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  #466  
Alt 31.03.2004, 10:39
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo, ihr Lieben!

Heute ist der 31. und somit ist es jetzt genau 3 Monate her das meine Mami gestorben ist. Für sie und für euch alle hier im Forum, die unser Schicksal teilen, habe ich mal ein Gedicht:
Nicht alle Schmerzen sind heilbar

Nicht alle Schmerzen sind heilbar,
denn manche schleichen
sich tiefer und tiefer ins Herz hinein,
und während Tage und Jahre verstreichen,
werden sie Stein.
Du sprichst und lachst, wie wenn nichts wäre,
sie scheinen zerronnen wie Schaum.
Doch du spürst ihre lastende Schwere
bis in den Traum.
Der Frühling kommt wieder mit Wärme und Helle,
die Welt wird ein Blütenmeer.
Aber in meinem Herzen ist eine Stelle,
da blüht nichts mehr.
(Ricarda Huch)

In diesem Sinne...drücke ich euch alle.
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  #467  
Alt 31.03.2004, 22:13
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo ihr, die gerade hier schreiben und lesen!

"Nicht alle Schmerzen sind heilbar" ja :-(
ich war lange nicht hier bzw. hab nur gelesen.
Meine Mutti ist vor über 1 1/2 Jahren gestorben.
Der Winter ist vorbei, der Frühling schickt zum 2. Mal
seine wärmenden Sonnenstrahlen.
"....aber in meinem Herzen ist eine Stelle....."
die tut noch immer so weh.
Manchmal frage ich mich, warum es so sehr weh tut,
der Tod gehört zum Leben und so viele Menschen,
so viele werden damit früher oder später konfrontiert,
sei es als Kind, wenn das geliebte Haustier stirbt,
später, wenn Oma oder Opa sterben, wenn man jemanden
z. B. durch einen Unfall verliert und und und

Warum liest man immer wieder von den gleichen
Empfindungen, von dem großen Schmerz.
Ist es außer dem frühen Tod auch der Leidensweg,
den unsere Muttis,Vatis, unsere Lieben zum Schluß gehen mußten.
Ist es die Sehnsucht nach ihnen....
Als ich am Wochenende zu Hause bei meinem Papa war,
als wir im Garten waren, da hatte ich die Bilder
der letzten Jahre plötzlich vor Augen
(wie in einem Film, wenn eine Rückblende gezeigt wird)
die lustigen Grillabende, Kaffeetrinken unter den
Bäumen in unserer Lieblingsecke und ..... dann
plötzlich, ein Lidschlag und du stehst da, blickst
um dich und nur noch das Zwitschern der Vögel,
keine Stimmen, kein Lachen.

Ich möchte endlich zur Ruhe kommen, mit dem was
Geschehen ist, leben können.
Von einigen lese ich hier im Forum nichts mehr,
ob das der Weg ist, die Gedanken zur Ruhe kommen
lassen?
Wenn das mal so einfach wäre.

Liebe Grüße an EUCH ALLE !

Sandra
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  #468  
Alt 31.03.2004, 22:29
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Sandra,

im letzten Jahr (im Januar) starb auch meine Ma und ich habe lange Zeit danach noch hier im Forum unter dem Thread "Engel" gepostet und sehr oft auch bei Euch "mitgelesen"....
Der Schmerz ist irgendwie bei allen gleich, er zerreisst einen manchmal und manchmal ist er einfach ein komisches Gefühl der Leere irgendwo da, wo vorher fröhliche Gedanken waren...

Auch ich möchte endlich mal wieder so "normal" leben wie vor dem Krebs, aber ich befürchte, es geht nicht mehr... Alles ist anders, die Freunde sind teilweise nicht mehr die gleichen, und auch die eigenen Ansichten und Vorstellungen vom Leben haben sich total geändert. Manchmal merke ich, wie sehr ich mich dem Verhalten meiner Ma anpasse, einfach, weil ich stolz auf sie bin und sie immer noch sehr lieb habe...

Irgendwann habe ich auch aufgehört, hier zu schreiben, weil ich mich einfach nicht mehr so ganz damit identifizieren kann oder auch will. Ich will nicht mehr "Hinterbliebene" sein, ich will mein "neues" Leben irgendwie hinkriegen und nicht immer nur an die schlimme Zeit der Erkrankung denken müssen. Nicht immer an den erbärmlichen Schmerz erinnert werden müssen. Geht`s Dir auch so?

