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  #1426  
Alt 17.02.2008, 12:16
Anemone Anemone ist offline
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Hallo alle zusammen,
@Andrea mit dem klitzekleinen Trauertier: Klar, es tut weh, ein Kind "fliegen" zu lassen. Habe es schon lange hinter mir, dass sie ausgeflogen sind. So stolz, endlich auf eigenen Füßen zu stehen. Ich habe damals versucht, sie meine Angst nicht spüren zu lassen. Meinem Mann ging es nicht besser! Er meinte damals, es sei doch alles viel zu schnell gegangen, gestern gingen sie doch noch in den Kindergarten, oder??
Aber die Flügel, die wir ihnen gegeben hatten, mussten doch benutzt werden, dafür waren sie da.
Sie haben funktioniert, genau so wie die Wurzeln, die sie immer wieder zu mir bringen.
Natürlich, Sprüche, Sprüche, Sprüche. Aber glaub einer alten Frau: So wie ich Dich und Deine Familie kenne (wenn auch nur virtuell) wird das bei Euch genau so werden, und Du wirst stolz auf die Kinder sein, die es auch ganz alleine schaffen.
Stopf das kleine Trauertier irgendwo unters Sofa, vielleicht kannst Du Dich dann ein bißchen freuen über den herrlichen Sonnenschein.

Viele liebe Grüße an alle,
Anemone
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  #1427  
Alt 17.02.2008, 22:08
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Ok, das Tierchen hat sich verkrümelt.

Habe mir die letzte Zeit wohl wieder etwas viel zugemutet, war schlicht und ergreifend erschöpft. Gestern dann die fehlende Mütze Schlaf gegönnt und heute ging es wieder gut.

Meine Schwästerin meinte am Telefon zu mir: Na, diesmal ist sie ja nicht so weit weg, ist ja quasi ein Katzensprung. Lustig, dass man das Nahliegendste manchmal selbst gar nicht sieht. Klar, sie bleibt in Deutschland, nicht einmal drei Autostunden entfernt,hey da sind wir doch wirklich anderes gewöhnt. Heute haben wir sämtliche Unterlagen ausgedruckt und wenn das Glück weiterhin auf unserer Seite bleibt,so findet sie wirklich preiswert Unterkunft im Studentenwohnheim und an den Wochenenden sehen wir uns ja auch immer.

Bruni hat mir heute drei Links geschickt zu Geschichten aus unserer Familie, die ich euch hier am Stammtisch einst erzählt hatte. Ja, es hat geholfen zu lesen,sich zu erinnern, die Bilder zu sehen und die Gefühle erneut zu wecken. Es hinterlässt Kraft, die Gewissheit: Wir haben unglaublich viel geschafft gemeinsam, wir sind nicht untergegangen, haben durch unsere Liebe und die gemeinsame Liebe zu Claus nicht verlernt, was uns immer wichtig war: Dass es jedem von uns so gut wie möglich gehen soll, dass wir das Glück teilen, uns miteinander freuen und ja verdammt nochmal so oft wie möglich miteinander lachen.

Heute war ein guter Tag, ein Tag voller Gemeinschaft, wieder mehr als die eigenen Kinder am Tisch, Handballspiel und Mani durfte nach Herzenslust laut sein. Und wir waren "peinlich" und ernteten Applaus vom Sohn,weil die Fanecke mit der peinlichen Mutter so laut war, dass die Gegner mit einem Tor verloren haben, knapp aber gewonnen ist gewonnen oder?

Und nach der Arbeitswoche liegt ein schönes Wochenende vor uns. Mit oder ohne Trauertier im Gepäck, es kommt wie es kommt, Hauptsache unsere Freundin sitzt auf ihrem Platz unter dem Kühlschrank und die Kinder geben ihre Kommentare ab. Um den Tisch tanzen? Samba mit Roger? Ich freu mich drauf. Und so lege ich für die kommende Woche etwas in unser Körbchen: Vorfreude!

Und nun wünsche ich euch eine gute Nacht, mit Träumen von unseren Sternen, die morgens das wohlige Gefühl der Geborgenheit hinterlassen.

