Stammtisch

[Anemone]

Hallo liebe Rowa,
schön, dass Du Dich gemeldet hast, auch wenn es Dir momentan nicht gut geht. Lass Dich einfach mal ganz fest in den Arm nehmen
Schon ein Jahr - erst ein Jahr? Man weiß nicht, wie man es sagen soll, es tut immer schrecklich weh. Ich bin in Gedanken bei Dir.
Viele liebe Grüße,
Anemone

[Blue]

Liebe Rowa,

ja, das erste Mal der Tag X. Schon ein Jahr und doch erst. Versammelst Du Deine Freunde um Dich um an diesem Tag in die Erinnerungen abzutauchen, mit lachen, mit weinen?

Du ziehst hier niemand runter, ganz sicher nicht. Du schreibst von Deinen Gefühlen, die wir alle haben oder hatten. Diese Gefühle holen uns immer und immer wieder ein. Und noch immer bin ich der Meinung, daß man auch diese Gefühle leben muß. Es tut wohl, wieder und wieder davon zu erzählen, wieder und wieder sich zu erinnern, sich alles mal vom Herzen schreiben.

An meinem Tag X war das „zuvor“, das „darauf zu steuern“ viel heftiger als dann der eigentliche Tag.

Der Todestag wird immer ein schwerer Tag bleiben, die Zeit wird den Tag nicht abschleifen. Es gilt ihn auszuhalten, ja, was anderes bleibt uns nicht übrig. Und dann weitermachen, in diesem verflixten Leben.

Ich drück Dich und denk an Dich. Und habe wieder Euer Bild vor Augen. Ihr Beide vor dem Sonnenuntergang – ein wunderschönes Bild.

Bruni

[AndreaM]

Liebe Rowa,

Du wirst diesen Tag schaffen. Und den nächsten. Jeden für sich, jeden Tag aufs Neue. Und, ja, wahrscheinlich wirst Du am ersten Mai immer innehalten und Dich erinnern. Vielleicht werden es irgendwann schöne Erinnerungen sein und Du wirst mit einem Lächeln an die schöne Zeit zurückdenken können?

Ganz Liebe Grüße
AndreaM

[AndreaM]

Zitat von Blue

Und dann weitermachen, in diesem verflixten Leben.

Liebe Bruni,

da bin ich doch grade drüber gestolpert, über das "verflixt".

Ich wünsche mir für Dich, dass Du eines abends den Kopf in die Kissen sinken lässt und mit dem Gedanken einschläfst "was ein schöner Tag das doch heute war - mein Leben hat sicher noch eine Menge schöne Überraschungen für mich parat"

Herzliche Grüße
Andrea

[Blue]

Liebe Andrea,

ganz so negativ meine ich das verflixt nicht. Ich rede auch vom verflixten Auto usw. Es ist einfach so, daß man auf Talfahrt ist und manches Mal kein Ende sieht. Dann ist man endlich wieder raus, es geht wieder besser und dann ist das auch kein verflixtes Leben mehr.

Durchaus habe ich auf meinem Weg viele schöne Momente erlebt, erkannt und auch genossen - und bin dankbar dafür.

Nur mein Leben wird sich nicht mehr so "rund" anfühlen wie es einmal war.

Liebe Grüße
Bruni

[AndreaS]

Hallo Ihr Lieben,

auch ich schicke mal wieder ein paar Grüße an unseren Stammtisch. Irgendwie bin ich noch in der Eingewöhnungsphase, nicht wirklich glücklich, hab schon Sehnsucht nach meiner Kanzlei und den dortigen Aufgaben, fühle mich im Augenblick leicht unterfordert, tut zwar gut, um seinen Gedanken nachzuhängen, aber befriedigend ist es nicht. Nun, mal sehen, vielleicht wird es ja noch….

Liebe Rowa, der erste Jahrestag. Zeit, man hat auf einmal gar kein richtiges Gefühl mehr. Schon? Erst? Irgendwie stimmt beides. Und man fragt sich, wie man selbst es überleben konnte. Die Hoffnung auf ein Wiedersehen, der Glaube, dass es nicht vorbei ist, nur eine andere Ebene, so wollte und will ich es sehen, denn anders könnte ich es nicht ertragen. Und da ich es als Übergang in eine andere Ebene sehe, so feiern wir den Todestag als Claus neuen Geburtstag, versuchen den Tag in seinem Sinne zu begehen, gemeinsam mit Erinnerungen und vorzugsweise mit einem gewissen Maß an Heiterkeit, die er so wunderbar verbreiten konnte.

