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  #1  
Alt 12.11.2009, 19:16
loewi loewi ist offline
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Standard Yes I Can

wie die überschrift schon sagt, habe ich beschlossen, ein tagebuch extra für den krebs (für meinen krebs) anzulegen. es kann sein dass mal daten nicht ganz hintereinander stehen oder sonstige kleine fehler, aber mich stört es nicht
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Mitfreude, nicht Mitleid, macht den Freund aus. (Nietzsche)

Geändert von loewi (14.11.2009 um 18:24 Uhr) Grund: TITEL GEÄNDERT
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  #2  
Alt 12.11.2009, 19:17
loewi loewi ist offline
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Standard 29. januar 2009

was mir so zu schaffen macht. oh man da muss ich mal eben weit ausholen.
als ich mich im august habe sterilisieren lassen, da ging es mir so gut. ich habe regelmäßig meine tage bekommen und habe mich zum ersten mal in meinem leben als frau gefühlt...sauwohl!
vor zwei wochen habe ich wieder einmal so heftig meine tage bekommen und war dann auch sofort bei meiner ärztin. klipp und klar gesagt, dass ich um eine ausschabung wieder mal nicht rum komme. mist. die zweite in elf monaten.
vorgestern nun wurde sie gemacht. heute hatte ich ziemliche schmerzen und war nochmal bei ihr. sie hat ein ultraschall gemacht und die gebärmutterschleimhaut hat sich nach zwei tagen wieder ziemlich hoch aufgebaut.
sie und ihre kollegin sagten mir klipp und klar, dass es eine dritte ausschabung nicht geben wird. alternativen sind sch... entweder gebärmutterschleimhaut veröden oder eine total op.
bei der op am dienstag haben sie eine ausschabung gemacht, einen polypen entfernt und festgestellt, dass meine gebärmutter eben stark vernarbt ist, was die ursache für diese störung wahrscheinlich ist. sie haben auch gesagt dass diese vernarbungen von den verpfuschten abtreibungen kommen ... somit kann ich mir also nichts mehr vormachen, dass alles vielleicht doch nur einbildung ist
meine ganze scheiße holt mich dermaßen ein und ganz ehrlich, vielleicht sollte ich über die total op wirklich nachdenken...ach keine ahnung. kann überhaupt nicht damit umgehen gerade...
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  #3  
Alt 12.11.2009, 19:18
loewi loewi ist offline
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Standard 5. februar 2009

gestern hatte ich das gespräch mit dem chirurgen. übrigens sehr einfühlsam, aber hat auch kein blatt vor den mund genommen und nichts beschönigt. das gute zuerst: dieser befund war nicht bösartig! aber dennoch gibt es nun nur noch eine möglichkeit und das ist eben die entfernung der gebärmutter denn bei diesem befund der doch auffällig, wenn auch nicht bösartig ist, habe ich ein risiko von 30% an gebärmutterhalskrebs zu erkranken.
der termin für die op ist nun am 18. und vorher habe ich den arzt drum gebeten, für mich einen termin in der psychosomatischen ambulanz zu machen, denn ich glaub das brauche ich.
also im moment geht es mir grad nur besch...
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Geändert von loewi (12.11.2009 um 19:20 Uhr) Grund: falscher eintrag
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  #4  
Alt 12.11.2009, 19:20
loewi loewi ist offline
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Standard 7.februar 2009

ich kann nicht sagen, dass es mir besonders gut geht im moment aber ich habe mir zwei dinge für die nächste zeit vorgenommen:

a) ich werde viel zeit für mich mir raus nehmen, so viel als möglich!

b) ich werde jeden tag schön lange baden (durfte ich ja die ganze zeit nicht und dann auch erstmal wieder nicht)

am montag gespräch habe in der psychosomatischen klinik der uni (darum hatte ich ja gebeten und die meinten ich sollte mal anderthalb stunden einplanen). hoffe es wird mir helfen
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  #5  
Alt 12.11.2009, 19:21
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Standard 8.februar 2009

habe gerade mal bei google gestöbert

bei meiner diagnose ist die entfernung der gebärmutter tatsächlich die einzige alternative.

