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  #1  
Alt 03.02.2005, 17:03
joergz
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Beiträge: n/a
Standard Ich verstehe die Welt nicht mehr

Hallo zusammen,

vor ca. 3 Wochen wurde bei meinem Vater eine Hirnmetastase bestrahlt und es gab auch keinerlei Komplikationen.
Nur seit er wieder zu Hause ist bzw. der erste Schritt über die Türschwelle knärbelt er an jedem rum, obwohl jeder sein bestes tut damit es ihm besser geht bzw. alles für ihn erledigt wird. Seit letzter Woche ist er extrem agressiv zu uns allen (am Samstag wollte er meine Mutter rauswerfen!) und es geht meiner Mutter psychisch auch nicht gut. Sie würde angeblich nichts für ihn tun, aber das stimmt überhaupt nicht. Jeder erdenklicher Wunsch wird erfüllt oder es wird Kuchen gebacken, aber meine Mutter tut ja angeblich nichts für ihn und er kauft sich am gleichen Tag (nachdem der Kuchen gebacken wurde) noch ein paar Stücke Kuchen beim Bäcker.
Bei Fremden ist er freundlich und ganz normal, aber sobald er wieder mit der Familie oder Verwandschaft zusammen ist, dann ist es wieder vorbei.
Leider haben wir sozusagen jeden Tag min. eine heftige Auseinandersetzung mit ihm und es geht langsam extrem an unsere Substanz (ich habe jetzt Schlafstörungen und meine Haut dreht auch durch).

Gruß
Jörg
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  #2  
Alt 07.02.2005, 12:50
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Ich verstehe die Welt nicht mehr

Lieber Jörg
Mir sind bei meinem Schatz derartige Veränderungen glücklicherweise erspart geblieben. Es ist aber anscheinend bekannt, dass Krebserkrankungen das Wesen eines Menschen sehr verändern können. Ich wurde darauf vorbereitet und mir wurde ans Herz gelegt, solche Nörgeleien allenfalls nicht persönlich zu nehmen. Ich weiss, es sagt sich so leicht, vor allem auch, weil man ja auch als Angehöriger in einem Ausnahmezustand lebt und selber sehr gestresst und am Rande seiner Kräfte ist.
Trotzdem hilft es euch vielleicht, die Wesenänderung als Teil der Krankheit zu sehen und etwas gelassen zu bleiben.
Ich wünsche euch viel Kraft und dem Patienten drücke ich beide Daumen. Alles Gute Barbara
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  #3  
Alt 08.02.2005, 15:20
joergz
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Ich verstehe die Welt nicht mehr

Hallo Barbara,

ich verstehe ja, dass er Ängste hat und dass Krebserkrankungen das Wesen eines Menschen sehr verändern können.
Wenn es denn nur Nörgeleien wären, dann hätte ich/wir keine Probleme damit. Ich habe schon über vieles hinweggesehen, aber irgendwann geht es auch zu weit. Aus den Nörgeleien sind mittlerweile richtige heftige Aggressionen entstanden (ich würde auch schon sagen, daß es richtiger Hass gegen meine Mutter und teilweise gegen uns geworden ist).
Ich und meine Frau (wir wohnen in einem Haus mit meinen Eltern) sind auch gesundheitlich angeschlagen. Wir können auch überhaupt nicht mehr abschalten (auch nicht mehr richtig schlafen) und stehen irgendwie auch nur noch unter Strom. Wenn ich von der Arbeit nach hause fahre, dann fang ich schon an zu grübeln was mich jetzt zu Hause wieder erwartet.
Die neuesten Ideen von meinem Vater sind jetzt, daß wir ausziehen sollen damit er die Wohnung vermieten kann (sehr praktisch für ihn, denn wir sind jetzt fertig mit den ganzen renovierungsarbeiten und haben ordentlich Geld in die Bude gesteckt). Langsam bin ich aber auch schon soweit, dass ich ausziehen will aber dann hätten wir auch nicht renovieren dürfen (Geld aus dem Fenster geschmissen).

Gruß
Jörg
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  #4  
Alt 09.02.2005, 23:57
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Ich verstehe die Welt nicht mehr

Lieber Jörg
Offenbar kann sich dein Vater nicht mit seiner Krankheit abfinden (warum ausgerechnet ich?) Aber wie sollte er auch!! Und er hat Angst vor dem Sterben und ist verbittert.
Ich denke aber, wenn er es zu bunt treibt, sollte ihn der/die Angegriffene sachlich aber sehr bestimmt in die Schranken weisen und ihm ruhig auch sagen, dass er nicht der Einzige ist, der leidet. Und anschliessend sollte man ihn ganz bewusst eine Weile allein lassen, damit er darüber nachdenken kann. (Ihr geht in eure Wohnung und nehmt am besten eure Mutter auf eine Tasse Tee oder ein Glas Wein mit)
So schwer es euch fallen mag, wenn ihr gelassen bleibt und seine Ausbrüche nicht allzu Ernst nehmt, wird ihm der Wind aus den Segeln genommen.
Während der Leidenszeit meines Mannes habe ich immer versucht, nicht an die nächste Stunde zu denken, sondern immer alles auf mich zukommen zu lassen. Ich konnte dann auch immer unbelasteter mit der jeweiligen Situation umgehen. Das war dann auch dringend nötig, denn mein Schatz hat's leider nicht geschafft.
Versuche gegen die Schlafstörungen mit autogenem Training vorzugehen. Es werden immer wieder Kurse (Volkshochschule) angeboten. Man lernt, sich zu entspannen und es hilft verhältnismässig schnell. Dann wird sich deine Haut auch wieder beruhigen.
Ich wünsche euch alles Gute. Barbara
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  #5  
Alt 10.02.2005, 16:55
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Ich verstehe die Welt nicht mehr

Hallo Barbara,

wir haben mal mit seinem Onkologen gesprochen und der hat ihm einen Termin in unseren KH bei einer Psychologin (diese arbeitet mit dem Onkologen auch ein wenig zusammen. Betreut seine Patienten usw.) gemacht.
Gestern war meine Mutter und Vater bei dieser Psychologin. Ich konnte leider nicht mitkommen (war noch unterwegs). Bei den Gesprächen war er auch einige male kurz vorm ausrasten und die Psychologin meinte am Ende von den Gesprächen, dass er dringend in psychiatrische (sie könne ihm nicht weiterhelfen) Behandlung gehen muß.
Genaueres weiß ich jetzt noch nicht, da ich noch an der Arbeit bin.

Gruß
Jörg
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