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Alt 07.02.2009, 22:14
Benutzerbild von 19kimmy94
19kimmy94 19kimmy94 ist offline
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Unglücklich meine Mami & ich. Unsre Geschichte.

Zuerst mal. Hallo ! Ich bin Kimberly, und 14 Jahre alt. Meine mama ist schwer an Krebs erkrankt. Hier mal meine Geschichte. Vielleicht interressiert es ja jemanden , ich freue mich immer über antworten.

Es begann alles vor ca. 1 ¼ Jahren. Ich weiß es noch genau, denn diesen Moment werde ich wohl nie vergessen. Zu dem Zeitpunkt war ich 13 Jahre alt. Mein Papa ging aus unserem Wohnzimmer raus. Er sah fertig aus. Dann hat Mama zu mir gesagt, wir müssen mal kurz reden. Dann fing sie an: „ Ich muss dir sagen, dass ich grade beim Arzt war. Der hat einen kleinen Tumor entdeckt. Ich muss ins Krankenhaus, da operieren sie mich, und dann ist der Tumor weg. Alles wird dann wieder normal.“ .. Es war nie die Rede von Krebs. Naja gut. Vielleicht hat sie gedacht, ich würde wissen, was gemeint ist. Aber da war ich in meinem Kopf noch auf dem Level „heile familie, alles ist super“. Doch das war es nicht.
Ich hab einfach gedacht, es ist nach einer Woche gegessen.
Dann.. an diesem einen Tag kam ich ganz normal und fröhlich von der Schule nach Hause. Kurz nach mir kam mein Vater dann auch nach Hause. Ich war dabei mir ein paar Cornflakes zu machen, als ich auf einmal das Wort „Krebs“ hörte. Mit einmal drehte ich mich um, schaute Mama nur an. Erst da habe ich verstanden, was überhaupt los ist.
Ich hab dann alles stehen und liegen gelassen und bin in mein Zimemr gerannt, wo ich erstmal nachgedacht habe. Ich hatte ein Pflegepferd, das mir da erstmal kraft gegeben hat, genauso wie die Besitzer der Pferde, sie waren wie eine oma und ein Opa für mich.
Nunja. So kam sie nach Münster in eine Spezial-Klinik. Ungefähr 2 Autostunden von unserem damaligen Wohnort entfernt. Wir haben sie oft besucht. Und ich dachte wieder, alles würde gut sein. Doch wieder war es nicht so.
Kurze Zeit später erreichte mich die Nachricht, dass der Krebs wieder gekommen sei. Wieder eine Nachricht, die mich zu Tränen brachte und mich verzweifeln ließ. Durch die Zeit, die Mama in Münster war, habe ich gelernt den Haushalt zu führen. Mein Papa ging weiter Arbeiten. Klar, er musste das Geld reinbringen. Somit habe ich , wenn ich von der Schule kam, den haushalt gemacht, und abends was für uns gekocht, weil ich nicht wollte, dass Papa sich nach der Arbeit noch an den Herd stellen muss.
Nunja. Da kam sie dann nicht nach Münster ins krankenhaus, sondern in Aurich. Wo wir damals gewohnt haben. Ich bin jeden morgen mit dem rad zur Schule gefahren, um die nach der Schule besuchen zu können. Kaum war sie aus dem Krankenhaus entlassen, kam noch eine Cheopsbotschaft. Wir zogen um. 400 km von meinen Freunden, meinem ganzen Halt, meinem Pflegepferd weg. Ich konnte nicht mehr.
Es war schwer, mit der Situation in eine völlig unbekannte umgebung zu kommen. Niemanden zu haben, dem man sich anvertrauen kann.
Wie man sieht, habe ich es ja doch geschafft. Der Umzug ist jetzt ein bisschen mehr als ein halbes jahr her. Bei dem Umzug war Mama Chefin. Sie durfte sich da nicht bewegen aufgrund der Narbe an der Leiste. .. sie hat dann alles dirigiert,...
...Es ist so viel passiert in der Zeit .. es ist schwer das alles zu erzählen..aber ja irgendwie auch befreiend. Und dann hieß es :“Hallo Neuanfang“.. Wir alle gingen davon aus, dass jetzt Schluss wäre. Wir einen richtigen Neuanfang machen könnten. Auch weil ich als „kleineres Kind“ ziehmlich anstrengend war. Wir wollten unser „altes Leben“ vergessen. Und dann ca 2 Monate nach unserem Umzug kam wieder die schreckensnachricht, die mich immernoch so geschockt und betrübt hat wie bei der ersten nachricht. Er war wieder da. Mein größter Feind. Das , was ich am meisten hasse. Was mich so furchtbar ausgelaugt und schwach gemacht hat. Der Krebs. Mama war wieder erkrankt. Alles wieder von vorne. Okay, dachten wir. Wir schaffen das auch nochmal. Doch innerlich waren wir einfach nur fertig. Ich für meinen Teil wollte nicht mehr. Einfach nur aufgeben.Sie kam in Flensburg in die Klinik. Man ging da von einem Tumor im Bauchraum aus. Wiegesagt von EINEM. Als Papa an einem Abend vom Krankenhaus nach Hause kam, war ich wie gewohnt dabei das abendessen zu machen. Ich hatte mir was leckeres ausgedacht, was Papa unendlich gern isst. Als ich dann fragte, wie es mama ginge, sagte er: „ Ja, darüber müssen wir nach dem Essen mal reden.