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Alt 29.09.2006, 15:36
Jochen_DA Jochen_DA ist offline
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Registriert seit: 29.09.2006
Beiträge: 2
Standard BSDK mit 39

Hallo,

Ende April 2006 wurde bei meiner damaligen Freundin (39), die seit drei Wochen meine Frau ist, ein Pankreasschwanzkarzinom mit Lebermetastase diagnostiziert.

Dieser Diagnose ging eine chronische Pankreatitis voraus, die ihren letzten Schub im Dezember 2005 hatte, wobei die Entzündungswerte nur sehr langsam zurückgingen. Zuvor wurde im Sommer 2005 die Gallenblase endoskopisch entfernt - zu diesem Zeitpunkt war sie im 5. Monat mit unserem kerngesunden, 9 Monate alten zweiten Sohn schwanger.

Damals vermutete man, dass durch die Gallenblasenentfernung ein Rezidiv der Entzündung zu vermeiden wäre, was auch in 80% der Fälle klappt. Doch leider kam der letzte Schub aus dem Dezember genau 3 Tage nach der Geburt, so dass mein zweiter Sohn den ersten Lebensmonat mit meiner Frau im Krankenhaus verbrachte.

Am 5. 5. 2006 wurde meine Frau in Mainz operiert (Dr. Junginger / Dr. Seifert). Nicht nach Whipple, sondern eine "Linksresektion" der Bauchspeicheldrüse, und Entfernung des kleineren der beiden Leberlappen. Die Histologie ergab einen extrem aggressiven Tumor und 9 von 35 befallenen Lymphknoten, aber tumorfreie Schnittränder, so dass wir guter Hoffnung waren, wenigstens die geringe statistische Möglichkeit der Heilung zu haben, da das Tumorgewebe vollständig entfernt werden konnte.

Im Anschluss an die OP sollte eine adjuvante Chemo durchgeführt werden, die aber abgesetzt wurde, da sich die Bspdr. entzündete. Aufgrund dieser Entzündung musste meine Frau erneut mehrere Wochen in die Klinik.

Den Sommer 2006 verbrachten wir dann aber relativ beschwerdefrei, planten unsere Hochzeit, die wunderschön war, und hofften, nach der Hochzeit wollten wir mit unseren Kindern (3 Jahre und 3/4 Jahr, sowie meine 5jährige Tochter, die ich "mitgebracht" habe) zum ersten mal in den Urlaub fahren. Zuvor hat das aus den verschiedensten Gründen nicht geklappt.

Wir sind nun seit ca. 3 Jahren ein Paar, und haben in dieser Zeit viel gekämpft - um unseren Lebensstandard, um unsere Beziehung, um unsere Gesundheit und unseren ersten Sohn (eine extreme Frühgeburt). Im Frühjahr 2006 scheinte sich alles zu bessern - neue Wohnung, endlich gerade genug Geld, keine gesundheitlichen Beschwerden, gesunde Kinder, harmonische Beziehung.

Dann die Diagnose. Alles schrumpft zusammen auf den Moment. Nichts ist mehr wichtig.

Ich habe jeden Tag im Krankenhaus verbracht, am Anfang ohne die Kinder (Intensivstation), dann mit den Kindern. Bin hunderte von Kilometern gefahren. Zum Glück ist mein Arbeitgeber gleichzeitig mein Vater, so dass ich die zeitliche Flexibilität trotz meines Berufes hatte. Ich hatte wochenlange Angstzustände, aber war (neben unserer von der Krankenkasse tagsüber gestellten Haushaltshilfe) für die Kinder verantwortlich.

Wir hatten es gemeistert.

Gestern, nachdem vor zwei Wochen, kurz nach unserer Hochzeit, Beschwerden auftraten, wurde ein Rezidiv in der Leber, diverse inoperable Lymphknoten und ein inoperabel befallener Dickdarm festgestellt. Der behandelnde Onkologe gibt uns noch 1 bis 1,5 Jahre mithilfe einer kombinierten Chemotherapie (Gemza, Xeloda). Eine Zweitmeinung holen wir uns noch anhand der Bilder aus Heidelberg - nationales Tumorzentrum - und aus Mainz, doch ich fürchte, hier hören wir keine anderen Urteile.

Wir haben eine kurze und turbulente, aber wunderschöne Zeit zu zweit und mit unseren Kindern verbracht, und nicht zuletzt eine schöne Hochzeit erlebt. Es scheint, als würden wir in dem Moment aufhören, wo es am schönsten ist.

Ich kenne unseren Weg nicht. Aber ich werde meine Frau begleiten. Und ein guter Vater sein.
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