Kommt gut durch die Nacht.

LG
Andrea
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  #1428  
Alt 18.02.2008, 10:04
AndreaM AndreaM ist offline
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Hallo Ihr Lieben,

lange habe ich nicht vorbeigeschaut, und wenn dann nur kurz geschaut wie es Euch geht und keine Worte gefunden um etwas zu beantworten.

Bei mir geht es beruflich voran und ich - typisch Frau - gehe mächtig in Vorleistung und lege mich ins Geschirr um die Möhre zu erreichen, die so verlockend vor meiner Nase baumelt. Meine Mami wäre stolz auf mich, da bin ich sicher. Da bleibt, zusammen mit dem Umbau in der Endphase kaum Energie um abends noch den PC anzuwerfen.

Dabei hatte ich so gute Vorsätze.

Ich wollte Dinge nicht unerledigt lassen, ich wollte Worte nicht ungesagt lassen - und doch, es passiert mir immer öfter. Ich hoffe, die Sonne sorgt dafür, dass die Energiereserven nicht so schnell erlahmen.

Liebe AndreaS,
die Große wird flügge - wie schön! Sicher ist sie voller Vorfreude auf den spannenden neuen Lebensabschnitt. Ich weiß noch genau, wie sich die Beziehung zwischen mir und meiner Mami verändert hat - früher hat man zusammen gelebt, Gespräche beim Abendessen mal mehr mal weniger abgelenkt, belanglos, manchmal einsilbig wenn es spät geworden war - ansonsten ein nebeneinander herleben.

Plötzlich ist man getrennt, führt sehr intensive Gespräche am Telefon, bei jeder Unterhaltung hat das Gegenüber wieder die volle Aufmerksamkeit. So viel zu sagen auf einmal, wenn die Erlebnisse einer ganzen Woche in ein Telefonat passen müssen.

Bevor ich mich wieder in die Arbeit stürze möchte ich noch ein Wutbällchen in den Korb legen. Kennt ihr die? Das sind mit Styroporkörnchen gefüllte Lederbällchen, die kann man, wenn einen die Wut über die Ungerechtigkeiten des Lebens packt, mit aller Kraft an die Wand werfen.

Ich wünsche Euch allen eine sonnige Woche mit einem sonnigen Gefühl.

Liebe Grüße
AndreaM
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  #1429  
Alt 20.02.2008, 09:44
Blue Blue ist offline
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Hallo zusammen,

ja, so ein Wutball hatte ich auch einmal. Immer wenn er geworfen wurde und aufgekommen ist, hat er gelacht und ich mußte auch lachen – und so war alles schon wieder gut.

Komisch, da habe ich heute morgen gelesen, daß Weihrauch bei Hirntumoren von einer Krankenkasse – BKK Gesundheit - übernommen wird – und wie hatten wir darum gekämpft, bei der selben Kasse. Nun, klar, Zeit ist vergangen und vielleicht gibt es neue Denkansätze. Ob sie es auch lies und es versucht?

Gestern laß ich im Stern von Books on Demand – der Traum vom eigenen Buch.... Hört sich ganz einfach an.

Ist es nicht erstaunlich, daß alles so federleicht geht, wenn man sich auf etwas freut und die entsprechende Musik im Kopf vor sich hinträllert? Ein Lachen, ein paar Worte und all die Spitzen vom Alltag sind stumpf. Tja, mein neuer Kollege ist ziemlich anstrengend und manchmal bringt er mich ganz schön auf die Palme. Vielleicht ist es tatsächlich Grenzen abstecken, vielleicht ist es ein bißchen aufstampfen, vielleicht gehört auch das ganz einfach zum Leben. Etwas Neues, was ich nicht unbedingt toll finde, eben weil mir mein jetzt Rentnerkollegen so fehlt und doch, es ist wie es ist.

Und somit lege ich eine „leichte“ Art und Weise in das Körbchen, mit einem Lachen und einem „ach was!“ geht es dann doch wieder etwas leichter. Und die Zeit, die richtigen Worte zu finden und sie auch auszusprechen.

