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  #436  
Alt 06.07.2006, 14:13
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liebe Anemone,

gönne Dir 'ne riesige Portion Eis, die tut bei dieser Hitze gut.
Ich habe noch welches im Tiefkühler und geniese es auch, wenn ich zu Hause bin.

Ich wünsche Dir viel Spaß bei der morgigen Geburtstagsfeier und beim Verwandtenbesuch, ein schönes WE und keine Unwetter bitte. Da hört man ja manschmal schlimme Sachen. (Bei uns hier im Berliner Raum kommt nie was an) Melde Dich doch dann, wenn Du wieder zurück bist, ja !?!
Und lass das Trauerviech zu Hause, ja !?!

Liebe Grüße
Rowa
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  #437  
Alt 06.07.2006, 14:51
Monika W. Monika W. ist offline
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@ Anemone: gute Fahrt und viel Spaß!

@ Rowa : schön, daß Du heute nicht vor der Arbeit geweint hast. Es wird alles langsam besser. Bei mir war es so, daß ich am Anfang nicht weinen konnte.


Bis dann

Monika
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  #438  
Alt 06.07.2006, 20:07
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Hallo Monika,

habe gerade im anderen Forum geantwortet.

Danke für Deine Worte. In der Tat geht es mir heute recht gut, gestern war es nicht der Fall. Mir wurde frühs Blut abgenommen u. da ich nur noch 52 kg drauf habe, spielte der Kreislauf bei dieser Hitze verrückt. Hatte also nichts mit meiner Trauer zutun, obwohl ich durch dieser so abgenommen habe. Heute ist es anders gewesen, habe mich auch gewundert. Da erkenne ich selbst, dass das Forum hier und auch das andere mir gut tut. Und Ihr alle habt mir dabei geholfen., Danke. Sicher werde ich wieder zurückfallen ins schwarze Loch, aber vielleicht nicht mehr so tief und das rauskriechen fällt mir leichter, ich habe ja Euch.

Ich möchte gern das Foto mit den beiden Fliegern hier einfügen, mal sehen, ob ich das bringe.


Ich habe das ist während der Autofahrt gemacht, ohne zusehen, ob ich richtig ziele.
Könnt Ihr die beiden Flieger erkennen? Es sah in Natura viel beeindruckender aus und für mich war dies wieder ein Zeichen.


Viele Grüße Euch allen, habe mir ein Eis am Stiel gegönnt, mm.... hat geschmeckt.

Rowa
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Geändert von rowa (06.07.2006 um 20:19 Uhr)
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  #439  
Alt 07.07.2006, 02:26
Monika W. Monika W. ist offline
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Hallo Rowa,

so langsam seid Ihr hier alle sehr kreativ mit Euren Fotos!

Bei uns war heute um 21 Uhr zur Abwechslung Oma- Alarm. Meine Mutter stürzte im Garten, zwei Nachbarn kamen sogar herbeigeeilt und wir verarzteten sie. Ihre Nase blutete und ist ganz dick, ihr Handgelenk schmerzte und ihr Knie, und das Blutdruckmeßgerät zeigte über 200! Der Hausarzt meinte, ab ins KH und so fuhr ich mit ihr und dem Krankenwagen ins nächste KH, wo auch schon Hermann 2 mal operiert worden ist. Um 24.00 wurde sie geröntgt und um 1 waren wir fertig, zum Glück konnten wir sie wieder mit heim nehmen. Hat jetzt einen Gipverband am Arm und die Nase ist auch angebrochen, sieht aus, als hätten wir sie verprügelt.
Aber was man ihr nicht nehmen kann, ist ihr Humor. Sie ist 84 und hat heute nacht die ganze Ambulanz- Abteilung erheitert mit ihren Geschichten und Gesängen.
Ihr Blutdruck muß eingestellt werden, aber sie ist ein schlechter Patient und nimmt nie Medis zu sich.

Werde jetzt ins Bett fallen. Bis bald!

PS Habe heute auch ein Himbeereis gegessen.

