Hallo ich bin neu hier und suche dringend Rat von außen !!

[Roses]

Hallo,

mein Name ist Anja, bin 34 und wohne in der nähe von Stuttgart.
Ich komme gleich zu meinem Anliegen.

Vor zwei Jahren habe ich von meinem Onkel erfahren, dass er Krebs hat. Damals Lyphdrüsen- Krebs. Er bekam immer wieder Chemo- Therapien. Es besserte sich mal, mal bekam er Rückschläge.
Vor ungefähr einem Jahr erzählte er mir, dass sie nun Metastasen auf der Niere gefunden hätten und er weiterhin Chemo- Therapien über sich ergehen lassen müsste. Letztes Jahr an Weihnachten wollte ich ihn besuchen, er wohnt im Saarland. Mein Onkel wollte das nicht. Er meinte er will nicht, dass ich ihn so sehe wenn er seine Chemo Therapien hat.
Gut, ich wartete einige Monate und versuchte es bis vor vier Wochen immer wieder in telefonisch zu erreichen. Vergebens.
Vor vier Wochen also erreichte ich ihn endlich. Er klang so schlimm am Telefon. Ich habe ihn gar nicht wieder erkannt. Sogar sein saarländischen Dialekt hörte ich nicht mehr raus. Er erzählte mir, dass es nicht gut aussieht und er sehr geschwächt ist. Selbst auf mein Flehen hin, dass ich ihn noch sehen will, ihn in Arm nehmen will, verweigerte er mein Anliegen dass ich kommen wollte. Ich sollte noch warten.
Vor zwei Wochen bekam er eine spezielle Chemo- Therapie, die direkt auf die Nieren geht. Anfangs sah es sehr gut für ihn aus. Er hat sogar zu genommen.
Gestern ruft mich meine Schwester an und erzählte mir, dass unsere Tante bei Ihr angerufen hat. Sie muss so schrecklich am Telefon geweint haben und erzählte, dass die Chemo nicht erfolgreich war. Mittlerweile hat sich Wasser in den Lungen angesetzt und Metastasen haben sie auch auf der Lunge gefunden. Außerdem muß der Krebs auf den Nieren so groß sein, dass nichts mehr hilft. Die Ärzte geben ihm noch 2-3 Monate.
Mein Vater und meine Schwester meinen dass ich mich, so zu sagen, seinem Willen beugen soll und ihn nicht besuchen.
Was soll ich tun ?? Ich bin echt verzweifelt. Ich weiß nicht was ich tun soll.
Was meint ihr ??

Vielen Dank fürs Zuhören

Liebe Grüße
Anja

[Heino*]

Hallo Anja,

das ist eine ganz schwere Frage, die keiner wirklich beantworten kann. Ich bin allerdings froh, dass ich es bei mehreren guten Freunden und Verwandten geschafft habe, sie noch kurz vor ihrem Ende zu besuchen. Ich denke aber auch, dass die Betroffenen wussten, dass ich auch Krebs habe, und dass sie deshalb vielleicht weniger Hemmungen hatten, mit mir zu sprechen. Ich möchte Dir raten, auf Dein Herz zu hören, und Deinen Onkel zu besuchen. Du wirst spüren, ob er Dich wirklich sehen will, entsprechend kann der Besuch kurz oder noch kürzer sein.

LG, Heino.

[Roses]

Hallo Heino,

zuerst vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast um mir ein paar Tips zu geben.
Es tut mir sehr leid, dass Du so krank bist. Ich möchte am liebsten immer allen helfen......
Weißt Du ich habe Angst, dass es ihm "nicht bekommt" wenn ich ihn besuche. Das habe ich auch schon so oft zu hören bekommen. "Nachher geht es ihm noch schlechter weil er dich weinen gesehen hat"
Ach ich weiß auch nicht was richtig und falsch ist.....

Vielen Dank nochmal und alles erdenkliche Gute für Dich

LG
Anja

[Birdie]

Hallo Roses,
es ist sehr schwierig dir hier das richtige zu raten..
Ein Besuch kann sehr anstrengend für den Kranken sein - in vielerlei Hinsicht - nur mal ein Beispiel - er will gerne mit dir reden - kann es aber nicht mehr - oder kaum noch - oder es strengt ihn extrem an ..

Auch für dich kann so ein Besuch sehr anstrengend sein .. denn es wird nicht spurlos an dir vorübergehen .. wahrscheinlich wirst du deinen Onkel danach ganz anders in Erinnerung behalten ..

Mich würde interessieren, ob denn dein Vater oder deine Schwester bei deinem Onkel waren oder ob sie sich auch seinem Wunsch gebeugt haben?


Übrigens .. leider muss ich hier auch noch mal fachlich werden:

Bei Metastasen (griechisch meta = weg und stáse = die Stelle, der Ort – also etwa die Übersiedlung an einen anderen Ort) handelt es sich um Tochterabsiedlungen des Primärtumors in entfernte Körperregionen. Dabei verbreiten sich Krebszellen des ursprünglichen Tumors über das Blut (hämogene Metastasen) oder die Lymphe (lymphogene Metastasen) im Körper, setzen sich an bestimmten Stellen fest und bilden dort weitere Geschwülste.

Metastasen, die sich in Folge von Nierenkrebs, z.B. in Lunge oder Leber gebildet haben, sind nicht automatisch Lungen- bzw. Leberkrebs. Es handelt sich um Metastasen des Nierenzellkarzinoms. Von Lungen- oder Leberkrebs spricht man dann, wenn der Primärtumor in diesen Organen entstanden ist. Dies ist insofern wichtig, als dass sich die Therapie des Krebses nach dem Primärtumor richtet. Eine Metastase in der Lunge wird also anders behandelt als Lungenkrebs (= Primärtumor in der Lunge).

Somit will ich noch einmal genau nachfragen, ob dein Onkel jetzt tatsächlich Nierenkrebs oder Metastasen eines Lymphdrüsenkrebses hat.
Denn im Falle von Metastasen eines Lymphdrüsenkrebses können wir dir hier nicht FACHLICH mit Rat und Tat beiseite stehen .. menschlich natürlich immer!
Ich will das nur sagen, da wir nicht vielleicht noch Tipps geben, die vielleicht nicht helfen...

[Roses]

Mein lieber Onkel ist am Mittwoch eingeschlafen.

Realisiert habe ich es noch nicht. Mein Onkel ist nicht mehr da. Und ich habe ihn nicht mehr gesehen. Ich danke Euch für Eure Worte und Tips!!

Ich wünsche Euch allen alles alles Liebe und Gute.

LG

Anja

[Marita P.]

Liebe Anja,

ich möchte Dir hiermit mein herzliches Beileid aussprechen. Es ist zwar schade, dass Du ihn nicht mehr sehen konntest, aber auch die Gedanken an einen lieben Menschen sind wichtig.