Trotzdem schaue ich hier ab und zu rein und manchmal freue ich mich darüber, daß auch andere diese Möglichkeit der Trauerarbeit nutzen und drauf losschreiben...

Macht weiter so!!

Liebe Grüsse an Dich, Sandra und an alle anderen hier viel, viel Kraft zum Durchhalten!!

Sandra
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  #469  
Alt 02.04.2004, 23:34
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Sandra und die anderen,
dieser Wunsch endlich wieder "normal" zu leben ist auch bei mir sooo groß!
Leider kann man sich so einen Wunsch nur erfüllen, wenn Dinge passiert sind,
die wortwörtlich heilen können, ein gebrochener Arm ?
Den hatte ich mal als Kind und ach, wie groß war der Schmerz damals,
aber nach ein paar Monaten flitzte ich wieder rum, als wenn nie was passiert war.

Einen Menschen zu verlieren, dieses Geschehnis verlangt soviel von einem ab.
Es verändert alles.
Es ist keine schwere Aufgabe, die man erfüllt und danach stolz der nächsten entgegensieht.
Für mich ist es die kraftzehrendste Aufgabe meines bisherigen Lebens gewesen.

Nichts ist mehr, wie es vorher war und leider, liebe Sandra, wenn man gerade an einem Punkt ist,
wo man mal garnicht an die Momente denkt, die man da erlebt hat,
plötzlich holt einen alles wieder ein.
Ich hoffe einfach, daß ich immer weniger sofort "einen Kloß im Hals bekomme" oder weinen muß.
Als ich vor paar Wochen im Kino war, ich weiß nicht mehr, welchen Film ich gesehen hab,
da sagte jemand im Film, meine Mutter ist an Krebs gestorben, und ich saß da in meinem Kinosessel und mußte schlucken
und die Tränen kullerten.

Es ist halt so, es geht uns allen so oder ähnlich, diese Sehnsucht,
der leere Platz am Tisch, die Erinnerungen, man muß lernen damit zu leben.

Trauerarbeit, ja Sandra, das Schreiben hier gehört dazu.

Manchmal denke ich, was wird wohl aus diesen vielen Briefen hier?
Wird es in 5 Jahren diesen Thread noch geben ?
Wenn ein Wundermittel gegen Krebs entdeckt werden würde vielleicht nicht,
ich wünschte es so sehr.
Ich hab schon viel davon gelesen, daß Stress eine Ursache sein kann oder Sonne bei Hautkrebs,
auch falsche Ernährung.
Krankheiten haben immer eine Ursache, aber für viele gibt es ein Heilmittel.

Ich wünschte, meine Mutti hätte eine 2. Chance bekommen!
Sie war wie sooo viele Muttis eine der liebsten Mensche, die ich kenne.

Ich wünschte, ich könnte Euch, die erst vor kurzem ihre Mutti oder eine Person aus Eurer Familie verloren haben schreiben,
wie der Schmerz erträglicher wird.

Ich kann nur eins schreiben, denkt in jeder Minute, wo der Schmerz
oder die Traurigkeit
mal nicht so stark ist an Euch !
Mein, Euer Leben ist nicht unendlich und wenn wir mal Muttis sind, Omas,
zurückblicken, dann möchte ich nicht oft sagen wollen "hätt ich doch".

Der Frühling hat diese Woche zum 2. Mal seine warmen Strahlen geschickt.
Gestern bin ich meine erste große Runde geradelt.
Heute bin ich das 1. Mal dieses Jahr mit meinen Inlinern durch die Gegend gedüst.
Morgen will ich........mal schauen....wieder was für mich tun,
auch wenn es nur ne ganz kleine Sache ist.
So hoffe ich, daß mich die Trauer nicht ganz aufknabbert.

Ich wünsche Euch, die erst vor kurzem ihre Mutti verloren haben,
Kraft, das alles zu überstehen.
Alle anderen stillen Mitleser grüß ich ganz lieb !

Liebe Grüße an alle im Forum !