Monika
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  #440  
Alt 07.07.2006, 08:34
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Petra_S Petra_S ist offline
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Hallo Mädels (auch die Herren seien begrüßt-so vorhanden!), hallo Monika!

Jaja, die Omas! Meine Mutter liegt auch seit unserer Wohnungseinweihungsfeier im Krankenhaus, Herzinfarkt und durch irgendwas ausgelöst, totale Verwirrtheit. Sie hält die ganze Station auf Trapp und bekommt sicher bald den Preis des nervigsten Patienten. Gerade heute bin ich irgendwie total daneben, es geht nun schon 2 Wochen, 2kleine OPs, sie liegt natürlich nun (zum 4 mal verlegt) in dem Bett, in welchem meine Liebster vor 16 Monaten seine letzte Reise angetreten hat ... und ich befürchte, sie bleibt so verwirrt.... Ich kann fast keinen "erwachsenen" Satz mit ihr sprechen. Wieder alles kaputt, ich möchte weglaufen aus meinem Leben, ich habe noch nicht mal die alten Trümmer weggeräumt, wir waren noch nicht mal richtig in unserem neuen zu Hause angekommen ... Wohin sollte ich laufen? Immer nur einen Tag nach dem anderen, mache ich schon viele Jahre, aber mir vergeht die Lust, die Kraft - ich schleppe mich von einer Stunde zur anderen, kraftlos...sinnlos....mutlos... Heute wieder ein Arztgespräch, wieder aufpassen, dass sie nichts vergessen, nachfragen, drängeln, immer aufpassen, dass man ihnen nicht auf den Schlips tritt, wenn man mal Fragen stellt und nicht vor Erfurcht erstarrt ... Ich habe noch so viel privaten Papierkram liegen Steuern, Kindergeld, Bafög und Kram - keine Kraft das anzugehen, gerade so, dass ich meine Arbeit im Büro schaffe.
Diesen Sommer wollte ich mich der Natur zuwenden, innerlich zur Ruhe kommen, die bisherigen unverdauten Stationen in meinem Leben ansehen...mich selber wieder finden...

Liebe Grüße an euch alle! (Gute Besserung meine liebste Freundin , bleib schön auf deinem Sofa und erhole dich von den anstrengenden Tagen und Wochen!)
Petra
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  #441  
Alt 07.07.2006, 12:54
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rowa rowa ist offline
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Hallo alle,

habe heute ein Einladung zur Geb.feier eines ehem. Arbeitskollegen bekommen. Kam alles sehr überraschend. Nun bin ich im Zwiespalt, hingehen oder nicht. Habe ein Teufelchen auf der einen Schulter und ein Engel auf der anderen zusitzen. Und beide streiten: "sie geht hin. sie geht nicht hin".
Und was für eine Rolle habe ich in diesem Spiel, außer abwechselnd nach links oder rechts zuschauen? Irgendwie bin ich nicht in Stimmung, muß auch immer an meinen Ecki (Eckhard) denken. Er hat mich ungern gehen lassen, wollte mich immer bei sich haben. Das soll nicht heißen, dass er wie ein Pascha war, sondern wir waren so verbunden, haben alles geteilt, haben alles gemeinsam gemacht, gelacht, geweint, halt alles. Für ihm habe alles gemacht, er war und ist immer noch meine Liebe. Ich kann mich nicht so einfach amüsieren, das ist nicht fair!
Nun soll ich alleine..... Vielleicht basiert die Einladung auch nur auf Mitleid, ich weiß nicht....

Was mache ich nun????????????????????
Was mache ich mit dem Hund (Yorkshier)?
Rowa

PS: Die Geb.feier wäre schon heute abend.

