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  #61  
Alt 11.09.2006, 14:55
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Nachdenklich lasse ich die verschiedenen Aspekte meiner Trauer und auch der später wiederkehrenden Lebensfreude in meiner Seele vorbeiziehen. In der Zwischenzeit fällt es mir immer schwerer die Abläufe in eigene verständliche Worte zu fassen. Aspekte meiner Verarbeitung werden aber ganz gut wiedergegeben in Geschichten, die andere viel besser schreiben können.

Auch wenn ich den "Stammtisch" als stiller Mitleser begleite und manche Ähnlichkeiten zu meinen Abläufen sehe, so kann und will ich hier in diesem Thread einfach nur für mich selber sprechen. Bei manchen Geschichten ist die Nähe zum eigenen Trauer- und Lebensverhalten wirklich nicht von der Hand zu weisen.

LG
Shalom

Die Insel der Gefühle

Vor langer Zeit existierte einmal eine wunderschöne, kleine Insel. Auf dieser Insel waren alle Gefühle der Menschen zu Hause: Der Humor und die gute Laune, die Traurigkeit und die Einsamkeit, das Glück und das Wissen und all die vielen anderen Gefühle. Natürlich lebte auch die Liebe dort.

Eines Tages wurde den Gefühlen jedoch überraschend mitgeteilt, dass die Insel sinken würde. Also machten alle ihre Schiffe seeklar, um die Insel zu verlassen. Nur die Liebe wollte bis zum letzten Augenblick warten, denn sie hing sehr an ihrer Insel.

Bevor die Insel sank, bat die Liebe die anderen um Hilfe.

Als der Reichtum auf einem sehr luxuriösen Schiff die Insel verließ, fragte ihn die Liebe: "Reichtum, kannst du mich mitnehmen?"

"Nein, ich kann nicht. Auf meinem Schiff habe ich sehr viel Gold, Silber und Edelsteine. Da ist kein Platz mehr für dich."

Also fragte die Liebe den Stolz, der auf einem wunderbaren Schiff vorbeikam. "Stolz, bitte, kannst du mich mitnehmen?"

"Liebe, ich kann dich nicht mitnehmen", antwortete der Stolz, "hier ist alles perfekt und du könntest mein schönes Schiff beschädigen."

Als nächstes fragte die Liebe die Traurigkeit: "Traurigkeit, bitte nimm du mich mit."

"Oh Liebe", sagte die Traurigkeit, "ich bin so traurig, dass ich allein bleiben muss."

Als die gute Laune losfuhr, war sie so zufrieden und ausgelassen, dass sie nicht einmal hörte, dass die Liebe sie rief.

Plötzlich aber rief eine Stimme: "Komm Liebe, ich nehme dich mit."

Die Liebe war so dankbar und so glücklich, dass sie ganz und gar vergaß, ihren Retter nach seinem Namen zu fragen.

Später fragte die Liebe das Wissen: "Wissen, kannst du mir vielleicht sagen, wer es war, der mir geholfen hat?"

"Ja sicher", antwortete das Wissen, "das war die Zeit."

"Die Zeit?" fragte die Liebe erstaunt, "Warum hat mir die Zeit denn geholfen?"

Und das Wissen antwortete: "Weil nur die Zeit versteht, wie wichtig die Liebe im Leben ist."

Entnommen aus:
http://www.zeitzuleben.net/artikel/g.../gefuehle.html

weitere Geschichten:

http://www.zeitzuleben.net/artikel/g...as-glueck.html
http://www.zeitzuleben.net/artikel/g...unkelheit.html
http://www.zeitzuleben.net/artikel/g...hten/korb.html
http://www.zeitzuleben.net/artikel/g...iedenheit.html
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(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel
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  #62  
Alt 05.10.2006, 14:58
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Immer wieder die Frage nach der Verarbeitung der Trauer und dem Loslassen.

Meine persönliche Erfahrung ist es, daß ich schmerzhaft lernen mußte, Abschied zu nehmen und auch loszulassen und zwar schon VOR dem Tod meiner Frau. Für uns beide gab es geschenkte Zeit, uns auf das Unabänderliche vorzubereiten.

NACH ihrem Tod haben mir Rituale der Trauer und des Loslassens geholfen:

Zum Beispiel
- Kleider/Schuhe entfernen
- Aufsuchen gemeinsamer Wege und Orte (auch Krankenhaus, Hospiz) während der Krankheit
- Besuch des Grabes und viele Zwiegespräche mit ihr
- Immer wieder Reden über das Erlebte mit mitfühlenden Menschen
- Immer wieder das eigene Hinterfragen (auch hier im Forum)

und einiges andere mehr

Ich habe mir auch Rituale der kleinen Schritt-für Schritt-Veränderungen für mein Leben NACH dem Tod meiner Frau erarbeitet, denn ich will leben.

All das sieht nach Arbeit aus und so ist es auch, aber die langsam aufhellenden Lichtblicke haben mir dann schon gefallen. Ich mußte allerdings auch erst wieder Zutrauen zum Licht gewinnen, die Angst vor den dunklen Wolken akzeptieren und Zutrauen in mich selbst finden.

Was mich bis dahin tröstet, ist die Hoffnung auf ein Wiedersehen und der Blick zurück in Liebe.

