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Alt 11.01.2011, 10:56
Christ0f Christ0f ist offline
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Standard Hodenprothese - ein Erfahrungsbericht

Bei mir wurde im Juli 2008 ein Hodentumor diagnostiziert. Von der Diagnose bis zur OP hat man ja nicht wirklich lange Zeit und muss eine –wie ich finde- schwerwiegende Entscheidung selbst treffen: Hodenprothese ja oder nein. Ich fühlte mich an den drei Tagen sehr alleine gelassen. Weder mein Urologe noch der im KH konnten mir so eine Prothese zeigen (Dummy) oder mir wirklich einen Rat geben. „Das müssen Sie schon selbst entscheiden“. In den verschiedenen Foren habe ich auch nicht wirklich etwas dazu gefunden. Deshalb schreibe ich hier einfach mal meine persönliche Erfahrung, in der Hoffnung ich kann jemandem damit weiterhelfen.
Kurzversion: Ich habe eine Prothese und bin jetzt sehr zufrieden mit meiner Entscheidung!
Die Diagnose kam bei mir sehr überraschend. Ich hatte bis dahin keinerlei Probleme oder Schmerzen und mir ist auch gar nichts aufgefallen (ich war wegen einer Sperma-Untersuchung beim Urologen, entsprechend geschockt, als ich die Diagnose erhalten habe). Den Tumor hätte ich eigentlich selbst bereits ertasten können (ein Seminom der Größe ca. 15x10x5 mm), habe aber nie Eigenuntersuchungen durchgeführt. Mein Urologe hat mich gleich in unser örtliches KH geschickt. Die Urologin dort konnte die Diagnose nur bestätigen. „Heute ist Freitag, da operieren wir nur Notfälle. Machen Sie sich ein schönes Wochenende, kommen Sie Sonntag Abend hierher zur Vorbereitung, am Montag werden Sie dann operiert!“ Haha, sehr witzig. Schönes Wochenende wenn Du weißt am Montag wird Dir ein Ei entfernt. Bis dahin musste ich also meine Entscheidung treffen wegen der Prothese. Ich habe mich dafür entschieden! Die ersten Tage nach der OP habe ich mich aber gehasst deswegen! Man muss ständig daran ziehen, damit es sich nicht verkürzt und dann auf Halbmast im Beutel hängt! Mein Penis war blauviolett, mein Beutel war tiefblau und dann musste ich mich mehrmals am Tag dazu zwingen, an der Kugel zu ziehen. Es gibt angenehmeres! Ich habe es aber überlebt. In den nächsten Monaten war ich immer noch sehr unzufrieden mit meiner Entscheidung. Es fühlte sich einfach nicht natürlich an. Es hat auch keine natürliche Form, sondern ist einfach kugelrund. Man hat ständig einen Fremdkörper in der Unterhose. Es fühlt sich an wie ein Tischtennisball und man muss ständig alles in die richtige Position schieben. Zumindest denkt man das. Heute, nachdem ich die Prothese seit 2einhalb Jahren trage, bin ich sehr froh, diese Entscheidung getroffen zu haben! Es sieht auf den 1. Blick einfach ‚normal’ aus, es stört inzwischen gar nicht mehr im Alltag und –ich hätte es nicht für möglich gehalten- es fühlt sich bei zärtlichen Berührungen an wie vorher!
Die nächste Entscheidung, die ich treffen musste: Chemotherapie oder intensive Beobachtung. Ich habe mir dazu eine 2. Meinung geholt, mich aber recht schnell für die Chemo entschieden. Bei mir war es eine einzelne Dosis Carboplatin. Ich hab das sehr gut vertragen! Mir war zwei Tage lang etwas flau im Magen (vielleicht auch nur Einbildung? „Ich müsste doch mal etwas spüren?“), ansonsten gar nichts! Kein Haarausfall, nichts! Seit dem ist die „Sache“ für mich abgeschlossen! Aus dem Kopf verschwunden! Auch diese Entscheidung würde ich also wieder so treffen!
Ich habe übrigens auch Sperma kryokonservieren lassen. Nur für den Fall, dass etwas bei der Chemo passieren könnte. Nachdem meine Werte aber auch nach OP und Chemo recht gut sind, habe ich die Proben bereits wieder vernichten lassen.
Kurz noch zum Thema Schwerbehinderung. Der Antrag geht recht leicht, am Besten über den Beauftragten der Stadt/Gemeinde. Ich hatte eine Einstufung von 50% (die wohl bei allen Krebspatienten zugrunde gelegt wird), allerdings befristet für 2 Jahre. Mein Antrag auf Verlängerung wurde abgelehnt.

Zum Schluss möchte ich allen, die kurz vor so einem Eingriff stehen alles Gute wünschen! Macht Euch keine Sorgen!! Es ist überhaupt kein Weltuntergang!!
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Stichworte
erfahrungsbericht, erfahrungsberichte, hodenprothese, silikonprothese


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