Geändert von rowa (07.07.2006 um 12:57 Uhr)
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  #442  
Alt 09.07.2006, 10:28
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Petra_S Petra_S ist offline
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Hallo Rowa, guten morgen alle zusammen!
@rowa - wie war es bist du zu dem Geburtstag gegangen? Hast du auf deinen Kopf oder Bauch gehört?
Meine Zeit steht wieder still, Vor 2 Woche noch Einweihungsfeier geplant, jetzt soll ich mir Gedanken um eine Pflegestufe und Pflegeeinrichtung machen. Selbst meine Freundin, die immer zu mir gehalten hat, sie war auch zu der Feier da, kennt meine Mutter schon fast so lange wie mich, sie hat sie im Krankenhaus besucht vor einer Woche. Seit dem habe ich nichts von ihr gehört. Ich glaube, sie hat sich nicht vorstellen können, dass es echt so schlimm ist und nun hat sie gesehen, dass wir schon wieder dran sind und ihr fällt nichts mehr ein. Tja, es ist deprimierend, wenn alle Tröstungsversuche (nach Regen folgt auch wieder die Sonne u.ä.) immer wieder in der Sackgasse landen. Meine Frende haben ein schlechtes Gewissen mir gegenüber, weil es bei ihnen seit Jahren schon "normal" läuft..., natürlich bin ich in so einer Situation nicht so sehr auf Smal talk und das ist über Jahre anstrengend. So, mal sehen wozu ich mich noch aufraffen kann...
LG Petra
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  #443  
Alt 09.07.2006, 19:17
Monika W. Monika W. ist offline
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Hallo Petra,
es tut mir sehr leid, daß es mit Deiner Mutter jetzt so schlimm ist. Meine ist zwar auch verwirrt und redet immer von der Vergangenheit, aber sie kann noch daheim bleiben, weil mein Bruder, der zwar auch geistig etwas behindert ist, im selben Haushalt mit ihr wohnt. Ich bin im selben Haus, aber getrennter Haushalt. Sie sind halt beide meine zusätzlichen " Kinder ". Für den Bruder, der letztes Jahr arbeitslos wurde, habe ich einen Schwerbehindertenausweis besorgt und wir haben erreicht, daß er jetzt mit 55 wegen Erwerbsminderung in Rente gehen darf. Ich bin seine Betreuerin.
Ich denke auch oft, daß ich die A- Karte gezogen habe, aber es hilft alles nichts, wir sind damals wegen den zweien zu meinem Elternhaus gezogen und haben angebaut, nachdem mein Bruder mit 29 an Hirntumor gestorben war. Daß ausgerechnet mein Mann, der immer alles überblickt und geregelt hat, als nächster stirbt, ist eigentlich eine Katastrophe.

Verzweifle nicht, es findet sich für alles eine Lösung für Deine Mutter. Aber natürlich zieht es Dir jetzt wieder den Boden unter den Füßen weg.

Wünsche Dir trotz allem einen guten Sonntag- Abend.

Monika
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  #444  
Alt 09.07.2006, 19:52
SylviaW SylviaW ist offline
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Hallo Petra und Monika,

na, da kann ich mich ja bei euch einreihen.
Als mein Mann damals starb, hatte ich zumindest noch meine Eltern die für mich da waren. Als dann meine Mama starb, habe ich mich natürlich um meinen Vater ( Siefvater ) gekümmert. Er wurde immer ein bißchen mehr verwirrt und langsam mache ich mir echt Sorgen wie das weitergehen soll.
Seit Freitag hat er nun Brechdurchfall, heute war ich mir ihm beim Notdienst.
Mein Wochenende bestand aus Bett überziehen, Wäsche waschen, Tee kochen usw. Versteht mich nicht falsch, ich mach das alles sehr gerne, aber irgendwie bleibe ich auf der Strecke. Jeder sagt ich muß auch mein Leben leben, aber ich kann einfach nicht aus meiner Haut, bin ständig am Kümmern und Rennen. Ich fahre nie in Urlaub aus Angst ihn alleine zu lassen.
Okey, ich übertreibe mit meiner Fürsorge, aber das hat sich alles so still und langsam eingeschlichen und jetzt komme ich da nicht mehr raus.

Und oft denke ich auch daß ich die A-Karte gezogen habe. Mit der Trauer um meinen Mann und meine Mama hätte ich echt schon genug, warum dann noch die Sorge um meinen Vater?