Der Todestag wird immer ein schwerer Tag bleiben, die Zeit wird den Tag nicht abschleifen. Es gilt ihn auszuhalten, ja, was anderes bleibt uns nicht übrig. Und dann weitermachen, in diesem verflixten Leben.

Ja, es wird immer ein schwerer Tag bleiben. Und ein besonderer Tag. Es gilt ihn auszuhalten und ihn vielleicht im neuen Leben als einen besonderen Tag zu verbringen, ein Tag, der nicht nur für Trauer, sondern auch für die berechtigte Hoffnung auf eine weitere Chance, auf ein schmerzfreies und glückliches Wiedersehen steht.

Nur mein Leben wird sich nicht mehr so "rund" anfühlen wie es einmal war.

Das stimmt. Und da können wir zappeln und Glück haben wie wir wollen. Da kann das neue Leben noch so gnädig zu dir sein. Es wird sich nie wieder so „rund“ anfühlen. Da wird das Tier in den unmöglichsten Situationen wieder einmal zur Bestie. Erst war es „heute vor einem Jahr“ – ich denke zur Zeit „jetzt um die Zeit vor drei! Jahren waren wir schon mitten in der Hölle und so wird es bis an mein Lebensende sein, denn – ja ich wiederhole es mal wieder – die Trauer ist der Preis, den wir für die Liebe bezahlen. Und diese „Rechnung“ werde ich bis ans Ende meiner Tage nicht beglichen haben.

Ich wünsche mir für Dich, dass Du eines abends den Kopf in die Kissen sinken lässt und mit dem Gedanken einschläfst "was ein schöner Tag das doch heute war - mein Leben hat sicher noch eine Menge schöne Überraschungen für mich parat"

Ja Bruni, das wünsche ich mir/ dir / uns aus ganz aktuellem Anlass auch. Das wäre echt schön, wenn das gelingen könnte. Jetzt und vor allem im Juni, wenn es uns hoffentlich gelingt, den „besonderen“ Tag besonders zu verbringen, so, dass er sich zwar nicht unbedingt „rund“ anfühlt, aber für das neue Leben gute, warme, und verlässliche Gefühle hinterlässt.

Meine Mami hätte verdient gehabt, dass sie wenigstens für einen Moment stehenbleibt!

Liebe Andrea, die Welt steht doch auch heute noch regelmäßig einen Augenblick still, nicht für die anderen, nur für dich. Das sind die Momente, in denen das Tier dich anfällt wie an dem Tag, bevor du deinen Beitrag geschrieben hast. Und weißt du, was das Schlimme ist: Obwohl wir den Schmerz kennen, auch für uns dreht sich die Welt weiter, just in dem Augenblick, in dem für einen anderen die Welt zerbricht.

Du fragst dich, was von dir bleibt? Ich denke recht viel. Du hinterlässt bei uns etwas, wenn du mit uns sprichst, wenn du deine Gefühle offenbarst, wenn du auf unseren Schmerz unsere Sorgen eingehst. Wir kennen uns nicht, und doch nehme ich dich mit durch meinen Tag, wenn ich an dich denke, nachdem ich von dir gelesen habe. Was wird von mir bleiben Andrea. Ja, ich habe Kinder, meine Gene habe ich weitergegeben und als hinterbliebene Ehefrau bin ich dankbar, das ein oder andere von Claus „weiterleben“ zu sehen. Aber es sind eigene Menschen, eigene Persönlichkeiten, mein Mann lebt nicht mehr, nicht mehr so, wie wir es uns wünschten, daran ändern auch die Kinder nichts. Was also bleibt von ihm, von mir? Ich hoffe mehr als nur die Gene, ich hoffe, dass ich Spuren hinterlassen werde, nicht nur bei meinen eigenen Kindern, sondern bei allen Menschen, mit denen ich etwas zu tun habe und die mir etwas bedeuten, bei denen ich das ein oder andere freiwillig oder unfreiwillig bewirkt habe. Spuren hinterlassen, das kannst du, das wird von dir bleiben, solange, bis niemand mehr da sein wird, der dich gekannt hat. Aber so wird es jedem gehen, man lebt nur so lange, bis der letzte, der dich gekannt hat dir folgt. Meine Großmutter, die lange vor meiner Zeit gelebt hat, ich kenne sie nicht, sie kann nicht in mir weiterleben, obwohl ich direkt von ihr abstamme, sie hat bei mir keine Spuren hinterlassen können..

