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  #1  
Alt 22.06.2003, 11:23
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Magenkrebs, wer kennt sich aus

Hallo, bei dem Vater meiner besten Freundin wurde Magenkrebs diagnostiziert. ich möchte Ihr nun ein bißchen helfen und hätte da ein paar Fragen.
Auf der Diagnose stand folgendes: M 84 90-3,63, kleinherdige Ulzeration
Wer kann mir helfen und sagen, was das bedeutet. Außerdem sagten die Ärzte was von Siegelringkarzinom?
Ich bin dankbar für jede Antwort, damit ich meiner Freundin etwas mehr sagen kann
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  #2  
Alt 22.06.2003, 13:21
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Magenkrebs, wer kennt sich aus

Hallo Isa!
Anbei ein paar Links und Informationen, die ich zusammengetragen habe. Vielleicht hilft Dir das ein bisschen weiter.

Das Siegelringzellkarzinom entsteht aus den Siegelzellen, die ihren Namen aufgrund ihrer ringförmigen Struktur bekommen haben. Siegelringzellkarzinome treten unter anderem im Kolon auf.
http://www.krebs-kompass.de/krebslexikon_s.shtml .
http://www.dkfz-heidelberg.de/tzhdma/tr31.htm
http://www.medicoconsult.de/gastrobook/MAGENCA.HTM

Magenkarzinom
DEFINITION

Epithelialer maligner Tumor des Magens

HÄUFIGKEIT

In den letzten Jahrzehnten allmähliche Abnahme der Inzidenz und Mortalität. Heute etwa 8% aller malignen Tumoren, im Alter zunehmend, bei Männern etwas häufiger als bei Frauen.

ÄTIOPATHOGENESE

Von Bedeutung sind:

genetische Disposition, gehäuft bei Blutgruppe A
Umweltfaktoren wie Nikotin, Alkohol, Nitrosamine
Chronische Typ-A-Gastritis
Chronische Typ-B-Gastritis bei Helicobacter-pylori-Infektion
BII-Resektion
Morbus Menetrier
Magenschleimhautpolypen
Eine wichtige Hypothese besagt, daß Nitrate in der Nahrung von Bakterien im Magen zu Nitriten und schließlich zu Nitrosaminen umgewandelt werden können, die als Karzinogene wirken. Eine gute Voraussetzung für ein Bakterienwachstum ist eine herabgesetzte Azidität (bei atrophischer Gastritis, nach Magenresektion o. ä.). Wenn Karzinogene auf Umbauvorgänge der Schleimhaut treffen (z. B. chronisch atrophische Gastritis mit intestinalen Metaplasien), besteht offenbar ein besonders hohes Karzinomrisiko.
Familiäres Magenkarzinom: Etwa 10% der Magenkarzinome sollen familiär auftreten. Es handelt sich ätiologisch um eine Keimbahnmutation im E-Cadherin-Gen. Folge ist eine Veränderung in der Zelladhäsion.
FORMEN

Histologische Formen

95% Adenokarzinome (papillär, tubulär oder muzinös), intestinaler Typ (kohärente Zellstränge, die tubulusähnliche Strukturen bilden) und diffuser Typ (seltener, diffus die Magenwand infiltrierend),
4% seltene Formen: Siegelringkarzinome, adenosquamöse Karzinome, Plattenepithelkarzinome, undifferenzierte Karzinome
Endoskopisch-makroskopische Formen
Typ I (vorgewölbt),
Typ II (flach),
Typ III (exkaviert)
Lokalisation
30% im Antrum
20% im Corpus
40% im Fundus (die Typ-A-Gastritis ist eine Präkanzerose)
10% diffus im gesamten Magen

AUSBREITUNG

Magenkarzinome entwickeln sich in der Schleimhaut, wachsen polypös ins Magenlumen hinein oder bleiben flach, erscheinen lediglich als kleines Ulkus und wachsen in die Tiefe. Tumoren, die gleich diffus in die Tiefe wachsen und die Magenschleimhaut nicht exulzerieren führen zur Linitis plastica. Das Magenkarzinom infiltriert die Magenwand und das perigastrische Gewebe und metastasiert in regionale und entfernte Lymphknoten (ein klinisch wichtiger Lymphknoten liegt links supraklavikulär, als Virchow´scher Lymphknoten bekannt). Es kann zu einer peritonealen Aussaat führen und Nachbarorgane (Leber, Pankreas) direkt infiltrieren. Eine Abtropfmetastase im Abdomen, die im Ovar angeht, ist der Krukenberg-Tumor. Erste Fernmetastasen in Organen finden sich meist in der Leber und in den Lungen. Häufig befallen werden zudem das Knochensystem, die Nebennieren und das Gehirn.

