Nächste Weihnachten allein?

[Edith 53]

Hallo mein Name ist Edith,
mein Mann erhielt am 24.10.2011 die Diagnose Bronchialkarcinom. Dann erste Chome, 15 Bestrahlungen, 24.07.2012 ein Rezidiv. Wieder Chemo, die letzte am 10.12.2012. Mein Mann, geheiratet haben wir am 30.08.2012, sagte, er ist jetzt gesund, kann aber jeder Zeit eine Blutübertragung erhalten. Mit dieser Information kam ich nicht zurecht, da sie widersprüchlich ist. Habe bei unserem Onkologen gefragt, ab ich mit dem Herrn Dr. mal allein reden kann? Ja, gestern war dann dieses Gespräch.
Der Onkologe sagte nur so etwas hat keiner in der Praxis gesagt. Im Gespräch sagte er dann, dass Eckhard das nächste Weihnachten nicht erleben wird.
Es war das erste Mal, dass der Dr. so etwas gesagt hat. Der Dr. sagte auch, dass Eckhard nicht wissen möchte das er sterben wird, das er es nicht ertragen würde. Erzählt habe ich von seinen Eltern, von seinen Brüdern, alle an Krebs gestorben. Seine Eltern unter, so wie er sagt, sehr großen Schmerzen.
Der Onkologe versprach mir, er wird ihm helfen, tun was die Praxis tun kann. So komisch wie es jetzt klingt, ich glaube ihm, dem Dr. Ich habe jetzt Gewießheit und werde alles tun, was ich kann um meinem Mann das Leben schön erträglich usw zu gestalten.
Vor ein paar Monaten habe ich meine wöchentliche Arbeitzeit auf 25 Stunden gekürzt. Letzten Monat habe ich die Pflegestufe beantragt, mit Erfolg Pflegestufe I ist durch. Bin also dabei alles herzurichten.
Habe bei meiner Namensschwester quer gelesen, wie sie es geschafft hat. Habe viele Parallelen gefunden.

Vielen Dank fürs Lesen
Edith

[wildcat2505]

Liebe Edith,
ist ganz schön traurig, euer Schicksal.
Aber ich fände es ganz wichtig, nicht aufzugeben und alles für den Tod herzurichten. Ganz ehrlich, ich verstehe den Dr. nicht, dass er sich so weit aus dem Fenster lehnt und gleich davon spricht, dass dein Mann das nächste Weihnachten nicht erleben würde.
Der Prof. meines Mannes meinte auch, wir sollten unseren Sommerurlaub geniessen, es wird der letzte sein...ähm...hallo? hat er Verbindungen nach oben?
Keiner weiss, wann wir unsere Lieben gehen lassen müssen. Es gibt so viele Eventualitäten, so viele kleine Wunder, das musst du dir immer wieder sagen.
Es kann sein, dass er bald von dir gehen wird...aber genauso gut kann es sein, dass ihr noch einige schöne Jahre vor euch habt.
Es muss nicht Ignoranz sein, die deinen Mann die Wahrheit eures Onkologen nicht hören lassen will. Es kann auch einfach nur sein, dass er sich noch nicht in sein Schicksal ergeben hat und am Leben, an eurer Liebe festhält. Was ist daran verkehrt?
Ich hab mit viel Hilfe und Unterstützung gelernt, dass jeder Tag ein neuer Tag ist und einer von folgenden, wie viele folgen? Keine Ahnung, ist auch nicht so furchtbar wichtig.
Du würdest dir bestimmt auch mit deinem Kummer, deiner Verzweifelung vieles leichter machen, wenn du diese "Vorabbeerdigung" in den hintersten Winkel verbannen könntest. Es macht sehr viel aus, glaub mir, ich weiss, wovon ich rede.
Auf jeden Fall wünsche ich dir von Herzen alles Liebe

[Edith 53]

Vielen Dank wilkcat 2505

du hast recht es kann keiner wissen wann wir von dieser Erde gehen, nur ich möchte alles tun, damit er wenn es so weit sein soll ohne Schmerzen gehen darf und am Besten in unserer Wohnung. Er soll so viel Zeit von mir bekommen wie er braucht wie er sich wünscht, er soll nicht mit seinen Sorgen und Überlegungen allein sein. Manchmal fühle ich mich ebend hin und her gerissen: Arbeit, Haushalt, und alles andere.
Wir streiten uns nur wenig. Wir genießen jeden Augenblick dan wir haben. Als wir geheiratet haben, sagten wir uns: andere haben viele Jahre und wir zählen die Wochen.
Wenn auch ich die Augen vor der Wahrheit schließe, dass währe nicht gut. Eckhard hat ein Bronchialkarcinom Kleinzeller 6,8 cm Metastasen zuerst in der Leber, Lympfknoten im Bauchraum befallen. Nach der 1. Chemo, alles weg. Nach 3Monaten: 2,8cm wieder gewachsen, Metastase Leber, Lympfknoten im Brustraum betroffen. Es ging ihm sehr schlecht, nur am Schlafen. Erst die Chemo stellte ihn auf die Beine. Jetzt wollen wir im Januar an die Nordsee. Du merkst wir mache Pläne, wir wollen jeden Tag so genießen wie es geht.
Es ist auf Schön seines Schlaf zu bewachen: er liegt dann auf dem Sofa und ich sitze danebeb im Sessen und häckel. Manchmal guckt er hoch und sieht mich dreht sich um und schläft dann weiter. So nach 2 - 3 Stunden geht es ihm dann besser und wir unternehmen was.

