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  #1  
Alt 26.06.2010, 12:50
gottfried gottfried ist offline
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Beiträge: 9
Standard Stent konnte erstmals nicht gesetzt werden.

Hallo, leider hat es auch mich in dieses sehr interessante Forum platziert, das Schicksal quasi. Mein Vater (81) wurde vor einer Woche mit Gelbsucht ins KH gebracht und anschließend ein Gallenblasenabgangskarzinom diagnostiziert.
Der gestrige Versuch einen Stent zu setzen war leider erfolglos. Anscheinend ist die Wucherung bereits zu intensiv. Übermorgen erfolgt ein weiterer Versuch.
Sollte auch das nichts bringen meinte der Arzt den ich gefragt habe, wird man eventuell versuchen von außen durch den Bauch einen Abfluss der Gallenblasenflüssigkeit zu ermöglichen. Anschließend ev. Chemo?
Für mich (59) als ältester Sohn, meinen Bruder und meine 82-jährige Mutter samt all unseren Kindern bricht eine Welt zusammen.
Dabei hat sich diese Diagnose fast nicht abgezeichnet. Vater war eigentlich bis vor ein paar Wochen relativ fit, hat noch in seinem geliebten Garten gearbeitet, musste dabei aber immer öfter Pausen einlegen. Manchmal kam er mir schon irgendwie im Gesicht etwas verändert vor.
Ich hab jetzt seit vergangenen Sonntag nichts gegessen, fast nicht geschlafen und wenn ich mir vergangenen Dienstag nicht von meinem Hausarzt Medikamente geholt hätte, wäre ich auch berufsunfähig geworden.
Auf einen Schlag hat sich meine Welt komplett verändert. Aber ich werde jetzt intensivst für meine Mutter da sein, ihr kleines Haus und den Garten betreuen und wann immer sie braucht helfen.
Völlig unklar ist, wielange jetzt unser Vater noch bei uns ist!
Gibt es Erfahrungsberichte, wo ein Stentsetzen erfolglos war und wie lange anschließend der Betroffene noch Zeit hatte?
Vielen Dank für Eure Hilfe!
Gottfried
Österreich
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  #2  
Alt 28.06.2010, 10:29
Magra59 Magra59 ist offline
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Standard AW: Stent konnte erstmals nicht gesetzt werden.

Lieber Gottfried

wie immer ist es ein trauriger Anlass der neue Mitglieder in dieses Forum bringt. Die Diagnose und die vor allem alles was man NICHT weiss über die Krankheit und einen möglichen Verlauf machen einem Angst. Das kann ich gut verstehen und nachvollziehen.

Mich würde interessieren ob es bereits mehrere Versuche gegeben hat den Stent zu setzen oder nur den einen. Bei mir wurden nähmlich 3 Versuche gebraucht bis das Ding endlich sass. Da einem bei jedem ERCP jedesmal der Bauch aufgeblasen wird, war immer mindestens 1 Tag zwischen den Versuchen. Es kann also gut sein, dass bei deinem Papa der Stent auch noch gesetzt werden kann. Also, nicht gleich vom allerschlimmsten ausgehen und hoffen dass es noch klappt.

Was den Tumor angeht, so ist auch vieles möglich. Eine Chemo kann das Wachstum natürlich hemmen resp. den Tumor sogar verkleinern. Wichtig ist sicherlich dass du deine Mama unterstützt und dich dabei nicht ganz vergisst! Hast du denn jemandem mit dem du dich austauschen kannst? Kurzfristig - aber wirklich nur kurzfristig - sind auch Psychopharmaka akzeptabel. Etwas dass dich herunterbringt und dir erholsamen Schlaf erlaubt. Sprich mit deinem Hausarzt darüber.

Ich drücke euch alle Daumen! Lass hören wie es weitergeht, ok?

Lieber Gruss
Manfred
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  #3  
Alt 30.06.2010, 22:14
gottfried gottfried ist offline
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Registriert seit: 23.06.2010
Beiträge: 9
Standard AW: Stent konnte erstmals nicht gesetzt werden.

