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  #1  
Alt 26.02.2012, 22:01
Sommerbriese Sommerbriese ist offline
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Registriert seit: 11.01.2011
Beiträge: 4
Standard Gedanken

Hallo da draussen,

ich bin 36 und mein Vater ( 63 ) leidet an Krebs. Es wurde ihn vor knapp einer Woche mitgeteilt, dass die Ärzte ihm nun weitere Chemos oder andere Eingriffe verwähren.
Er kämpft nun schon seit gut 2 Jahren und laut Ärzte hat er gut gekämpft. Eigentlich hatten sie ihn Weihnachten 2011 schon nicht mehr beim gemütlichen Beisammen gesehen. Aber man weiss ja auch, dass die Ärzte nicht immer solch " Termine " vorhersehen können. Zum Glück.
Meine Gedanken kreisen nun viel um das Wohlergehen meines Vaters und meiner Mutter. Meine Mutter ist stark, aber auch nur dank der Medizin. Dank der Beruhigungstabletten die sie bei Bedarf nimmt.
Kann mir jemand aus eigenen Erfahrungen mitteilen wie man am besten " helfen " kann.
Meine Mutti weiss, dass sie mich jeder Zeit anrufen kann, wenn was ist. Aber ich fühle mich ihr auch ein wenig hilflos gegenüber. Sie muss so verdammt viel durchmachen.
Und dann mein Vater. Kann mir hier vielleicht jemand seinen Gedankenwege erläutern. Wie fühlt ein Mensch, der laut Ärzte und Prognosen nicht mehr lange zu leben hat. Wie sollen wir mit ihm umgehen?
Unternehmungen kann er, weil er so schwach ist, nicht mehr unternehmen. Er schläft viel. Aber er macht immer noch hin und wieder Mittagessen oder kocht sich Kaffee.
Wie fühlt ein solch Betroffender? Ich würde gern besser damit umgehen zu wissen.
Ich hoffe, dass mir hier jemand " helfen " kann.
Lieben Gruß an alle die sich die Zeit genommen haben um meinen kleinen Betrag zu lesen. Danke!
Sommerbriese
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  #2  
Alt 26.02.2012, 23:12
MaPa15 MaPa15 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 06.09.2011
Beiträge: 60
Standard AW: Gedanken

Hallo,

also erstmal tut es mir sehr leid, dass dein Papa auch gegen diesen Mist kämpfen muss!

Ich glaube, dass niemand diese Gedanken eines Betroffenen nachvolziehen kann, der nicht selber krank ist!!

Mein papa hat versuch, es mir zu erklären, so ansatzweise. Viele Sachen konnte ich nachvollziehen, aber dennoch war es für mich ganz anders,als für ihn. Kurz nach der Diagnose hat er sich so eingeigelt und ich hab ihn darauf angesprochen. Er meinte nur, dass er nicht mit fremden darüber reden will und dass er sich schämt. Er hat sich wirklich dafür geschämt, dass er diese Dreckskrankheit hat. Er hat sein lebenlang geraucht und nun die Quittung dafür bekommen so sagt er und nun ist es ihm peinlich. Das konnte ich nicht verstehn.
Er hat sich sehr viel mit sich und seinem Tod beschäftigt und was für uns danach weiter geht. So war mein Papa. Er hatte einfach nur Angst zu leiden. Diese Angst konnt er unsgegenüber aber nicht so ausdrücken.
Meine Mama sagte, sie haben ihn in den 45 Jahren Ehe nur 2 mal weinen sehn. Einmal, als sein Vater gestorben ist (genau an der Selben Sachen) und die letzetn 3 Wochen im KH.
Ich war immer da soweit ich konnte und dass hat meinem Dad sehr viel bedeutet. Einfach nur da sein ohen wenn und aber.

Aber genug von mir. Ich denke, du solltest viel mit deinem Papa reden. So kannst du vielleicht seine Gedanken nachvollziehen. Und einfach da sein für deine Ma und deinen Dad.

Ich wünsche dir und deiner Familie einfach ganz viel Kraft und vorallem noch einige sehr schöne Zeiten mit deinem Papa!!


Liebe Grüsse Simone
__________________
Papa kleinzelliges Bronchialkarzinom 05.2010, 4 Metastasen im Gehirn 07.2011, + 25.09.2011

Papa ich hab dich ganz doll lieb und du fehlst mir!!
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  #3  
Alt 26.02.2012, 23:48
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Registriert seit: 11.05.2011
Ort: Schleswig-Holstein
Beiträge: 1.508
Standard AW: Gedanken

Liebe Sommerbrise,

ich glaube, wir können sehr schwer nachempfinden, wie sich jemandfühlt, dem man sagt, dass er "austherapiert" ist, dass es keine Chance auf Heilung gibt und dass das Ende naht.