Sandra(h)
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  #470  
Alt 03.04.2004, 19:35
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo ihr alle zusammen

Ich habe still und heimlich seid Januar diesen Jahres im Forum Hirnmetatasen gelesen. Meine Mutti bekam voriges jahr im März die Diaknose Darmkrebs bei einer vorsorgeuntersuchung. Sie wurde Operiert und bekam danach eine chemo. Im November wurde sie als geheilt gesund geschrieben. Im Dezember bekam sie schreckliche schmerzen in der rechten Hüfte .Daraufhin bekam sie die Diaknose Metastasen in der Hüftpfanne und bestrahlung. Danach ging alles sehr schnell es kamen Metastasen in den Hirnhäuten dazu und die Ärztin sagte mir am 16.03. das sie nicht mehr lange zu leben hätte als wäre es das normalste von der Welt. Nach sehr grossen qualen ist sie am 31.03. eingeschlafen. Für mich bricht einfach eine Welt zusammen und man weiß überhaupt nicht wie man das nur überstehen soll es ist alles so schrecklich leer. Ich kann nicht denken nicht handeln die geanze Welt steht einfach nur still und es tut unentlich weh. ich weiß nicht wie das schaffen soll und habe nur einen gedanken und der ist es ist alles vorbei ich kann nie wieder mit ihr reden ,lachen,usw.
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  #471  
Alt 03.04.2004, 20:46
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Ich hoffe das ihr mir mal eine Antwort schreiben werdet da ich im Moment nur sehr traurig und allein bin so einen schmerz kann man nicht beschreiben und bei euch fühlt man sich verstanden und geborgen da ihr alle wisst was man in dieser Situation durchmacht.

seid im voraus ganz lieb
gedrückt und gegrüßt
Annett
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  #472  
Alt 03.04.2004, 22:30
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

liebe annett,
mit sicherheit werden dich hier menschen in ihrem kreis aufnehmen, die dich verstehen, weil sie den gleichen schmerz ertragen müssen wie du.

alle guten worte kommen dir so leer vor, sie bingen dir den geliebten menschen nicht wieder, auch ich weiß noch nicht, ob jemals etwas helfen wird, denn bis jetzt ist der schmerz nicht weniger geworden, obwohl es jetzt schon 4 monate vergangen sind, als meine mum gestorben ist. für mich sind es lange 4 monate, in denen ich sie nicht sehen, sprechen, in den arm nehmen, oder mit ihr lachen konnte.

ich suche mir immer wieder wege mich mitzuteilen, an manchen tagen hilft es, an anderen tagen versuche ich zu funktionieren.

tja du siehst, viel kann ich dir auch nicht schreiben , ich kann dir nur sagen, dass ich deinen schmerz nur zu gut verstehen kann, es tut höllisch weh.

einen rat will ich dir doch mitgeben, verstelle dich nicht, nicht für andere, weil du meinst, sie erwarten jetzt von dir, dass du stark bist, in deiner situation brauchst du nicht stark sein, mache das was geht und verbiege dich nicht um erwartungen zu erfüllen.

eine ganz liebe umarmung
gast
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  #473  
Alt 03.04.2004, 22:46
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Lieber Gast
Danke für Deine lieben Worte. Ich kann mich nicht verstellen für nichts und niemanden weil der Schmerz einfach zu gross ist und ich nur am heulen.
Ich versuche einfach nur über den Tag zu kommen, etwas anderes geht im moment noch garnicht sie war so ziemlich der wichtigste mensch in meinem leben

Annett
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  #474  
Alt 03.04.2004, 23:27
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

liebe annett,

ich kann dich wirklich nur zu gut verstehen, auch meine mum war für mich der wichtigste mensch. mein paps ist weinige jahre vor ihr gestorben, in dieser zeit waren wir ganz nah zusammen in unserem schmerz. die zeit hat nicht gereicht, um ihre tränen zu trocknen, bis sie dann krank wurde.

obwohl sie sich mit ihrer ganzen kraft gegen ihre krankheit gestämmt hat, hat sie diesen unfairen kampf verloren und ich zweifeil heute daran, dass sie jemals wirklich eine chance hatte. ich war jeden tag bei ihr und konnte ihr nicht helfen, diese furchtbaren bilder ihrer krankheit verfolgen mich tag und nacht. ihr liebes gesicht, aus dem so viel verzweifelung sprach und ich konnte ihr einfach nicht helfen.............

liebe annett, ich kann dir wirklich nur das gefühl geben, dass du mit deinem schmerz nicht alleine bist
und dich nochmals in gedanken ganz lieb drücken

gast
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  #475  
Alt 04.04.2004, 10:51
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Lieber Gast