Grüßle
Bruni
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  #1430  
Alt 21.02.2008, 21:26
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AndreaS AndreaS ist offline
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Ich möchte nur schnell etwas in unser Körbchen legen. Auf der Seite unserer Zeitung gefunden. Vieles natürlich bekannt, auch schon durchlebt und doch immer wieder gut zu wissen: Es ist alles normal, alles richtig auf unserem Weg.

Trauer braucht Zeit:Ich habe bei der Stelle begonnen, die ich für mich gerade sehr wichtig finde. Ihr könnt aber zurückblättern...

http://www.saarbruecker-zeitung.trau...beit/06649.php

LG
Andrea
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  #1431  
Alt 24.02.2008, 22:06
Wolke13 Wolke13 ist offline
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Hallo und Guten Abend,

haben wir auch etwas zum "Gemütherunterfahren" im Korb? Es gibt gesunden und weniger gesunden Stress, die erste Variante brauche ich manchmal regelrecht und die zweite geht an die Substanz!

Mein kleiner Enkel hatte gestern mit der Mama einen Autounfall, die Autos sahen krass aus, der Schreck saß tief aber Enkelchen hat alles verschlafen. Aber als ich ihn dann im Arm hatte ....ich habe an meinen Klaus gedacht und an unseren Unfall damals. Da kam viel aus dem Unterbewusstsein hoch. Heute haben wir bei schönstem Sonnenschein im Garten gesessen, die kleine Familie und ich und einfach das Glück genossen, so beisammen zu sein.

Heute Abend am neuen Leben gebastelt ...d.h. muss meine Wohnung vermieten. Nicht den Optimismus und das Ziel aus den Augen verlieren, ich glaube, ich muss noch ein wenig im Korb kramen ....lege aber bestimmt auch bald wieder etwas rein. Habe schon eine Idee ....

Liebe Grüsse rundrum! Marina
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  #1432  
Alt 06.03.2008, 21:57
Wolke13 Wolke13 ist offline
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Hallooooooooooooooo - wo seid Ihr denn alle?

Komisch, ich habe mir noch nie selbst geantwortet.

Bin am Freitag mal schnell über 600 km südwärts gefahren voll in das Unwetter rein. Zurück gekommen bin ich mit einer neuen Wohnung. Ich stand am Sonnabend in dieser und mir wurde bewusst, dass ich nicht ein Möbelstück mitnehmen kann, das ist, als wenn man sich von etwas verabschiedet, um einen totalen Neuanfang zu schaffen. Die eine Tür zu und die andere ganz vorsichtig und noch unsicher öffnen. Am Dienstag früh habe ich dann beim Aufwachen erst einmal überlegt, welcher Tag ist und wo ich bin. Ja, ich habe dieses Experiment "Neues Leben" begonnen, habe Lust und ein bissel Angst.So und nun gehe ich das Teilprojekt "Arbeitssuche" an!

Und das Wissen, dass ich unseren gemeinsamen Wunsch nur um ein paar Jahre vorziehe - das kann verdammt viel Kraft geben. Ich gebe davon ab in unseren Korb und lege noch ein paar echte Mozartkugeln und noch einen Obstler dazu.

So und nun seid Ihr aber dran! Liebe Grüße rundrum! Marina

Geändert von Wolke13 (06.03.2008 um 21:59 Uhr)
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  #1433  
Alt 09.03.2008, 10:26
Blue Blue ist offline
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Hallo zusammen,

ich habe ein wenig zurückgelesen und nun saust das eine oder andere so durch meinen Kopf.

Liebe Martina, lese ich das richtig? Du machst Dich komplett auf in eine ganz andere Gegend, suchst Dir eine neue Arbeit? Nun, dann drücke ich Dir die Daumen, daß Du wieder so eine nette Hausgemeinschaft findest und Du Dich rundum wohlfühlst. Klar, auch hoffe ich, daß Du schnell eine neue Arbeit findest. Ich denke, Du brauchst jetzt ein „das schaffst Du“. Ein wenig neugierig bin ich schon, wohin zieht es Dich denn? Ich komme aus der Nähe von Stuttgart.