Lieben Gruß
Edith

[wildcat2505]

Hallo Edith,
wie sehr ich dich doch verstehe. Am Ende geht es mir nicht viel anders.
Mein Mann macht z.Zt. gerade eine Bestrahlungstherapie durch, wir sind jetzt in der 5. Woche, zwischendurch eine einmalige Ganzkopfbestrahlung, dazu Medikation mit Zelboraf
Er hat Metastasen in der Lunge, Leber, Hirn und LK's (die gerade bestrahlt werden)
ABER ... wir haben auch einen 9jährigen Sohn und schon allein für ihn lohnt sich alles kämpfen.
Wir haben beschlossen, dass sein Haustier ausziehen muss!!! und die kleinen Untermieter haben gefälligst auch zu verschwinden.
Wir machen zwar keine grossen Zukunftspläne, aber wir haben Etappenziele...
nächste Etappe, ein friedliches ruhiges Weihnachtsfest und danach wird entschieden, was wir als nächstes in Angriff nehmen.
Ich geh 11 Std. arbeiten, dazu jedes 2. Wochenende, Stress ist da vorprogrammiert
Aber nichts desto trotz habe ich mir abgewöhnt über Tod oder Siechtum nachzudenken. Wenn es einmal soweit ist, dann ist allemal Zeit, darüber nachzudenken und zu reagieren. JETZT NICHT!
Dieses Nachdenken raubt einfach zuviel Kraft, macht müde und verzweifelt und genau diese Gefühle geben dem sch.... Haustier Nahrung und dem gönne ich nicht mal das Schwarze unterm Fingernagel
Ich wünsche euch ganz ganz viel gemeinsame Zeit und glückliche Momente miteinander.

[Edith 53]

Hallo wildcat 2505,
vielen Dank für deine Antwort. Meine Zeit ihr habt ja auch schon so manchen durchgemacht und dann ein 9 jähriges Kind, ich ziege den Hut.
Etappenziele ist wirklich gut. So, ein Ziel nach dem anderen. Etwas was in der Zukunft liegt, etwas was man mit seinen Lieben erleben möchte. Ich drücke dich sehr doll. Wünsche euch ein schönes Weihnachtsfest.
Alles Liebe
Edith

[Edith 53]

Hallo ihr Lieben,
heute schaffe ich es euch zu berichten was alles passiert ist. Zu Erst einmal ich hoffe ihr hattet ein ruhiges Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Am 24. 12. habe ich das erste Mal den hausärztlichen Notdienst angerufen. Mein Mann hatte in der zweiten Nacht einen schrecklichen Hustenanfall. Er erhielt Codicups. Mit dieser Medizin konnte er nachts besser schlafen. Silvester war ruhig.
Am 17.01.13 das CT. Der Tumor war gewachsen von 2,0cm auf 4,4cm, eine Metastase im Lympfknoten 2,2cm.
Der Onkologe, eine Chemo hat keinen Sinn, aber wir sollen uns das überlegen. Auf seine Frage, wie lange habe ich noch zu Leben, 3Monate vielleicht ein halbes Jahr. Wir bekamen eine Überweisung für ein MRT Kopf und dafür auch einen Termin. Danach wieder zur Besprechung melden.
Ein Schock. Bin zu meiner Cheffin und sagte ihr, was der Onkologe gesagt hat und meinte nur, und morgen komme ich nicht zur Arbeit. Und meine Arbeitszeit möchte ich kürzen auf 20 Stunden pro Woche.
MRT ohne Befund. Ich fand es gut, drückte meinen Mann, hatte Hoffnung. Er nur, ich weiß nicht warum du dich darüber so freust?
Termin beim Onkologen, wie haben sie sich entschieden? Mein Mann, ich möchte keine Chemo. Er, ist auch besser, da die Chemo sie nur noch mehr schaden würde. Im Wartezimmer fragte mein Mann jemanden, wie oft er bestrahlt wurde. Er erzählte 30mal. Eckhard meinte dann nur, das halte ich nicht aus.
Der Onkologe meinte dann, wollen sie noch einen anderen Onkologen hinzuziehen? Eckhard meinte nur nein. Er dann, dann bekommen sie einen Termin in 4 Wochen und sie können sich jeder Zeit melden wenn etwas ist.
Wir sind dann zum Hausarzt gefahren und mit ihm geredet. Er sagte nach dem er den Bericht vom CT gelesen hat, dass die Entscheidung richtig ist. Eckhard die Ernährung über den Port gut bekommt und er dieses auch befürwortet, so lange wie er es möchte.
Ich musste mit dem Allem erst mal klar werden, deshalb habe ich nichts mehr geschrieben. Es hört sich jetzt sicher idiotisch an, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Eckhard nur noch so wenig zu Leben hat. Ich kann es nicht glauben.
Gestern waren wir auf einen 90. jährigen Geburtstag und wir waren die Ersten die gegangen sind. Zum Glück hat und der Vermieter mitgenommen und die Vermieterin ist 87 Jahre alt und dement. So, glaube ich viel es nicht auf, dass Eckhard nicht mehr sitzen konnte müde oder so war. Den Nachmittag hat er geschlafen.
Heute gingen wir spazieren, 30 Minuten. Dann schlief er.
Jetzt ist er böse mit mir, da ich heute nachmittag im Internet bin.

Ich wünsche allen viel Kraft und seit alle herzlich gedrückt

Edith