Ich glaube auch, daß der Zeitpunkt des Abschiednehmens ("Loslassens") vom Hinterbliebenen-Forum für mich naht. Das Forum hat mir sehr geholfen und mir einige Menschen sehr nahe gebracht.

Danke an alle, die verständnisvoll mitfühlten und zuhörten.

Liebe Grüße
Shalom

P.S.

Ich habe mal wieder im Internet gestöbert zum "Abschied nehmen"

Besonders angesprochen haben mich die Worte von Erhard Blanck, Richard Bach und Sergio Bambaren

Abschiednehmen, sich trennen
aufgeben, einen Teil von sich selbst etwas dem Wind überlassen, den Fluten, dem Wasser das Sterben lernen - jeden Tag ein wenig, für das Neue das folgt.
(Quelle unbekannt)

Wer nicht stets Abschied nimmt, ist noch nicht zu sich gekommen."
(Erhard Blanck)

Aus: www.spruecheportal.de/abschiedssprueche.php kommen die folgenden Weisheiten:

Erinnerungen sind das Land,
aus dem wir nicht vertrieben werden können.
(Verfasser unbekannt)

Lebe wohl! - du fühlest nicht,
was es heißt, dies Wort der Schmerzen,
mit getrostem Angesicht
sagest du's und leichtem Herzen.
Lebe wohl! - Ach, tausendmal
hab' ich es mir vorgesprochen
und, in nimmersatter Qual,
mir das Herz damit zerbrochen!
(Eduard Mörike)

Laß mein Aug den Abschied sagen,
Den mein Mund nicht nehmen kann!
Schwer, wie schwer ist er zu tragen,
Und ich bin doch sonst ein Mann.
(Johann Wolfgang von Goethe)

Sei nicht verzweifelt, wenn es um´s Abschiednehmen geht.
Ein Lebewohl ist notwendig, ehe man sich wiedersehen kann.
Und ein Wiedersehn - sei es nach Augenblicken,
sei es nach Lebzeiten - ist denen gewiß, die Freunde sind.
(aus "Illusionen" von Richard Bach)

Glücklich sind wir zwei gegangen, immer gleichen Schritts,
was Du vom Schicksal hast empfangen, ich empfing es mit.
Doch nun heißt es Abschied nehmen und mir wird so bang,
jeder muss alleine gehen seinen letzten Gang.
(Verfasser unbekannt)

Vielleicht bedeutet Liebe auch lernen, jemanden gehen zu lassen, wissen, wann es Abschied nehmen heißt.
Nicht zulassen, dass unsere Gefühle dem im Weg stehen,
was am Ende wahrscheinlich besser ist für die, die wir lieben.
(Sergio Bambaren, "Der träumende Delphin")

Nur die fehlende Hoffnung auf ein Wiedersehen macht einen leidvollen Abschied.
(Achim Schmidtmann)
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(Johann Wolfgang von Goethe)
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  #63  
Alt 03.11.2006, 17:35
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Hallo,

in einigen meiner früheren Beiträge zum Krankheitsgeschehen meiner verstorbenen Frau und zu unserem Umgang mit Krankheit, Sterben und Tod war sicher zu erkennen, daß unser Glauben geholfen hat, das Unabänderliche anzunehmen.

Dabei weiß ich, daß jeder mit unausweichlichen Schritten und Lebensabschnitten ganz persönlich und individuell umgehen lernen muß.
Glauben, hoffen, dem Schicksal ausgeliefert sein: Jeder geht mit Krankheit, Sterben und Tod anders um.

Sowohl im Hinterbliebenforum wie auch im Unterforum zum Umgang mit Krebs hat es eine Reihe von recht kontroversen Beiträgen zum Einfluß von Glauben oder Nichtglauben auf das Krankheitsgeschehen bzw. Sterben gegeben.

Forums-Beiträge von "Nicht-Glaubenden" lehnten häufig und heftig eine Einfluß von höheren Mächten ab, die "Glaubenden" wiesen hingegen mit besonderer sprachlicher Eindringlichkeit auf die Einflußnahme höherer Mächte hin und stellten in einzelnen Fällen sogar kausale Abhängigkeiten zwischen religösem Wohlverhalten und Krankheitsverlauf her und/oder warfen Schuldfragen auf.

Wenn ich die vielen Beiträge (z.B. im Thread "AW: Annehmen, glauben, kämpfen! Mein Weg ... im Unterforum Umgang mit Krebs) mal Revue passieren lasse, fallen mir als früher sehr religiös erzogenem und von ehemals sehr vielen Bibelworten umgebenem Menschen auf:

Beiträge der sich als gläubig bezeichnenden Menschen arbeiten ausgesprochen viel mit Bibelzitaten, mit einer ganz besonders eindringlichen Sprache und einem besonderen Wortschatz und mit vielen "Du musst" und "Wenn, dann" - Vermutungen und mit einem besonders spürbaren moralischen Anspruch an sich selbst (und vielleicht auch an andere).

Es erscheint mir so, als wenn man durch diese gewählte besondere Eindringlichkeit meint, man könne eine eindeutige kausale Beziehung herstellen zwischen Glauben, Krankheit und Heilung. Diese Glaubenshaltung wirkt auf mich verkrampft und zwingt geradezu zum Widerspruch.