Ich bin mir sicher, dass ich Angst hätte. Vielleicht jetzt nicht mehr vor dem Sterben an sich, aber doch vor den Schmerzen. Ich weiß nicht, ob dein Vater darüber sprechen mag. Mein Vater hat sich sehr schwer getan... Typisch Mann könnte ich jetzt sagen. Im Gegensatz zu uns drei Weibern (Mama, Tochter und Enkelin) war mein Papa kein Mann der vielen Worte. Erst auf der Palliativstation hat er Nähe zugelassen. Er hat ein Gespräch mit einer Seelsorgerin angenommen und es hat ihm so gut getan. Er wirkte sehr erleichtert nach diesem Gesrpäch, ganz so, als habe sie eine Last von seinen Schultern genommen. Und er hat sich mit dem Sterben auseinandergesetzt, was auch ich getan habe. Ich habe sehr viel von Elisabeth Kübler-Ross gelesen. Und ich habe es angenommen. Es war für mich sehr tröstlich zu wissen, dass mein Papa nicht allein sein wird. Nicht allein, wenn er sterben muss und auch nicht, wenn er seinen Weg und seine Reise antritt. Jeder Mensch habe einen Schutzengel, Geistführer (oder wie immer das bezeichnen will), der ihn von Anbeginn seines Lebens bis zum Tod begleite. Und am Ende würden diejenigen Lieben auf uns warten, die uns bereits vorausgegangen sind (das können die Eltern sein, bei deinem Papa vielleicht sein eigener Vater). Sie helfen uns, ins Licht zu gehen. Und das Licht ist Wärme und es strahlt und tut uns gut. Wir werden selbst zu Licht, denn da ist nur Liebe und Frieden und wir benötigen keinen Körper mehr. Das habe ich auch meinem Vater erzählt. Ich war da sehr vorsichtig und habe ihm gesagt, ich würde ihm das gern erzählen, weil ich es sehr tröstlich finde. Wenn er es nicht hören wolle, solle er einfach STOP sagen. Aber er hat zugehört und mir anschließend gesagt:"Miriam, ich weiß, dass ich nun bald sterben muss. Und deshalb beschäftige ich mich auch damit,denn das hilft mir."
Und wir haben meinem Vater gesagt, mehr als einmal, dass er gehen darf, wenn er nicht mehr kämpfen kann, wenn die Kraft fehlt, wenn er spürt, dass er seine Reise antreten muss. Wir würden ihn loslassen, weil wir ihn lieben. Das ist wichtig, denn sonst hätte er geglaubt, dass wir allein nicht zurecht kommen. Ich musste auch mit meinem Papa seine Beerdigung durchgehen und soll ich dir etwas sagen? Es war grauenhaft für mich in dem Moment, doch im nachhinein bin ich froh, denn wir haben alles so gemacht, wie mein VAter es sich gewünscht hat.
Das sind meine persönlichen Erfahrungen mit meinem Vater. Vielleicht hilft dir das ein wenig weiter. Vielleicht habt ihr auch einen anderen Weg. Es ist verdammt schwer, mit einer geliebten Person über den nahenden Tod zu sprechen und seine Gefühle und Gedanken dazu in Worte zu fassen. Aber vielleicht brauchst du das gar nicht. Vielleicht reicht es einfach, dass du da bist und die HAnd deines Vaters hältst.

Ich hatte meinem Papa eine Wunschliste geschrieben und ich habe mir sehnlichst gewünscht,dass wir einige kleine Dinge hätten realisieren können. Es waren wirklich kleine Sachen, aber die Zeit lief uns davon und nichts davon konnten wir mehr umsetzen. Aber weißt du, auch ich habe verstanden, dass die Realisierung dieser Wünsche nicht mehr wichtig wahr. Wichtig wahr, dass mein Papa sehr gern mit mir am Strand einen Drachen hätte steigen lassen, wenn er es gekonnt hätte. Aber er hatte dafür keine Kraft mehr.

Ich wünsche dir und deinen Eltern alles erdenklich Gute und die Kraft, weiterhin füreinander da zu sein. Es mag wenig erscheinen und doch ist es so viel...
Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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  #4  
Alt 26.02.2012, 23:49
Sommerbriese Sommerbriese ist offline
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Registriert seit: 11.01.2011
Beiträge: 4
Standard AW: Gedanken

Lieben Dank Simone,

ja meine Mutti sagt auch das er Angst vor dem Leiden hat.Gar nicht mal vor dem Tot. Er hat schon vor Monaten mit seinem Leben abgeschlossen. Das heisst nicht, dass er sich aufgegeben hat, aber er weiss das er sterbenskrank ist und das er an dieser Krankheit sterben wird.
Leider ist mein Vater nicht gut zu sprechen auf das Thema. Wenn er redet dann nur mit meiner Mutter und da auch nicht immer alles. Meine Mutter würde es acuh gern begrüßen wenn er mehr versuchen würde zu erzählen. Aber vielleicht soll man es einfach akzeptieren.
Gern würde ich zu meinem Thread vielleicht Betroffende auffordern, wenn sie stark genuf sind mir hier ihre Gedanken und Gefühle zu beschreiben. Das wir nicht kranken das sicher nie genau nachvollziehen können, dass ist sicher klar.
Ich werde sicher so oft wie möglich bei meinen Eltern zu hause vorbei schauen.

Lieben Dank nochmal
Sommerbriese / Daniela
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Stichworte
entstadium, gedanken, hilfe, krebs


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