Liebe Gracia, so neu alles für Dich, sich noch nicht wirklich angekommen. Für Dich einen Knuddler, so ein ganz stiller.

Liebe Rowa, was ist mit Dir? Fehlen die Worte oder ist im Moment einfach kein Platz zum schreiben. Und so schubse ich Dich an. Möchtest Du uns erzählen, wie weit Du in dem Buch bist oder hat Du es zur Seite gelegt? Ja, manchmal lese ich die Bücher nur halb, manchmal vergesse ich, wovon ein Buch gehandelt hat und mache große Augen wenn mir jemand davon erzählt. Und die meisten Bücher muß ich 2 x lesen, weil ich beim ersten Mal viel zu neugierig bin und zuviel glatt überlese, ist ein bißchen blöd.

Liebe Annemone, Du mutige Reisende. Hast Du für dieses Jahr schon irgendwelche Ziele? Ostern ist wieder so früh, so wie vor 3 Jahren. Wie geht es Dir denn? Ein bißchen rauf und runter? Ist schon alles gesagt? Nein, auch wenn ich immer mal wieder mit Verwunderung lese, das sich jemand verabschiedet, denke ich mir immer mal wieder, ich brauche das hier noch. Nicht mehr so oft und doch ist es noch immer wichtig.

Liebe Silvia, 6 Jahre. So gerne würde ich mehr von Dir hören. Klar, ich könnte mich jetzt auf die Suche machen und doch. Vielleicht möchtest Du hier ein bißchen mehr erzählen, von dem 6. x Frühling. Von diesem verflixten Leben, das manchmal so schwer ist und vielleicht manchmal auch wieder schön. Doch Silvia, sehr gerne wüsste ich mehr von Dir.

Liebe Dagi. Tja, Hirntumor, die Pflegezeit bei Euch. Weißt Du, manchmal denke ich mir, jetzt lese ich nach, lese aus der Zeit von vor 4 Jahren. Und doch, dann traue ich mich nicht. Habe Angst daß ich Jürgens Worte finde. Jürgen hat Dich keinen Tag aus den Augen gelassen, hat immer nach Euch geschaut. Und jetzt kommt Dir sicher auch sehr viel sehr schwer vor. Wie ist es? Möchtest auch Du hier etwas erzählen, von den Plänen in diesem Jahr? Ich würde mich darüber freuen.

Liebe Anke-Astrid auch bei Dir ist es erst passiert. Sicher werden die Bilder immer wieder hochkommen, ganz unerwartet. Aber es kommen auch wieder andere Bilder. Bilder die an Geborgenheit erinnern, Dir irgendwann ein Lächeln auf das Gesicht zaubern. Auch Dir ein Knuddler und laß von Dir hören.

Und jetzt fällt es mir auf da fehlen Einträge. Gerne würde ich Dich knuddeln. Ich wünsche Dir Seelenfrieden aus ganzem Herzen und hoffe, daß Du Dich nicht verbiegen mußt. Dieses andere Leben ist schwierig, ein Drahtseilakt. Nicht nur schwarz oder weiss. Auch Du hast noch immer blaue Flecken

Andrea M, alles auf einmal, gleich und sofort? Wenn es gelingt, wenn es so klappt wie Du es Dir vorstellst, dann sind immer wieder Kraftreserven da.

Lieber Gaertner mit ae. Hier ist ein Wetter zum auf die Wiese liegen, mit dem Körbchen voller Zuversicht – naja, zumindest hinter der Fensterscheibe. Oder auf dem Balkon sitzen, die Beine auf dem Geländer und in die Sonne blinzeln, Päckchen neu schnüren. Auch das ist Leben.