Wenn ich davon (für mich) ausgehe, daß mein Leben von einer höheren Warte begleitet wird, so kann ich das (inzwischen nun wieder) fröhlich tun, ohne dass ich an meinem Glauben gezweifelt habe, als meine Frau verstarb. Unser Glauben hat jedoch geholfen, das Unabänderliche anzunehmen. Die eigene Lebensorientierung und auch der neu zu definierende Lebenssinn wurde durch meinen eigenen Glauben eher gestärkt. Andere Menschen, die nicht glauben können, finden sicher einen für sie geeigneten anderen Weg, sich in ihrem Leben zurecht zu finden.

An meinem Verhalten, mich neu im Leben zurecht zu finden, musste ich allerdings hart arbeiten, denn ich bin der festen Überzeugung, Glauben ersetzt nicht nicht die tägliche Notwendigkeit, sich aktiv durch eigenes Handeln und Nachdenken neu zu bewähren. Eines ersetzt nicht das Andere, und durch den Glauben alleine tut sich auch nichts.

Mein Verständnis von Glauben ist inzwischen eher befreit, fröhlicher und mutiger als früher, da ich auch in für mich sehr stürmischen Zeiten erlebt habe, was es heißt: Mut zu haben zum Leben ,Mut zu haben zum Sterben, Mut zu haben zum Loslassen.

(Dies ist eine leichte Modfikation meines Beitrages aus http://www.krebs-kompass.org/Forum/s...8&postcount=51)


Religion kann es erleichtern schwierige Wegstrecken im Leben besser zu bewältigen und zu ertragen.

Eine ganz große Rolle spielen wir aber auch selbst mit unseren Einstellungen, Haltungen, Taten, unseren Gefühlen, unserem Verstand. Hier gibt es unendlich viele Möglichkeiten, wie wir uns selbst im Weg stehen können oder auch nicht. Wir können die Hände in den Schoß legen und alles ertragen, wir können aber auch aktiv und verantwortlich etwas tun. Das schließt eine religiöse Haltung ja gar nicht aus. Nur gibt es weder im religiösen Glauben noch durch Psychologie eindeutige kausale Abhängigkeiten: "Weil ich dies und das getan habe, muss das und jenes die Konsequenz sein oder haben"; das gilt auch für das religiöse Beten oder ein psychologisches Imaginationstraining.

Nachdenkenswert sind religiöse oder auch psychologische Betrachtungsweisen von Krankheit, Heilungsmechanismen bzw. Konflikten und deren Auflösungen jedoch allemal, das kritische Hinterfragen der eigenen Haltung sollte aber dabei ein steter Begleiter sein.

Krankheit und Konflikte muß man nicht in Demut ertragen, ich darf und (könnte) vielleicht auch AKTIV damit umgehen lernen.

Während der Frühphase der Krankheit meiner Frau spielte die sogenannte "positive Psychologie" von Dr. O.C. Simonton (USA) für sie eine wichtige seelisch aufbauende Rolle. Wir konnten diesen "frühen Vater" der Psychoonkologie sogar während einer Vortragsreise in Europa in Stuttgart selbst erleben.

Für Kranke wie Gesunde kann die von O.C. Simonton angeregte Betrachtung nützlich sein, wie wir mit unseren Gefühlen (z.B. auch mit Konflikten und Trauer) umgehen.

Psychoonkologie kann helfen, die stürmischen Umwälzungen der Gefühle durch z.B. eine Krebserkrankung zu hinterfragen, die "positive Pychologie" selbst bietet aber aus sich heraus keine Garantie für die Heilung von Krankheiten oder für eine Konfliktlösung.

(Dies ist eine leichte Modfikation meines Beitrages aus http://www.krebs-kompass.org/Forum/s...5&postcount=57)


Liebe Grüsse
Shalom
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  #64  
Alt 07.01.2007, 10:18
Blue Blue ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

In jeder Verfassung lese ich immer mal wieder etwas anderes für mich heraus. Auch um eigene Handlungsweisen zu verstehen. Und so ziehe ich jetzt meine Runde mit dem schwarzen Tütchen.

Bruni
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  #65  
Alt 07.01.2007, 11:13
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Liebe Bruni,

Dank für deine positive Rückmeldung, das tut gut.

Ich wünsche Dir die Kraft, die Du brauchst, erneut Mut und Zuversicht für Dein Leben zu finden.

Mein langes Verweilen hier im Forum ist mein kleines Dankeschön für viele gemeinsame Jahre mit meiner verstorbenen ersten Frau. Wir haben viele Stürme gemeistert, sehr viel Schönes erlebt.

Die erlebte Gemeinsamkeit hat uns beiden damals sehr geholfen, uns auch dem schwersten aller Stürme Hand in Hand zu stellen.

Meine Beiträge sollten Mut machen, auch in schwersten Stunden zueinander zu stehen ohne WENN und ABER.

