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Alt 12.11.2008, 14:44
Stefans Stefans ist offline
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Registriert seit: 27.01.2007
Beiträge: 426
Standard Wie Abschied nehmen ?

Hallo,

ich komme auf diesen Betreff u.a. durch den thread "Wie lange dauert das Begreifen" hier, v.a. aber, weil meine Frau auch "nur" noch palliativ behandelt wird. Also das Thema Sterben und Tod irgendwann aktuell wird - sei es in 3 Monaten, sei es in 3 Jahren. Keiner weiss es... Aber es gibt Dinge, die man besser bespricht, bevor es zu spät ist.

Ich weiss, dass Tod und Sterben in unserer Gesellschaft weitgehend tabu sind. Und auch (oder gerade) oft bei Angehörigen von Todkranken. Trotzdem möchte ich euch nach euren Erfahrungen dazu fragen; und einige Überlegungen, die meine Frau und ich angestellt haben, in den Raum stellen.

Wir haben schon den Tod einiger Verwandter und Freunde erlebt. Und so, wie der hierzulande normalerweise "abgehandelt" wird... das will meine Frau für sich nicht, und das will ich für sie und auch für mich nicht. Meist "klinisch rein" im Hospital gestorben, den Leichnam sofort weggeschafft, und die Angehörigen dürfen im Kühlkeller nochmal kurz gucken, wenn der Tote schon vom full-service Profi-Bestatter gewaschen, gekleidet und geschminkt ist. Und im Gesicht so grell rosa aussieht wie niemals zu Lebzeiten :-(

Angesichts solcher Gruseligkeiten werden wir (unserem Allter entsprechend ;-) wohl langsam "konservativ". Und kamen zu dem Schluss, dass zu dem Be-Greifen des Todes eines geliebten Menschens vielleicht wirklich alle Sinne gehören. Und soviel Zeit wie möglich.

Was uns dazu brachte, uns auf die inzwischen fast vergessene Tradition der "Totenwache" zu besinnen, die heute wohl fast ausgestorben ist. Also, dass ein Verstorbener einige Tage lang Zuhause aufgebahrt wird, und alle, die möchten (und sich trauen), "genügend" (?) Zeit haben, um zu realisieren, dass dieser Mensch wirklich tot ist. Zu be-greifen im Sinne von Sehen und Fühlen. Und nicht nur intellektuell, nach dem Motto "da kam er irgendwann in die Klinik, und von da kam er eben nicht mehr zurück".

Sicher ist das belastend, soweit ich mir das vorstellen kann. Aber andererseits fragen wir uns, ob die heute übliche "klinisch-saubere Lösung" des "Nicht-mitansehen-müssens" für Angehörige / Freunde vielleicht nur kurzfristig / vordergründig "einfacher" ist. Und einem evtl. die entgangene (einmalige) Gelegenheit, ausgiebig Abschied zu nehmen, irgendwann emotional "auf die Füße fällt".

Wir wissen das nicht, wie denn auch? Jedenfalls möchte meine Frau, egal wann es mal soweit ist, Zuhause aufgebahrt werden, da gewaschen und nach ihrer Wahl gekleidet werden (aber nicht geschminkt). Die 3-5 Tage, die das Gesetz dafür erlaubt, sollten reichen, dass alle reisefähigen Angehörigen und Freunde sie nochmal sehen können. Und ich möchte das auch. Meine Frau und ich sind seit über 20 Jahren zusammen. Wir haben so viele Höhen und Tiefen miteinander erlebt, dass ich mir nicht vorstellen kann, sie auf ihrem "letzten Gang" nicht zu begleiten (für sie gilt das umgekehrt genauso).

Langes Geschwafel, kurze Frage: wie habt ihr den Tod geliebter Menschen und das Abschied Nehmen "gestaltet" und erlebt. Und mit welchen Gefühlen, auch hinterher. Hättet ihr euch (im nachhinein?) eine andere Variante gewünscht? Dass unendliche Trauer da ist, ist wohl klar. Aber hat vielleicht die Gestaltung der letztenTage vor der Bestattung Einfluss darauf gehabt, die Trauer zu erleichtern oder zu erschweren...

Kein Problem, wenn keine Antworten kommen. Ich weiss, dass das Thema ebenso schwer wie tabuisiert ist. Aber, nun: irgendwann wird sich wohl jeder damit auseinandersetzen müssen, ob Krebs oder nicht.

Viele Grüße,
Stefan
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