Lieber Manfred, vielen herzlichen Dank für Deine Worte.
Ich muss den heutigen 30. Juni 2010 in meinem Tagebuch besonders kennzeichnen.
Nachdem vergangenen Freitag vergeblich ein erster Versuch gestartet worden ist den Stent zu setzen wurde ein zweiter für vorgestern Montag und da das Blutbild nicht gut war für gestern Dienstag geplant und auch vorgenommen. Mein Anruf beim zuständigen Arzt hat leider ergeben, dass die Wucherungen derart intensiv sind, dass ein Durchkommen unmöglich war. Beim gestrigen Besuch im Krankenhaus haben wir einen sehr deprimierten und in schlechter Verfassung befindlichen Vater vorgefunden. Er hatte leider auch keinen Appetitt, war eingefallen im Gesicht, gelb und für mich ein jämmerlicher Eindruck der mich im tiefsten meines Gemütes getroffen hat.
Ich konnte vom Arzt erfahren, dass für heute Mittwoch ein direkter Zugang von aussen zur Leber gemacht werden soll, damit die Galle wahrscheinlich direkt abfliessen kann und so die Gelbsucht schön langsam weggeht.
Vor dem heutigen Tag habe ich mich schon gefürchtet denn so ein Eingriff dachte ich wird den bereits geschwächten Körper, noch dazu unter Vollnarkose, noch mehr schwächen. Ein Anruf mittags bestätigte meine Vorahnung und die Krankenschwester meinte dass er noch in Behandlung sei und auch nach der Narkose einige Zeit nicht ansprechbar sein würde. Ich möge doch gegen 16 Uhr anrufen.
Meine Mutter, meine Frau, mein Enkel und unsere beiden Hunde waren den ganzen Nachmittag irgendwie wie paralysiert und haben nur in die Luft geschaut und gewartet. Und jetzt kommts: plötzlich leutet gegen 16:30 bei meiner Mutter das Mobiltelefon und mein Vater ist am Apparat und fragt sie warum wir ihn nicht besuchen?? Ich habe momentan nur "Bahnhof" verstanden! Also nichts wie ins Auto und dreissig Kilometer in die Hauptstadt mit Vollgas. Ich habe trotzdem ein ungutes Gefühl gehabt und eigentlich einen geschwächten alten Mann armselig in seinem Bett liegend erwartet.
NEIN - der sitzt im Bett und grinst uns an, sieht frisch aus, hat glänzende ausdrucksstarke Augen und albert herum. Das alles trotz Schlauch und Sack in dem ein dunkles Sekret hineinrinnt! Das war für uns alle die totale Überraschung! Kann das wirklich sein? Ist das nur ein Aufflackern oder gibt es jetzt einen ersten Lichtblick? Wurden wirklich unsere Gebete erhört? Ich war total perplex. Nach einer Stunde hat er sogar Hunger bekommen und Kaffee mit Marmeladebrot verspeist! Sensationell! Ich muss mich jetzt morgen beim Arzt erkundigen wie es weitergeht - ausser es gibt im Forum entsprechende Informationen, für die ich sehr dankbar wäre.
Ich nehme für akute Probleme derzeit Psychopaxtropfen und die Zitalopramtabletten die ich seit ca. einer Woche nehme beginnen zu wirken. Ich kann wieder klarer denken und bin psychisch Gott sei Dank stabiler. Ich muss nämlich jetzt vor allem neben meinem Vater auch meine Mutter unterstützen, sie ist 82 Jahr alt und leidet natürlich auch sehr unter dieser Situation. Aber wie gesagt - heute haben wir erstmals seit zwei Wochen aufatmen können und wahrscheinlich wird auch die Nachtruhe erstmals eine etwas bessere sein.
Ich wünsche allen Leidensgenossen dass sie auch ein derart positives Erlebnis haben mögen und es nicht bei diesem einen bleibt.
Vielen Dank Manfred und auch an alle anderen.
Liebe Grüße aus Österreich.
Gottfried
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  #4  
Alt 01.07.2010, 05:52
Magra59 Magra59 ist offline
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Standard AW: Stent konnte erstmals nicht gesetzt werden.