Andererseits lag es nahe (wie es viele andere hier im Hinterbliebenforum auch tun), meinen ganz persönlichen (manchmal doch recht unbequemen) Weg der Trauerbearbeitung zu beschreiben. Diesen Weg der Trauer und aus der Trauer muß jeder selbst lernen zu beschreiten. Auch hier stand neben der seelischen und verstandesmäßen Trauer-Auseinandersetzung das "Mutmachen" für andere Betroffene im Vordergrund, sich das an Anregungen anzueignen, was für den eigenen neuen Weg sinnvoll und persönlich möglich erscheint und das andere Ungeeignete unbeachtet zu lassen.

Mit liebe Grüßen
Shalom
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Geändert von shalom (07.01.2007 um 20:06 Uhr)
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  #66  
Alt 07.01.2007, 15:07
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Zitat:
Und so ziehe ich jetzt meine Runde mit dem schwarzen Tütchen.
schau mal genau hin, mein Liebes , meine Bruni - Blue. Ist es tatsächlich ein schwarzes Tütchen? Irgendwie glaub ich nicht recht daran. Es ist ein Tütchen mit rosaroten, zärtlichen Erinnerungen. Es ist scheinbar verlorengegangen, zumindest nicht mehr sichtbar, deshalb hast du vielleicht den Eindruck, es sei schwarz. Was meinst du, könnte es so sein? Dein rosa Tütchen ist immer da. Du trägst es in dir. Kein schwarzes Tütchen, und wenn doch, sollte ich mich iirren, hoffe ich, du hast deine Haken geschlagen, einen Papierkorb gefunden und es entsorgt.


LG
Andrea
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Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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  #67  
Alt 25.03.2007, 18:43
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Hallo,

die Beschäftigung mit Trauerarbeit ist eigentlich VORWÄRTS gerichtet für mein weiteres Leben gewesen, allerdings mit sehr schmerzlichen Rückblicken.

Viele Fragen haben sich mir gestellt, auch die nach WARUM, WIESO, LEBENSSINN und GLÜCK.

Im Nachhinein kann ich die unten stehenden Tipps aus (www.zeitzuleben.de) für das Stellen von wirklich weiterbringenden Fragen ganz sicher unterstützen. Man kann ja über den Artikel (der sicher nicht für die Trauerarbeit geschrieben wurde) aus der Distanz nachdenken und für sein eigenes Leben modifizieren und interpretieren.

Wenn ich aus dem Tal der niederdrückenden Gefühle herauswollte, musste ich mich auch dem Leben wieder stellen und damit auch für ein tägliches kleines Quantum Glück öffnen.

Das habe ich versucht, die Suche nach dem Glück war nicht umsonst. Vielleicht haben mir auch meine mir selbst gestellten Fragen auf die Sprünge in ein neues Leben geholfen.

Mit lieben Grüßen
Shalom

Zitatanfang:

aus:http://www.zeitzuleben.de/blog/1/das...nd-nehmen.html

"Derjenige ist am erfolgreichsten, der die besten Fragen stellt".

Obwohl das vielleicht zuerst ziemlich banal klingt, hat diese Erkenntnis mein Leben nachhaltig beeinflusst. Ich habe angefangen

* mir schriftlich immer wieder Fragen zu stellen, die mich weiterbringen,
* meine Fragen zu verbessern und
* gezielt und systematisch Antworten auf meine Fragen zu finden.

Und was soll ich sagen – es stimmt wirklich. Je besser meine Fragen werden, desto mehr bekomme ich von den Dingen, die ich mir wünsche.
Hier einige Beispiele für Fragen, die mich persönlich wirklich weiter gebracht haben:

* Was brauche ich, um wirklich glücklich zu sein?
* Was brauche ich nicht, um wirklich glücklich zu sein?
* Wie kann ich meinen Lebensunterhalt mit Dingen verdienen, die mir wirklich Spaß machen?
* Macht mich das glücklich? (Anzuwenden auf beliebige Dinge im Leben)
* Was kann ich heute tun, um dieses Ziel zu erreichen? (Anzuwenden auf meine Ziele)

Jetzt wäre natürlich interessant zu wissen, was eine gute Frage und was eine schlechte Frage ist. Leider ist das nicht so einfach zu beantworten, denn das hängt sehr von Ihnen persönlich ab.

Als Daumenregel gilt vielleicht, dass die Fragen besser sind, die sich auf Ziele konzentrieren und weniger auf Probleme. Also eher Fragestellungen, die danach fragen, wie ein Ziel erreicht oder ein Problem gelöst werden kann und weniger darauf gerichtet sind, warum ein Problem existiert oder warum etwas gerade mir passieren muss.

Zitatende
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  #68  
Alt 25.03.2007, 19:05
Dieter1712 Dieter1712 ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Hallo Shalom,

mir hat diese
http://www.zeitzuleben.de
sehr geholfen und hilft mir immer noch!
Eine andere hilfreiche Seite ist
http://www.joy4u.net/

Viele Grüße

Dieter
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  #69  
Alt 11.04.2007, 10:03
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Gedanken zum Leid, zum Loslassen können, zur Freude

Auch wenn es seltsam klingt, die lange und schwere Zeit der Erkrankung meiner Frau war für unsere Partnerschaft eine sehr intensive und schöne Zeit. Wir sind uns nahe gekommen, wie nie zuvor, wir haben Erfahrungen gemacht, wie nie zuvor. Wir haben haben uns weiter entwickelt, wie nie zuvor.