GRADING UND STAGING

Grading nach WHO

G1 hoch differenziert
G2 mäßig differenziert
G3 schlecht differenziert

TNM-Klassifikation

TX Primärtumor kann nicht beurteilt werden
T0 Primärtumor nicht erkennbar
Tis Carcinoma in situ (keine Infiltration der Lamina propria)
T1 Infiltration der Lamina propria oder der Submukosa (Frühkarzinom, kann schon Lymphknotenmetastasen aufweisen)
T2 Infiltration der Muscularis propria oder der Subserosa
T3 Penetration der Serosa, noch keine Infiltration benachbarter Strukturen
T4 Überschreiten der Organgrenzen und Infiltration benachbarter Strukturen
NX Beurteilung über lokoregionäre Lymphknoten nicht möglich
N0 keine lokoregionären Lymphknotenvergrößerungen
N1 lokoregionärer (perigastrischer) Befall von 1-6 Lymphknoten
N2 lokoregionärer (perigastrischer) Befall von 7-15 Lymphknoten
N3 lokoregionärer (perigastrischer) Befall von >15 Lymphknoten
MX Fernmetastasen nicht beurteilbar
M0 keine Fernmetastasen
M1 Fernmetastasen

Stadieneinteilung

Stadium 0 Tis N0 M0
Stadium Ia T1 N0 M0
Stadium Ib T2 N0 M0 oder T1 N1 M0
Stadium II T1 N2 M0 oder T2 N1 M0 oder T3 N0 M0
Stadium III schlechterer Lokalbefund, M0
Stadium IV schlechterer Lokalbefund, M1



SYMPTOMATIK

Eine Symptomatik tritt meist erst relativ spät auf; oft ist der Tumor dann nicht mehr kurativ operierbar. Die wichtigsten Symptome sind Inappetenz, Abneigung gegen Fleisch, unspezifische abdominelle Beschwerden, Gewichtsabnahme bis Kachexie, Anämie durch aparente oder okkulte Blutung und Erbrechen bei Stenosierung (Magenausgangsstenose).

KLINISCHER BEFUND

Der Untersuchungsbefund kann unauffällig sein. Auf folgende Zeichen sollte geachtet werden:

Anämie (durch akute oder chronische Blutung oder durch Knochenmarksbefall)
Virchow´scher Lymphknoten links supraklavikulär (als Zeichen einer lymphogenen Aussaat)
Knochenschmerzen (bei ossärer Filialisierung)
Lebervergrößerung (bei hepatischer Filialisierung)
Aszites (durch peritoneale Aussaat)
Ikterus (durch Tumorverschluß der Gallenwege oder tumoröse Durchsetzung der Leber)

DIAGNOSTIK

Die Diagnostik wird meist erst durch eine unspezifische Oberbauchsymptomatik, eine ungeklärte Eisenmangelanämie oder einen Routinetest auf okkultes Blut im Stuhl eingeleitet.

Gastroskopie und Biopsie: Meist sind Magenkarzinome als polypöse derbe Erhabenheiten, oder exulzerierende, blutende Prozesse leicht erkennbar. Aufmerksam muß man werden beim Riesenulkus und dem nicht oder schlecht heilenden Ulkus. Bei ihnen muß multipel biopsiert und ggf. auch nachendoskopiert werden. Geachtet werden muß auch auf starre Wandbezirke, selbst wenn dort kein Tumor erkennbar ist. Starre Wandbezirke mit makroskopisch praktisch normaler Schleimhaut können Ausdruck eines submukös wachsenden szirrhösen Karzinoms bzw. eines Siegelringkarzinoms sein (Linitis plastica). Sie können einer Schleimhautbiopsie entgehen.

Röntgen-Doppelkontrast: Er läßt polypöse Tumoren und Wandstarren meist gut erkennen. Bei kleinen Ulzera kann die Dignität nicht sicher beurteilt werden.

Endosonographie: Diese Methode lässt auch tiefer gelegene, intramurale und organüberschreitende Prozesse sowie lokoregionäre Lymphknoten erkennen, was für die Stadieneinteilung entscheidend ist.

Laparoskopie: Die Bauchspiegelung wird häufig zur Metastasensuche, speziell bei Verdacht auf peritoneale Aussaat eingesetzt. Als Minilaparoskopie ist die Methode wenig belastend und sehr aussagekräftig.