Das ist ein riesiger Aufsteller Gottfried, wunderschön! Ich freue mich sehr für euch und hoffe natürlich dass dies nur der Beginn ist und es positiv weitergeht. Auf jeden Fall ist die psychische Verfassung deines Vaters sehr sehr wichtig und wenn er gut drauf ist dann ist das schon mal sehr gut!

Lass uns hören wie es weiter läuft und behalte auch deine eigene Gesundheit weiter im Auge.

Lieber Gruss
Manfred
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  #5  
Alt 06.07.2010, 18:04
gottfried gottfried ist offline
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Standard AW: Stent konnte erstmals nicht gesetzt werden.

Hallo Manfred,
vielen Dank für deine netten Worte.
"Zu früh gefreut" könnte man meinen und nachdem es meinem Vater nach dem Eingriff und dem Seitenausgang relativ gut gegangen ist, er hatte Hunger und Humor, war am nächsten Tag alles wieder schlechter.
Man merkte eine leichte Benommenheit bzw. Verwirrtheit wir konnten aber doch noch mit ihm ganz gut kommunizieren.
Wie gesagt, das war vergangenen Freitag. Am Samstag hat er noch mehr gejammert, der Arzt meinte er würde irgendwo Blut verlieren und bekommt jetzt Blutkonserven. Bei dieser Hitze vergangenes Wochenende hat er unter der stickicken Krankenhausluft gelitten und ich habe ihm daher vorgestern, Sonntag vormittag einen großen Ventilator gebracht. Noch dazu hat uns die Krankenschwester ein Einzelzimmer für ihn angeboten (ob das nicht schon Absicht war?!). Ich war eben vorgestern vormittag noch alleine ca. 3 Stunden bei ihm, habe ihm nochmals gesagt das die Gelbsucht schön langsam weggeht und dann vielleicht mit einer leichten Strahlungstherapie begonnen wird. Habe ihm halt gut zugeredet. Vom Sohn (59) zum Vater (81). Gestern haben wir dann erfahren dass er in die Intensivstation verlegt wurde. Als wir ihn um ca. 14 Uhr gesehen haben - schrecklich, schockierend, wie sich ein kraftstrotzender Mann innerhalb von zwei Wochen zu einem gesundheitlichen Wrack verändert hat. Ich habe weinend seine Hand gehalten und er hat die Augen aufgemacht, mich angelächelt und meine Hand gedrückt.
Da habe ich erstmals meinen Onkel, seinen jetzt noch einzigen Bruder aufrichtig weinen gesehen! Es hat geheissen, wenn es schlechter wird werde ich bzw. meine Mutter telefonisch verständigt. Also gestern Nacht fast nichts geschlafen, keinen Appetitt, hab schon rund 5 Kilo weniger, aber der Schmerz und die Trauer sind einfach für mich unbeschreiblich. Ich kann es nicht fassen, das mir das so nahe geht!!
Heute früh Anruf auf der Intensivstation, Zustand unverändert, er schläft, hieß es. Meine Frau und ich holen unseren Onkel und meine Tante ab und fahren um 11 Uhr wieder in die Intensivstation. Schock, mein Vater atmet nur mehr schwer, macht die Augen nicht mehr auf, sein Gesicht ist schon gezeichnet. Der Arzt sagt meiner Mutter das er nachmittags auf sein Zimmer kommt, ohne alles. Er wird nur mehr notdürftig versorgt, da jetzt nach und nach die Organe aufgeben und er die nächsten drei Tage nicht überleben wird.
Ein netten Krankenhausseelsorger kommt um 13 Uhr und spendet ihm die letzte Ölung, er macht das wirklich aufrichtig und nett und sagt meinem todkranken Vater ins Ohr das er jetzt von Jesus beschützt wird auf seiner letzten Reise. Und auf einmal macht diese todkranke Mann der vorher keinerlei Lebenszeichen mehr von sich gegeben hat den Mund auf, versucht Worte zu formulieren und dreht den Kopf in Richung Pfarrer. So als ob er sich bedanken wollte oder einfach sagen wollte, das brauche ich alles nicht. Aber das kann ich nicht beurteilen. Wir, mein Bruder und seine Frau, ein Onkel, Tante, Mutter und wir zwei reichen alle einander die Händer sodaß wir mit den Händen meines Vaters eine Verbindung herstellen und so versuchen ihm Kraft zu geben.
Es war herzerschütternd und alle haben innigst geweint ob diesem Elend, in Erinnerng an die schönen Zeiten in der Vergangenheit, die allzurasch vergangen ist.
Jetzt liegt er alleine auf seinem Zimmer, nur mehr die Atmung funktioniert und ich frage mich ob das so richtig ist, das wir nicht bei ihm sind. Aber ob ihm alleine unsere Anwesenheit helfen würde, ob er das überhaupt noch bemerken würde? Ich weiß es nicht. Morgen fahren wir auf jeden Fall wieder ins KH. Leider wurde alle meine Gebete nicht erhöhrt, das soll jetzt kein Vorwurf sein, aber man hofft halt doch immer, das der Kelch vielleicht doch an uns vorbeigehen würde. Andererseits denke ich, wir hatten unseren Vater fast 81 Jahre lang zur Verfügung. Bei vielen meiner Schulkollegen ist deren Vater oder Eltern bereits seit 20 Jahren tot.
Rohe Menschen sind mir ein Greuel, die nichts empfinden, nicht einmal in so einer Situation. Mein Bruder und meine Schwägerin haben keine Miene verzogen, vielleicht haben sie Tabletten genommen. Jetzt beginnen die Arbeiten mit der Organisation des Begräbnisses und ich danke allen in diesem Forum die vielleicht meine Worte gelesen haben und meinen Schmerz ungefähr erahnen konnten für ihre geistige Unterstützung. Möget Ihr davon verschont bleiben und versucht jeden Tag für Eure Lieben da zu sein. Ich hätte noch so viel meinem Vater bieten wollen. Leider zu spät.
Liebe Grüße.
Gottfried
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  #6  
Alt 07.07.2010, 09:04
Magra59 Magra59 ist offline
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Standard AW: Stent konnte erstmals nicht gesetzt werden.

