Wir Haben Unser Leben Verloren!!

[Nadine83]

Nicht nur unsere Lieben... Wir sind zwar noch hier, nur das Leben was SIE nicht mehr leben dürfen, das können wir ohne sie auch nicht!

[Ylva]

nadine...,ich nehme dich gedanklich ganz feste in den arm,wenn du reden moechtest schreibe mich an.

Trauer kann man nicht sehen,
nicht hören, kann sie nur fühlen.
Sie ist ein Nebel, ohne Umrisse
Man möchte diesen Nebel packen
und fortschieben, aber die Hand
fasst ins Leere.


Ylva

[AndreaS]

Liebe Nadine,

das stimmt, was du schreibst. Auch wir haben unser Leben verloren.

Es ist gut und bestimmt richtig, dass auch du jetzt hier schreiben willst. Und ich freue mich aus ganz persönlichen Gründen ganz besonders darüber, habe ich doch schon so viel von dir hören dürfen

Manche Gefühle kann man besser formulieren, wenn man sie niederschreibt. Und es ist bestimmt für euch alle sehr hilfreich, wenn ihr - Du und deine Mama - von dem anderen erfahrt, was ganz tief innen vorgeht, ohne dass man - wie es halt einmal im persönlichen Gespräch vorkommen kann - unterbrochen wird. Es ist ein erstes Formulieren, was jedoch auf keinen Fall das persönliche Gespräch ersetzen darf. Aber ich bin mir sicher, ihr macht es genau richtig

Auch wenn unser bisheriges Leben mit dem Tod unserer Lieben vorbei ist, ich kann dir auch nicht erklären, warum ich das jetzt bei dir so schreibe, aber irgendwie fühle ich durch den langen Briefwechsel mit deiner Mama,dass ihr es schaffen werdet, das was wichtig ist rüberzuretten. Ich kann ganz viel Liebe spüren, die euch hilft, gemeinsam den neuen Weg zu meistern, ihr drei Mädels. Und vergesst nicht, mich weiterhin hin und wieder daran teilhaben zu lassen!

LG
Andrea

[Nadine83]

Dankeschön!

Ich möchte nicht das ihr mich jetzt falsch versteht, aber dieser Satz ging mir nach einem Beiträg, ich glaube von dir Andrea, nicht mehr aus dem Kopf.

Wir haben das Leben wie es uns lieb war,
in unserer Familie verloren! - - - > Das war mir so nicht bewußt.

Andrea, du hast Recht und meine Mutti dir wohl auch schon einigens erzählt, es ist sehr schwer für uns alle, aber ich denke jeder von uns weiß das die anderen da sind!
Ich finde unser "Rest" ist schon klasse, egal welche Stimmungslage man gerade hat, man wird irgendwie aufgefangen, und dann kann man erstmal den nächsten Tag überstehen. Und ich hoffe ich kann das bei meinen "Kleinen" und bei meiner süßen Mutti ( ) auch!



P.S.: Mir geht´s gerade relativ gut, ich wollte nur raus mit dem Satz! Danke euch ganz lieb!

[Petra_S]

Meine Maus,

kannst du dich an den Blick erinnern, wenn er uns zugesehen hat wie wir gealbert haben, seinen Stolz in den Augen, wenn du von deinen Plänen, Erfolgen erzählt hast...? Wollen wir ganz fest glauben, dass er aus Einsteins schwarzen Löchern uns noch immer mit diesem Blick beobachtet?!!! ( )
...seine Weiber...., ich glaube er weiß, dass wir immer unser Bestes geben - auch wenn es nicht so aussieht oder nicht gelingt.

IRGENDWIE geht die Zeit weiter und er hilft uns dabei auch heute noch!
Hab`dich ganz schlimm doll lieb!!!

[Nadine83]

Zitat von Petra_S

ich glaube er weiß, dass wir immer unser Bestes geben

Das denk ich auch. Wie ich schon mal gesagt habe, ich kenn keinen mit so viel Allgemein- und Detailwissen in so vielen Bereichen, der aber immernoch so viel Verständniss für "Unwissende" und Kinder hat!! (Ich weiß wie er jetzt gucken würde, wenn er´s hören würde, du auch?! )

[AndreaS]

aber immernoch so viel Verständniss für "Unwissende" und Kinder hat!!

... kann es sein, dass er mit dem Herzen sieht? Nein, das ist eigentlich nicht wirklich eine Frage, bestimmt war und ist es so!

Hab`dich ganz schlimm doll lieb!!!

, Mensch, wie schön ist das denn? DAS muss ich mir merken, in der Zusammenstellung ist mir das noch nie eingefallen, aber echt klasse

LG
Andrea

[Nadine83]

Hallo Andrea!