Tztztztz liebe Andrea S – willst Du wohl damit aufhören? Oder war ich empfindlich? Es ist wie es ist. Manchmal könnte ich mich auf den Mond schiessen, immer dann, wenn ich mir das vorpredige und es nicht wirklich hören möchte. Manchmal wird die Zeit zurückgedreht und jetzt würde man natürlich „alles“ anders machen. Und doch, alles wie es war hatte seinen Grund. So vieles verändert sich, manches zum Guten. Urknall oder was auch immer.

Tja, wie ist es bei mir? Habe eine Packung Taschentücher neben mir und die Woche zieht an mir vorbei. Saß mitten im Trubel und überlegte mir, wie Jürgen jetzt wohl aussehen würde, so urplötzlich. Die Augen begannen zu schwimmen und genauso urplötzlich war dann das „normale“ Leben wieder da. Ein Wimperschlag und ich habe wieder funktioniert. Ja, ich wüsste gerne, wie er jetzt aussehen würde.

Es ist anders, das Leben jetzt. So vieles fehlt mir. Und auch wieder so viel Neues, so vieles an dem mein Herz hängt und das man verlieren kann. Und so ist es ein hin- und hergerissen sein. Vorfreude auf den Osterurlaub und ein wenig Angst vor dem was kommen kann. Ja, der 3. Frühlung von diesem anderen Leben kommt, ob ich das nun möchte oder nicht. Und auch der 3. Frühling sollte gelebt werden, mit ganzem Herzen – ohne Frage.

Liebe Grüße an alle
Bruni
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  #1434  
Alt 09.03.2008, 12:12
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AndreaS AndreaS ist offline
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Hallo Ihr alle,

seltsam, stundenlange Telefonate, vertraute Gespräche, Offenheit und doch, da lese ich einen Beitrag und auf einmal schütteln sich meine Gedanken, erkenne ich anderes als ich beim hören registriere und es ärgert mich.

Ist es nicht schwer genug unser Leben nach dem Tag X? Müssen wir nicht sowieso tagtäglich mit unseren Zweifeln umgehen, denen aus dem alten Leben und denen im Jetzt und Hier? Was haben wir uns anhören müssen, darüber, was wir besser nicht getan hätten oder was wir hätten tun können? Entscheidungen mussten getroffen werden unter höchster seelischer Anspannung. Nein, diese Kommentare hat niemand gebraucht. Und die Zweifel, sie würden so und so in uns brodeln. Gestern kam im Radio das wunderbare Lied: My way. Und ich saß da, Kloß im Hals, Trauertier auf der Schulter (wie schon seit Tagen mal wieder) und ich erkannte, dass es halt einfach so war und in Zukunft so sein wird. "I did it my way" anders kann es nicht gehen, als auf die eigene, ganz persönliche Weise.

Angst vor dem Osterurlaub? Warum haben die kleinen zischenden Bemerkungen derer, die (vielleicht auch unbewusst aus Neid) Zweifel säen wollen immer solche Macht? Wieso sind sie so viel lauter als das Erlebte? Wieso haben solche Sätze von Menschen, die - auch wenn es anders sein sollte gerade dort - dich mittlerweile überhaupt nicht mehr kennen, in deiner Welt nicht zurechtkommen, die uns noch nie gesehen haben, nichts wissen, woher haben sie diese Macht? Auch nach dem Osterurlaub wird das Gespräch nicht verstummen, bestimmt nicht, woher ich das wissen will? Weil die Beine auf dem Balkongeländer lagen, weil Stille nicht peinlich war, weil Tränen unter Lachen weggeblinzelt werden. Und weil die Beteiligten verdient haben zu erfahren, dass es sich trotz aller Enttäuschung lohnt, Freundschaft und Liebe zuzulassen, weil es immer wieder sinnvoll ist, sich auf Menschen einzulassen, auch wenn man an anderer Stelle dermaßen aufgefallen ist. Willkommen in unserer Welt, hey, so und nur so!