Es waren ALLE Elemente darin enthalten:

Panik, Verzweiflung, Zorn, Freude / Glück über geschenkte Zeit, Verständnis ohne Worte, unendliche Nähe, unendliche Ferne, das Lernen endgültig loslassen zu müssen u.v.a.

Wenn ich es in der zeitlichen Nachschau bedenke, wurde der Prozess des aktiven Loslassens von meiner Frau schon eine geraume Zeit vor ihrem Tod DURCH SIE gestaltet, während ich ihre Situation noch unermüdlich positiv umdeutete. Dabei war bei mir sicher Angst vor den gewaltigen Veränderungen im Spiel, ich wollte an IHREM Leben, an der NICHTVERÄNDERUNG hängen. Bis auch ich eingestehen musste, das ihr Weg unerbittlich vorgezeichnet war. Ich habe sie schließlich bewußt loslassen können. Erst dann war sie bereit, endgültig zu gehen.

Unser gemeinsames Loslassen geschah also eigentlich schon VOR dem Tod meiner Frau. Mein eigenes Loslassen von schmerzenden Erinnerungen NACH ihrem Tod wurde überlagert von der dankbaren Erinnerung, dass wir beide gemeinsam über alles sprechen konnten und auch gemeinsam Schritt für Schritt Abschied nehmen konnten. Wir haben dasjenige getan, was uns möglich war und das war sehr viel.

Ich danke meiner Frau für die unendliche Liebe, die sie mir gegeben hat.

Shalom

NACHDENKENSWERTES:

Freude trotz(t) Leid ; Leid - Der größte Meister des Lebens

Die Leiden und Unsicherheiten unseres Lebens, so schmerzhaft und bedrückend sie auch sind, lehren uns und führen uns zur Reife. Wir ordnen Leid viel zu schnell ein unter Verzicht, Lebensfeindlichkeit oder Strafe. In Wirklichkeit ist das Leid die Voraussetzung von Reifen und Wachsen.

Niemand kann uns so trefflich lehren. Nichts hilft uns im Leben so weiter, wie das Leid. Das klingt für manche Ohren negativ, doch es ist die Wahrheit.

Wir müssen aus dem Mutterschoß, um Mensch zu werden - das ist leidvoll.

Wir werden entwöhnt - das ist leidvoll.

Wir müssen aus dem Elternhaus in die Schule und Ausbildung.

Wir haben das Altern anzunehmen - das ist leidvoll.

Wir haben Krankheit anzunehmen - das ist leidvoll.

Wir haben den Tod anzunehmen - das ist leidvoll.

Wer loslassen kann, gewinnt etwas Neues und Größeres. Wir können nicht im Mutterschoß bleiben, wenn wir Mensch werden wollen. Um das Neue zu gewinnen, müssen wir Altes oft loslassen. Vieles kann im Laufe des Lebens daher nur unter Leid losgelassen werden.


Dazu gehört auch:

Die Kindheit, die keine Forderungen an uns stellt;

Das Allmächtigkeitsgefühl der Jugendjahre;

Die sexuelle Attraktivität und Potenz der jungen Jahre;

Die Autorität der Eltern über die Kinder;

Verschiedene Formen zeitweiliger Macht über andere;

Die Unabhängigkeit von physischen Krankheiten;

Und letztlich das Ich und das Leben selber;

Wenn wir die Pein des Loslassens nicht annehmen, verbauen wir uns die Gele*genheit zum Wachsen und Reifen.

Die meisten Menschen bleiben lieber in ihren alten Mustern und versäumen die Chance und die Freude eines Neuanfangs in eine größere Dimension. Es gilt immer wieder die falsche Identität abzulegen und zu seinem wahren Wesen, zu seiner eigentlichen Identität zu findet.

Das Leid des Lebens ist der große Meister, der den Menschen zu sich selbst und damit zur Reife bringt. Es lehrt uns, loszulassen, um Neues zu gewinnen. Die kontinuierliche Weiterentwicklung braucht oft einen radikalen Sprung ins Neue. Das fällt uns so schwer, doch genau dies führt in die Freiheit.

Meister Eckehart sagte deshalb: "Leid ist das schnellste Pferd zu Gott."

Wodurch leiden wir so sehr?

Wir hängen uns daran fest, wie die Dinge zu sein hätten.

Wir hängen fest, an etwas Schönem, das wir nicht hergeben wollen, aber doch hergeben müssen.

Wir haben Angst, das Schöne, das wir erlebt haben, könnte sich nicht wiederholen.

Wir hängen fest am Verlorenen und jammern und klagen.

Dass wir so viel klagen und lamentieren, liegt nur an unserem Festhängen und Nicht-Loslassen-Können.

Die Leiden unseres Lebens, die Schmerzen unseres Lebens sind der Weg. Erlebt den Schmerz, dem ihr nicht entkommen könnt. Erlebt ihn nicht fatalistisch und masochistisch, erlebt ihn in der Gewissheit, dass er etwas Neues bringt. Lasst gehen, was nicht zu halten ist.

Wenn die Angst kommt, nehmt die Angst an und bekämpft sie nicht.

Bleibt gegenwärtig im jetzigen Augenblick, wie auch immer er sich zeigen mag!

