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  #1  
Alt 24.03.2011, 10:17
stadi stadi ist offline
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Registriert seit: 05.07.2009
Beiträge: 236
Standard kommt die Psyche nun doch nach?

Hallo Zusammen,

ich hatte im letzten Januar die OP nach Chemo usw. Während der Zeit war ich 3 Tage arbeiten und es ging mir den Umständen entsprechend. Die Reha hatte ich abgelehnt, schon aus dem Grunde da ich PKV bin, ich hätte lt. Aussage der Ärztin alles alleine anmelden müssen usw. Das war mir alles zu viel und wollte keine Ärzte mehr sehen. Ich wollt nur schnell mit allem durch sein. Nun merke ich, dass es mir zunehmend schlechter geht. Ich zittere ständig und kann mir die einfachen Dinge (Bsp. Parkschein im Einkauscenter wo habe ich den denn hingesteckt) nicht mehr merken. Ich bin total fertig und weiß nicht, ob ich damit doch mal zum Psychoonkologen gehen sollte, um das abzuklären.
Kann denn das nach so einer Zeit noch sein? Steckt irgendwas tief drinne, was nicht verarbeitet wurde? Ich bin irgendwie unsicher und hab Angst, dass der Arzt denkt ich spinne.
Kann mir jemand einen Rat geben?

Liebe Grüsse
stadi
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  #2  
Alt 24.03.2011, 11:13
Lizzy9 Lizzy9 ist offline
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Registriert seit: 02.05.2010
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Standard AW: kommt die Psyche nun doch nach?

Liebe stadi,

natürlich spinnst Du nicht! Wie der Körper und die Seele so eine Belastung verkraften ist doch von Mensch zu Mensch völlig unterschiedlich! Schau, ich hatte keine Chemo, aber seit ich wieder arbeite (seit 2 1/2 Monaten) habe ich doch manchmal das Gefühl, dass ich nicht mehr so belastbar bin, wie vorher. Das versuche ich dann auch nicht zu verbergen, denn ich glaube, das wäre der falsche Weg. Ich denke, man muss für sich akzeptieren, dass man nicht der gleiche Mensch ist, wie vorher und dann damit so gut leben, wie möglich. An vielen Tagen denke ich kaum mehr an die Krankheit ... außer gerade jetzt, denn in einer Stunde muss ich ins Auto springen und zur Nachsorge fahren Vielleicht helfen Dir Entspannungsübungen/Meditation? Ich finde das persönlich hilfreich. In der Reha hatte ich ein Gespräch mit dem Psychologen, das war aber nicht sehr hilfreich, da der nicht auf meine spezifischen Probleme einging, sondern nur ansprach, was wohl für ihn ein Problem darstellen würde (Verlust der Brust...). Aber es gibt sicher auch Bessere.
Wie auch immer, lass Dir nicht von Deiner Umgebung aufschwatzen, dass Du funktionieren musst wie vorher und zwing Dich auch selbst nicht dazu. Ich nehme mal an, Du hast auch eine AHT? Dann hat sich Dein Körper sowieso verändert. Bei mir passen Selbstwahrnehmung (Fühle mich geistig viel jünger.) und körperliches Befinden (Morgens meist wie 103 Jahre.) nicht zusammen. Damit muss man sich arrangieren und das geht nicht von heute auf morgen.
Wenn Du der Typ bist, dem Reden hilft, dann tu das. Ob Arzt oder Freundin, manchmal hilft es, um sich Klarheit zu verschaffen.

Alles Gute für Dich,
Lizzy
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  #3  
Alt 24.03.2011, 13:13
Ilse Racek Ilse Racek ist offline
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Beiträge: 3.389
Rotes Gesicht AW: kommt die Psyche nun doch nach?

@stadi


PETRA und LIZZI haben eigentlich schon alles wirklich Wichtige zu Deinen Fragen angemerkt


Gleichwohl:

wenn ich lese : ".... ich wollte nur schnell mit allem durch sein....."

.....kann ich mir schon vorstellen, dass Dir erst jetzt so Einiges bewusst wird.


Ungeduld kann durchaus mit Stärke verbunden und recht hilfreich, aber auch kontraproduktiv sein.


Du benutzt beispielsweise auch so Obenhin-Formulierungen wie: "...nach Chemo usw....."

Dazu hätte meine LieblingsOnkologin sicher geantwortet: "Ihnen ist aber schon klar, dass Sie nicht nur eine Grippe hatten"


Dass Du die Reha abgelehnt hast, könnte durchaus ein entscheidender Fehler gewesen sein - allerdings haben manche Betroffene trotz AHB und Reha auch später noch so manche "schwache Stunde"


Dir alles erdenklich Gute
wünscht mit herzlichen Grüßen
__________________
Ilse
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  #4  
Alt 24.03.2011, 21:50
Benutzerbild von Dolphin
Dolphin Dolphin ist offline
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Standard AW: kommt die Psyche nun doch nach?