Ich wünsche uns allen eine erträgliche Nacht, mit warmen Gedanken, die Seelenfrieden schenken.

LG
Andrea

[AndreaS]

Tja, manchmal....

eben hat das Telefon geklingelt: Ab 07.05. werde ich am Nachmittag 4 Stunden im Hospiz arbeiten, zunächst bis Anfang / Mitte Juli als Krankenvertretung, wenn alles klappt wird der befristete Vertrag dann im Oktober in einen unbefristeten umgewandelt.

Heute war ich nach der Arbeit noch bei meinem "alten Chef" zu Besuch auf einen Kaffee. Jetzt, da DK weg ist, habe ich ihm dann auch gleich meinen Freund aus der Ferne vorgestellt. War ein seltsames Gefühl, einfach nur zu Besuch in den Räumen, in denen man 6 Jahre seines Lebens verbracht hat. Aber auch schön zu fühlen, wie gerne man nach wie vor gesehen wird. "Strahlefrau" hat er mich genannt, nun, im Augenblick habe ich eigentlich auch Grund zum Strahlen, nicht nur wegen der herrlichen Sonne, die meiner Seele immer gut tut, auch weil ich am Samstag ganz lieben Besuch bekomme, und mich das Leben einfach ein wenig streichelt zur Zeit.

Wollte euch die Neuigkeiten erzählen, hoffe, das Tier verhält sich gnädig und auch ihr genießt es, von der Sonne gekitzelt zu werden.

LG
Andrea

[rowa]

Hallo an alle lieben Stammtischdamen,

liebe Anemone, Bruni, AndreaM, AndreaS
ich danke Euch für Eure lieben mitfühlenden und tröstenden Worte. Ihr habt recht, es bleibt mir nichts anderes übrig, als diesen verflixten Tag x auf mich zu kommen zu lassen. Vielleicht ist die Zeit davor wirklich schlimmer, als der Tag selber. Ich bin stark, ich werde das meistern, ganz sicher. Und liebe AndreaS, Deine Erklärung wie Du die Sache betrachtest, ist super, gefällt mir, leuchtet mir ein. Ich werde die Sache auch so sehen, dann fällt es mir doch leichter damit umzugehen und den schmerzlichen Verlust zu ertragen. Und ich bin mir auch sicher, dass wir uns an meinem jüngsten Tag wieder sehen werden und er mich abholt und wir beide wieder zusammen und gemeinsam hinübergehen. Das ist eine schöne Vorstellung.
Schön, dass es Euch gibt. Ich fühle mich doch nicht so verlassen und allein. Wenn ich die Beiträge lese, die ihr mir schreibt, wird mir doch warm ums Herz und es laufen mal nicht Tränen der Trauer, sondern Tränen der Rührung.

Ein ganz lieber Arbeitskollege von meinem Mann hat per SMS angefragt, ob ich was dagegen habe, er würde gern am 1.5. meinen Mann besuchen wollen. Ich kann ihm das doch nicht verbieten, natürlich kann er auf den Friedhof gehen. Warum fragt er mich? Ich habe ihn nun eingeladen und er kommt anschließend auf eine Tasse Kaffee bei mir vorbei und möchte mir was gegen, damit ich weiß, dass mein Ecki auch in der Firma nicht vergessen wurde. Das ist doch nett, oder? Mit ihm kann ich gut über die Dinge reden, das wird mir gut tun. Ich freue mich schon drauf. Dann kann der Tag nicht mehr so schlimm werden, oder nur ein wenig, wenn er wieder gegangen ist. So wie es immer ist, wenn ich allein bin.
Ja das "Schon?" "Erst?" stimmt. Irgendwie gibt es keine Antwort drauf, weil beides zutrifft.

liebe AndreaS, ich wünsche Dir für den 7.5. viel Kraft für die neue Arbeitstelle. Ich bewundere Dich, ich könnte das nicht. Das zeigt mir doch, dass Du eine ganz starke Frau bist.

