Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #46  
Alt 17.05.2010, 23:52
Benutzerbild von _Viola_
_Viola_ _Viola_ ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.08.2005
Ort: Nähe Köthen/Anhalt
Beiträge: 816
Standard AW: Und plötzlich geht alles so schnell...

Liebe Sandra,

es wird nicht leicht, das ist klar. Aber jetzt steht Deine Mutter an erster Stelle. Wie ich das überstanden habe, kann ich jetzt im nachhinein gar nicht mehr sagen. Eigentlich habe ich nur funktioniert. Nervlich war ich total am Ende. Woher man in dieser Zeit die Kraft nimmt, kann ich Dir nicht sagen.

Falsch gemacht hast Du gar nichts. Man muss immer erst den richtigen Weg finden. Ob es dann letztendlich auch der Richtige ist, weiß man auch nicht. Wir als Kinder versuchen unseren kranken Vätern und Müttern zu helfen. Auch ich wollte meinen Vater nicht verlieren. Aber irgendwann muss man realistisch sein und dann sollte man versuchen loszulassen. Es hat bei mir auch lange gedauert, bis ich damit klar gekommen bin. Auch ich habe Fehler gemacht. Allerdings war es der erste Krebsfall in meiner Familie. Ich hatte absolut keine Ahnung von Therapien oder ähnliches. Jetzt hätte ich vieles anders gemacht und auf einige Therapien bestanden. Das ist leider zu spät. Auch weiß ich nicht, ob es geholfen hätte und mein Vater noch bei uns sein könnte.

Wenn Deine Mutter merkt, dass sie Dir auch erzählen kann, dass ihr alles zu viel wird, dann wird sie das tun. Versuch irgendwie einen Weg zu finden mit ihr zu reden. Ich hatte damals schon große Angst mit meinem Vater über die Patientenverfügung zu reden. Habe es auch immer wieder verschoben. Dann war es gar nicht schlimm. Er fand es sogar gut und ich bin froh, dass wir eine hatten.

Wir haben auch nicht direkt über den Tod gesprochen, aber über die Zeit davor. Ich musste ihm versprechen, dass ich dafür sorge, dass er nicht ewig vor sich hinvegetieren muss. Das Versprechen habe ich auch gehalten. Als er soviel Morphium kriegen musste, dass er kaum noch mit uns reden konnte, habe ich veranlasst, dass die Ernährung eingestellt wird. Wie schwer mir das gefallen ist, kannst Du Dir sicher vorstellen. Meine Mutter und ich sind dann auch Tag und Nacht bei ihm in der Klinik geblieben. Wir hatten auch schon geklärt, dass wir ihn wieder mit nach Hause nehmen. Das hat er leider nicht mehr geschafft. Wir haben bis zum Schluss seine Hände gehalten. Ich bin heute noch froh, dass uns das vergönnt war und er nicht allein sterben musste.

Es ist alles so schwer, ich weiß es ja aus Erfahrung. Dieses Forum wird Dir helfen. Ich weiß nicht, wie ich das sonst hätte durchstehen können. Hier sind wir immer für Dich da.

Liebe Grüße
Viola
__________________
Mit Zitat antworten
  #47  
Alt 18.05.2010, 00:50
jani1944 jani1944 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 01.06.2007
Beiträge: 219
Standard AW: Und plötzlich geht alles so schnell...

Liebe Sandra ,
auch ich kann mich der Meinung von Ulla nur anschliessen. Mir hat in dieser Zeit der Glaube an Gott sehr geholfen. Natürlich hofft man auf Besserung bis zum Schluss, dass habe ich auch. Ich denke, wenn keine Überlebenschansen mehr bestehen, ist es wohl das Wichtigste die Lebensqualität des Kranken aufrecht zu halten. Das bedeutet auch, in dieser Situation nicht bis zum Schluss noch alles Erdenkliche mit dem Kranken machen zu lassen (z.B. künstliche Ernährung bzw. weitere Chemos gegen den Willen des Kranken). Aber die Entscheidung, ob noch entsprechende Therapein durchgeführt werden sollen oder nicht, muss jeder für sich alleine treffen.
Mein Mann wußte zum Schluss das er diese fürchterliche Krankheit nicht überleben wird. Er hatte mir in seinen letzten Tagen noch gesagt, dass der Überlebende eigentlich die größere Last tragen muss (der Betroffene muss den Tod erleiden und der Überlebende muss mit dem Tod des geliebten Menschen leben). Als er das zu mir gesagt hatte, war ich sehr betroffen. Heute bin ich froh mit meinem Sohn und meinem Mann noch 2 Monate vor seinem Tod eine Reise durchgeführt zu haben.
Er durfte bis zum Schluss seines Lebens ein menschenwürdiges Leben führen, dafür bin ich dankbar.
Ich wünsche Dir viel Kraft und Gottes Hilfe.
LG
Jani
Mit Zitat antworten
  #48  
Alt 18.05.2010, 01:34
Benutzerbild von Peggy25
Peggy25 Peggy25 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 19.08.2008
Ort: Ontario, Kanada
Beiträge: 121
Standard AW: Und plötzlich geht alles so schnell...

kann mich meinen Vorrednern auch nur anschliessen.
Menschenwuerdiges Leben, das wollte mein Pa auch, kein dahinvegetieren und auch er wusste, das er sterben wuerde, er hat zu meiner Ma gesagt, das er sich so auf das schlafen freut....hoert sich doch eigentlich schoen an.