Hallo Stadi,

ich kann dich gut verstehen. Ich hatte meinen "Burnout" erst vor kurzem - ca. 15 Monate nach Abschluß der Chemo und Bestrahlungen. Ich habe aus dem gleichen Grund wie du keine AHB oder Reha gemacht, bin auch PKV und hätte auch eine Menge selbst übernehmen müssen. Zusätzlich hätte ich mir wohl auch keinen weiteren Verdienstausfall leisten können: bin auch selbstständig und konnte während meiner Chemo und den anschließenden Bestrahlungen schon nicht arbeiten (habe eine Tierarztpraxis). Habe also einfach nach Ende der Ersttherapien noch 4 Wochen "Erholung" über Weihnachten drangehängt, indem ich nur administrative Tätigkeiten erledigt habe und bin dann voll wieder eingestiegen. Das war sehr schwer, nachdem ich mich fühlte, wie Lizzy es beschreibt: körperlich um mind. 50 Jahre gealtert, dazu das Chemobrain und 10 Monate abstinent was den Beruf anbelangt. Zusätzlich ist man ja für alle anderen Menschen wieder die Alte, wenn man "zurück" kommt. Meine Kollegin, mit der ich mir meine Praxis teile (glücklicherweise, sonst wäre sie durch meine Krankheit wohl den Bach runter gegangen...), teilte mir noch vor meinem ersten Arbeitstag mit, dass sie schwanger sei, was mich zwar unbändig freute, aber mich auch wirklich dann durch die Doppelarbeit (bei eigener Familie und allem was dazu gehört) überforderte. Ja, und da holte mich auch so einiges was die Psyche und auch den Körper anbelangt sehr verspätet ein. Nachdem ich mich mal wieder ein Jahr lang überfordert hatte. (Super schlau geworden....) Meine Ärztin meinte auch, es könne zusätzlich ein sehr verspätetes Fatigue Syndrom sein. Ich leide auch unter Stimmungsschwankungen durch die AHT und das sollten wir uns immer wieder bewußt machen: Nach der Diagnose Krebs ist nichts mehr, wie es mal war. Ich habe gute und schlechte Tage und versuche mein neues Leben so anzunehmen, dann geht es mir gut (zumindest vom Kopf her ). Hoffe du findest auch wieder deinen Rhythmus. Vielleicht müssen wir noch lernen, mal einen Gang zurückzuschalten und öfter Hilfe anzunehmen.

Alles Gute Dolphin
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  #5  
Alt 25.03.2011, 10:09
stadi stadi ist offline
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Registriert seit: 05.07.2009
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Standard AW: kommt die Psyche nun doch nach?

Hallo,

Lieben Dank für Eure Antworten: nun es sieht so aus: Ich war also beim Arzt und der hat mich sofort aus dem Arbeitsleben heraus genommen. Diagnose: Posttrauma. Mir ging es schon einige Zeit nicht so gut. Letzte Woche hatte ich ein Personalgespräch bei dem man mir mitteilte: ist zwar toll, dass sie während ihrer Krankheit weiter gearbeitet haben, aber wir sehen nicht, dass das dies gegenüber ihren Kollegen so außergewöhnlich war. Ich war so geplättet. Ich hatte so sehr auf eine Wertschätzung gehofft. Ich glaube das dies so richtig der Auslöser war. Als ich gestern noch so aus dem Nichts das Zittern am ganzen Körper bekam, hab ich mich also noch zum Doc aufgemacht. Nächste Woche muß ich zur Psychologin.
Jetzt werde ich mich mal um mich selbst kümmern und freu mich auf meinen täglichen Mittagsschlaf. Den gönn ich mir!

Liebe Grüsse
stadi
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  #6  
Alt 25.03.2011, 11:28
Mai62 Mai62 ist offline
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Standard AW: kommt die Psyche nun doch nach?

Hallo Stadi,
ich glaube, ich kann dein Problem sehr gut verstehen (aber leider nicht helfen) und möchte mich deinem Thema anschließen. Auch bei mir ist die Therapie schon länger her. Dennoch zweifle ich langsam an meiner geistigen Verfassung und weiß nicht wie ich damit umgehen soll. Ich zittere zwar nicht, habe aber sehr oft Herzrasen und schreibe mir jede Kleinigkeit auf um nichts zu vergessen und das durcheinander im Kopf so einigermaßen in Griff zu kriegen. Ich wüsste auch nicht wie ich das einen Arzt erklären soll, geschweige denn, dass ich in Worte fassen kann was los ist.

Habe nun versucht aufzuschreiben, wie ich mich fühle. Vielleicht geht es anderen ja auch so oder es weiß jemand Rat.