Lasst aus der Hand fallen, was gerade genommen wurde, damit sie neu gefüllt werden kann. Dann trotzt die Freude dem Leid.

Je mehr Übung wir im Loslassen und im Annehmen haben, desto erträglicher wird das Jetzt.

Das Leid zwingt uns zur Entwicklung und zur Reife, ob wir wollen oder nicht. Schneller geht es, wenn wir einverstanden sind.

Natürlich gehe ich zum Arzt, wenn es nötig ist. Natürlich hole ich mir Hilfe in schwierigen Situationen. Aber es gibt so vieles, was wir nicht ändern können, sondern nur annehmen können, bis hin zu unserem Tod.

Auch unseren Tod anzunehmen, in der Gewissheit, es ist ein Gewinn, es geht in eine größere Freiheit. Es geht in eine neue Seinsebene, es ist ein weiterer Schritt in die Fülle. - Auch das Sterben ist Gewinn.

Wie oft höre ich, dass jemand sagt: Es war ein schlimmes Leid. Aber heute bin ich dankbar, dass ich hindurchgehen durfte. Ich möchte es nicht missen.

Eine Frau schrieb mir: "Ich habe Leiden gehasst und sie zu meiden sucht. Ich war erbittert über einen sogenannten Schicksalsschlag. Jetzt aber habe ich entdeckt, dass ich niemals diese Fähigkeit zur Verzückung im Geiste und in meinem Herzen spüren würde, wenn ich nicht durch Leid dahin getrieben worden wäre."

Wir streben nach Balance. Wir möchten alles Schmerzhafte umgehen, aber das Herausfallen aus dieser Balance ist der Grund, warum Neues entstehen kann. Daher gehört Leid zum evolutionären Prozess. Und es gehört zur Transformation.

Wir können über Leid einen Klagegesang anstimmen oder wir können versuchen, es zu unserem Wachsen und Reifen zu nutzen. Erste Voraussetzung dafür ist Annahme. Annahme der Situation, die ich momentan nicht ändern kann. Das Leid wird uns verwandeln.

Die wirkliche Freude des Lebens kommt durch das Aufgeben und Loslassen von letztlich unhaltbaren Positionen. Wer loslassen kann, wird gewinnen. Leid ist der Preis für Reife und Weisheit.

Jede Neugeburt ist mit Leid verbunden. Die Pein des Sterbens ist die Pein einer Neugeburt.

Tod und Geburt sind nur zwei verschiedene Seiten einer Münze.

Petrus nahm Jesus zur Seite. "Dass Du in Jerusalem leidest, das darf nicht geschehen". - "Geh weg von mir Satan", erwidert Jesus. "Ich werde vieles leiden, aber ich werde auferstehen."

Wir haben vieles zu leiden, aber wir werden auferstehen.

Leid ist der größte Meister des Lebens. Die Freude trotzt daher dem Leid, wenn wir loslassen können.

(entnommen aus: http://www.willigis-jaeger.de/vortrag/freude.html)

.....

So gut wie nichts kann dagegen den Abschiedsschmerz dämpfen, wenn der Tod unwiderruflich zum Loslassen eines geliebten Menschen zwingt. "Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds. Der Zurückbleibende leidet", heißt es bei dem amerikanischen Schriftsteller Henry Wadsworth Longfellow (1807-1882). "Besonders schwer fällt der Abschied, wenn es mit dem Verstorbenen noch etwas zu klären gegeben hätte", sagt Elke Simon, Theologin bei der Deutschen Hospiz Stiftung in Dortmund.

Schwierig sei auch die sich häufig über einen langen Zeitraum ziehende Trennung von einem Todkranken: "Todkranke haben oft ein Gefühl dafür, wann sie sterben werden", erklärt Simon. Dadurch könnten sie den Tod früher akzeptieren als ihre Verwandten. "Die machen es den Kranken allerdings oft ziemlich schwer, indem sie nicht loslassen können." Häufig quält den Sterbenden dann die Frage, ob der Partner allein zurechtkommen wird.

"Angehörige sollten die Signale wahrnehmen, die der Kranke ihnen gibt", rät Elke Simon. Dann bleibe wenigstens Zeit für den Abschied. Doch oft kämpfen Angehörige mit Schuldgefühlen, die sie davon abhalten, den Sterbenden gehen zu lassen. Dahinter stehe die Befürchtung, den Kampf gegen Krankheit und Tod zu früh aufgegeben zu haben. Nicht loslassen zu können ist nach Simons Ansicht allerdings auch ein kulturelles Problem der heutigen Zeit: "Wo die Familie eine wichtige Rolle spielt, fällt es Betroffenen oft leichter, mit dem Tod eines Angehörigen umzugehen". Die Hinterbliebenen fänden hier mehr Beistand.

(entnommen aus: http://www.psychotherapie.de/report/.../00110101.htm)
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(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel

Geändert von shalom (11.04.2007 um 19:18 Uhr)
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  #70  
Alt 11.04.2007, 14:45
stef777 stef777 ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

lieber shalom,

deine beiträge helfen mir oft...vielen dank! es ist tröstlich zu lesen, wie jemand, dessen verlust schon länger zurückliegt, mit der eigenen trauer umgeht....

liebe grüße
stef.
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  #71  
Alt 07.05.2007, 08:24
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Hallo,

wieder mal ein paar Gedanken aus der "Fundgrube" :

http://www.zeitzuleben.de/blog/entry...2.html#comment


Dieses Mal zum "Abschied nehmen".