Auch ich kenne diese Bilder,wenn sie in ihrem Bett lag und alles Medizinische über sich ergehen lies. Hinterher ging es ihr schlechter als zuvor ,aber sie wollte einfach überleben. Ich konnte nur jeden Tag daneben stehen und versuchen sie zu trösten. Aber ihr Leid und ihren Schmerz konnte ich ihr nicht nehmen und auch nicht lindern. Da liegt ein dir ganz lieber Mensch und kann weder essen noch trinken ,weil er alles gleich wieder erbricht und versucht trotzdem etwas runter zu bekommen weil er für dich stark sein möchte und du kannst nichts tun. Dazu kammen immer wieder meine Gedanken ob ich ihr ihren Frieden gönen soll oder lieber hoffen das es weiter geht weil ich mir nicht vorstellen konnte ohne sie auch nur einen Tag zu verbringen. Ich weiß das es egoistisch klingt aber man hat soviele Gedanken und weiß nicht ob sie richtig oder falsch sind. In 3 Wochen hat sie 20 kilo abgenommen und es war so schrecklich mit anzusehen wie meine über alles geliebte Mutti auf Raten gestorben ist


ich drücke dich auch
ganz lieb und danke dir
für deine Worte
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  #476  
Alt 04.04.2004, 12:56
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Annett,
auch ich habe meine Mutter vor zwei Monaten durch Krebs verloren und weiss, wie schwer es ist, als Angehöriger damit umzugehen. Ich glaube, dass es in jedem Alter schmerzhaft ist, wenn man die Mutter verliert, egal ob sie jünger oder bereits älter ist. In manchen Stunden hilft mir der Gedanke, dass es "normal" ist, dass die Mutter vor einem selbst geht, denn der Umkehrschluss wäre, dass man vor seiner Mutter sterben müsste, und dann würde die Mutter einem in das Grab sehen müssen, was sicherlich ganz fürchterlich für jede Mutter ist. Ausserdem ist es doch so, dass jede Mutter will, dass es Ihrem Kind gut geht. Es wäre keiner Mutter recht, wenn Sie wüsste, dass ihr Kind so sehr trauert, dass es den Lebensmut verliert. Es hilft mir auch, dass ich mir sage, dass wir alle nur eine begrenzte Zeit auf Erden leben werden und nicht wissen, wann und wie wir selbst einmal sterben werden. Wer wird dann um uns weinen?
Es ist einfach der biologische Ablauf, dass wir alle nicht
ewig leben können. Leider bin ich auch nicht immer so gefasst und weine viel momentan. Jedoch finde ich es ganz normal, dass jeder, der so etwas durchmachen muss, die nächsten Jahre lernen muss, mit dem Verlust umzugehen, sprich, Trauerarbeit zu leisten.
Ich wünsche Dir, mir, und allen anderen, die diese Trauerarbeit leisten müssen, dass wir emotional gefestigter und charakterlich gestärkt nach dieser Zeit sind.
Viele liebe Grüsse
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  #477  
Alt 04.04.2004, 13:20
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Johanna
Danke für Deine lieben Zeilen. Es tut weh zu lesen wie viele doch dieses Schicksal durchleiden müssen. Sicher hätte meine Mum nicht gewollt das ich vor ihr gehen muss, aber im moment ist alles nur grau und dunkel und ich habe Angst das es noch schlimmer wird. Sie war so ein lieber Mensch und war immer da egal worum es ging ,und wenn es nur ihr dasein und die gabe des zuhörens war. Die gewissheit das alles nie wieder so sein kann wie davor ,nicht mit ihr reden zu können sie nicht einfach anrufen zu können wenn einem danach ist. Dann sage ich mir immer ich müsste vernünftiger sein da ich schon34 bin und selber schon Kinder habe aber der Schmerz tut einfach zu weh

Sei lieb gegrüßt Annett
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  #478  
Alt 04.04.2004, 16:38
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo,
gestern vor zwei Jahren ist meine Mama gestorben.
Wir sind katholisch und leben in Süddeutschland, und da ist es Sitte, daß an jedem Sonntag der Verstorbenen der Vorwoche gedacht wird. "Jahresgedächtnis" wird das genannt. Also es wird an die gedacht, die in den Jahren zuvor in dieser Woche gestorben sind (ich hoffe, das kapiert jemand, aber ich bin gerade so aufgeregt, daß ich es nicht besser beschreiben kann).
Heute war also das Jahresgedächtnis für meine Mutter, und obwohl ich keine eifrige Kirchgängerin bin, dachte ich, ich gehe ihr zu Ehren da hin.
Da traf ich auch ein paar Freundinnen von meiner Mama, die auch extra wegen ihr da hingegangen sind.
Ich habe mich extra ganz hinten in die Ecke gesetzt, damit mich nur ja niemand sieht und anspricht und von wo ich schnell verschwinden kann, wenn es mir zu viel wird. Ich hatte schon die Möglichkeit in Betracht gezogen, daß ich heulen muß.
Als dann aber noch vor dem Beginn des Gottesdienstes (der im übrigen ein ganz normaler Gottesdienst war, also nicht nur wegen meiner Mama)eine Freundin von ihr zu mir kam und ganz nett war und meinte, es sei aber schön, daß ich da sei, da mußte ich so dermaßen heulen, daß ich die Kirche verlassen mußte.
Die Leute, die neben mir saßen, haben mir ganz bestürzt hinterhergeguckt.
Mir war das so peinlich, daß die mich alle haben heulen sehen,
daß ich mich nicht beherrschen konnte, daß ich es nicht schaffe, mich "normal" zu verhalten.