Ja Sylvia, Bruni hat Recht. Man findet so viele Gespräche im ersten Jahr, so viele Bücher suggerieren einem, dass es nach einem Jahr wieder besser geht. Und ich durchlebe nun das vierte Jahr, und selbst der all überall als Wundertrauerheilmittel verkaufte neue Partner kann nichts daran ändern, dass die Trauer bleibt. Das Leben ist einfacher für mich, aber die Trauer löst sich nicht in nichts auf. Der Mensch fehlt, mein Mann fehlt, ihr Vater fehlt, der Sohn und der Bruder, der Mensch fehlt. Daran ändern weder Zeit noch neue Lebensumstände etwas.

Und heute? Würde gerne auf Hakentour gehen, und später zur Schwiemu, die mir im Augenblick Sorgen bereitet, nein, ich bin noch lang nicht so weit, vielleicht nie wieder.

Kommt gut durch den Tag und lasst euch nicht ärgern und ja, ich freue mich auf Ostern

LG
Andrea
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  #1435  
Alt 09.03.2008, 19:58
SylviaW SylviaW ist offline
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Hallo ihr Lieben,

habe in der Zeit als es hier nur sehr langsam ( oder gar nicht ) lief, versucht etwas Abstand zu gewinnen, dachte es müßte doch mittlerweile auch ohne KK gehen, aber irgendwie zieht es mich immer wieder her.

Tja Bruni und Andrea, schon lange 6 Jahre und im vorletzten Jahr hatte ich so einen kleinen Anfall von " neuem Leben " gespürt.
Ich las in der Zeitung die Todesanzeige von der Ehefrau eines Mannes den ich mit 17 mal sehr gemocht habe. Und irgendwie sind meine Gedanken losgezogen, haben sich einfach selbstständig gemacht, okey, schlechtes Gewissen war dabei. Ich hatte mir gewünscht durch Zufall ( anrufen hätte ich mich nie getraut ) diesen Mann zu treffen, vielleicht könnten diese Gefühle von damals nochmal....

Ich bat Abends im Bett meinem Mann und meine Mama um Hilfe und wirklich.. am nächsten Tag stand dieser Mann vor mir. Ich wußte im ersten Moment nicht worüber ich mich mehr freuen sollte, das Treffen oder weil meine beiden Lieben bei mir waren und mir meinen Wunsch erfüllt haben.

Wir verabredeten uns dann, meine Güte, mir war schlecht, ich dachte ständig darüber nach abzusagen, sowas darf ich doch nicht.... doch ICH DARF DAS.
Der Abend war nett aber leider von meiner Seite kein Gefühl, nix....
Okey, ich gebe zu daß es mir schon geschmeichelt hat daß sich ein männliches Wesen für mich interessiert und ich gebe zu daß ich den Mann auch etwas hingehalten habe, war nicht fair und irgendwann hab ich dann auch die Karten auf den Tisch gelegt. Aber er gab nicht auf und ich dachte vielleicht kommt doch bei mir noch was....
Nein, nix, wie tot...

Mit nur Freundschaft konnte er nicht umgehen und so haben wir die...., was ist jetzt das richtige Wort dafür, beendet. Allerdings kommt seitdem so ca. alle 2 Monate mal eine Mail, mal ein Anruf, mal eine Karte.
Und ehrlich gesagt freue mich mich, es denkt jemand an mich.....

Ich merke daß sich in meinem Inneren was verändert, spüre jetzt ab und zu mal Sehnsucht nach Nähe und manchmal kommt auch der Wunsch irgendwann mal jemanden kennenzulernen, aber ich möchte Schmetterlinge, will nicht irgendjemanden um nicht alleine zu sein....

Ob das Schicksal noch was mit mir vor hat? Ich wurde mit 38 Witwe ( immer noch ein Wort mit dem ich nicht umgehen kann ), jetzt werde ich 45....

Ich merke an mir selbst daß ich in diesen 6 Jahren mich sehr verändert habe, bin nicht unbedingt einfacher geworden und habe auch das Gefühl, daß ich immer " komischer " werde, je länger ich alleine bin.

An manchen Tagen ist es okey, bin zufrieden, dann kommen Tage, da könnte ich bockig und heulend auf den Boden trampeln weil ich mein Leben zurück will. Und ab und zu eben diese Gedanken nach einem "neuen Leben".

Kommt gut in die neue Woche.

