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  #1  
Alt 17.06.2012, 01:16
Arsinoe Arsinoe ist offline
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Registriert seit: 09.05.2012
Ort: Süddeutschland (ursprünglich Schweiz)
Beiträge: 535
Standard Umgang mit nahe stehenden Menschen

Hallo allerseits

Vermutlich ist das, was ich hier schreibe schon 100'000 Mal diskutiert worden - wie so vieles im WWW ...

Trotzdem möche ich es hier ein 100'001 Mal. zur Diskussion bringen, da es mich persönlich sehr beschäftigt.

O.K. ich komme zur Sache:

Ich lebe in einer glücklichen Beziehung (Ehe). Wir haben ein paar Jahre hinter uns, die nicht ganz einfach waren (finanzielle Probleme, etc.), haben das aber alles in allem gut überstanden. Wie heisst es doch so schön? "In guten und in schlechten Zeiten ..."?

Nun scheint es so, dass die "schlechten Zeiten" Hochkonjungktur hätten ... Kürzlich wurde bei mir ein Tumor gefunden. (Details dazu in meinem Profil.) Mein Schatz ist davon total geplättet.
Ich merke, dass ich ihm nicht allzu viel davon erzählen darf und dass er nicht allzu sehr mitbekommen darf, wie es mir geht ... Sprich, dass es mir schlecht geht. Das haut ihn einfach um und das schlägt dann wiederum auf mich zurück.

Wie geht ihr damit um?

Ich meine, es gibt doch Situationen, wo man/frau einfach nur noch kaputt ist und nicht mehr die Kraft hat, so zu tun, als ob es einen gut ginge ...?

ich weiss manchmal nicht mehr weiter ...

Herzlich grüsst
Arsinoe
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  #2  
Alt 17.06.2012, 07:47
Benutzerbild von Jutta
Jutta Jutta ist offline
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Ort: Im Süden
Beiträge: 3.328
Standard AW: Umgang mit nahe stehenden Menschen

Hallo Arsinoe,

ja leider ist es sehr oft so, daß unsere Partner ganz und garnicht mit unserer Erkrankung, oder dem Gedanken an den evtl. Verlust, umgehen können. Sie vergraben ihre Gefühle weit unten, denn nun sollten sie doch die "Starken" sein. Seither hat alles bestens funktioniert, auch mit Problemen. Aber das, was jetzt auf sie einstürmt haut sie aus den Socken.
Das ist meistens in einer Partnerschaft so, wo die Frau schon eh und je ihre "frau" stand und nicht vom Rockzipfel des Partners her existierte.

Gebe ihm Zeit, er braucht wahrscheinlich etwas mehr. Aber dann zum geeigneten Zeitpunkt auch ganz konkret das Ansprechen was dir auf der Seele lastet. Denn unausgesprochen denken viele Männer nicht weiters darüber nach, sie schafft das doch ganz gut. Oder sie sind mit der Situation einfach total überfordert. (Männer, das ist nicht böse gemeint - es ist so ). Zitat meines Mannes: "Sag mir was du brauchst, ich kann deine Gedanken nicht lesen!" Einer meiner Söhne meinte, erzähle mir grob was ist, aber bitte nicht im Detail, dann leide ich umso mehr.

In vielen Partnerschaften ist es, aus meiner langjährigen Erfahrung heraus, eben so, daß die erkrankte Partnerin beide trägt ................ Dann wird den Frauen erst bewußt, wieviel sie in der Partnerschaft tragen oder schon immer getragen haben.

Patentrezepte gibt es keine, denn nur du kennst deinen Partner und spürst, wann er an seine Grenzen kommt. Sprenge diese in nur ganz kleinen Schritten, dann kommst du besser an dein Ziel.
__________________
Jutta
_________________________________________




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  #3  
Alt 17.06.2012, 20:29
G.Sundheit G.Sundheit ist offline
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Registriert seit: 09.01.2012
Beiträge: 142
Standard AW: Umgang mit nahe stehenden Menschen

Hallo Arsinoe,

in unserer Ehe ist nach 10 Jahren die Krebserkrankung die erste wirklich schlechte Zeit, wir dachten im Ernst, daß ein Kaiserschnitt oder eine gestohlene Handtasche unsere schlechtesten Zeiten waren...

In den letzten 10 Monaten nach der Diagnose habe ich gelernt, für meinen Mann nicht die Superschaupielerin zu geben, wiewohl ich auch WEISS, daß es besser wäre ihm nicht alles zu erzählen, im nicht das "schlechtgehen" z.B. während der 5 Monate Chemo zu zeigen und ihm die Schmerzen nach der OP, die ich heute noch habe zu verbergen.

Wie gesagt, ich habe ihn bewußt konfrontiert, ich habe mich bewußt zurückgenommen und ich bin heute - ganz bewußt - egoistisch.

Einen Koffer nehmen und eine Woche wegfahren - das würde ich heute KÖNNEN. (mache ich nicht, da wir auch noch 2 kleine Kinder haben)
Aber das "können" ist für mich schon mal sehr wichtig.

Ja, die Krankheit hat mich verändert und ich lasse es zu. Ich zeige es meinem Mann, ich spreche darüber mit ihm daß es keinen Knall gibt und dann ist alles wieder wie vor 10 Monaten.
Alle wollen das, alle fordern das unterschwellig von mir und ich sage ihnen das jetzt offen ab - das passiert nicht, ihr lieben, stellt euch lieber darauf ein.

Ganz zu Anfang habe ich gemerkt, daß es mir einfach zuviel Kraft kosten würde für meine Familie die Starke zu spielen.
Auch jetzt merke ich, daß ich dieses "mund abputzen, weiter gehts" nicht durchziehen kann.

Damit müssen sie leben.
Auch wenn es ihnen nicht gut geht dabei.
Ich kann nur sagen, daß ich ihnen das gern erspart hätte - aber nicht kann.

"Nach" der Erkrankung oder auch nach einer gewissen Zeit haben wir uns jetzt als Ehepaar wieder zusammengerauft und akzeptieren, daß alles anders ist als vorher.

lg
Gesine
__________________
Einfach leben.
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  #4  
Alt 19.06.2012, 02:07
Arsinoe Arsinoe ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 09.05.2012
Ort: Süddeutschland (ursprünglich Schweiz)
Beiträge: 535
Standard AW: Umgang mit nahe stehenden Menschen

Hallo Jutta und Gesine

Herzlichen Dank für eure Antworten!

Ich habe mir vorgenommen, in kleinen Schritten vorzugehen.

Ich hoffe, so kann er sich langsam an die veränderte Situation gewöhnen.

Herzlich
Arsinoe
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