#76
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AW: Krebs als Chance
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Zitat:
Im Grunde könnte man das Wort "Chance" in diesem Fall in das Wort "Glück" oder "Schwein gehabt" transformieren. Das man nun, nach dem Warnschuss bewusster lebt und jeden Tag aufs Neue versucht aus dem grauen Loch rauszukrabbeln scheint mehr als normal. Ich bin letzte Woche das erste Mal (mit 48 Jahren) bei einer Mammografie gewesen, der Dermatologe für die Muttermale auf dem Rücken ist schon gebucht, meine Onkopsychologin versucht tapfer, mich von der Zigarette wegzubringen.... Somit kann ich mich mit Krebs als Chance (dito: Glück gehabt) identifizieren..... Dieses Jahr habe ich mir statt einem, zwei Monate Ferien gegönnt, einer war zwar nicht bezahlt, aber die Reise nach Deutschland und in die Schweiz war es mir allemal wert. Vor der Erkrankung wäre mir so ein finanzieller Egoismus nie im Traum eingefallen... Übrigens gehen wir dann alle gleich an den Strand, es sind immer noch 25 Grad hier... Das Leben ist doch schön und wenn sich dann noch das Wörtchen "Glück gehabt" dazugesellt, ist es noch viel schöner. |
#77
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AW: Krebs als Chance
Hallo,
eine Chance ist für mich etwas postivies. Beispiel: Wenn ich Lotto spiele, habe ich die Chance auf einen Gewinn. Das Gegenteil von Chance ist für mich das Risiko. Beispiel: Wenn ich Fallschirm springe ohne einen Fallschirm ist das Risisko groß, dass ich mich z.B. verletzte. Hier würde ich nie von einer Chance sprechen. Einen Unterschied zwischen Möglichkeit und Chance, oder Möglichkeit und Risiko sehe ich nicht großartig. Der Unterschied zwischen Risiko und Chance ist in meinen Augen jedoch eindeutig. Fazit für mich persönlich: Krebs ist ein Risiko, keine Chance
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glg Sabine Rektum CA Nov. 2004, OP im Feb. 2005 mit Anlage eines endständigen Colostomas, Chemo bis Sept. 2005. Es geht mir gut |
#78
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AW: Krebs als Chance
Zitat:
übrigens, wen meinst du, stefanS, mit dem menschen der das Zitat:
also wenn krebs eine chance ist, dann bitte keine chancen mehr für mich. lebe dann lieber vielleicht a bissl dümmer. schicksalsschläge gibt es, so oder so. das beste draus zu machen ist glück. leider können wir in unserem leben ganz wesentliche dinge nicht selbst bestimmen. gedanklich begleite ich dich ans meer, nikita. höre schon ein paar wellen. alles liebe! s.
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seit 2005 bin ich ein angsthase |
#79
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AW: Krebs als Chance
Ganz sicherlich ist das Thema "Krebs als Chance" nicht so gemeint, dass der Krebs selbst die Chance ist. Lasst euch von ihm beherrschen. Gebt ihm die Macht über euer Denken, dass ihr nicht mehr über den Tellerrand schauen könnt. Das ist so ein Knackpunkt: die Macht über den Körper, die nimmt er sich einfach ohne zu fragen. Die Macht über das Denken, die muss ihm erst verliehen werden.
Schade um den Menschen, der ihn so erleiden muss. Das ist nämlich die Chance, die gemeint ist: selbst aus dieser grausamen Kranheit noch etwas positives gewinnen. Auch dann, wenn man als Betroffene/r nicht wieder gesund wird. Auch dann, wenn man daran sterben wird. Was ansonsten bleibt ist Angst, Bitterkeit, Verzweiflung, Sarkasmus, Neid, Missgunst.....Hass. Meine Grossmutter prägte einen Spruch: "Erst, wenn ich morgens wach werde und es tut mir nix mehr weh, dann gute Nacht". Das heisst doch, bis zu diesem Punkt das Leben leben. Auch zwischen Chemo, Bestrahlung und OP ist immer noch Zeit sich zu besinnen, was das Leben ausmacht. Ist Zeit, sich darüber klar zu werden, ob das Leben bis hierher wirklich gut und lebenswert war. Was möchte man noch ändern? Was kann man noch ändern? Sollte man überhaupt was ändern? Was ist gut für mich? Was ist gut für "uns"? Der Gesunde hat da keinen Bedarf. Warum sollte er sich z.B. Gedanken über das Miteinander machen, die aus dem üblichen Klischee herausfallen? Sein Leben läuft doch in normalen, mehr oder weniger guten Bahnen. Hat sich jemand wirklich ernsthaft Gedanken gemacht und entsprechend gehandelt, bevor ein solch einschneidendes Ereignis einschlug? Sei es als Betroffene/r, Angehörige/r oder Hinterbliebene/r? Also, ich nicht. Mir wurde sie vorgelebt. Ich habe es bitter erfahren und lernen müssen und ich versuche entsprechend zu leben. Was sicherlich nicht immer gelingt. Noch krasser: das Opfer eines Autounfalls z.B. hat niemals die Chance, sein Leben zu überdenken und das eine oder andere noch zu regeln. Der Krebskranke hat sie. Und genau das ist die "Chance", welche hier gemeint ist. Gemeint ist nicht, dass man keine Chance hat, den Krebs zu überleben. Eine gute Nacht wünsch ich euch Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376 http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070 Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise. |
