Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Allgemeine Themen > Gedenkseite - Place of Memory

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 28.12.2014, 11:47
Michael K Michael K ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 28.12.2014
Beiträge: 1
Standard Alles nur Zufall oder göttliche Fügung?

Alles nur Zufall oder göttliche Fügung?

Zur Erinnerung an die Sterbestunde unserer geliebten Mutter Franziska K

Erzählt von Michael K



Nachfolgendes geschah am 17.12.2014, dem Todestag unserer Mutter.
Es sind die letzten beiden Stunden, welche wir mit unserer Mutter erleben durften und ich möchte hier meine Empfindungen, Gedanken und Fragen niederschreiben. Auch die Frage, ob im Leben alles nur Zufall ist - oder ob es eine höhere Macht gibt, die alles leitet?

Nach diesen Stunden glaube ich nicht mehr an den puren Zufall. Für mich hat sich etwas ganz Besonderes, Tiefgründiges - möglicherweise Göttliches, zugetragen. Mein ganz persönliches kleines Wunder im Marienhospital Stuttgart.

Was war geschehen:

17.12.2014 - 16.45 Uhr: Wir verlassen das Krankenzimmer 504 auf der onkologischen Station mit einem bedrückenden Gefühl des endgültigen Abschiednehmens von einem geliebten Menschen. Mein Bruder blieb an der Seite unserer Mutter mit dem Versprechen, ihren Abschied bis zum Schluss mit zu tragen. Wir standen am Gang im 5. Stock und schauten mit leeren Augen und unguten Gefühlen aus dem Fenster, vor uns das abendliche Stuttgart. “Wie geht es nun weiter, was passiert gerade?”.

Welchen Weg aus dem Krankenhaus nehmen wir zum Auto, das noch auf dem Parkplatz steht. Ich möchte ins Freie, um ein paar Schritte zu gehen, meine Frau möchte lieber den Weg durchs Krankenhaus nehmen. Ich bin einverstanden und wir gehen durch die Gänge des Krankenhauses.

16.50 Uhr: Auf dem Weg kommen wir an der Krankenhauskapelle vorbei, wir gehen in die Kapelle, um noch ein paar Minuten zur Ruhe zu kommen. Mehrere Ordensschwestern bereiten sich auf den bevorstehenden Gottesdienst vor. Nach einem kurzen Innehalten gehen wir aus der Kapelle und wiederum stellt sich die Frage, welchen Weg wir nehmen sollen. Ich bin für den direkten Weg aus dem Haupteingang, wir entscheiden uns dann jedoch für den Gang ins Treppenhaus zum Parkhaus.

17.05 Uhr: Ich sehe eine geöffnete Türe und das Schild “Krankenhaus-Seelsorge”. Dorthin zieht es mich regelrecht, ich möchte um geistlichen Beistand für meine Mutter bitten. Dies war so nicht geplant, denn meine Zweifel an der Kirche, an Gott, sind gewachsen, seit ich dem Leiden und Sterben meines Onkels und nun meiner leukämiekranken Mutter über eine lange Zeit zusehen musste. Wo ist Gott - warum lässt er dieses Leiden zu? Diese Fragen beschäftigen mich und lassen wenig Platz für einen absoluten und nicht hinterfragenden Glauben an Gott, unseren Vater.

Dann ist aber alles ganz selbstverständlich. Eine Frau kommt mir entgegen und fragt mich nach meinen Wünschen. Ich erzähle ihr kurz von meinem Wunsch und sie schaut, ob der katholische Krankenhaus-Seelsorger noch in seinem Büro ist. Er kommt auf mich zu mit einer positiven und offenen Haltung und lädt mich zu einem Gespräch ein. Ich empfinde die gelebte Seelsorge am Menschen und fühle mich bereits jetzt getröstet. Ich bitte ihn, unsere Mutter zu besuchen und mit ihr zu beten. Dies sagt er zu, jedoch erst nach dem Gottesdienst, den er noch zu halten hat und der um 17.30 Uhr in der Krankenhauskapelle beginnt.

17.15 Uhr: Ein klein wenig getröstet machen wir uns auf den Heimweg.

18.20 Uhr: Der Seelsorger geht ans Sterbebett unserer Mutter und gibt ihr die letzte Ölung und ein letztes Gebet. Er gibt ihr ein Kreuz in die Hand, welches sie festhält.

18.35 Uhr: Die letzten Atemzüge folgen friedvoll, ruhig - unsere Mutter verstirbt mit einem entspannten Gesichtsausdruck. Herr gib ihr die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihr, Herr lass sie ruhen in Frieden. Amen.

18.40 Uhr: Mein Bruder ruft mich zuhause an und informiert mich über den Tod unserer Mutter, wir sind sehr traurig. Lieber Martin, Dir herzlichen Dank, dass Du den Mut hattest, unsere Mutter bis zu ihrem letzten Atemzug zu begleiten.

An dieser Stelle möchte ich mich ganz besonders herzlich bei Herrn Pfarrer Dr. R. für seine Seelsorge bedanken, seine Zeit bei unserer sterbenden Mutter geben uns sehr viel Trost.




Alles nur Zufälle, oder mehr ?
Für mich ergeben sich in diesem Ereignis folgende Fragen:

Warum haben wir gerade diesen Weg genommen? Es gab mehrere Alternativen auf diesem Weg.
Warum leitet mich dieser Weg direkt zum Pfarrer? Dies war nicht geplant zuvor.
Warum kam Herr Pfarrer Dr. R. vor Todeseintritt und nicht danach?
Warum ist unsere Mutter direkt nach der letzten Ölung und nicht erst Stunden später oder zuvor verstorben ?

Zufälle?

Ich gebe mir selbst die Antwort darauf: Nein, hier hatte etwas Größeres die Hand im Spiel. Ich bin zutiefst berührt, glücklich, sehr nachdenklich und dankbar für diese Erfahrung. Großer und gütiger Gott ich danke Dir.
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 
Themen-Optionen
Ansicht

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 01:58 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55