Seit alle ganz lieb gegrüßt und fangt alle Sonnenstrahlen ein, die ihr bekommen könnt. Ich wünsche allen einen schönen Freitag und ein erholsames Wochende.
Rowa

[AndreaS]

Hallo liebe Rowa,

ja, das hört sich gut an, du wirst nicht alleine sein an diesem Tag und hast jemand, mit dem du dich gemeinsam erinnern kannst. Denn auch das ist wichtig, gemeinsame Erinnerungen teilen oder, wie es wohl bei einem Arbeitskollege möglich ist, zu erfahren, wie dein Ecki auf seine Kollegen gewirkt hat, dort, wo du ihn nicht erlebt hast. Man hat leider viel zu selten Gelegenheit über unsere Lieben zu reden, sie lebendig zu halten, es ist toll, dass du Zeit für diesen lieben Besuch haben wirst.

Was das Hospiz betrifft, so werde ich im Sekretariat arbeiten, nicht begleitend tätig sein, lediglich Verwaltungsarbeiten, die halt sogar in solch einem "Unternehmen" notwendig werden.

Stark? Das sind wir doch alle. Müssen wir sein...Und ich mache nichts anderes als krampfhaft zu versuchen, aus dem Loch rauszukommen, wieder Land zu sehen, mittlerweile insbesondere halt auch finanziell.

Heute war ich übrigens bei DUMMKUH Es stand noch etwas offen, worauf ich nicht verzichten wollte und so bat sie mich, doch mal gleich ihre neuen Büroräume zu begutachten. Klar, war ja auch neugierig. Und bin erschrocken. Zwar hatte ich mir oft gewünscht, dass sie eines Tages noch die Quittung bezahlen wird. Aber offensichtlich bin ich tief in mir drin doch nicht so rachsüchtig. Sie sieht richtig elend aus, nicht glücklich, eher mehr als überarbeitet, ja richtig schlecht. Und die Kollegin, die statt meiner mitgegangen ist, nun... meine Antwort auf ihre Frage, was ich denn nun so mache, war offensichtlich nicht die, die sie gerne gehört hätte. Nein, diese Zeit ist vorbei, Chance vertan Frau DK, auch wenn sie mir heute wirklich richtig leid getan hat...Aber manchmal muss man den Preis für das bezahlen, was man selbst verursacht hat. Ich kann ihr da nicht mehr helfen.

Habt eine gute Nacht. Die Sonne bleibt uns ja noch ein paar Tage erhalten, mich freuts.

LG
Andrea

[Blue]

Liebe Rowa,

einfach nur ein "ich denk an Dich".

Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, daß der Tag auch schöne Erinnerungen zuläßt. Du mit dem Arbeitskollegen Deines Mannes viele "weißt du noch" austauschen kannst und sich damit der Tag richtig anfühlt.

Grüßle
Bruni

[Anemone]

Liebe Rowa,
ich bin in Gedanken bei Dir und wünsche Dir, dass Du diesen Tag gut überstehst. Fühle Dich von mir mal ganz feste in den Arm genommen!,
Liebe Grüße,
Anemone

[AndreaS]

Liebe Rowa,

auch ich denke heute ganz fest an dich und wünsche dir sehr, dass es auf eine gute Weise ein besonderer Tag wird, nicht nur traurig und schmerzvoll, sondern hoffnungsvoll und einem Hauch von Gewissheit, dass wir uns alle wiedersehen.

LG
Andrea

[rowa]

Hallo liebe Blue, Anemone und AndreaS,

es war super lieb von Euch, dass ihr an einem solchen Tag mir bei Seite gestanden und an mich gedacht habt. Ja ich habe diesen Tag fast überstanden. Vormittag hat mich ein ehemaliger Arb.kollege von meinem Ecki besucht. Er hat sich das Fotoalbum von meinem Schatz angeschaut und wir haben in der Tat über die lustigen Bilder geschmunzelt. Er meinte nur, typisch Ecki, ja so war er. Dann sah er Fotos vom Urlaub in Tunesien und da hatten wir wieder ein gemeinsames Thema, denn er fährt fast jedes Jahr nach Tunesien. Er war fast empört, dass mein Schatz nie was davon erzählt hat, dass wir auch schon 2x in Tunesien waren, sogar im gleichen Hotel. Es sind dann doch schöne Erinnerungen geweckt und erläutert worden. Wir haben über viele Fotos geredet. Ja wir haben uns sehr gut unterhalten, es war schön.
Dann kamen noch 2 Tanten und 2 Onkel von mir ganz sportan und unangemeldet vorbei. Sie trauten sich zu erst nicht, waren aber in der Nähe und haben sich doch entschlossen vorbei zuschauen. Ich fand das gut, echt klasse, so war ich wenigstens für ein paar Stunden abgelenkt. Das tat so gut, wirklich.