LG
Sylvia
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  #445  
Alt 09.07.2006, 22:53
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Petra_S Petra_S ist offline
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Hallo Ihr Lieben!
Vielen Dankk für eure Worte. Wenn ich das so lese, überlege ich, vielleicht denke ich auch nur so viel, nehme mich zu wichtig ... - Monika, auch Sylvia - ihr macht das einfach so und ich heule hier rum. Wie kommt das nur, dass es in manchen Familien so ein gehäuftes Unglück gibt?
Kann gerade nicht mehr so gut denken, bin ziehmlich fertig - liebe Grüße und "Kraftwünsche" an alle (auch einfühlsame Telefontröster und liebe Freundinnen die mir per PN/ E-Mail zu Hilfe geeilt sind) - es tut gut euch hier zu wissen, danke euch allen!
LG Petra
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  #446  
Alt 10.07.2006, 00:27
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rowa rowa ist offline
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hallo Ihr alle lieben hier,

nun bin ich auch mal wieder online. War am We in unserer kleinen Laube (Garten in Kleingartenanlage), hat mir gut getan. Viele Gartenfreunde (Nachbarn), mit denen ich einen schönen Samstagabend verbringen durfte. Habe nicht mal geweint, das ist schon ein Fortschritt. Es geht mir gut, nur eines hat mich heute tief bewegt, bei uns in Beelitz (Kleinstadt bei Potsdam) wurde am Donnerstag nach der Zeugnisübergabe ein 11jähriger Junge von einem LKW überfahren worden und tödlich verletzt worden. Als ich heute um zum Friedhof gefahren bin, um meinem Ecki zu besuchen, standen da an der Kreuzung viele Plüschtiere und Kerzen. Mir sind die Tränen gekommen. Ich fühle mit den Eltern, was sie jetzt durchmachen mit dem Verlust eines Kindes. Gleich geht es mir schlecht, das zieht mich wieder runter, dabei dachte ich, es geht mir langsam besser. Aber Nix da!

Auch bin ich am Freitag NICHT zu der Geb.feier gegangen bzw. gefahren. Das Teufelchen hat gewonnen, kann mich noch nicht amüsieren. Ich kann es einfach nicht. Ich bin nicht in Stimmung gewesen, ich habe noch kein Leben., was für ein Leben? Ich funktioniere nur: Nur zur Arbeit und nach Hause bzw. vielleicht in Garten und nach Hause., mehr ist nicht drin.

liebe Sylvia, liebe Monika, wenn ich Eure Beiträge lese, denke ich, was beklage ich mich eigentlich, ich hatte ein schönes WE. und ihr dagegen?

Liebe Petra,
hast Du noch Geschwister, mit denen Du Dich beraten kannst? Ich weiss auch nicht, was ich Dir raten soll, ich wünsche Dir jedenfall 'ne Menge Kraft für Deinen Entscheidungen. Du wirst eine Lösung für Deine Mutter finden, ganz bestimmt.

alle hier eine schöne Woche,
für mich ist der morgige Montag wieder ein Tag der schlimmen Erinnerung (immer Montags und der 1. jeden Monats)

Ich schicke Euch allen Stammtisch-Mädels u. auch -Herrn
ganz liebe Grüße
Rowa

PS:nun muß ich schnell schlafen gehen, um 4.30 klingelt der Wecker.
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  #447  
Alt 10.07.2006, 10:45
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AndreaS AndreaS ist offline
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Loslassen oder Saskis Abflug:


Die Nacht war kurz, der Abiball dauerte doch bis in die Morgenstunden und die Zeit würde nun sehr schnell vergehen, es würde nicht viel Muße bleiben an diesem letzten gemeinsamen Tag.

Dennoch versuchten wir alles in Ruhe anzugehen, noch einmal Koffer checken, Listen abhaken, Papiere kontrollieren, für Saski eine letzte Dusche im vertrauten Heim und dann war es schon Zeit, sich von den Geschwistern zu verabschieden.

Jeglicher Geschwisterzwist schien vergessen. Hatte man nicht hin und wieder gehört: Bin ich froh, wenn Du endlich weg bist? Ach tatsächlich? Die Tränen und der Kloß im Hals sprachen heute eine andere Sprache. Letzte Umarmungen, letzte Ermahnungen, letzte gute Wünsche, dann ging es los Richtung Bahnhof.

