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  #1  
Alt 10.11.2013, 12:38
Aedan Aedan ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Tag 124:

Mal wieder ein kleines Update zur Situation:
Den geplanten Besuch beim Psychologen habe ich in Angriff genommen. Das gestaltete sich deutlich schwieriger als gedacht - Absagen, Termine in 1-2 Jahren etc. habe nach 3 Wochen aber noch jemanden gefunden, der immerhin zum 29. November einen Termin angeboten hat, immerhin...

Zu ihr: Was soll ich da sagen? Es ist wie das Bankkonto am Ende des Monats. Es geht rapide und ohne Stop bergab. Was witzig klingt, ist leider knallharte Realität... :-/
Von Tag zu Tag wird es weniger, von Tag zu Tag wird sie schwächer. Mittlerweile isst sie eigentlich gar nichts mehr, abgesehen von 1-2 kleinen Flaschen Cola auch nichts mehr trinken. Vom Sofa aufstehen ist ihr fast unmöglich. Chemo's wurden immer wieder mal abgesgat aufgrund zu schlechter Blutwerte, fast wöchentlich eine komplette Bluttransfusion. Aber alles scheint nichts zu nützen. Es ist ein Teufelskreislauf zu versuchen, sie zu beobachten und da zu sein. Die Arbeit lässt es schwer zu, auch die anderen Familienmitgliedern rotieren um frei zu kriegen und da zu sein... Hatte sie anfangs Besuch noch gerne, ist dieses WE zum Beispiel ganz schlimm - Besuch ist für sieda, aber sieliegt nur und schläft. Sie zittert am ganzen Körper trotz Hitze im Raum, Decke, 3 schichten Klamotten und weiß der Geier was noch. Mein Vater möchte, dass die nochmal 1 Woche ins Krankenhaus kommt und dort komplett bewacht untersucht wird. ich weiß mittlerweile gar nicht mehr, wie ich damit umgehen soll. Sehe ich sie, gehe ich weg weil ich das Bild nicht ertrage. Bin ich nicht da, ertrage ich es nicht nicht dazusein. Grauenhaft... Was soll ein Mensch gegen solch tollkühnen Hass des Körpers nur machen?!

Zum Schluss bleibt mir nur ein Zitat zu sagen, was ich letztens hörte und passend fand:
„Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“ (Václav Havel)

Ich wünsche in diesem Sinne allen Mitleidenden, kämpfenden und trauernden viel Kraft und das nötige Quentchen Hoffnung, was manche schon verloren haben bzw. gerade verlieren...

Aedan
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  #2  
Alt 11.11.2013, 21:07
Aedan Aedan ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Update Tag 125:

Heute haben wir unseren Hausarzt nach Hause gerufen, da sie nichtmal mehr alleine aufstehen konnte bzw ihre Beine bewegen. Dieser kam auch nach Feierabend noch und hat ne ganze Weile untersucht. Schlussendlich meinte er, dass die Metastasen wohl bereits im Hirn zu finden sind und ihr Hirndruck zu hoch ist. Sie hat seit 3 Tagen keinerlei Stuhlgang mehr, isst nichts und trinkt nichts. Sie kommt alleine nichtmal mehr hoch, kann nicht zugreifen und kaum sprechen oder etwa realisieren. Alleine waschen oder auf Klo gehen - ein Ding der Unmöglichkeit.
Jetzt hat sie ein Krankenwagen geholt und sie liegt nun zur Beobachtung dort. Wenn ich zwischen den Zeilen richtig gehört habe, wäre es ein Wunder wenn sie den November noch schafft.

Ich weiß nicht ob es grauenhaftere Bilder als solche gibt? Den Menschen zu sehen, der dir bei den ersten Schritten die Hand gehalten hat, du aber nicht fähig dazu bist, ihre Hand bei den letzten Schritten zu halten...? Der Mensch, der IMMER alles konnte und zu jederzeit für dich da war und nun nichtmal mehr richtig sprechen kann geschweige denn laufen? Ich weiß es nicht...

Aedan...

Geändert von gitti2002 (12.02.2015 um 21:17 Uhr)
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  #3  
Alt 11.11.2013, 21:12
catw31 catw31 ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Hallo Aedan,

auch ich musste diese ganzen Schritte gehen... Es tut wirklich verdammt weh! Ich habe meine Mutter recht schnell verloren, was aber für Sie bestimmt gut war. Ich habe immer versucht zu unterscheiden, was ich fühle: Mitgefühl oder Selbstmitleid? Es war immer eine Mischung aus beidem gemischt mit Trauer und dem Wissen, dass es dem Ende zugeht.

Ich wünsche Dir viel Kraft, vielleicht kannst Du ein wenig "Luft holen", während Deine Mutter nun im Krankenhaus ist. Dort ist sie, denke ich, gut aufgehoben.

Viele Grüße von catw31
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  #4  
Alt 12.11.2013, 22:53
Jabylein Jabylein ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Hallo Aedan,

habe erst jetzt deine bzw. die Lebensgeschichte gelesen. Ohje, dass sieht nicht gut aus und mir tut es so unendlich leid für euch. Denke auch die Erlösung von all dem Leid und Schmerz wäre ein Weg ins Regenbogenland.

Schick dir ganz viel Kraft
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