Wer nicht stets Abschied nimmt, ist noch nicht zu sich gekommen.

Erhard Blanck



Aus dem Kommentar zum Eingangs-Essay erschien mir dort besonders bemerkenswert der Beitrag von <joysea>:

Zitatanfang:

Loslassen als Unterstützung für den Abschied? klingt auf den ersten Blick sinnvoll, jedoch auf den zweiten nicht mehr.

Denn genaugenommen bedeutet es ja, dass ich dafür erst einmal etwas zu meinem Besitz gemacht habe, und ich meine, die meisten Schmerzen beim Verabschieden kommen vom Festhalten an diesen Dingen oder Menschen, die mir tatsächlich nie gehört haben.

Wenn ich mir das bewusst mache, kann ich schauen, wie die Dinge oder Personen mein Leben bereichert bzw. beschenkt haben und dann kann ich mich dafür bedanken.

Bedanken würde ich sagen ist eine funktionierende Möglichkeit um Abschied zu beschleunigen. Was die Sache verzögert ist evtl. die Annahme, ich hätte zu wenig oder nicht das richtige bekommen. Eigentlich zeigt sich da aber nur, daß ich das eigentliche Geschenk übersehen und nicht gewürdigt habe.

Sobald ich das klar sehen kann ist Abschied leicht, jedoch ist mir kein Weg bekannt, Trauerzeit abzukürzen, sie ist mal länger mal kürzer und hat sicher ihre Berechtigung und ist notwendig für das seelische Wohlbefinden, so als würde man eine Pflanze gießen. Wenn man da zu sparsam ist, würde die Blume verwelken, insofern finde ich Trauer gut und wichtig. Und wenn ich weiß wozu die Dinge geschehen sind, und ich mich dafür bedankt habe, ist es auch leichter durch die Trauer hindurch zu gehen.

Wenn danach die Erinnerungen ihren Platz im Herzen gefunden haben und ich begreife, welche Entwicklung ich dadurch gemacht habe, kann ich vorfreudig neuen Wachstumschancen entgegensehen.


Zitatende

Ja, genauso ist es.

Loslassen steht im Gegensatz zu Festhalten; Wachsen /Öffnen steht im Gegensatz zu Verharren /Sich verschliessen; Leid bewältigen und Freude zulassen ergänzen sich.

Mit lieben Grüßen
Shalom
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Mit Zitat antworten
  #72  
Alt 10.06.2007, 13:57
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Hallo,

als ich damals mit Tod und Trauer konfrontiert wurde und mich mit dem Leben DANACH beschäftigen musste, war ich zunächst ziellos und eher rückwärts gewandt (den Erinnerungen folgend).

Neue Lebensziele suchen? Alte gewohnte und bewährte Wege verlassen? Glück nur erinnern oder auch nach neuem Glück und Zufriedenheit suchen dürfen? Was wollte (will) ich eigentlich jetzt überhaupt und warum war ich zunächst so chaotisch in meiner Orientierungsphase? Was kann und darf ich mir zumuten oder von mir fordern?

Wieder einmal fassen Texte (ganz gewiß für einen anderen Zusammenhang geschrieben) aus http://www.zeitzuleben.de/newsletter/386.html für meine persönliche Rückschau (fast genau sieben Jahre nach dem Tod meiner Frau) dasjenige ganz besonders zusammen, was wohl wesentliche Bestimmungselemente sein können, um ERFOLGREICH WEITER LEBEN ZU KÖNNEN, ohne sich verbiegen zu müssen, und ohne den bisherigen inneren Lebensschwerpunkt aufgeben zu müssen, wenn er sinnvoll und tragfähig war.

Zitatanfang aus : http://www.zeitzuleben.de/newsletter/386.html

……

In meinen Augen bin ich erfolgreich, wenn ich mir das Leben schaffe,

* das zu mir passt,
* in dem ich ich selbst sein darf und mich nicht verstellen muss,
* in dem ich tun darf, was ich gerne tue und was mir Kraft gibt
* und wo ich das bekomme, was ich brauche - sowohl materiell als auch immateriell.

Das ist meine Erfolgs-Philosophie. Ein hoher Anspruch? Vielleicht. Einfach zu erreichen? Eher nein. Aber in meinen Augen trotzdem machbar.

Manche von uns haben Glück und zu stoßen per "Zufall" auf einen Platz im Leben, der die Kriterien von oben erfüllt. Für alle anderen ist es ein bisschen komplizierter und es hat seinen Preis.

Und was ist der Preis? Was braucht man dafür? Für mich sind es diese 4 Dinge:

* Mut
* Klarheit
* Durchhaltevermögen
* Flexibilität

Ich brauche Mut, um überhaupt erst einmal zu träumen und mir zu erlauben, im Kopf ein Leben zu skizzieren, das noch besser zu mir passt. Dann brauche ich Mut, um meine Angst vor neuen und unsicheren Situationen und meine Angst vor Veränderung zu überwinden. Genauso brauche auch Mut, um mich meiner Angst vor dem Scheitern und dem Versagen zu stellen.

