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Trauer um meinen Papa- Wie geht man damit um?
Hallo!
Ich bin 24 Jahre alt und vor drei Wochen ist mein Vater nach zweijährigem Hoffen an seinem Krebsleiden gestorben... Obwohl wir wussten, dass kaum Heilungschancen bestehen, kam das doch sehr plötzlich für uns. 2 Tage vorher ging es ihm noch "gut"... Nun sitze ich hier und weiß nicht was ich machen soll. Diese Gefühle der Trauer, des Verlusts, des Alleinseins überfordern mich einfach. Meine momentane Hauptstrategie ist so wenig wie möglich dran zu denken, Verdrängung... Und obwohl ich weiß, dass Reden ja sehr wichtig zur Verarbeitung ist, kann ich einfach momentan nicht wirklich drüber sprechen, mit meinen Freunden und dem Umfeld. Ich hab einfach immer irgendwie das Gefühl, mein Gegenüber damit zu überfordern, die meisten Wissen nicht, was sie sagen sollen.. Auch wenn sich meine Freunde wirklich bemühen... Und die üblichen Sprüche möchte ich auch nicht mehr hören. Meine Mutter und mein Bruder sind auch sehr traumatisiert und verarbeiten ihre Trauer auf eine Art die mir auch nicht weiter hilft bzw. nicht leicht zu ertragen ist. Meine Mutter schimpft hauptsächlich über meinen Vater (was ja laut Literatur „normal“ ist) und mein Bruder stürzt sich in seine Arbeit, während ich wie gelähmt dasitze und mich meine Uni-Sachen extreme Kraftanstrengungen kosten… Nun weiß ich aber, dass das so nicht weiter gehen kann... Ich merke schon wie das Verdrängen der Trauer und aller anderen Gefühle "zurückschlägt". psychosomatisch und natürlich auch psychisch sehr belastend ist... Nun wollte ich fragen, wie ihr mit eurer Trauer umgegangen seid und umgeht? Wie kommt man mit diesen unendlichen Schmerzen klar? Habt ihr Bücher gelesen, Selbsthilfegruppen besucht oder sonstige Methoden in Anspruch genommen oder entwickelt? Ich wäre wirklich sehr dankbar über jeden auch noch so kleinen Tipp... Danke. Anna |
#2
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AW: Trauer um meinen Papa- Wie geht man damit um?
Dann mache ich mal den Anfang ...
Hallo Anna, drei Wochen ist es jetzt her, dass Du von Deinem Vater Abschied nehmen musstest - an dieser Stelle: mein Mitgefühl - und für Dich ist es noch so nah, so frisch. Deine Freunde waren nicht in Deiner Situation und können vielleicht auch deshalb nicht verstehen, warum Du heute noch nicht "normal" leben kannst. Vielleicht hast Du aber jemanden im Bekanntenkreis, der in einer ähnlichen Situation steckt, auch mit Verlusten/Belastungen zurechtkommen muss. Vielleicht wäre findest Du da noch jemanden, mit dem Du reden kannst/magst. Was mir aber immer hilft, ist schreiben. Vielleicht ist das ja eine Brücke, über die Du gehen kannst (Lieber Papa, ... ich wollte dir noch so vieles sagen ... ). Wenn ich anfange zu schreiben, bin ich manchmal selber erstaunt, was mir plötzlich alles wieder einfällt ... Alles Gute ... wasser13 PS: Ich war 16 Jahre, als mein Vater bei einem Autounfall um's Leben kam. Keine Chance auf Abschied. Es traf uns/mich völlig unvorbereitet (anders als im Falle meines Mannes, den ich in seiner Krebserkrankung und im Sterben begleitet habe) |
#3
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AW: Trauer um meinen Papa- Wie geht man damit um?
Hallo Anna!
Mein Beileid zu dem schlimmen Verlust. Ich weiß genau wie es dir geht. Mein Vater ist vor 4 Monaten an Krebs gestorben. Die ersten Tage war ich wie betäubt. Also es gab ja die Beerdigung zu organisieren usw. Dann musste ich 4Tage nach dem Tod meines Vaters arbeiten weil keine Vertretung für mich da war. All das war eine große Ablenkung. Aber im Nachhinein betrachtet wäre es besser gewesen mir ne Woche oder länger frei zu nehmen. Mir ging es sehr sehr schlecht ich hatte Schmerzen im Herzen und mein Blutdruck ging sehr schnell hoch. Die ersten Tage hatte ich keinerlei Erinnerungen an meinen Vater. Immer wenn ich die Augen geschlossen habe dann habe ich ihn im Zimmer in der Intensivstation gesehen. Eine Bekannte hat zu mir gesagt, dass das ganz normal sei, dass der Körper somit einen Schutzmechanismus aufbaut um nicht total durchzudrehen. Inzwischen gehts mir gesundheitlich schon besser aber immer wenn ich mich mit dem Tod meines Vaters auseinander setze dann geht mein Blutruck wieder hoch und leichte Herzschmerzen krieg ich dann. Ich kann leider keine Anleitung geben wie man die Sache übersteht. Hier im Forum die Gedanken reinzuschreiben ist eine gute Möglichkeit. In der ersten Zeit ging es mir genauso. Wir haben nicht viel darüber gesprochen. Klar mit anderen Verwandten schon usw. Aber untereinnander nicht so richtig. Aber jetzt schon. Wir erinnern uns an lustige Dinge die er immer gesagt hat und schon lachen wir. Das mit dem Schimpfen deiner Mutter