auch meine tante hat mir heute noch geantwortet (die selber daran erkrankt ist) und auch sie sagte bei drei meinungen kann ich darauf vertrauen dass es die einzig richtige entscheidung ist.

am dienstag werde ich auch zu meinem psychiater gehen und mit ihm darüber reden. muss ich eh, weil ich nicht weiß ob ich vor der op medis absetzen muss.

irgendwie fühl ich mich natürlich noch voll unter schock, aber ich weiß jetzt dass ich den weg gehen muss. es ist medizinisch notwendig!
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  #6  
Alt 12.11.2009, 19:22
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Standard 12. februar 2009

zur geburt meines sohnes aron vor 13 jahren

Jetzt bist du schon gegangen, Kind,
Und hast vom Leben nichts erfahren,
Indes in unseren welken Jahren
Wir Alten noch gefangen sind.

Ein Atemzug, ein Augenspiel,
Der Erde Luft und Licht zu schmecken,
War dir genug und schon zuviel;
Du schliefst ein, nicht mehr zu wecken.

Vielleicht in diesem Hauch und Blick
Sind alle Spiele, alle Mienen
Des ganzen Lebens dir erschienen,
Erschrocken zogst du dich zurück.

Vielleicht wenn unsre Augen, Kind,
Einmal erlischen, wird uns scheinen,
Sie hätten von der Erde, Kind,
Nicht mehr gesehen als die deinen.

(hermann hesse)
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  #7  
Alt 12.11.2009, 19:24
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Standard 17.februar 2009

morgen habe ich nun die op. und werd dann leider erst nächste woche wieder hier sein. hab aber mein handy dabei, so dass ich erreichbar sein werde.

muss ungefähr eine woche drin bleiben. muss heut noch alles fertig machen und mich vor allem um bücher kümmern. ansonsten sterbe ich vor langeweile

angst habe ich jetzt kaum noch. der anästhesist ist derselbe wie vor drei wochen. und auch morgen komme ich rein theoretisch wieder als erste dran. hoff ich doch mal
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  #8  
Alt 12.11.2009, 19:26
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Standard 24.februar 2009

...hmmm ich bin immer noch sprachlos und hoffnungslos überfordert aber der reihe nach:

heute vor einer woche war meine op. sie haben mir also zur - ich nenn es mal prophylaxe - die gebärmutter entfernt, aufgrund des doch hohen risikos an gebärmutterkrebs zu erkranken. ich habe auch alles gut überstanden und werde nun mit jedem tag wieder mobiler und agiler (bin am selben tag noch eine runde über den flur geschlichen ).
die ersten tage war schlimm - psychisch besonders - denn normalerweise ist eben die "normale" gyn-station von der geburtstation getrennt, aber da die hoffnungslos überfüllt waren oben, waren also ein paar mamas mit babys auf der station untergebracht, wo ich lag...das war echt heftig, die würmchen zu hören .

heute muss ich sagen, gott, was ist das angesichts dessen, was dann gestern kam:

morgens um 7.30 - chefarztvisite. ein bisschen geflachst (er kommt aus münchen, neu nach düsseldorf zugezogen im sommer und über karneval dienstlich geflüchtet ). dann seine frage wie es mir geht - ja, mir würde es besser gehen, wenn ich den pathologischen befund hätte (auch wenn nichts zu erwarten war, aber trotz allem). und dann kam es:

"ja, den vorläufigen befund haben wir nun vorliegen und dabei hat sich leider herausgestellt, dass bereits eine bösartige erkrankung der gebärmutterschleimhaut vorliegt!"