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AW: Krebs als Chance
Danke Helmut, du hast es auf den Punkt gebracht
Liebe Grüsse
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Birgit64 במאי יש לך תמיד סיבה מספיק להתלונן |
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AW: Krebs als Chance
Zitat:
ich finde diese Aussage ganz schön krass. Muß aber wohl einsehen, dass dies der Tenor der Gesellschaft ist. Ja, ich habe mir schon vorher Gedanken gemacht. Und ich habe versucht, anderen diese Gedanken näher zu bringen, damit sie bewußter handeln und empfinden. Es ging mir um einen verständnisvolleren Umgang miteinander in einer humanistisch ausgerichteten Gesellschaft. Mir wurde gesagt ich sei ein Träumer.... LG I.J. |
#82
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AW: Krebs als Chance
Zitat:
denke aber schon, dass sich menschen auch gedanken machen, wenn sie gesund sind. ich hoffe es für uns alle. alles liebe suzie
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seit 2005 bin ich ein angsthase |
#83
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AW: Krebs als Chance
Lieber Helmut,
also ich habe mir auch nicht wirklich ernsthafte Gedanken gemacht, vor der Diagnose von Willi. Das gebe ich ehrlich zu, u. ich muss sagen, leider nicht. Tja, warum nicht? Vermutlich fehlte mir der Mut. Ich war wohl auch zu arglos, zu sorglos? Ich weiss es nicht! Der Spruch von Deiner Grossmutter ist echt gut. Danke. Liebe Grüsse, Jogilein. Zum besseren Verständnis für alle, die nichts von mir wissen: Ich selbst habe einen unbefristet geltenden Schwerbehindertenausweis, mit RF-Befreiung, GdB. 90%. Habe von Geburt an eine seltene Augenkrankheit. Mein Mann Willi wurde im Dezember 2007 wegen eines tiefsitzendem Rektum-Ca operiert. Vorher bekam er neoadjuvante Chemo/Strahlentherapie. Seitdem Anlage eines endständigem Colostomas. Nach der OP adjuvante Chemo. Im Juni 09 OP wegen Metastase in der linken Lunge. Tumormarker CEA stiegen immer mehr an. Letzter Wert: 64,8! Derzeitige Diagnose: pT4,G3,M1,Nx,V0,L0. Systemisches Rezidiv. Prognose: Nicht allzu gut. Chemo läuft wieder. Ich wünsche allen einen guten Start in die Woche. Liebe Grüsse, Jogilein. |
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AW: Krebs als Chance
Hallo nochmal an alle,
habe etwas vergessen. Stefans schrieb in seinem Beiterag u.a. von *Schuld*. Ich bin der Meinung, niemand sollte sich die *Schuld* an einer Erkrankung geben! Schuldgefühle führen erstens zu nichts, u. sie sind zweitens sehr zerstörerisch! Herzliche Grüsse, Jogilein. |
#85
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AW: Krebs als Chance
Zitat:
Ich mag meinen Tumor nicht. Er hat viel zerstört und mich aus meinem Leben gerissen. Ich stehe da, wo ich nie hin wollte. Habe mir wieder etwas aufgebaut, aber auch dies wollte ich so nie haben. Er hat mich an Grenzen gebracht von deren Existenz ich nie geahnt hätte. Die Tiefe des "freien Falls meines Lebens" war für mich früher so unrealistisch. Aber trotz allem mag ich mich und mein Leben irgendwie. Die guten Freunde, die ich neu gewonnen habe, die Freundschaften die noch viel intensiver geworden sind. Jedes noch so kleine Gefühl, was ich heute viel besser zu schätzen weiß, das "ich liebe Dich", welches heute für mich noch viel fundamentale Worte sind, die mich so sehr umhauen. Ich will darauf nicht verzichten und deshalb ist mein Krebs auch meine Chance. Denn er hat mir alles das gezeigt, was in meinem "perfekten Leben" so gänzlich ausgeschlossen war, wodurch ich vieles nicht zu angemessen zu schätzen wußte. Heute habe ich ein positives Ergebnis bekommen. Mein Vater weinte mit mir am Telefon und sein "ich liebe Dich" war so unendlich schön, dass ich diesen Momant nicht mehr vergessen werde. Ohne meinen Krebs gäbe es ihn nicht, jeder Moment ist einzigartig, jeder. Krebs ist meine Chance!