Micki fuhr uns hin, der Abschied im Halteverbot gnädig kurz.

In der Bahnhofshalle sammelten sich zeitgleich eine Horde französischer Fußballfans und ich war froh, dass meine liebste Schwägerin und ich uns diesen Tag eingeplant hatten, um Saski auf der Zugfahrt zu begleiten. Wäre mir nicht angenehm gewesen, sie alleine dort zu wissen.

Aber auch Saskis Freunde sammelten sich in der Bahnhofshalle, um sie zu verabschieden. Es war rührend zu sehen, wie ungern auch ihre Freunde sie ziehen lassen mussten. Besonders mein „fünftes“ Kind, Saskis Freundin seit nunmehr 9 Jahren, tat sich sehr schwer mit dem Abschied, wohl, weil sie selbst demnächst für einen längeren Auslandaufenthalt weggehen wird und ein Wiedersehen somit für lange Zeit nicht stattfinden wird. Die erste Trennung seit so vielen gemeinsamen Erlebnissen, nach so vielen Jahren.





Dann ging die Fahrt los und im Abteil neben uns die Post ab. Die Franzosen hatten ein ganzes Abteil belagert und begannen die Fahrt erst einmal mit ihrer Hymne und Schlachtrufgesängen für das bevorstehende Fußballspiel in Frankfurt. Es war eine tolle Stimmung, besonders, als dann noch eine Schulklasse dazustieg und kräftig mit deutschen Gesängen dagegenhielt. Es war einfach nur lustig. Die Stimmung war wirklich klasse und offensichtlich gelang dies den französischen Fans ohne jeglichen Alkoholkonsum. Dummerweise mussten wir dieses Abteil passieren, um später zur Toilette zu gelangen und natürlich durften wir das nicht ohne weiteres. Erst mussten wir das Passwort nennen und dabei ließen sie sich auf keine Alternativen oder Halbherzigkeiten ein. Der Code lautete: Allez les bleus – vorher ging nichts. Was ich jedoch wirklich toll fand, ist, dass die „magische Linie zu keinem Zeitpunkt überschritten wurde, es war Spaß ohne Aufdringlichkeit, einfach eine rundum nette Sache, niveauvoller, als ich sie deutschen Fans zum Großteil unterstellen möchte. Mir hat es gestern ganz besonders für diese Fans leid getan, dass ausgerechnet ihr „Held“ sich dermaßen hat verleiten lassen, dermaßen die Kontrolle zu verlieren. Schade, ich habe gestern schon innerlich gerufen: Allez les bleus…

Die Zugfahrt war irgendwie die letzte Galgenfrist. Und irgendwie konnte man uns auch ansehen, dass unser Lachen nicht mehr so ganz ehrlich war. Es fiel mir schwerer, als ich es zugegeben würde.

Blut ist dicker als Wasser? Auch hier gilt wohl wie überall, dass es Ausnahmen gibt. Ohne meine liebe Schwäger-Schwester hätte ich die letzten Monate kaum überstanden. Sie war immer für mich da, ihr ist nichts zu viel, sie steht mir mit einer Selbstverständlichkeit zur Seite, geht tatsächlich mit mir durch Dick und Dünn. So war es für sie auch keine Frage, mich in dieser schweren Stunde nicht alleine zu lassen. „Fahren wir ein wenig Zug, ich hab am Samstag eh nichts besonderes vor“ oder so ähnlich waren wohl ihre Worte. Ja, sie ist immer bei mir, immer für mich da und versteht mich wohl mit sämtlichen meiner Gefühlsschwankungen, Ängste und Nöte wie es außer ihr nur ein einziger Mensch bis dato fähig war. @Ulli : Ich hab Dich lieb

Eisern an meiner Seite: Meine Schwägerin:



Unser Lächeln hat schon Kraft gekostet:



Am Flughafen blieb uns nun nicht mehr viel Zeit. Und ab sofort war ich dann auch nur noch Beobachter, während unser Kind sich unaufhaltsam ihren Weg ins eigene Leben bahnte. Die Gepäckaufgabe, ab sofort, musste sie solche Dinge alleine erledigen.