niemand, auch nicht einer der docs, hatte mit einem solchen befund gerechnet und es hat unter allen eine große und ich hatte aber den eindruck ehrliche betroffenheit ausgelöst. ich habe mich sehr gut aufgefangen gefühlt. prof. j. der es mir gesagt hat, hat klartext geredet, was ich mag, aber war sehr ruhig. er hat eine sehr ruhige ausstrahlung, was bei solchen horrormeldungen sehr gut ist, denn es liegt nichts salbungsvolles darin sondern sachlichkeit, aber auch viel aufrichtigkeit.

das einzig "gute" ist - was es mir wahnsinnig schwer macht irgendwie klarzukommen - es ist wohl früh erkannt worden und es war, wie prof. j. sagt das, was man einen klassischen zufallsbefund nennt.

wenn ich mir vorstelle, ich hätte die op nicht machen lassen und wäre wie vorgesehen in einem halben jahr zur kontrolle bei meiner ärztin gegangen, dann hätte es echt anders ausgehen können.

aber so oder so, das ganze macht mir sehr zu schaffen.

nun habe ich am 12. märz die endgültige befundbesprechung und erfahre dann wie es nun weitergeht. denn so wie es aussieht müssen auch die eierstöcke entfernt werden und wahrscheinlich auch lymphknoten.

...so alles geschrieben, aber ich fühle grad gar nichts wirklich außer schock.
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  #9  
Alt 12.11.2009, 19:28
loewi loewi ist offline
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Standard 26.februar 2009

es ist grad echt wie dieses berühmte damoklesschwert. denn einerseits ist da der tiefe schock, andererseits eine noch weitaus tiefere dankbarkeit (vielleicht nicht das ganz richtige wort). aber was da vor allem ist ein großer respekt mir gegenüber, dass ich die stärke bewiesen habe und die entscheidung getroffen habe, mich schnell operieren zu lassen und damit echt erst mal den gefahrenherd ausgeräumt habe. dass dann so ein ergebnis rauskommt...ja das ist ein schock!

aber wie gesagt ich kämpfe weiter mit löwenpower. warum gibts denn keinen löwensmiley
und dann fällt mir der satz ein... ein spruch aus meinem alten poesiealbum (an das ich seit mindestens zwanzig jahren nicht mehr gedacht habe):

willst du gerade
und gott will krumm,
denke dran gott ist weise
und du bist dumm!


den werde ich mir zu meinem leitsatz machen

hey man ich hab in meinem leben schon soviel scheiße erlebt, da werde ich den mist auch noch schaffen!
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  #10  
Alt 12.11.2009, 19:31
loewi loewi ist offline
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Standard 6.märz 2009

nun bin ich seit zehn tagen wieder zuhause und in manchen sekunden fühlt mein leben sich an wie ein trümmerfeld.
in vielen momenten bin ich dankbar, dass es so früh erkannt und gut heilbar ist, doch noch stehe ich ja im grunde im ungewissen. denn das befundgespräch ist erst nächsten donnerstag. in mir brodelt alles durcheinander: dankbarkeit, fassungslosigkeit, angst, hoffnung, dass alles ein fehler war, erkenntnis, dass es wahr ist, hilflosigkeit, kampfgeist, mir fehlt ein körpergefühl, und und und...
und dann muss ich mich noch um so mist wie krankenkasse kümmern. ich war ja mit zwei beiträgen im rückstand und die hatten die op´s abgelehnt, so dass die uniklinik mir eine rechnung geschickt hat. für die erste op am 27. januar 895€ und am dienstag dann kam die zweite rechnung vom 18. februar über (aufgepasst!) 3145€. da ich aber inzwischen die beiden offenen beiträge bezahlt habe, bin ich also am dienstag mit meiner freundin zusammen zu meiner kk gegangen und habe ihnen die rechnung vorgelegt. ja sagt er, jetzt sind sie wieder versichert, aber die op´s werden nur dann bezahlt, wenn es notwendige, nicht aufschiebbare leistungen seien. ich kann sie ja irgendwie verstehen, aber es gibt auch grenzen: ich habe dann nur gesagt, ich hatte doch beides mal einweisungen, die ja nur im notfall ausgestellt werden (steht ja auch drauf). ja, gut und schön, ich sollte mir das in der uniklinik bestätigen lassen. . ich also dann gleich am mittwoch in der früh hingefahren, mich vor die türe von prof j. (der wirklich großartig ist) gesetzt und gewartet. als er raus kam, habe ich ihm das ganze dilemma erklärt und er meinte, das kriegen wir hin. sollte dann nach einer stunde nochmal wieder kommen und hab dann mit seiner sekretärin geredet. sie hat dann ein schreiben aufgesetzt und prof j. hat es dann unterschrieben:

frau s. kam wegen starker blutungen und unterbauchschmerzen zu uns, was einen operativen eingriff dringend erforderlich machte. aufgrund eines vom pathologen festgestellten endometrialen adenokarzinoms war die entfernung der gebärmutter erforderlich. (so oder so ähnlich!)

so damit ist die krankenkasse wohl gezwungen, zu zahlen. ich also wieder damit zur krankenkasse, dann meint der wenn es erstattet wird, würden sie es an mich überweisen und ich dann an die uniklinik. und da habe ich dann ein STOP gesetzt. denn das sollen die schön selber machen! ich hab keine nerven mehr mich in dem ganzen chaos noch um so einen scheiß zu kümmern! ich hab ihnen dann also eine abtretungserklärung unterschrieben, dass sie die kosten direkt an die uniklinik überweisen sollen.

ja, dann habe ich den weiteren befund noch gelesen wo also der erste befund bestätigt und genauer differenziert wurde und noch einmal hat es mir den boden unter den füßen weggezogen, denn irgendwo tief drinnen musste ich die hoffnung gehabt haben, dass vielleicht wirklich alles ein fehler war, nur, zweimal der gleiche fehler. das ist wohl eher unwahrscheinlich.

ja, und dann ist da noch meine betreuerin, die mir im moment wahnsinnig gegen den strich geht. ja, ich sollte mich doch erden (erstens ist das ein ausdruck, den ich verabscheue). und was soll das. sie hat glaube ich nicht den hauch eines plans was in mir gerade vorgeht, braucht sie auch nicht, denn sie ist nicht meine vertrauensperson nummer eins im moment!!!! ich solle ruhig atmen und von eins bis sechzig zählen . was ich aber dringender brauche ist skills-training. und das gehe ich immer wieder durch. ob es mich nun erdet oder nicht sei dahin gestellt, aber immerhin nimmt es mir den druck.
ja, und ob die nächste op wirklich sein muss und und und...sie ist da sehr dagegen und war es ja schon bei der letzten op! ich glaube auch, dass das mein größtes problem grad mit ihr ist! denn sie hat immer wieder sich sehr vehement dagegen ausgesprochen und mich voll verunsichert. und wenn ich nicht die stärke gehabt hätte, die meine eltern mir und meiner schwester immer mit auf den weg gegeben haben, diese entscheidung alleine zu treffen, und hätte ich auf sie gehört und die op nicht machen lassen, hätte es auch ganz anders ausgehen können! und ich bin, ja eigentlich (nein auch uneigentlich) super :wutdeswegen auf sie! und nun fängt sie wieder an mich so zu verunsichern. man ich weiß doch selber nicht, was auf mich alles zukommt...und dann kommt sie mit, ich muss mich erden!

oh man ich könnte noch zwanzigtausend gedanken mehr dazu schreiben zu allem aber ich mache an dieser stelle erst einmal eine pause
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  #11  
Alt 12.11.2009, 19:33
loewi loewi ist offline
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Standard 7.märz 2009

ich habe derzeit so riesige probleme mit meiner betreuerin und habe jetzt beschlossen, ihr einen brief zu schreiben. begonnen habe ich mit einem kurzen text:

Wir alle stricken unser Leben- jeden Tag ein Stück weiter.
Die einen stricken liebevoll und sorgsam, man merkt, welche Freude es ihnen bereitet, ihr "Lebenswerk" zu gestalten.
Die anderen stricken mühevoll und ungern, man merkt, welche Kraft und Arbeit es sie kostet, "Leben" jeden Tag neu aufzunehmen.
Manche wählen ein kompliziertes Muster, andere ein ganz schlichtes.
Oft ist es ein buntes Maschenwerk oder aber ein Stück in tristen Farben.
Nicht immer können wir die Farbe selbst wählen und auch die Qualität der Wolle wechselt, mal weiß und flauschig weich, mal grau und kratzig.
Und öfter lässt man eine Masche fallen oder sie fällt ohne dein zutun und zurück bleiben Löcher und ein unvollständiges Muster.
Manchmal reißt der Faden und es hilft nur ein dicker Knoten. Wenn wir unser Leben betrachten, wissen wir genau, welche Stellen es sind.
Und oft geschieht es, dass einer sein Strickzeug in die Ecke wirft.
Es wird uns Menschen ein ewiges Geheimnis bleiben, wie viel Lebensfaden uns noch zu stricken bleibt.
Ich habe die Nadeln in meiner Hand, ich kann das Muster wechseln, die Technik oder das Werkzeug.
Nur aufribbeln kann ich nichts, auch nicht ein kleines winziges Stück.

Liebe Frau W.,
nach einem sehr langen Gespräch gestern mit der Psychoonkologin und auch mit Frau Gründler habe ich nachgedacht, und dann diesen Text geschrieben, da er nicht nur in meine derzeitige Lebenslage wunderbar passt, sondern auch passend für die Beziehung zwischen uns beiden ist. Ich merke seit spätestens nach der OP, aber auch schon vorher, dass mich unsere gemeinsamen Treffen stark verunsichern und das ist das, was ich gerade am allerwenigsten gebrauchen kann. Eigentlich fing es bei mir schon vor der OP an, denn Ihre Zweifel und Überlegungen, die OP nun so schnell durchführen zu lassen und noch eine und noch eine Meinung einzuholen, und und und haben mich sehr verunsichert. Und ich habe einen riesigen Respekt vor meiner eigenen Stärke, die ich meinen Eltern zu verdanken habe, dass ich auf mich gehört habe und diese Entscheidung zu diesem massiven Schritt gewagt habe. Denn genau dieser Schritt war es, der mir auf lange Sicht, das Leben gerettet hat. Ich habe es Ihnen bisher nicht gesagt, aber ich habe seitdem ein reichlich ungutes Gefühl, wenn wir uns treffen, eine Mischung aus Unbehagen und gleichzeitig Wut und erneuter Unsicherheit, was Ihre Gedanken zur weiteren OP angeht! Und Unsicherheit ist wie gesagt das, was ich gerade am Wenigsten gebrauchen kann.
Ich habe Vertrauen zu den Ärzten in der Uniklinik und werde vor allem weiterhin auf meine Stärke vertrauen.
Ich habe nicht vor, das Strickzeug in die Ecke zu werfen, doch um weiter mit dem Text zu sprechen, ist der Faden gerissen und ich muss ihn derzeit dick verknoten.
Ich habe die Nadeln in meiner Hand, ich kann das Muster wechseln, die Technik oder das Werkzeug.
Was für mich im Klartext bedeutet, dass ich es für besser halte, wenn wir unsere wöchentlichen Treffen erst einmal auf Eis legen, von mir aus gerne einmal die Woche telefonieren, aber nicht treffen. Es ist mir einfach zu viel. Ich muss nach diesem Schock wieder sicheren Boden schaffen. Und diesen Halt bekomme ich derzeit bei Frau Gründler und Herrn Dr. Frosch. Und um diesen sicheren Ort zu er-/behalten will ich auch nicht dieses gemeinsame Gespräch beim Dr. Frosch, zumindest nicht zum jetzigen Zeitpunkt, genauso wie unser Treffen am Donnerstag, bevor ich meinen Termin in der Uniklinik habe. Denn ich brauche jedes noch so kleine Stück Stärke.
Liebe Frau W., ich möchte Sie bitten, es auf diese Weise zu akzeptieren, dass gemeinsame Treffen derzeit nicht gut sind für mich, zumindest so lange, bis ich meinen festen Boden wieder unter den Füßen gefunden habe. Denn derzeit habe ich auch nicht die Kraft für schwierige Gespräche. Und auch wenn Briefe nicht immer die beste Wahl sein mögen halte ich es in diesem Fall für durchaus legitim, denn im Moment muss ich einfach auf das gucken, was mir am besten tut.