Liebe Grüße
Sylvia
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  #1436  
Alt 09.03.2008, 21:06
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AndreaS AndreaS ist offline
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@Sylvia : DANKE
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  #1437  
Alt 09.03.2008, 22:46
Wolke13 Wolke13 ist offline
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Guten Abend Ihr Lieben,

(Bruni in Abwandlung)" ... und auch dieses (nächste) Leben sollte gelebt werden, mit ganzem Herzen - ohne Frage.

Bruni, schau mal in den Korb und Du weißt, wo ich hinziehe? Bei Salzburg um die Ecke. Ja totaler Neuanfang, ich habe eine kreative Wohnung in einem kleinen Haus mit blauem Treppengeländer und eingerahmten Bildern im Hausflur gefunden. Ich glaube, ich mag es, weil es so ganz anders ist bzw. sein wird. IKEA wird mich in Zukunft wohl oft begrüßen können. Ich habe in den letzten Wochen meine Entscheidung oft überprüfen müssen aber ich bin dabei geblieben und überzeugt, dass dieser Absprung zwar schwindelerregend und vielleicht auch unsanft ausfallen kann aber richtig ist bzw. den Versuch wert ist.

Ach ja - bei Büchern lese ich oft erst einmal den Schluss, so hat jeder seine Macke!

So - auch von mir allen einen guten Wochenstart! Marina
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  #1438  
Alt 11.03.2008, 08:04
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AndreaS AndreaS ist offline
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Ein Tag mit Wetter, das zur Stimmung passt. Absolutes Tief.

Mir geht es immer häufiger so, wie Anemone es beschrieben hat. Versuche hin und wieder Abstand zu gewinnen. Aber noch immer brauche ich dieses Ventil.

Schubladen, die aufspringen und verborgenes wieder an die Oberfläche befördern. Schätze der Erinnerung, so unendlich traurig und doch sind es Schätze der letzten gemeinsamen Lebensphase. Nur gewusst hatte ich es nicht, zum Glück?

Ich frage mich oft, ob Claus ärgerlich war über meine Blauäugigkeit. Ich weiß, wie sehr ihm bewusst war, was das alles bedeutet, was es alles mit sich bringen wird und wie der Ausgang sein kann.

Für mich war es klar: Tumor? Nun, aufschneiden, rausholen, genesen und schon ist unser Leben wieder da. Ok, nicht ganz so aber irgendwie gingen meine Gedanken schon in diese Richtung.

Und heute sind es bereits vier Jahre, dass wir in die Klinik fuhren. Vier Jahre und jede Sekunde abrufbar. Vier Jahre und mein nervöser Magen, der mir das Zähneputzen fast unmöglich machte. Damals brauchte ich keine Trennkost....Vier Jahre - nach vier Jahren Partnerschaft heirateten wir, vier Jahre, ich kann es nicht fassen.

Und der letzte Eisbecher mit Krokant. Ja, der zaubert noch immer ein Lächeln auf mein Gesicht. "Sie haben ihn nicht gefunden" waren seine ersten Worte nach der OP zu mir. Und ich hatte geschwiegen, als er ihn am Tag vor der OP, stur wie er nun einmal war, bestellt hatte, obwohl er gar nichts mehr hätte essen dürfen. Und dieser Eisbecher war sein letzter im Leben. Und er hat ihn einfach gegessen, ob er ihn genossen hat? Nun, das wage ich zu bezweifeln...

Und die Gedanken drehen sich mal wieder im Kreis. Die OP erstaunlich gut gelaufen, er hatte sich so gut davon erholt. Und immer wieder dieses: Hätten wir doch.....ja hätten wir doch auf diese mörderische Therapie danach verzichtet. Und gleich während dieser Gedanken die Frage: Und dann? Wie würde ich jetzt denken, wenn er gestorben wäre, ohne dass wir diesen letzten Strohhalm benutzt hätten? Man dreht sich im Kreis immer und immer wieder.