Ach Gottfried, das tut mir sehr, sehr leid! Deine Worte zeugen von den Qualen die deine Familie momentan zu erdulden hat. Das ist alles sehr schwierig zu ertragen. Hast du mit den Ärzten sprechen können? Irgendwie müssen sie die Verlegung auf die Normalstation sowie den Abbruch möglicher Therapien doch erklärt haben? Haben sie deien Vater aufgegeben? Ich kann natürlich nicht für deinen Vater sprechen, aber ich habe z.B. eine Patientenverfügung welche unnötige Lebensverlängerungen verhindern soll. Ist wirklich nichts mehr zu machen, so möchte ich in Ruhe gehen.

Was deinen Bruder und deine Schwägerin angeht, verurteile sie nicht. Jeder geht anders mit Schmerz um. Du kannst deine Gefühle zeigen, andere können das nicht. Die Scheinbare Kälte kann auch ein Schutz sein. Mein Bruder ist z.B. auch so. Als meine Mutter gestorben ist hat er keine Mine verzogen. Ich weiss aber, dass er innerlich sehr gelitten hat.

Ich drücke deinem Vater die Daumen dass er ohne Leiden friedlich gehen kann und Euch allen wünsche ich dass ihr das Unvermeidliche akzeptieren und von den vielen guten gemeinsamen Jahren Kraft und Hoffnung schöpfen könnt.

Liebe Grüsse
Manfred
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