C.S.

einige tage später hat der leiter des bewo das gespräch mit mir alleine gesucht und ich habe mal so meine punkte allesamt vorgetragen. ein gespräch zwischen ihr und mir gab es nicht mehr. ich habe nun eine neue betreuerin (super nett) und frau w. hat kurze zeit später beim bewo aufgehört. wie gesagt es war nie geklärt zwischen uns aber für mich ok
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  #12  
Alt 12.11.2009, 19:35
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Standard 13. und 16. märz 2009

bevor ich mich gleich auf den weg zu meiner ergotherapeutin (dem besten mensch der welt mache) wollte ich euch schon mal in kenntnis setzen (komm gegen zwölf nochmal online!):

Gestern hatte ich die Befundbesprechung und alles sieht trotz des bösartigen Befundes sehr gut aus. Zwar muss ich am Montag noch einmal operiert werden, aber mit dieser OP ist dann alles geschafft. Keinerlei Untersuchungen, Nachbehandlungen und auch keine Hormone. Das alles sind sehr erleichternde Nachrichten für mich.



16.märz 6:06

Ich habe gekündigt...ein schwerer und harter schritt, der schon lange ja anstand doch nun ist es mir leicht gemacht worden...

da ich ja heute noch einmal operiert werden muss, habe ich gestern meiner kollegin eine sms geschickt, sie möge mich wenigstens für heute entschuldigen, alles andere mache ich ab morgen. darauf kam wortwörtlich zurück
"du hättest dich schon letzte woche melden müssen, frau b. wusste auch nicht bescheid. kümmere dich bitte selbst drum. gute besserung..."
im übrigen hatte ich gleich nach der op gesagt, dass ich bis auf weiteres ausfalle, mindestens bis zum 12. und mich dann melde.
was mich am meisten wütend macht ist, dass ich als unzuverlässig hingestellt werde. alles andere, z.b. dass ich langsam arbeite, dass ich nicht alleine mit einer gruppe bleiben kann, o.ä. hätte ich akzeptieren können, aber mir zu unterstellen ich sei unzuverlässig ist ein absolutes NO GO!!!!
ohne alles auf meine krankheit schieben zu wollen, aber ich habe im moment weiß gott andere sorgen...statt dessen eine absolut schlaflose nacht mit einem absoluten gefühlschaos!!!
jahrelang habe ich mich in die arbeit rein gehängt, gerne meine arbeit gemacht und dabei erst spät gemerkt, dass ich mehr und mehr daran zerbreche. und obwohl der schritt schon lange anstand, macht es mich traurig und verletzt mich eben sehr, denn ich bin alles andere als unzuverlässig!!!

heute bin ich super verunsichert...
zum einen weil heut die op ist und ich einfach angst habe, dass sie vielleicht auch etwas in den eierstöcken finden könnten.
zum anderen habe ich mich mit einer unterhalten, die krankenschwester in einem anderen düsseldorfer krankenhaus ist. sie meinte bei allem vertrauen in die ärzte, sollte ich mir eine zweite meinung einholen und hat mir einen onkologen an diesem krankenhaus empfohlen...
vielleicht traue ich mich ja, das in der woche anzusprechen. ich will aber die nicht verletzen denn ich vertraue ihnen doch
allerdings habe ich ja ein recht auf eine zweite meinung oder? ach man ich weiß es auch nicht...
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  #13  
Alt 12.11.2009, 19:37
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Standard 25.märz 2009