Überhaupt, ich könnte manchmal so kotzen über das alles (sorry...).
Neulich hatte ich befürchtet, schwanger zu sein, was eigentlich nicht sein konnte, aber es verlief eben nicht alles so pünktlich wie sonst, und wer weiß schon, wie so eine Pille genau funktioniert?
Eine Schwangerschaft wäre im Moment gar nicht gut, denn ich stehe ganz am Anfang des Arbeitslebens und möchte auch jetzt mich erstmal um mich selbst kümmern und nicht noch um so einen Wurm.
Und wer hätte mich am besten beruhigen können, von wem hätte ich mich beruhigen lassen? Nur von meiner Mutter. Und die ist weg.
Da bin ich mir vielleicht allein vorgekommen!

Im Moment ist außerdem noch abzuwarten, ob ich wirklich meinem Traumberuf werde nachgehen können oder ob mir der Sch...krebs auch da einen Strich durch die Rechnung macht.
Ich habe Jura studiert. Kurz vor meinem ersten Staatsexamen ist meine Mutter wiederholt an Brustkrebs erkrankt. Nach elfjähriger "Krebspause" war der Schreck darüber immens.
Mein Referendariat, was sich an das erste Examen anschloß, war geprägt von Angst, Mitleiden und auch schon Trauer.
Ein halbes Jahr nachdem wir erfahren hatten, daß die Leber voller Metastasen ist, mußte ich mein zweites Examen schreiben, verschieben ging nicht. Und selbst wenn, auf wann?
Da bin ich dann durchgefallen, was mich nicht großartig gewundert hat.
Ein halbes Jahr nach ihrem Tod bin ich dann zum 2. Mal angetreten. Da hatte ich mich ziemlich damit verschätzt, was ich in dieser Situation alles zu leisten in der Lage bin. Also zum 2. Mal durchgefallen.
Das letzte Jahr nun war ich wieder relativ stabil und unglaublich fleißig. Ich hab gelernt wie eine Blöde, weil ich es unbedingt schaffen wollte.
Ende November 2003 waren dann die Prüfungen. Ob ich bestanden habe, erfahre ich in 2 Wochen.
Die Spannung ist groß. Ich hoffe, daß ich es in relativ kurzer Vorbereitungszeit geschafft habe, meine Lücken zu schließen.

Ich habe absolut keine Lust, daß mir durch den Krebs noch mehr genommen wird als eh schon. Wenn ich es jetzt nicht bestehe, kann ich mir einen anderen Job suchen, und mein Leben wird noch mal umgekrempelt.
Ich habe diese Umkrempelei satt.

So, nun ist es alles raus. War zwar lang, aber ich mußte mal Luft ablassen.

Mia
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  #479  
Alt 04.04.2004, 17:19
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo Mia,