Eine kurze Galgenfrist bis zur Sicherheitskontrolle. Eine letzte viertel Stunde und der eiserne Wunsch, nicht zu weinen, das Kind nicht zu belasten. Was ein Quatsch! Wie lange kennt sie mich? Als ob sie nach 19 Jahren Zusammenleben nicht wüsste, dass ich heulen würde wie ein Schlosshund. Aber man kann sich’s ja trotzdem mal vornehmen, oder?

Aber was nutzen alle Vorsätze – warum hat man sie überhaupt? – wenn dann auf einmal das Kind, das gehen will, in unseren Armen liegt und weint? Besonders der Abschied von ihrer Tante hat mir fast das Herz rausgerissen, diese innige und lange Umarmung, die nicht nur ihrer Tante alleine, sondern, dessen bin ich mir sicher, stellvertretend ihrem Papa galt.

Und jetzt war der Augenblick gekommen, auf den ich mich seit Oktober vorbereitet hatte. Ich musste loslassen, musste aufhören, sie festzuhalten und zu küssen, musste zurückbleiben nur noch stummer Zuschauer, nur noch Beobachter in einer neuen Lebensphase unseres Kindes. Konnte nur noch hinterhersehen, wie sie abhob, einem neuen Leben entgegen, das ihr hoffentlich viele schöne und glückliche Momente bescheren, wunderbare Erfahrungen bereithalten und sie reifen und wachsen lässt, so wie sie aus den dunklen Stunden unseres Lebens gewachsen ist.



Mittlerweile ist Saskia bereits über eine Woche im Einsatz und sie scheint überglücklich zu sein. Sie schwärmt von ihrem Job, sie schwärmt von den Kindern, über deren Unterschiedlichkeit sie täglich erneut staunt (ja Saski, da kann man auch staunen) schwärmt von ihren Kollegen. Es scheint einfach alles so zu sein, wie sie es sich vorgestellt hat. Keine Sorge, meine Kleine, ich bin auf alles gefasst…

Ok das Trauertier hat sie auch schon befallen. Wundert es mich? Wie war das mit den glücklichen Momenten? Da geht es Hand in Hand mit Dir. Sie erzählte gestern von ihrer ersten „Oscar – Show“ die sie mit den Kleinen eingeübt hatte. Und sie sah ins Publikum, sah die stolzen Eltern, die ihre Mini-Stars beobachteten und fragte sich: Wann wird es euch treffen? Wird es einem von euch auch passieren? Oder dürft ihr zu den Glücklichen gehören, die Mama und Papa behalten dürfen, bis die Zeit zumindest „normal“ für den Abschied ist?

Wie gut, dass es niemand weiß. Wie schön, dass man glückliche Momente erleben darf und sich im Normalfall keine Gedanken machen muss. Wir durften lange Jahre diese Unbeschwertheit auch haben, glückliche Stunden, die heute unser kostbarer Schatz sind, unsere Erinnerungen, die uns niemand mehr nehmen kann.

Ich weiß nicht, ob das schon unter Werbung zählt. Aber hier arbeitet sie, vielleicht hat ja der ein oder andere noch keinen Urlaub gebucht und sucht noch eine nette Kinderanimateurin 

http://lastminute.weit-weg.de/Hotel/...l-Mallorca.cfm

Ach übrigens, mein Stern hat nicht geleuchtet an diesem Tag. Ich glaube, er ist beschäftigt. Er muss auf seine Tochter aufpassen, auf Mallorca. Saski, wenn Du traurig bist, schau in den Himmel, Dein Papa ist immer bei Dir, das weißt Du.

LG
Andrea
__________________
Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες

Geändert von AndreaS (16.03.2007 um 22:25 Uhr)
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  #448  
Alt 10.07.2006, 17:59
hoppit hoppit ist offline
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Mensch Süße,

es stellen sich alle Haare auf. Es gibt Menschen, die können Dinge beschreiben, dass sie völlig bildlich erscheinen. Du gehörst dazu.

