Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Hinterbliebene

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 03.11.2014, 11:07
*Pumuckel *Pumuckel ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 03.11.2014
Beiträge: 1
Standard Ohne dich ...

Hallo ihr Lieben,

ich komme nicht mit dem Tod meiner über alles geliebten Mutti (60) zurecht. Sie hatte u.a. Leberkrebs und ist im Juli diesen Jahres verstorben. Und das nachdem die Diagnose nur drei Wochen zuvor gestellt wurde. Die Prognose lautete auf 6 Monate bis max. 2 Jahre und seit dem Zeitpunkt hatte meine Mama schon aufgegeben. Wir beide haben meine Oma (84) über Monate zwei Jahre zuvor zu Hause gepflegt und gesehen, wie der Krebs sie langsam aber sicher geholt hat. Das war wohl eine so traumatische Erfahrung, dass meine Mutti das nicht selbst erleben wollte, diese Hilflosigkeit, diesen Verfall.

Ich habe sie dessen ungeachtet überredet, eine Chemotherapie zu machen, ein großer Fehler und ich weiß nicht, ob sie das geahnt und gewollt hat oder ob sie nun doch noch kämpfen wollte. Die Chemo hat ihr Immunsystem zerstört und eine Infektion hat den Rest erledigt. Nun mache ich mir natürlich Vorwürfe und das Schlimmste an der Sache ist, dass es meiner Mama genauso ging, bezogen auf meine Oma. Sie hat sich immer vorgeworfen, das Morphium zu früh gegeben zu haben. Völliger Blödsinn, denn meine Oma hatte starke Schmerzen und brauchte es. Ich habe nie verstanden, wie meine Mama sich so schuldig fühlen konnte, jetzt tue ich es. Es mag irrational sein, aber diese Gefühle sind da.

Mehr als das macht mir aber die Leere zu schaffen. Sie fehlt mir so sehr. Sie war meine beste Freundin, meine Vertraute, mein Fels in der Brandung. Ich konnte ihr einiges davon glücklicherweise noch sagen und war in den letzten Tagen auch bei ihr. Auch wenn sie nicht mehr klar war, so hat sie immer gewimmert, wenn ich geweint habe und hat all ihre Kraft zusammen genommen und meine Hand gedrückt, als sie ihre letzten Atemzüge getan hat.

Selbst im Sterben hat sie mir gezeigt, wie sehr sie mich liebte. Das fehlt mir jetzt so sehr. Und es wird schlimmer. Ich sitze alleine zu Hause und kann nur noch weinen, am liebsten würde ich schreien. Außerhalb funktioniere ich wie immer, aber in mir drinnen sieht es nun anders aus. Auch meiner Mama ging es so nach dem Tod ihrer Mutter und ich hab nach einem Jahr gedacht, irgendwann muss es aber auch mal gut sein. Ich Vollidiot!

Ich wollte doch noch so viel mit ihr machen. Sie wollte noch so viel machen: mit dem neuen Hund spazieren gehen, auf Safari fahren, die Rente genießen, malen, basteln und noch so viel mehr. Es zerreißt mir das Herz, dass sie all das nicht mehr tun kann, dass sie so früh von uns gehen musste. Sie war immer eine feste Konstante in meinem Leben, ein Mensch, der einen mit all seinen Fehlern bedingungslos liebt. Ich vermisse sie ...
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 03.11.2014, 11:27
hermannJohann hermannJohann ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 26.11.2013
Beiträge: 203
Standard AW: Ohne dich ...

Hallo Pumuckel,
zunächst einmal mein herzliches Beileid. Schuldgefühle hatte ich auch, als meine Frau krank war. Aber ich kann mich damit beruhigen, dass niemand wußte, was richtig war. Eine Chemo-Therapie kann mehr Lebenszeit bei guter Lebensqualität bringen, aber auch schlechte Lebensqualität und kürzeres Leben. Heute weiß ich, dass die Therapien meiner Frau nicht wirklich genutzt haben. Aber es wäre möglich gewesen.
mit besten Grüßen
Hermann
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 09.11.2014, 16:35
Mina2486 Mina2486 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.11.2012
Beiträge: 69
Standard AW: Ohne dich ...

Hallo Pumuckel,

es tut mir Leid das du deine Mama gehen lassen musstest. Ich weiß wie es dir geht. Ich vermisse meine Mama seit 1 Jahr und 8 Monaten und das Gefühl tut so unendlich weh, seit ca.2 Wochen hab ich erstmal realisiert das sie nie wieder kommt und ich habs vorher einfach nie wahr haben wollen.
Jetzt wach ich jeden Morgen auf mit dem Gedanken, meine Mama ist gestorben und kommt nie mehr zurück.
Sie hat 5 Monate gegen diese SCHEISS-Krankheit gekämpft!

Ich wünsche dir viel Kraft für die nächste Zeit
Fühl dich gedrück
Mandy
__________________
Mama du bleibst für immer in meinem Herzen.
Du warst das Beste in meinem Leben.
Ich liebe Dich

Gekämpft, gehofft und doch verloren
15.03.1955 - 23.03.2013]
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 09.11.2014, 20:22
Benutzerbild von fraunachbarin
fraunachbarin fraunachbarin ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 04.11.2010
Ort: ulmer ecke
Beiträge: 1.152
Standard AW: Ohne dich ...

Liebe Pumuckl..
ich verstehe Dich sooo gut, gerade was das Schreien angeht. In mir war immer dieser Schrei: Neeeeeeeeeeeeeeeeeeein.
Meine Mami ist nun seit über zwei Jahren nicht mehr bei uns. In dieser Zeit habe ich viele Phasen des Trauerns erlebt, eben auch dieses Schreien wollen.
Ich möchte Dir aus Erfahrung sagen, daß es wichtig ist, daß Du Deine Trauer auslebst, auch wenn es eben einen Schreien ist.
Du funktionierst nach außen sehr gut, wie Du schreibst. Aber das reicht nicht, um mit Deinem Schmerz klar zu kommen.
Suche Dir Menschen/Möglichkeiten, wo Du Dich ganz auf Deine Trauer einlassen kannst. Das ist sehr wichtig und hilft Dir auch beim Verarbeiten.
Meine Trauer ist seit längerem sehr still geworden und ich frage mich oft, ob ich "drüber hinweg bin". Ich weiß es nicht. Es tut immer noch weh, aber der Schmerz, die Trauer ist anders wie vor einiger Zeit. Ich habe es realisiert, lebe nun damit und kann auch von meiner Mami erzählen, ohne dabei in Tränen auszubrechen. Aber bis dahin war es ein langer Prozess.
Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft und daß Du nicht nur funktionierst.
Liebe Grüße von Tine
__________________
MISS YOU MAMA
24.02.1944-15.10.2012
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen

Stichworte
krebs, mama, schuld, vermissen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 
Themen-Optionen
Ansicht

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 07:27 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55