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Viele Grüße Stefan |
#86
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AW: Krebs als Chance
Hallo Helmut und alle,
Zitat:
Wenn du vor mir stehst und mich ansiehst was weisst du von den Schmerzen die in mir sind und was weiss ich von deinen? Und wenn ich mich vor dir niederwerfen würde und weinen und erzählen was wüsstest du von mir mehr als von der Hölle wenn dir jemand erzählt sie ist heiss und fürchterlich? Schon darum sollten wir Menschen voreinander so ehrfürchtig so nachdenklich stehen wie vor dem Eingang zur Hölle… OK, an Ehrfurcht mangelt es mir auch meistens. Aber nachdenklich werden ist erlaubt... Viele Grüße, Stefan |
#87
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AW: Krebs als Chance
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Hallo Jinxx, als ich krank war habe ich auch nicht gekämpft, auch mein Vater nicht, aber mein Sohn Lukas hat gekämpft. Er hatte noch so viele Träume.... er wollte so sehr leben! Kampf - was versteht man unter Kampf? http://de.wikipedia.org/wiki/Kampf Mit Kampf kann auch eine große Anstrengung gemeint sein, mit dem Ziel, sich selbst zu beherrschen, Widrigkeiten zu überwinden oder in einer Situation zu bestehen (zum Beispiel "gegen den Wind ankämpfen", "um Anerkennung kämpfen"). Ich habe meinen geliebten Sohn (20 Jahre alt!) an Leukämie verloren, meinen wunderbaren Vater an Lungenkrebs - Krebs als Chance?????? Was für eine?????? Ich musste zusehen wie mein überalles geliebtes Kind Monate lang leidet und dann stirbt. Für mich ist das Leben stehengeblieben! Die Trauer macht mich krank, die Trauer nimmt mir oft den Atem..... Krebs als Chance???? Traurige Grüße Maja mit Lukas immer im Herzen
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Ich liebe DICH wahnsinnig mein ENGEL! In ewiger, inniger Liebe DEINE Mutti www.lukas-benedikt.de |
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AW: Krebs als Chance
Hallo Helmut,
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Wer das tut, ist selbst schuld. Die Möglichkeit, unser Leben zu überdenken, bewußter zu leben, "das eine oder andere zu regeln" usw... die haben wir, seit wir denken können. Und formal spätestens, seit wir volljährig sind. Dass die meisten von uns das nicht tun... keine Ahnung, woran das liegt. Ich habs auch nicht getan. Alltag, Routine, Bequemlichkeit? Man lebt halt so vor sich hin, und je älter man wird, vergehen die Jahre immer schneller. Und solange "nichts dazwischen kommt", sind z.B. Arbeit, (relativer) Wohlstand, Gesundheit, Zufriedenheit, Partnerschaft, Freunde, Sicherheit usw. irgendwie selbstverständlich. Warum drüber nachdenken, das ist doch immer da! Und das Schicksal trifft sowieso immer die anderen, nie einen selbst. Nur: das böse Erwachen, Nachdenken und vielleicht sogar etwas ändern, wenn das Schicksal einen selbst trifft - das geht allen so, nicht nur bei Krebs. Und allen fällt im nachhinein auf, wie selbstverständlich, oberflächlich und vertrauensselig sie bisher gelebt haben. Insofern müßte dieser thread nicht heissen "Krebs als Chance", sondern eher: Das Leben als Chance (bitte nutzen), solange man nicht plötzlich vom LKW überfahren wird. Aber das ist eine Binsenweisheit, die absolut nichts mit Krebs zu tun hat, sondern mit Lebenserfahrung. Viele Grüße, Stefan |
#89
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AW: Krebs als Chance
Alles braucht seinen Spiegel, denn ohne ihn können wir uns nicht als Ganzes sehen...
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Viele Grüße Stefan |
#90
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AW: Krebs als Chance
Liebe Maja s04,
Du hast das Schrecklichste erlebt, was einem Menschen passieren kann. Auch mein Sohn ist 20 Jahre, und mir vorzustellen, ihn zu verlieren.. Maja, mir fehlen die tröstenden Worte. Ich glaube, es gibt auch keine. Ich finde zumindest keine, es wäre Heuchelei. Ich nehm dich in die Arme, ich denke an dich und hoffe sehr, du hast professionelle Hilfe, um diesen Alptraum durchzustehen. Schick mir gern eine PN, dann können wir auch telefonieren. Trotzdem schicke ich Grüße, die all meine Kraft enthalten, in der Hoffnung, dass ein klein wenig bei dir ankommt. Jinxx |
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