Ich drücke dich ganz doll, die "kleine Große" schafft es sicherlich. Und falls du es gar nicht aushälst, kannst du mal hinfliegen.

Denke ganz fest an dich und dein Mann hat ja den Job als ENGEL bekommen,
der passt sicher ganz fest auf.


Alles lIebe seih gedrückt

Deine
Andrea ( hoppit)
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  #449  
Alt 10.07.2006, 19:37
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rowa rowa ist offline
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Hallo liebe Andrea,

Du schildert Deine Erlebnisse so lebendig , dass ich denke ich wäre mir dabei. Danke dass ich an Deinem Familenleben teil haben darf. Du schreibst echt toll. Sei nicht traurig, denn das bin ich schon. Du sagtes mal "immer im Wechsel".
Deine Tochter ist zwar geographisch weit weg, aber nicht unerreichbar und Dank des Technikzeitaltern sogar ganz nah. Und wenn Du es wirklch nicht aushälst, da stimme ich der anderen Andrea auch zu, ab in den Flieger und nix wie hin.

Für's Trösten würde ich keine Goldmedaille bekommen. Habe es aber versucht und drücke Dich auch ganz fest.

Mich hat heute das Trauertier angegriffen, habe es gerade erfolgreich abgeschüttelt und meine Heulattacken in Griff bekommen, denn heute vor 10 Wochen ist es passiert, als mein Schatz aufgehört hat zu atmen. An seinem Grab war es heute besonders schlimm und es waren so viele Leute auf dem Friedhof, dass ich mich beobachtet fühlte, konnte mich meinen Gefühlen nicht hingeben. "Schatz ich liebe Dich mehr als dennje"

Jetzt greift das T-Tier wieder an. Ich renne vor ihm weg und gehe jetzt lieber mit meinem Yorkie Gassi.

Ich wünsche Dir einen schönen Montagabend
und liebe Grüße an alle

Rowa

PS: Liebe Andrea, wie machst Du das mit den Bilder einfügen, und wie bekommst Du sie so klein und im Text eingefügt? Meines ist dagegen riesengroß und ans Ende gesetzt worden.
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  #450  
Alt 12.07.2006, 22:05
Blue Blue ist offline
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Kleine Frage große Wirkung. Du sag, geht es Dir schlechter als vor einem Jahr? Ja, es geht mir schlechter, vielleicht wegen dem gestern. Vielleicht weil alles so endgültig ist, vielleicht weil ich das Gefühl schon so lange vermisse?

Gestern erzählte mir meine Schwägerin, daß Jürgens Bruder im Krankenhaus lag, auf Intensivstation, etwas mit der Bauchspeicheldrüse. Ich war komplett durch den Wind. Hab mir tausend und eine Frage gestellt.

Warum melden sie sich nicht? Das ist doch schon eine besondere Situation. Was mach ich jetzt? Und dann klang mir es noch vom letzten Herbst im Ohr „… wenn es um den Tod ginge, dann würde ich informiert werden ….“ Danke. Also, es geht nicht um den Tod. Und doch kommt jeder Mensch jeden Tag seinem Tod einen Tag näher – aber ja, es geht nicht um den Tod.

Das Ganze hat mir keine Ruhe gelassen und so hab ich mich heute „schlau“ gemacht mit meinen tausend und eine Frage. Was würde jetzt Jürgen machen? Würde er sich schütteln und losrennen? War nicht immer so unser Weg? Und dann das ganze letzte Jahr!?! Wie war das noch mit dem Verzeihen? Obwohl es so weh tut? Muß ich alles einfach hinnehmen, ohne aufbegehren? Darf ich nicht das richtig stellen, was mir am Herzen liegt?