“ Ups. Ich spürte da einen dicken Kloß im Hals, mein Herz schlug wie verrückt. Und hunger hatte ich auch nicht mehr. So hab ich ihm zuliebe ( weil er sich sonst sorgen macht) ein paar bissen in mich reingezwengt, und dann wollte ich es auch wissen. Was war das, worüber er mit mir reden wollte?
„So kleine, du weißt ja dass sie die OP hatte. Naja. Ihr geht es ganz gut. Aber die Ärzte waren geschockt. Der ganz Bauchraum ist übersäht mit kleinen inoperabelen Tumoren. Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass mama nie wieder die alte sein wird.“... Er hatte tränen in den Augen. Ich habe Papa noch nie so gesehen. Er versuchte mir schonend beizubringen, dass Mama nicht so lang leben wird, wie andere menschen. Sie wird immer Krank sein. Und dann das: „ Also, kommen wir zum Punkt. Entweder, die Chemo wirkt, und wir Glück haben, hindert die Chemo für eine Zeit das Wachstum der Tumore. Wirkt sie nicht, werden uns die Ärzte nurnoch sagen können, wie lange sie zu Leben hat.“ .. Das war wie ein Schlag ins Gesicht. Ein tritt ins Herz. Ein so gedankenleeren Kopf hatte ich noch nie. Es war schlimm. Ich habe geweint. So wie noch nie zuvor. Papa war überrascht, weil er mich noch nie hat weinen sehen, ich weine wenn überhaupt in meinen Zimmer, oder ich verstecke es.
Ich habe gezittert am ganzen Körper. Mir wurde das erste mal, seit dem 1. Tag an dem ich wusste, dass Mama totkrank ist. Dass sie wirklich mit dem tot ringt. Ein schlimmer gedanke.
Seit dem Tag an, tue ich alles was ich kann. Ich koche,putze,alles was anfällt. Nebenher natürlich noch die Schule ( ich bin auf einem Gymnasium) ..
Es waren schreckliche Momente im Krankenhaus. Zu sehen wie sie da liegt. Hilfslos, schwach. Schon beim sprechen , kam sie außer Atem, es strengte sie zu sehr an.
Ich werde diese Bilder nicht mehr aus meinem Kopf kriegen. Und immer wieder sagt sie mir , wie stolz sie ist. Ihre ganze Kraft hat sie zusammengenommen, um mir zu sagen, dass ich die Beste uns stärkste Tochter der Welt bin. Sie ist so stolz auf mich. Ich werde diese worte nicht vergessen Niemals.
Jetzt ist sie zuhause. Muss bald wieder hin, zur Chemo. Sie kann sich nicht gut bewegen, schläft viel. Ich versuche so viel wie möglich , dass sie ein Lebenswertes Leben zuhause hat. Doch ich denke, das ist einfach kein leben mehr für sie, da sie nurnoch liegen kann, und total schwach ist. Ihren größten traum wird sie nie erfüllt kriegen. Eine Kreuzreise mit der Aida nach ägypten.. Ich habe alles versucht, dass wir es schaffen, sie dorthin zu kriegen. Wie auch immer. Irgendwie hätte wir das gechafft,... und wenn ich sie mit einem Krankenbett durch die Wüste schiebe, ist mir das auch egal. Für sie würde ichalles tun.
Ich merke, wie sehr ich mich verädndert habe, und dass ich zunehmend trauriger werde. Alle sagen immer: Klar, ich versteh dich. Ich kann mir das vorstellen.
Achja? .. Nichts kann man sich vorstellen. Mir wird gesagt, dass ich in diesem 1 jahr gelernt habe, erwachsen zu sein. Meine Kindheit ist vorbei. Für immer. Ich habe mir geschworen, dass ich mich immer um Mama kümmern werde. Auch , wenn ich nicht mehr kann.
Und die Hoffnung schon fast aufgegeben habe. Ich werde kämpfen. Bis ans ende ihres lebens. Und meines.

Ja. das wars. Ich werd sicherlich jeden Tag ein bisschen was schreiben, was ich so erlebt habe, an dem Tag...
Mit Liebsten Grüßen...
Kimberly

Geändert von 19kimmy94 (07.02.2009 um 22:19 Uhr)
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