Nach 13 Monaten Krankheit bin ich im Okt. 2010 wieder zur Arbeit. Zunächst sechs Wochen Wiedereingliederung. Das war schon sehr anstrengend, ging zu schnell und ich fühlte mich völlig überfordert. Habe dann eine Arbeitszeitreduzierung mit aufgestautem Urlaub vereinbart. Das wären 3,5 Tage die Woche, aber nicht mal diese schaffe ich. Bin unkonzentriert, kann mir nichts mehr merken, schon beim Aufstehen nur müde (schlafe sehr schlecht), Knochen wie ne 80jährige und null Motivation. Vor der Krankheit war ich leitende Angestellte mit Personalverantworten (60-70 Std. die Woche und immer 150% Vollgas und Streß und selten krank) für Konzernabschluss. Habe nun andere einfache Aufgaben ohne Verantwortung. Die Arbeit sollte dann doch leicht zu bewältigen sein! Stattdessen läuft es wie folgt:
6.00 Aufstehen, brauch Zeit um Knochen und Gelenke in Gang bringen
9.00 Arbeit (geht montags noch ganz gut, weil erholt vom WE). Ich kontrolliere die Arbeit vom Vortag um Fehler auszubügeln und das sind ganz schön viele und nur die, die ich sehe.
11.00 kann schon nicht mehr denken, bin müde, muss ja aber neue Aufgaben anfangen (die ich am nächsten Tag wieder korrigieren werde), ständiger Blick auf die Uhr, unkonzentriert, warte auf Mittagpause.
13.00 muss aufpassen, dass ich nicht einschlafe, arbeite immer langsamer, bekomme nichts wirklich fertig, kann keine Entscheidungen treffen, warte auf Feierabend, die Zeit geht nicht rum.
16.00 mache Feierabend (waren nicht mal 6,5 Arbeitsstunden, hätte 7 Std. machen müssen weil ich freitags frei habe). Eigentlich müsste ich noch Einkaufen, Eltern besuchen oder Dinge erledigen. Ich will aber nur noch nach hause und schlafen.
Den Rest des Tages ödel ich dahin, kann mich nicht mehr aufraffen, schaffe nichts mehr.
Verschludre Nachsorgetermine, sage Termine bei der Psychoonkologin ab, will keine Ärzte mehr sehen. Kann nicht mal einen Werkstatttermin für mein Auto machen oder andere banale Dinge.
Mindestens einmal die Woche nehme ich spontan zusätzlich Urlaub. Habe meist schon die Jacke an um zur Arbeit zu fahren, kann dann aber nicht, melde mich mal Krank aber meistens zusätzlich Urlaub an.
Ab 1.4. muss ich wieder voll arbeiten…. Und ich schiebe echt Panik. Mein Urlaub ist erheblich geschrumpft, so dass ich nun haushalten muss.
Bis jetzt hat (hoffentlich) noch keiner meine Fehler und (nicht) Arbeitsweise bemerkt. Habe im Moment noch ein Einzelbüro. Das ändert sich leider auch bald, dann kann ich meine Nichtleistung nicht mehr verbergen. Wie soll ich das durchhalten, habe Angst um meinen Job.

Mein Mann, meine Kinder, Familie, Freunde, Kollegen und Umfeld erwarten, das nun alles wieder gut ist. Sind ja alle Behandlungen gemacht worden. Selbst meine Psychologin sagt, ich wäre doch gesund, der Krebs ist weg. Auch ich habe den Anspruch, dass es nun gut ist. Muss doch wieder wie vorher werden, bin doch erst 48 Jahre. Wenn ich dann die Treppe hoch gehe, nach Luft schnappend überlege was ich eigentlich wollte, wieder runter gehe, ins stolpern gerate und um die Ecke noch die Bodenvase umlaufe, dann könnte ich mich nur noch heulend im Bett vergraben, weil es mir ständig so ergeht. Nichts gelingt mehr, alles ist so mühsam geworden.

Ich bin total vernarrt in meine Enkel, und wollte soviel mit ihnen unternehmen (Zoo und was Oma so macht). Aber ich wimmle sie immer öfter mit fadenscheinigen Ausreden ab….. habe die Kraft nicht mehr … und das tut so weh, kann mich für nichts mehr begeistern, will nur noch meine Ruhe.

Irgendwas hält mich gefangen, ich fühle mich im Kopf wie gelähmt, denke viel kreuz und quer, unstrukturiert und kann nichts umsetzen.

Mein Mann hat für Ende April eine Woche Urlaub gebucht. Ich gebe mir echt mühe mich darauf zu freuen und trete auch so auf, aber tatsächlich graut mir davor. Möchte am liebsten zu hause bleiben. Da fühle ich mich sicher. Auch in der AHB ging es mir so. War froh als die rum war und ich würde auch keine Zweite beantragen.

Es ist so schwer, nach außen unbeschwert zu erscheinen. Ich weiß nicht, wie lange ich mich noch zusammen reißen kann…..WANN HÖRT DAS AUF……..

Sorry, ist lang geworden (habe ich auch lange für gebraucht). Es tut aber gut, mal nieder zu schreiben wie es mir geht. Bei der Psychologin fehlen mir immer die Worte um auszudrücken wie ich mich fühle. Vielleicht sollte ich ihr das mal vorlegen.

Stadi, ich wünsche dir alles Gute, einen erholsamen Mittagsschlaf und das du Hilfe findest.
liebe Grüße Birgit
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