Wenn ich das so betrachte, haben viele liebe Menschen dazu beigetragen, mir diesen Tag erträglich zu machen, auf ganz verschiedener Art und Weise. Die einen per persönlichen Besuch, Ihr habt mir mit euren Beitrag zur Seite gestanden und dann habe ich auch einen lieben Anruf bekommen, der über eine Stunde dauerte. Einige liebe Freunde haben mir per Emails tröstende und liebevolle Worte gesandt. Nun habe ich gespürt, dass man doch nicht so ganz allein ist auf dieser Welt. Und dafür bin ich Euch allen sehr dankbar. Vielen, vielen Dank an Euch alle! Nun ist der heutige Tag in der Tat nicht so schlimm geworden, wie ich es mich gedacht habe, danke Leute !

Ich wünsche Euch allen noch eine ertägliche Restwoche, seit alle ganz lieb gegrüßt.
Rowa

[Anemone]

Hallo Rowa,
ich freue mich mit Dir, dass so viele Menschen Dir diesen traurigen Tag ein wenig heller machen konnten und wünsche Dir, dass sie auch weiterhin für Dich da sind.
Komm gut durch die Woche,
liebe Grüße
Anemone

[AndreaS]

So schnell kann es gehen, auf einmal wieder ein Tag, an dem gar nichts geht, das Tier beißt, nein, nicht ohne Grund,dennoch unverhofft:

Freitag 4.Mai, ohne besondere Vorkommnisse, es ging mir gut. Maxi fährt am Montag ins Schullandheim, will Koffer packen. In seinem Schrank hängen noch ein paar Dinge von seinem Vater.

Wir sitzen nichtsahnend unten im Garten, auf einmal kommt der Kleine und hat den Anzug seines Vaters an. Klar, noch zu groß die Hose, aber die Jacke, ja da fehlt nicht mehr viel. Mir erstarrt das Blut, als ich ihn sehe im Anzug, den sein Papa immer zu besonderen Anlässen getragen hat. Kennt ihr den Griff ums Herz?

Auf einmal sagt er: Da ist noch was in der Tasche. Also wird nachgeschaut:

3 Eintrittskarten zum Abschlussball von Saskia, Datum:4. Mai 2002. Der Abend läuft sofort vor meinem Auge ab. Wirklich schon 5 Jahre her?

Aber da ist noch etwas: Reservierungskarten zur Erstkommunion von Maxi. Datum: 4. Mai 2003. Ein Jahr später gab es kein Zurück mehr, waren wir mittendrin im Strudel, der unaufhaltsam ganz nach unten führte.

Seltsam bleibt es. Max hätte auch einen Tag früher oder später auf die Idee kommen können, Papas Anzug anzuziehen, aber es war der 4. Mai 2007, 5 und 4 Jahre nachdem sein Papa den Anzug getragen hat. Genau auf den Tag.

Ja und gestern bin ich abgestürzt, mächtig. Erinnerungen, mal wieder die Frage nach dem warum. Ja, wir hatten eine tolle Zeit, auch dafür standen die Eintrittskarten. Schöne Stunden als Familie. Ich weiß, eine geile Zeit. Nur nicht immer macht dieses Bewusstsein alles besser. Nicht immer findet man Trost darin, nicht immer hilft es, dankbar anzunehmen. Manchmal weint man immer mal wieder darum, dass man verloren hat, was man haben durfte.

Heute ist es wieder gnädiger, heute ist ein neuer Tag.Ja, es war eine geile Zeit, aber sie ist vorbei und ja: VERDAMMT NOCHMAL

Kommt gut durch diesen sonnigen Sonntag.

LG
Andrea