafür geben wenn ich nur einmal noch mit meinem Papa reden könnte und ihm für viele Dinge danken könnte! ICh möcht dir sagen dass du nicht alleine bist und dass es glaub ich vielen hinterbliebenen Töchtern, Söhnen, Frauen, Männern,... so geht wie uns! Alles Liebe Nina
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Mein Papa: Kleinzelliges Bronchialkarzinom Diagnose am 21.12.2011 am 23.2.2013 |
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AW: Ich bin so traurig, hilflos, wütend
Liebe N iddi,
auch ich habe vor 7 Wochen meine Mama verloren. Es ist einfach nur schrecklich und unbegreiflich für uns. Über das wikliche Ausmaß der Erkrankung habe ich erst danach erfahren. Meine Mama ist dann auch Ihren letzten Weg alleine gegangen. Das war Ihr ausdrücklicher Wunsch. Ich konnte es zuerst nicht verstehen, wollte mich noch verabschieden, ihr noch so viel sagen, aber sie wollte nicht. Ihr Wunsch war es, dass ich Sie so in Erinnerung behalte, als es ihr noch gut ging. Danach habe ich mich auch ständig gefragt warum nur, war es richtig ihren Wunsch zu akzeptieren. Ich habe lange mit mir gehadert, habe nach Antworten gesucht. Ich weiß nun das meine Mama vor vielen Jahren einen geliebten Menschen an Krebs verloren hat, sie hat diesen Menschen durch die gesamte Krankheit begleitet, bis zum Schluss. Das hat meiner Mama damals das Herz gebrochen und sie hat lange gebraucht um das zu verarbeiten. Ich weiß nun das sie so entschieden hat um mich zu schützen, sie hat es aus Liebe zu mir gemacht. Ich denke Mütter wollen alles Leid von ihren Lieben fernhalten. Sie leiden still vor sich hin, nur um uns nicht zu beunruhigen. Ich wünsche Dir viel Kraft , liebe Grüße sygra |
#11
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AW: Ich bin so traurig, hilflos, wütend
Danke für Eure lieben Worte,
heute ist halt mal wieder ein grauer Tag. Die letzte Zeit ging sonst eigentlich ganz gut. Naja, ganz gut, solange meine Verstand meinen Körper leitet. Liebe sygra, ja, meine Mama hat damals in jungen Jahren meinen Opa auch an Krebs verloren. Er hat sehr lange gelitten. Und es hat ihr auch das Herz gebrochen, sie hatte es nie verarbeitet, hat deshalb auch gesagt, dass sie nie jemandem davon erzählen wird, damit niemand in die Situation von ihr kommen muss. Liebe Tine, Du findest immer so schöne und wahre Worte, deren bin ich mir auch bewußt. Nur der Verstand kann dem Herz nicht immer sagen was es zu tun hat. Nein, leider habe ich noch keine Kinder, trotzdem verstehe ich was Du meinst. Ich hoffe meinen schrecklichen Träume lassen endlich nach, dann geht es mir vielleicht auch besser. Danke an alle IHR tut unglaublich gut. IHR berührt mich.
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Marianne, unbeschreiblich vermißt, 23.12.1949-24.02.2013 |
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AW: Ich bin so traurig, hilflos, wütend
Es ist alles so anders.
Wir waren im Urlaub. Der Abstand tat mir gut. Ich begreife langsam das alles endlich ist, das es für meine Mama der Weg war den sie wollte, ob ich das verstehen kann oder nicht. Es werden auch sehr traurige Tage wieder kommen und ich werde sie immer schmerzlich vermissen, aber es muss alles weitergehen, auch wenn das bedeutet das alles anders werden muss. Dazu fühle ich mich zur Zeit bereit und ich hoffe es bleibt so. Das sage ich so, obwohl mir wieder die Tränen kommen. Zu wissen das sie nicht mehr leiden muss gibt mir Beruhigung. In meinem Herzen ist sie immer und überall dabei und manchmal denke ich, ich kann hören was sie sagen würde.
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Marianne, unbeschreiblich vermißt, 23.12.1949-24.02.2013 |
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AW: Ich bin so traurig, hilflos, wütend
Hallo Niddi !
Einmal möchte ich mich noch kurz bei Dir melden. Seit Monaten läßt mir mein Gewissen keine Ruhe, weil ich damals sooooo...... blöd reagiert habe. Ich möchte nur nochmals bestätigen, daß meine Zeilen mir furchtbar leid tun. Ich verfolge Deinen thread ständig und ich verstehe Dich ! Bitte kannst Du eine Entschuldigung meinerseits annehmen ? Ich war im Unrecht, das weiß ich nun. Ich war so verzweifelt über den Tod von meiner 40- jährigen , geliebten Schwiegertochter und hätte ihr so gerne geholfen, obwohl sie selbst jede Chance wahrgenommen hat, und doch war alles leider umsonst. Sie hatte keine Chance. Bitte verzeih mir, ich wollte Dir wirklich nicht wehtun !!! Es tut mir sooo leid, liebe Grüße von Babsi |
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