heute war ich mit allen gesammelten unterlagen bei der ARGE!!! nachdem das amt für grundsicherung meinen antrag hat, die kosten für die krankenkasse zu übernehmen...ich hatte alles dabei, sogar die befundberichte aus dem krankenhaus, wo drinnen steht was gemacht wurde...entfernung der gebärmutter und eierstöcke.
dieses schreiben lag dem sachbearbeiter also in kopie vor und dieses trampeltier hat stur seinen fragenkatalog durchgeackert, samt der frage "besteht bei Ihnen derzeit eine schwangerschaft?"
danke du a...gesicht!!! schau doch was in dem brief steht und erklär mir wie man ohne gebärmutter und eierstöcke schwanger werden soll
ich meinte dann so ruhig wie möglich "wenn Sie in dem Brief nachlesen würden, weswegen ich im Krankenhaus war und krank bin, wüssten Sie, dass ich nicht schwanger sein kann!" ein wunder dass ich da noch geschafft habe ruhig zu bleiben...

taktgefühl wie ein trampeltier und keine entschuldigung für diese taktlosigkeit
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  #14  
Alt 13.11.2009, 13:24
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Standard 26. märz 2009

ein gleichnis

Gibt es ein Leben nach der Geburt?
Ein ungeborenes Zwillingspärchen unterhält sich im Bauch seiner Mutter.
„Sag mal, glaubst du eigentlich an ein Leben nach der Geburt?“ fragte der eine Zwilling.
„Ja auf jeden Fall“ Hier drinnen wachsen wir und werden stark für das was draußen kommen wird.“
Antwortet der andere Zwilling. „Ich glaube das ist Blödsinn“ sagt der erste.
„Es kann kein Leben nach der Geburt geben –wie sollte das denn bitteschön aussehen?“
„So ganz genau weiß ich das auch nicht. Aber es wird sicher viel heller sein als hier. Und vielleicht werden wir herumlaufen und mit dem Mund essen?“

„So einen Unsinn habe ich ja noch nie gehört! Mit dem Mund essen, was für eine verrückte Idee.
Es gibt doch die Nabelschnur, die uns ernährt. Und wie willst du herumlaufen? Dafür ist die Nabelschnur viel zu kurz.“
„Doch es geht ganz bestimmt. Es wird eben alles nur ein bisschen anders.“
„Du spinnst! Es ist noch nie einer zurückgekommen von `nach der Geburt`
Mit der Geburt ist das Leben zu Ende. Punktum.“

„Ich gebe ja zu, dass keiner weiß, wie das Leben nach der Geburt aussehen wird. Aber ich weiß, dass wir dann unsere Mutter sehen werden und sie wird für uns sorgen.“ –„ Mutter???
Du glaubst doch wohl nicht an eine Mutter? Wo ist sie denn bitte?“
„Na hier –überall um uns herum. Wir sind und leben in ihr und durch sie. Ohne sie könnten wir gar nicht sein!“
„Quatsch! Von einer Mutter habe ich noch nie etwas bemerkt, also gibt es sie auch nicht.“

„Doch manchmal, wenn wir ganz still sind, kannst du sie singen hören. Oder spüren, wenn sie unsere Welt streichelt…“

(nach Henry Nouwen)
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  #15  
Alt 13.11.2009, 13:25
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Standard 31. märz 2009

gestern hatte mein hausarzt mich zur wundversorgung zu einem sehr netten chirurgen geschickt. der meinte ich soll jeden tag nun kommen also heut dagewesen und da war sein kollege da...ein hausgemachtes a...gesicht
ich bin im moment wahnsinnig gefrustet dass ich nicht wirklich was machen kann (schwimmen oder anderen sport) - geht ja schon ein viertel jahr... und dieses a... meinte "naja das haben sie ja freiwillig machen lassen!" ey hallo geht es denn noch???? ich habe es geschafft ganz ruhig zu sagen:

mir blieb keine andere wahl, weil ich krebs habe!

aber es hat mich viel kraft gekostet...
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