kenne ich auch. Meine schimpft momentan auch ein bissi mehr. Zählt seine schlechten Eigenschaften auf usw. Ich kann dann nur hoffen, dass mein Vater wenn er das hört nicht sauer auf sie ist. Wenn ich bei seinem Grab bin spreche ich oft mit ihm und erzähl ihm was es so neues gibt. Das hilft etwas. Klappt nicht immer. Manchmal schmerzt es so, dass ich schon am Friedhofseingang mit den Tränen kämpfen muss. Oder wenn ich eine andere Beerdigungsfeier sehe dann muss ich mich echt zusammenreißen. Aber weinen am Grab hilft sehr. Du bist dann total ausgelaugt aber das muss alles raus. Es ist nicht leicht. Ich hab mir ein Beileidbilet gekauft weil da ein toller Spruch drauf ist und zwar: Trennung ist unser Lost, Wiedersehen unsere Hoffnung. Das tröstet mich etwas. Es muss ein Leben nach dem Tod geben es muss und es ist so. Ich glaube daran. Wie es da aussieht weiß niemand aber ich beruhige mich immer wieder mit dem Gedanken, dass mein Vater nun seinen kranken kaputten Körper los ist. Es war eine kranke Hülle. Ich versuche mich nun in ihn hineinzuversetzen. Es ist doch immer toll wenn man krank ist dann gesund wird. Es muss ihm richtig gut gehen. Außerdem hat er so viele Bekannte und Verwandte die er immer so vermisst hat und er ist bei ihnen und ich kann mir gut vorstellen wie er bei einem Kaffee und Zigarette mit ihnen an einem Tisch sitzt. Ich hab mich verquatscht bzw. dich/euch zugetextet. Eine gute Arbeitskollegin hat zu mir gesagt, dass man das nie vergessen wird aber von Jahr zu Jahr soll es leichter werden obwohl ich es mir im Moment nicht vorstellen kann. LG |
#4
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AW: Trauer um meinen Papa- Wie geht man damit um?
Hallo ihr Lieben,
mein Mitgefühl für euch und euren schlimmen Verlust. Ich kann nur von mir reden. Mir hat es immer sehr geholfen, wenn ich darüber reden konnte. Immer und immer wieder. Ich erinnere mich an Abende, wo ich gar kein Ende gefunden habe. Ich weiß nicht über wieviele Stunden ich meinem Mann alles erzählt habe über die tolle Zeit, als alles noch gut war, als meine Mama noch da war. Er hat einfach nur zugehört und mich reden lassen. Ich habe geredet, geweint, geschrien, gelacht. Und es hat jedesmal gutgetan einfach nur alles rauszulassen. Was mir auch geholfen hat, ist das was Wasser 13 geschrieben hat. Wenn niemand da war, und ich mich so entsetzlich alleine gefühlt habe, habe ich Mama Briefe geschrieben. Jedesmal, wenn ein Brief fertig war, hatte ich danach das Gefühl, nicht mehr so alleine zu sein. Sie hat mir ja schließlich zugehört. Am Anfang habe ich immer Leute gefragt, die auch jemanden verloren haben, wie lange es dauert, wann es denn besser wird. Aber diese Antwort kann einem niemand geben. Das ist bei jedem anders. Meine Mama feiert heute ihren 10. Himmelsgeburtstag. Bis es mir besser ging, habe ich ca. 8 Jahre gebraucht. Jetzt kann ich an sie denken, mich freuen, dass sie keine Schmerzen mehr hat, dass es ihr gut geht, da wo sie jetzt ist. Ich erinner mich mit einem Grinsen im Gesicht an lustige Geschichten, die wir zusammen erlebt haben, und freue mich ganz einfach nur darüber, dass ich so eine tolle Mutter gehabt habe! Für mich ist es völlig klar, dass sie noch bei mir ist, mir beisteht, und mich durch mein Leben begleitet. Ich kann sie zwar nicht sehen, aber sie ist da! Ich weiß, dass es so ist, und es hilft mir! Für die nächste Zeit wünsche ich dir, liebe Anna und auch Wasser 13 und Fuzzi alles Liebe!!! Metalkatze |
#5
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AW: Trauer um meinen Papa- Wie geht man damit um?
Hallo,
ich kann dich leider nur sehr gut verstehen. Mein Papa ist jetzt ziemlich genau 2 Jahre tot. Besonders schlimm war das der Krebs diagnostiziert wurde und er innerhalb 2 Wochen gestorben ist. Ich hatte keine Zeit zu verstehen was da passiert. Er ist gegangen und hat alles mitgenommen, ich kann heute kaum darüber reden. Mein Papa und ich waren ein Herz & eine Seele. Ich habe einen Internetblog den niemand lesen kann, aber ich schreibe viel darüber. Schon als er im Krankenhaus war. Manchmal schreibe ich einfach und weiß nicht warum, mir hilft das ein bisschen, aber nur für den Moment. Es ist schwierig ich weiß nicht wohin, wenn ich zu meiner Mama gehe, macht sie es noch mehr traurig das es mich so beschäftigt und mein Bruder verdrängt alles. Freunde und Bekannte können mich nicht verstehen, wie sollen sie auch ich nehme es ihnen nicht übel aber gegen einen Spruch bin ich quasi allergisch. Das die Zeit die Wunden heilt. Ich bin immernoch wütend, traurig, verzweifelt und will es nicht begreifen. |
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bewältigung, hilfe, trauer |
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