puh, das was Du schreibst, hätte auch irgendwie von mir sein können (oder wahrscheinlich auch von ganz vielen anderen, deren Leben vom krebs irgendwie durcheinander gebracht wurde). Das mit dem Normalsein, ich glaube, das können wir uns irgendwie abschreiben, denn der Krebs ist immer in unseren Köpfen und hat aus uns eben "andere" Menschen gemacht. Menschen, die miterleben mussten, wie jemand gegen diese Krankheit ankämpfte und verlor, Menschen, die wissen, wie schnell das Leben vorbei sein kann und Menschen, für die es zur Zeit einfach nur wichtig ist, den eigenen Weg durchs Leben zu finden...
Ist nicht einfach, ich steck auch gerade mittendrin und Deine Probleme mit dem Studium kann ich so gut nachvollziehen. Ich hatte im vorletzten Jahr einfach das letzte Semester vor dem Diplom "hingeschmissen", um für meine Mutter da zu sein.
Von den Profs war alles "bewilligt", da hatte ich Glück, also konnte ich nach Mamas Tod im letzten Januar dann auch da weitermachen, wo ich aufgehört hatte.
Aber ich kann nicht mehr so lernen wie früher, mir fehlt die Konzentration und das Schlimmste ist, daß ich nicht weiss, wie es weitergehen soll, wenn ich durchs Diplom rassel...
Irgendwie ist der Krebs immer noch da, die Folgen sind so präsent, daß ich manchmal denke, es wäre alles erst gestern passiert. Die Diagnose, die schrecklichen Bilder, ihr Sterben...
Dabei dreht sich die Welt jetzt mehr als ein Jahr nach ihrem Tod so weiter wie vorher und alle scheinen zu verlangen, daß ich damit "klar komme". Und mich voll und ganz auf die Prüfungen konzentriere....dann kommt so ein wenig vorwurfsvoll:"Na, jetzt ist aber mal wieder Zeit, daß Du weitermachst!" Wie? Hallo? Wie kann ich denn vergessen, was passiert ist? Wie soll ich mit den Existenzängsten und Panikattacken nachts schlafen?

Ich sage nicht, daß ich dadurch nicht mehr in der Lage wäre, den Abschluss zu schaffen (und den wirst Du auch schaffen!!) aber es dauert länger und es ist schwerer geworden...
Wir müssen jeden Tag damit leben, daß unsere Mütter nicht mehr da sind und wir müssen auch jeden Tag mit den Folgen der Krankheit für uns leben. Alles, was mich manchmal davon abhält, völlig durchzudrehen, ist die Tatsache, daß ich genau weiss, daß ich es einfacher habe, als die Menschen, die selbst krank sind. Aber trotzdem, manchmal könnte ich schreien...

Mia, ich wünsche Dir sehr, daß Du den Abschluss jetzt packst, und daß nur ein kleines Stückchen Nomralität in unser Leben zurück kommt...ist mal nötig, um auszuruhen...

Liebe Grüsse,
Sandra
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  #480  
Alt 04.04.2004, 21:10
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo Mia, hallo Sandra und alle Anderen

Bin irgendwie im ganz falschen Thread; bin keine junge Frau und meiner Mutter geht es gut, zumindest physisch. Und ich bin auch kein "Hinterbliebener". Mein Vater lebt noch, aber vermutlich nicht mehr lange. Es sieht sehr sehr schlecht aus für ihn. Kleinzelliges Lungenkarzinom...
Tja, dieser scheiß Krebs verändert so manches. Irgendwie haben wir es ja schon immer gewusst, dass unsere Zeit auf dieser komischen kleinen blauen Kugel begrenzt ist. Nur verdrängen wir das alle sehr gerne; ist so einfach und bequem. Bin (ehrenamtlich) im Rettungsdienst tätig und hab schon viel gesehen. Aber es trifft natürlich immer nur die Anderen. So belügt man sich selbst und lebt ganz gut damit, bis einen das Schicksal vom Gegenteil überzeugt.
Ich kann Euch sehr gut verstehen, dass Ihr Probleme habt mit dem Studium. Mein Job hat auch schon ziemlich gelitten, weil ich einfach nichts mehr auf die Reihe bekomme und ich mich nicht mehr so recht konzentrieren kann. Alles dreht sich nur noch um meinen Vater. Was kann ich noch tun für ihn, außer immer für ihn da zu sein, das Internet nach hilfreichen Informationen zu durchsuchen? Ich mache, was in meiner Macht steht; und doch ist es letztendlich so wenig und ich habe ein schlechtes Gewissen.
Mir graut vor dieser Zeit und diesem Weg, den Ihr schon ein Stück weit beschritten habt.
Hab` einfach in diesen Thread mal reingeschaut, um vielleicht ein kleines bisschen darauf vorbereitet zu sein, was da noch kommt.
Und bei all der Scheiße, etwas Positives habe ich aus der letzten Zeit doch auch mitgenommen. Nämlich mich an ganz kleinen, scheinbar unbedeutenden Dingen zu freuen. An einem Tag ohne neue Hiobsbotschaften, an einem Sonnenstrahl, der durch eine kleine Wolkenlücke bricht, an einem Blümli, dass sich durch den Schnee gekämpft hat, an einem Lächeln im Vorübergehen...

Lieb`s Grüßle

Joachim
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