Während der Pflegezeit hörte ich von Jürgens Bruder, daß er das so nicht möchte. Wenn Jürgens Bruder ein Pflegefall wäre, möchte er in ein Pflegeheim. Nach dem Tod von Jürgen hörte ich von ihm, daß er nicht in der Wohnung weiterleben könnte. Ich hab das richtig gestellt. Nein, Jürgen verlangte das nicht von mir. Vielmehr sprachen wir im Januar darüber und Jürgen meinte, ich solle ihn in ein Hospiz geben. Ich gab meinem Jürgen zur Antwort, daß er hier bleiben würde, hier bei mir. Er sagte zu mir, daß ich nicht wüsste wovon ich rede. Nein, ich wusste es nicht – hab es aber trotzdem gemacht. Jürgen war hier bei mir. Nie habe ich so ausschließlich für ihn gelebt. Zum Glück wurde ich von heute auf morgen von meinem Arbeitgeber freigestellt und konnte mein Versprechen halten. Und im zurück schauen war diese Zeit für mich so wichtig. Ich würde es wieder machen. Nur für ihn leben ohne wenn und aber. Die Wohnung hier, in der Jürgen seine letzten Stunden verbrachte, diese Wohnung ist mein Nest, meine Schutzwall gegen den Rest der Welt. Warum sollte ich hier weg?

Beim Heimweg von der Arbeit habe ich einen Kumpel von Jürgens Bruder getroffen und hab dann einfach gefragt. Es ist eine Bauchspeicheldrüsen-Entzündung. Entwarnung? Keine Ahnung. Irgendwelche Aktion von mir? Nein – Pusteblume. An dieses „nie wieder“ werde ich mich halten. Keine Aktion von mir aus, mich einfach wegducken. Offensichtlich wollen die Beiden es so.

Warum geht es mir schlechter als vor einem Jahr? Weil ich immer noch bockig bin, weil ich so viel nicht wirklich möchte? Weil ich mich im Moment ständig und ständig nur im Kreis drehe? Gedanklich neue Päckchen schnüre- und doch nicht wirklich weiterkomme?

Die Frage meiner Kollegin heute. Wann ist ihr Mann gestorben? Ja, es ist schon vorbei, die von außen betrachteten „schweren“ Tage sind schon vorbei. Als sie hörte, daß es „schon“ einen Monat vorbei ist, daß ich gerade den Tag der Diagnosestellung hinter mich gebracht habe, war nur Schweigen. Tat es ihr leid, daß sie nicht daran gedacht hat? Das es dieses Jahr von außen gesehen ein ganz „normaler“ Tag war. Und ja, doch, es hat mich schon gekränkt, daß keiner bei der Arbeit daran gedacht hat, ja, es hat mich sehr gekränkt.

Sie erzählte mir später, daß bei der Trauerfeier schön warm war, die Sonne hat ihr ins Gesicht gelacht.. Ich habe andere Erinnerungen, ich hatte eine Strickjacke über dem Pulli und mir war nicht warm. Erinnerungen … Den Rums in der Kirche, als ein Kranz nach unten krachte. (ich bin fest überzeugt, Jürgen wollte daß ich tief Luft hole und damit keinen Grund zum tratschen gebe – daher der Rums) Die Worte des Pfarrer (Finis vitae, non amoris) und dabei hatte ich ihm nicht wirklich viel erzählt. Der lange Weg zum Friedhof hinter der Urne – so ein langer Weg. Wie ich die rosa Rosen auf die Urne knallte … Dann sein Name auf seinem Kreuz....

Furchtbar schlechte Stimmung bei der Arbeit und mal wieder kommen die Gedanken. Ich hätte nicht zurückgehen sollen, hätte mir doch besser etwas Neues gesucht. Ich bin den bequemen Weg gegangen und auch das muß ich aushalten … oder ändern.

Wenn Jürgen jetzt noch bei mir wäre, würde er ganz sicher sagen, ja, mach doch. Kündige und such dir was Neues. Tja, Herzele, so einfach ist das nicht mehr, ich muß irgendwie das Geld fürs Leben verdienen und offensichtlich ist auch der Weg recht mühsam.

Ja, ich hab ein oder zwei Schlückchen getrunken – eine Alternative wären Jürgens Tavor gewesen, die ich immer noch habe. Dann lieber en Schlückchen zuviel. Und ja, morgen ist ein neuer Tag, vielleicht ist es dann wieder besser ….

Bruni
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