Zitat von AndreaS

Mensch, wie schön ist das denn? DAS muss ich mir merken, in der Zusammenstellung ist mir das noch nie eingefallen, aber echt klasse

LG
Andrea

So schlimm lieb ist es bei uns eigentlich (bis auf Pubertätszeiten ) schon immer. Ist zwar verständlicherweiße mit der Zeit immer "schlimmer" geworden, aber eigentlich können wir uns schon immer ziemlich gut leiden!

Sonst hätten wir wohl gar nicht´s mehr gegen das so oft gemeine Leben!

Also, ganz doll liebe Grüße an dich!



Und einen dicken Knutsch für mein Mäuschen!

[AndreaS]

Meine liebe Petra, liebe Nadine,

Heute schließt sich für euch der Kreis. Heute vor einem Jahr habt ihr euer Leben verloren.

Tröstende Worte wollen einem nicht einfallen, jedenfalls nicht wirklich, denn auch nach einem Jahr ist die Untröstlichkeit über den Verlust im Vordergrund.

Man misst diesem Jahrestag auf dem Trauerweg große Bedeutung zu, es heißt, wenn man erst einmal alles alleine "erlebt" hat, wird es besser. Aber wahrscheinlich spürt auch ihr, dass auch das nicht so wirklich stimmt. Man wundert sich eher darüber, dass die Welt sich tatsächlich weitergedreht hat - letztlich auch wieder für uns - und das bereits seit 12 Monaten.

Aus unseren Gesprächen weiß ich, welch besonderer Mensch Stolli ist. Ich weiß, wieviel Liebe, Verständnis und Glück er in euer Leben gebracht hat. Endlich fühlte sich der Traum vom gemeinsamen Leben richtig gut an. Das ist es, was in euren Herzen bleibt, was ihr fühlt, was ihr vermisst - dass Stolli so wunderbar ist und euch glücklich gemacht hat.

Genau das sind meine Empfindungen, wenn ich an meinen Mann denke. Vor seiner Beerdigung hatte ich all diese positiven Eigenschaften unserer Pfarrerin immer und immer wieder erzählt. Und sie hat bei der Trauerrede zu uns gesprochen und auf einmal war für einen kurzen Augenblick etwas wie Trost spürbar.

Sie sagte sinngemäß: "Sie haben erzählt, wie glücklich sie ihr Mann und Vater gemacht hat, wie sehr sie sich geliebt und verstanden gefühlt haben. Wie dankbar sie sind.

Was aber ist mit Ihnen? Sie waren die Menschen, die ihr Mann lieben durfte. Für die er da sein wollte und konnte. Die er verstanden hat. Sie haben ihm Gelegenheit gegeben, zu lieben und geliebt zu werden. Und ich bin sicher, diese Dankbarkeit kommt von ihrem Mann zu ihnen zurück, denn ohne sie, ohne seine Familie, hätte das nicht leben können, was sie heute und in Zukunft vermissen werden."

Das ist mir eingefallen, als ich an Euch gedacht habe in den letzten Tagen. Und vielleicht tröstet auch euch die Gewissheit, dass eine glückliche Beziehung, wie ihr sie gelebt habt, immer ein Geben UND Nehmen ist. Ihr habt Stolli Gelegenheit gegeben, so ein wunderbarer Mensch zu sein....

Heute wird bei mir eine Kerze mehr brennen als sonst. Ich bin in Gedanken bei euch und hoffe, ihr werdet den Tag nicht nur mit Tränen und Schmerz, sondern auch ein wenig mit Seelenfrieden und Wärme im Herz erleben.

Ich umarme euch.

Andrea

[Nadine83]

Dankeschön Andrea!!

Ich will dir nur sagen das ich deine lieben Zeilen gelesen habe, nur heute nicht antworten, oder etwas dazu sagen kann! Ich denke du verstehst mich.

Liebe Grüße
Nadine

[Petra_S]

Hallo Nadinsche!

Wie oft denke ich über diesen, von dir gewählten Titel nach...