"Wenn du an meiner Stelle wärst, ich würde dir kiloweise die Misteln anschleppen. Und ich glaube, bei dir würden sie sogar helfen." Nein, er wollte erst die Schulmedizin ausreizen. Und danach vielleicht....Es gab kein danach, gab die Chance der Mistel nicht mehr. Aber es war seine Entscheidung.

Vier Jahre. Und es stürmt draußen, der Wind pfeift und meine Gedanken sind nicht im Jetzt und hier. Ich verharre noch ein wenig im gestern. Mit schwerem Herz und voller Sehnsucht. Mit dem Kloß im Hals, wenn der letzte Blick zwischen uns wieder auftaucht, als sich die Aufzugstüre im Krankenhaus schloss, uns trennte, als Vorboten für das was kommen würde.

Ich nehm jetzt mein Tierchen mit in die Küche, werde noch einen Kaffee trinken, dann unter die Dusche und die Maske auf! Mit einem Lächeln zur Arbeit, klar was sonst. Es sind doch schon vier Jahre. Wer sollte das da draußen verstehen....

Kommt gut durch den Tag und lasst euch nicht ärgern!

LG
Andrea
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  #1439  
Alt 11.03.2008, 11:37
teechen teechen ist offline
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Hallo, Ihr Lieben im Forum,
hier ist Teechen, mein Mann ist nun schon 12 Wochen tot und nun kommt bei mir der Zusammenbruch. Gestern war ich mit dem Notarzt ins UNI- Klinikum gefahren wurden. Bei mir ist mein Blutdruck sehr erhöht und Herzschmerzen hatte ich auch. Die Untersuchung dauerte von um 13.00 - 20.00 Uhr. Einen Herzinfarkt konnte ausgeschlossen werden. Ich muss nur langsamer werden und mir öfters Pausen gönnen. Die 5-jährige Krankheit meines Mannes spüre ich , denn ich war ja nur für ihn da und habe meine Gesundheit etwas vernachlässigt. Da muss ich mich mächtig umstellen, denn ich habe in dieser Zeit nur funktioniert. Hoffentlich vergeht auch die Traurigkeit bald, denn die Tränen fliessen fast jeden Tag. Vielleicht wisst Ihr einige Tipps. Aber Euch geht es sicherlich auch nicht viel besser, wie mir.
Viele liebe Grüsse an EUCH ALLEN TEECHEN.
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  #1440  
Alt 11.03.2008, 11:39
Anemone Anemone ist offline
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Hallo alle zusammen,
ja Andrea, vier Jahre - und doch jede Sekunde abrufbar. Du trifft es mal wieder genau. Bei mir sind es in den nächsten Tagen drei Jahre, dass wir die schreckliche Diagnose erfuhren. Unser Sohn war mit mir ins Krankenhaus gefahren. Wir wollten wissen, was die letzte, entscheidende Untersuchung ergeben hatte.
Ein Tag wie im Bilderbuch, zartes Grün, im Park vor der Klinik blühende Osterglocken und Primeln, Vogelgezwitscher. Dann der Hammer: Wir können nur noch eine palliative Behandlung machen. Wenn Sie möchten, können Sie die Klinik heute noch verlassen. - Ja bitte, sofort. Es war schon 20.30 Uhr.
Um Himmels Willen, warum singen die Amseln einfach weiter, warum leuchten die Blumen immer noch durch die Dämmerung??? Es kann nicht sein, es darf nicht sein.
Ich spüre immer noch dieses kalte Entsetzen, es ist überhaupt noch keinen Deut besser geworden. Meinem Sohn, der erfahren hatte, dass sein Vater nicht mehr lange leben würde, geht es genau so.
Warum kann diese furchtbare Erinnerung nicht einfach ein wenig blasser und weniger schmerzhaft werden?? Ich wünsche es mir so sehr.
Vielleicht komme ich immer wieder an diesen Stammtisch, weil "die da draußen" es einfach nicht verstehen können. Wie auch? Man kann es sicher erst verstehen, wenn man es selbst durchlitten hat.
Ich grüße Euch alle ganz lieb und wünsche Euch erträgliche Tage.
Anemone
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