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  #1  
Alt 02.02.2008, 22:50
-lucia- -lucia- ist offline
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Registriert seit: 02.02.2008
Beiträge: 1
Standard ... auch mal zurück geben

Ihr Lieben,

Ich schreibe an dieser Stelle zum ersten Mal und Ihr kennt mich nicht, aber ich habe das gute Gefühl, "Euch" zu kennen. Für mich waren vor allem die Geschichten in dieser Rubrik unsagbar hilfreich in der ersten Zeit. Da auch meine Geschichte heute, 9 Monate nach der Diagnose, als "positiv" zu bewerten ist, hoffe ich, dass sie jemanden zum Lächeln bringen kann, so wie Eure Geschichten mich damals zum Lächeln gebracht haben.

Bei meinem Vater (57) ist im Mai 2007 Dickdarmkrebs (T4) mit Metastasen der Leber festgestellt worden - wie für jeden von uns ein Schock und ein furchtbarer, gewaltsamer Einschnitt in unser Leben. Es folgten die Darm-OP mit Anlage eines künstlichen Darmausgangs und die sofortige Chemotherapie. Ich habe meinen damaligen Job gekündigt und bin zurück zur Familie gezogen. Ich arbeite in einem medizinischen Beruf, für meine Brüder und meine Mutter war die Erkrankung jedoch so weit weg und so abstrakt, dass es sehr lange gedauert hat, bis sie wieder mit meinem Vater umgehen konnten (geschweige denn ihn unterstützen).
Kurzum wurden mein Vater und ich ein eingeschworenes Team, was vor allem für meine Mutter sehr schwierig war. Inzwischen weiß auch sie, wie sie mit ihm umgehen und ihm helfen kann, ihre Selbstsicherheit ist wiedergekehrt, und mit jedem Schritt, den sie vorankam, konnte ich mich ein wenig zurückziehen, und mich wieder meinem Leben widmen.

Jetzt wieder zu meinem Vater: er ist ein sooo tapferer Mann - ich hatte bisher nie Gelegenheit, ihn so zu sehen wie während seiner Krankheit. Er hat sich sehr weiterentwickelt; er ist dankbar für jeden Tag, bereit, sich mit dem Krebs auseinanderzusetzen und sich trotzdem voll und ganz seinen Lieben und vor allem seiner Lieben zu widmen. Bei meinem Vater hat ein unglaubliches Umdenken eingesetzt: war er früher ein richtiger Workaholik und immer vom Wohl seiner Firma abhängig, "genießt" er heute so weit es geht seine Freiheit und kümmert sich um die wahren Schätze in seinem Leben. Ganz gleich, wie sein Kampf ausgeht, er hat unheimlich viel gewonnen in dieser schweren Zeit.

Jetzt kommt das für meine Leser vielleicht Wichtigste:
nach der Darm-OP hat sich mein Vater unheimlich schnell (und fast schon liebevoll, nicht lachen!) mit seinem "Leo", seinem künstlichen Darmausgang, angefreundet. Er spricht von "ihm" wie von einem Partner (und genau das ist er ja im Prinzip auch), aber stellt Euch einen staubtrockenen Buchhalter bei solchen Überlegungen vor!! Was "ihm" gefallen würde, womit "er" sich noch anfreunden müsse, und was "ihm" so gar nicht schmeckt. Es treibt mir beim Schreiben Tränen der Rührung in die Augen...

Auf jeden Fall ist es so, dass er zum einen die Chemo unheimlich gut ver- bzw. erträgt, und nach 6 Monaten ergab das CT, dass die Leber, die komplett infiltriert war, nur noch ca. die Hälfte der Metastasen aufweist. Auch der Darm, die Lymphknoten und auch andere Organe sind *toi toi toi* sauber.

Ich bin der festen Überzeugung, dass die Einstellung meines Vaters den Medikamenten erst die Möglichkeit geschaffen hat, heilend zu wirken. Denn ohne den Geist ist es einem Menschen nicht möglich, diesen Albtraum zu überstehen.

Bitte, liebe Mitstreiter meines Vaters und auch liebe Angehörige, bitte besinnt Euch auf Euch selbst, auf alles Gute, was Euch das Leben bis hier her gebracht hat, was es Euch in diesem Moment bietet, und bitte, verliert niemals die positiven Dinge des Lebens aus den Augen. Egal, wie selten sie Euch vorkommen mögen. Bitte gebt der Krankheit nicht die Macht über Euren Geist, wenn sie schon den Körper überfallen hat (das Miststück).

Ich wünsche Euch alles Gute; meine jetzigen Tränen weine ich für Euch.
Danke für Eure Geschichten, in Liebe,

Lucia

Geändert von -lucia- (02.02.2008 um 23:41 Uhr) Grund: rächtschraibunk
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  #2  
Alt 23.11.2010, 10:27
Arcona Arcona ist offline
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Registriert seit: 20.11.2010
Beiträge: 2
Standard AW: ... auch mal zurück geben

Danke für diesen Beitrag, die Einstellung deines Vaters ist wirklich so
bewunderswert, nicht nur dass er ein Kämpfer ist, auch die Idee mit Leo!!!
Ich drücke Dir die Daumen für Euch alle.
LG Arcona
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