CT: Mit dem CT werden Ausdehnung, Lymphknoten und Metastasen erkannt.

Laborwerte: Anämiediagnostik (hypochrome mikrozytäre Anämie bei Blutung, eher makrozytäre Anämie und geringe Retikulozytenzahl bei Knochenmarksbefall, Hämolyse und Nachweis von Eierschalenzellen (Fragmentozyten) bei intravasaler Hämolyse durch Siegelringkarzinom), Tumormarker (CA 72-4, CA 19-9, CEA), Leberwerte

Metastasensuche: Röntgen des Thorax 2 E (Lungen- und Knochenmetastasen), Abdomensonographie (Leber-, Ovarial-, Nebennieren-, Lymphknotenmetastasen), ggf. zerebrales CT, Oberbauch-CT, gynäkologische Untersuchung

THERAPIE

Endoskopische Therapie: Endoskopisch kann ein Frühkarzinoms durch Polypektomie oder Mukosektomie entfernt werden.
Gastrektomie: Therapieoption bei den Stadien I und II ist die Gastrektomie mit Lymphadenektomie. Eine präoperative (neoadjuvante) Chemotherapie ist nach bisheriger Kenntnis nicht indiziert. Ziel ist eine R0-Resektion ("chirurgische Heilung"). Stellt sich bei histologischer Aufarbeitung eine R1-Situation (mikroskopischer Tumorrest) dar, sollte nachreseziert werden (Ziel R0).
Die Stadien III und IV kommen für eine operative Therapie mit kurativer Intention (R0-Resektion) nicht mehr in Frage. Dennoch kann eine operative Option bestehen, um Tumormassen zu reduzieren, was bei einer geplanten Chemotherapie vorteilhaft ist. In Studien wird eine präoperative (neoadjuvante) Chemotherapie geprüft. Die Operation sollte einen Sicherheitsabstand von 5 cm (intestinaler Typ) oder 8 cm (diffuser Typ) einhalten (entsprechend Wahl einer subtotalen oder totalen Gastrektomie).
Chemotherapie: Mögliche Indikationen sind eine R2-Resektion (keine vollständige Tumorentfernung möglich) oder ein Magenkarzinom mit Fernmetastasen. Am wirksamsten sind Doxorubicin, Cis-Platin, Etoposid, Mitomycin, Taxoter und Irinotecan. Es können mit Einzelsubstanzen Remissionsraten bis zu 30%, mit Substanzkombinationen (z. B. FAMTX, ELF, EAP) bis zu 50% erreicht werden. Eine Chemotherapie nach RO-Resektion scheint die Prognose nicht zu verbessern. Auch der isolierte Nachweis von Tumorzellen in Knochenmarkspunktaten oder der Peritonealspülung ohne Metastasennachweis ist heute keine Indikation für eine adjuvante Chemotherapie außerhalb von Studien.
Strahlentherapie: Das Magenkarzinom ist wenig strahlensensibel; zudem liegen empfindliche Schleimhäute des Gastrointestinaltrakts in der Nähe, so daß mit einer Strahlenmukositis zu rechnen ist.
Überleben: Die 5-Jahres-Überlebensrate beim Stadium I ist ca. 80%, beim Stadium II ca. 60%, beim Stadium III 30% und beim Stadium IV <5%

Unter den folgenden 2 Links findest Du sicher noch mehr zum Thema Magenkrebs.
http://www.inkanet.de/
http://www.krebsinformation.de/

Wenn Du noch Fragen hast, stelle sie einfach, vielleicht könne Dir auch andere helfen.
Ich wünsche ecuh viel Glück und alles Gute, Michi
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  #3  
Alt 22.06.2003, 16:10
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Magenkrebs, wer kennt sich aus

Hallo Michi,

vilen Dank für super schnelle Antwort. Lese mich gerade durch die Links, die Du mir gegeben hast.
Ich finde es wirklich super, daß es hier so tolle Leute gibt.

Grüße
ISa
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  #4  
Alt 10.07.2003, 11:52
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Magenkrebs, wer kennt sich aus

Hallo Isa,

mein Vater hatte Magenkrebs, ebenfalls´Siegelringkarzinom.Lt.Arztauskunft sehr schnell wachsender Tumor und geringe Lebenserwartung. Mein Vater lebte aber Gott sei Dank noch einige Jahre und verbrachte noch tolle Urlaube.Leider siegte dann doch der Krebs
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