Meine Ma sagte auch, sie war so froh, das sie bei ihm war und er nicht alleine von uns gegangen ist, sie konnte ihm von uns alen berichten und wie sehr wir ihn lieben, sie sagt auch, wenn man einen Menschen wirklich liebt, muss man ihn gehen lassen.
Hoffe, unser aller Worte helfen Dir ein bisschen. LG Peggy
Mit Zitat antworten
  #49  
Alt 18.05.2010, 09:49
papillon69 papillon69 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 08.02.2008
Ort: Baden-Württemberg
Beiträge: 18
Standard AW: Wie jetzt? Krebs?

Hi Sandra,
wenn der Tumor bereits die Kapsel verlassen hat, ist das anders zu bewerten. Nach der europäischen Leitlinie zur Behandlung des Sd-Krebses rutscht du dann (mit einem Mikrokarzinom) aus der Gruppe der Patienten mit "sehr geringem Risiko" in die Gruppe mit "geringem Risiko".
Das macht deine Entscheidung für/gegen eine RJT natürlich schwieriger.
Falls du Englisch kannst, kannst du das hier nachzulesen:
http://www.eurothyroid.com/documents...guidelines.pdf

So weit wie ich mal gelesen habe (leider habe ich jetzt keine Quellen zur Hand) gibt es Studien, nach denen bei einer wiederholten Anwendung der RJT (Gesamtdosis größer als 20 GBq) ein erhöhtes Risko für eine zweite Krebserkrankung besteht. Du wirst wahrscheinlich mit ca. 3,5 GBq behandelt.

Ich wünsche dir, dass du eine Entscheidung triffst, von der du auf Dauer überzeugt bist.
Viele Grüße
Peter
Mit Zitat antworten
  #50  
Alt 19.05.2010, 11:44
Sandra.3 Sandra.3 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 21.05.2009
Beiträge: 20
Standard AW: Und plötzlich geht alles so schnell...

Vielen Dank für eure offenen und hilfreichen Antworten.
Ich werde immer, wenn mir Zweifel kommen, an eure Worte denken.
Ich will natürlich, dass die Zeit, die uns noch bleibt, für meine Mum so angenehm wie möglich ist. Ein zu langes Weitermachen auf ihre Kosten möchte ich auch nicht.
Sie entscheidet, wann und wie es weitergeht. Ich werde das alles mittragen und akzeptieren und ihr dabei zur Seite stehen.

Ich bewundere die Menschen, die sich der Krankheit stellen und überleben wollen. Ich kann auch verstehen, das es eben manchmal nicht (mehr) geht und man selber auch nicht weiter leiden will.
Bisher hat meine Mum tapfer gekämpft, aber ich wußte eigentlich auch von Anfang an, dass sie diesen Kampf irgendwann verlieren wird.
Ich wünsche mir nur, dass wir uns vorher noch alles sagen können, was es zu sagen gibt und sie nicht lange unnötig leiden muss.

Dieses Forum ist wirklich toll, ohne euch wäre ich längst verzweifelt
Mit Zitat antworten
  #51  
Alt 19.05.2010, 13:18
monika100 monika100 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 14.10.2009
Beiträge: 1.777
Standard AW: Und plötzlich geht alles so schnell...

Hallo Sandra,

ich wünsch dir und deiner Mutter ganz viel Kraft!

Und laß mal wieder von dir hören!

LG Monika
Mit Zitat antworten
  #52  
Alt 06.06.2010, 12:48
funkelzauber79 funkelzauber79 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 18.03.2007
Ort: Berlin
Beiträge: 7
Standard AW: Wie jetzt? Krebs?

Hallo Sandra,

ich habe mir gerade Deine Beiträge durch gelesen und kann Deine Unsicherheit sehr gut nach empfinden.
Ich hoffe Dein Gespräch in der Uni Münster ist gut verlaufen und Du konntest eine Entscheidung treffen.

Wenn Du weitere Fragen bezüglich Deiner Behandlung oder allgemein zur Schilddrüse hast, dann kann ich Dir die Seite www.sd-krebs.de sehr empfehlen. Dort kannst Du Dich mit Leuten austauschen welche in genau der gleichen Situation sind bzw. waren.

Liebe Sandra, ich wünsche Dir alles Gute und das Du bald wieder zur Ruhe kommst.

Ganz liebe Grüße von funkelzauber79
__________________
Wie bei einem Theaterstück kommt es beim Leben nicht darauf an, wie lange es dauert, sondern wie gut es gespielt wird.
Lucius Annaeus Seneca
in Gedenken an meinen Papa, geb. 31.8.1952 - gest. 6.01.2008
Diagnose: BSDK
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 17:18 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55