Dann benötige ich Klarheit - Klarheit über mich selbst, darüber wer ich bin, was ich will, wo ich hin will, was ich kann und was ich brauche. Ohne Klarheit jage ich vielleicht den Träumen anderer hinterher oder lasse mich von den Glücksversprechen unserer bunten Medienwelt verführen. Klarheit heißt, sich selbst wirklich zu kennen und zu verstehen.

Und dann brauche ich Durchhaltevermögen, um angesichts von Rückschlägen, veränderten Umständen oder neuen Einsichten meinen Weg weiter zu gehen. Ich brauche Durchhaltevermögen, um wieder aufzustehen, wenn ich einmal hingefallen bin (und ich kenne keinen, der nicht mal gefallen wäre).

Zuletzt brauche ich Flexibilität im Denken und im Handeln. Wenn ich trotz allen Durchhaltevermögens auf dem Weg zu meinem Ziel nicht weiterkomme, stimmt etwas mit meinem Denken und Handeln nicht. Dann muss ich so flexibel sein, meine Sichtweise auf die Welt zu ändern und andere Dinge zu versuchen. An der Stelle muss ich mir erlauben, flexibel neue Ideen auszuprobieren und neue Wege zu gehen (auch dazu braucht es wieder Mut).

Erfolg ist ein Leben, das zu mir passt. Und auf dem Weg dahin braucht es in meinen Augen Mut, Klarheit, Durchhaltevermögen und Flexibilität.

4 kleine Wörter, in denen doch so unendlich viel drinsteckt.

......


Zitatende


Mit lieben Grüßen
Shalom
__________________
Es ist nicht genug zu wissen, man muß es auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen, man muß es auch tun.


(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel
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  #73  
Alt 12.06.2007, 22:13
Benutzerbild von AndreaS
AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Zitat:
4 kleine Wörter, in denen doch so unendlich viel drinsteckt
Lieber Shalom, mein Berater in zwiespältigen Tagen

Dass ich deinen tollen Beitrag gerade heute lesen kann, da ich kopfschüttelnd und verwundert über ein bemerkenswertes Wochenende mit zwei Freunden nachdenke und überlege, wie kann es möglich sein, lässt mich schmunzeln. Zufall? Oder hast du mir einfach die Erklärung liefern "müssen"?

Mut, Klarheit, Durchhaltevermögen und Flexibilität. Ja, absolut auf den Punkt gebracht. Nur, wir alle, die schon eine Strecke hinter uns haben, wissen auch, dass man es nur rückblickend erkennen kann. Denn am Anfang steht nichts als Chaos, weit weg von irgendeiner Klarheit, ebenso wie Mutlosigkeit und den Wunsch, aufgeben zu dürfen. Festgefahren im Wunsch festzuhalten, was nicht mehr da ist. Päckchen neu schnüren, immer und immer wieder, hinfallen, aufstehen, innehalten, weitergehen bis irgendwann die vier kleinen Wörter auf uns zutreffen. Und das braucht sehr viel Zeit.

Hab Dank für deinen wunderbaren Beitrag.

LG
Andrea
__________________
Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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  #74  
Alt 12.08.2007, 09:10
shalom shalom ist offline
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Beiträge: 222
Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Hallo,

wieder einmal finde ich Anregungen aus: http://www.zeitzuleben.de/blog/entry/4763/4764.html

ZITATANFANG:
"Nicht der fernste Mensch ist uns das größte Geheimnis, sondern gerade der Nächste."
Dietrich Bonhoeffer
ZITATENDE

Wir waren mehr als dreißig Jahre verheiratet, bevor meine Frau starb. Wir haben in guten wie in schlechten Zeiten zueinander gestanden. Unserer Liebe zueinander sicher sein war besonders in den letzten gemeinsamen Jahren sehr wichtig.

Wir haben uns das erarbeitet, es war nicht immer selbstverständlich, sich immer neu kennen zu lernen, sich einander zu versichern. Erst in melancholisch besinnlichen Phasen, als wir noch gemeinsam Hand in Hand durch das Leben gehen konnten und dann später auf meinen nun einsamen Wegen ist mir bewusst geworden, dass ich das NÄCHSTE und LIEBSTE verloren hatte.

Nachdenklich betrachtet sage ich mir:

Verhalte Dich in Bezug auf das LIEBSTE, was Du hast so, als wenn es Dein letzter Tag wäre. Ja, ich versuche jetzt sehr viel bewusster zu leben und dankbar mein NÄCHSTES UND LIEBSTES zu genießen. Der (ihr) Tod hat mein Leben verändert.

Mit lieben Grüßen
Shalom
__________________
Es ist nicht genug zu wissen, man muß es auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen, man muß es auch tun.


(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel
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  #75  
Alt 12.08.2007, 12:16
Blue Blue ist offline
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Beiträge: 225
Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Lieber Shalom,

und so füge ich hinzu, auch bei Freundschaften wäre es schön, wenn der Gegenüber nicht vermutet wie man denkt und was man fühlt und sei er auch noch so vertraut. Sondern sich auf die Gedanken einlässt und die Geduld hat abzuwarten, was da am Ende wohl rauskommt.

Einen schönen Sonntag an alle
Bruni
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