Ja, wir haben "UNSER" Leben verloren - Stolli musste gehen, als es doch für euch erst beginnen sollte. Das gemeinsame Leben konnte es nicht mehr geben. Wie wäre es wohl geworden, wenn er nicht krank gewesen wäre oder wieder gesund geworden wäre? Müßige Gedanken, ich weiß - zu mal man es nicht genau wissen kann, aber aus der Erfahrung und dem gegenseitigen Kennen heraus schon. Jeder von euch stand in den Startlöchern des eigenen Lebens - des eigen - verantwortlichen Lebens, als junge Frau - losgelöst vom Elternhaus, mit eigenen Wünschen und Vorstellungen. was glaubst du - ist das Leben so geworden wie er es sich für euch vorgstellt und gewünscht hat? Du bist eine sehr liebevolle, begeisterte Mutti für den süßen Paul Mika, selbstbewußt und auch deine Selbstständigkeit durch den Beruf untermauernd gehst du deinen nicht immer leichten Skorpionweg... Ob er wohl mit Fältchen in den Augen registriert, dass du auch heute noch an seine Worte vom letzten Gespräch (en) im Krankenhaus denkst, seine Lebensbotschaft aus endlosen Nachtgesprächen, die er euch vorgelebt hat, verstanden hast?! Wie du dich um seine Mutter kümmerst, sie als Pauls "Oma" nicht allein in der Welt stehen lässt, nun da sie ohne ihren einzigen Sohn alt werden muss! Bestimmt ist er sehr stolz auf dich, sicher... "Unser" Leben gibt es nicht mehr, doch jeder von uns baut sich mutig voller Erinnerung an "unsere Zeit" sein Leben neu auf und wir machen es garnicht schlecht, denke ich. Wir haben unsere Werte nicht verraten, sind unseren Träumen und moralischen Prinzipien treu geblieben, haben uns nicht an das Leben und seine Widrigkeiten verkauft, mutig gehen wir die Herausforderungen und Probleme an, jedes seiner Weiber nach ihrer Art. Deine Schwestern leben auch ihren Traum, haben das durchgekämpft was sie sich für ihr Leben gewünscht haben, schlagen sich wie du mit den Stolpersteinen des Lebens herum, um dann letztendlich immer zu wissen sie sind wie du in der Liebe "unseres Lebens" geborgen...

Ja auch ich, die nie dachte wieder einen Sinn im Leben für mich als Mensch zu finden, ich meine nicht als Mutter-Tochter-Oma-Mensch - sondern als Frau Petra, auch ich habe mich wieder aufgerappelt und versuche da mit mir weiter zu machen, wo ich als Mensch Petra aus der Bahn geworfen wurde. Ja, das Sterben, die Krankheit unseres liebsten Stollis hat mich verändert. Ich habe gelernt, wie kurz die Lebenszeit sein kann, bin noch unduldsamer geworden gegenüber Sinnlosigkeiten, "Zeitfressern aus dem guten Ton heraus - weil es sich so gehört" usw. Ich versuche mit konstruktiven Ideen und der sich immer wieder stellenden Entscheidung was wirklich wichtig ist für meinen inneren Frieden mit mir selbst, mein Leben bestmöglichst zu leben - so wie wir "UNSER Leben" früher gemeinsam gelebt haben. Und ich weiß dass ich vieles "UNSEREM Leben" verdanke, das gibt mir die innere Liebe, Wärme, Vertrauen und Hoffnung weiter zu machen. Ich kenne unseren Weg aber ganz genau, das macht es mir leichter und ich weiß, ich gehe ihn weiter in unserem Sinn, nach unseren moralischen Werten und mit ehrlicher Liebe in mir. Irgendwie auch dankbar, dass ich diesen Weg in dieser irdischen Welt hier nicht allein gehen muss, dass ich einen lieben Menschen neben mir weiß, der mich unterstützt, in allem was ich tue, bei allem was auf mich zu kommt und auch in meinem Bestreben noch Einzelmensch Petra zu bleiben. Verrücktes Leben!

Mit den besten Wünschen und lieben Gedanken an "unser aller Leben" - Deine Mutti

[Nadine83]

Hallo Mutti!

Ja, auch ich denke sehr oft über "unser" Leben nach.
Wir sind alle nicht mehr zusammen, jeder geht seinen gewählten Weg. Du hast Recht, ich fühle mich geborgen in unseren Erinnerungen, sie haben mich zu dem gemacht wer ich heute bin. Und ja, ich bin stark, ich lerne mich jeden Tag mehr kennen und versuche meine neu gewonnen Prinzipien durchzusetzen. Paul ist jetzt 2, und ich erahne nur was du geleistet hast, es ist eine riesige Aufgabe, einen Menschen auf´s Leben vorzubereiten!
Ich weiß noch nicht was es alles braucht um konsequent in sich sicher zu sein, und immer wieder einen guten Punkt im Leben zu finden, aber ich arbeite jeden Tag daran es heraus zu finden. Ich weiß wie schwer es ist diesen Weg nicht zusammen zu gehen, aber es ist für mich gerade der einzige Weg. Ich habe unsere Liebe und unsere Zeit immer im Herz.

Liebe Grüße Nadine