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  #1  
Alt 27.11.2006, 22:24
Denise_W Denise_W ist offline
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Registriert seit: 26.10.2006
Beiträge: 4
Standard AW: Nimm sie in deine Arme oh Herr....und gib mir mehr Kraft!

Hallo Norma,

Du hast mir so nett geantwortet und ich mag Deinen Schreibstil. Ich war länger nicht im Forum, es tut mir oft nicht gut, hier zu lesen.

Mit meiner Mutter habe ich mal intensiv geredet. Ich denke wir verstehen einander nun besser. Es ist erstaunlich, wie sich ihr Zustand verbessert hat.

Aber nun zu Dir: Geht es Dir ein bisschen besser? Ich habe Hochachtung vor Deiner bedingungslosen Liebe zu Deiner Mama und es ist wunderbar, wie Du ihr beigestanden hast. Ich hoffe sehr, dass Du so allmählich wieder etwas Freude empfinden kannst.

Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute!


Liebe Grüße
Denise
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  #2  
Alt 06.12.2006, 09:33
herbstwind herbstwind ist offline
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Registriert seit: 16.09.2005
Beiträge: 20
Standard AW: Nimm sie in deine Arme oh Herr....und gib mir mehr Kraft!

Hallo Norma,

ich sitze hier und mir laufen die Tränen die Wangen herunter. Deine Worte berühren mich so sehr. Es könnten auch meine sein. So vieles an Erinnerungen kommt immer und immer wieder hoch, alles ist auch jetzt noch so nah.
Vor fast genau einem Jahr (17. Dez. 2005) ist meine Mutter an Darmkrebs mit Metastasen in der Leber und an den Knochen gestorben. Die Zeit vor ihrem Tod war so schwer. Vieles war genau wie bei dir. Ich stand neben ihr, saß bei ihr und konnte nichts tun außer ihre Hand zu halten, Tag und Nacht. Sie hatte solche Angst. Ganz langsam verließ sie unsere Welt, zog sich immer mehr in ihre eigene Welt zurück. Obwohl sie doch die Augen immer offen hatte, war sich schon lange vorher nicht mehr bei uns. Sie verließ sich auf mich, sie sagte immer du machst das schon, du schaffst das schon. So oft wußte ich nicht mehr wo ich meine Kraft hernehmen sollte, aber es ging immer, irgendwie.
Ja, ich habe es geschafft ihren sehnlichsten Wunsch zu erfüllen. Sie konnte zu Hause bei uns, in ihrem Bett ihre letzte große Reise beginnen.

Ich vermisse sie so sehr. Und immer wieder kommen Briefe für sie an.
Ich habe bis heute nicht die Kraft, ihr Häuschen zu räumen. Es fällt mir so schwer am Grab meiner Eltern zu stehen.

Der Schmerz holt mich ein; es ist schlimmer als je zuvor. Ich durchlebe jede Stunde ihres Sterbens immer und immer wieder, jede Nacht.


Liebe Norma, du redest so liebevoll über deine Mutter. Ich kann so sehr mit dir fühlen und ich bewundere Dich.
Ich wünsche Dir die Kraft, für Dich, die du auch für Deine Mutter hattest. Kraft, Deine Krankheit zu besiegen.
Auch ich bin nach ihrem Tod sehr krank geworden und kämpfe noch heute damit. Ich spreche so oft mit ihr und viele kleine Dinge zeigen mir: sie und auch mein Vater sind immer bei mir. Sie schützen mich, sie geben mir Kraft.


Wenn etwas von uns fortgenommen wird,
womit wir tief und wunderbar zusammenhängen,
so ist viel von uns selbst fortgenommen.

(Rainer Maria Rilke)

Herbstwind

Geändert von herbstwind (06.12.2006 um 09:54 Uhr)
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  #3  
Alt 17.01.2007, 04:18
Norma Norma ist offline
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Beiträge: 1.157
Standard AW: Nimm sie in deine Arme oh Herr....und gib mir mehr Kraft!

Hallo Mutti,

nun sind schon etliche Wochen vergangen. Du ruhst in deinem kühlen Grab und ich habe gedacht, nach einer gewissen Zeit der Erholung könnte ich wieder mehr an mich denken.

Welch ein Trugschluss!

Ich durchlebe zur Zeit Nacht für Nacht immer und immer wieder alle Situationen mit dir.
Erinnere mich an jede Einzelheit, erinnere mich an jeden Satz von dir, erinnere mich an wirklich Alles.

Es scheint, als wenn ich während deiner Sterbephase alles wie ein Roboter erledigt habe. Ich wusste, dass du dich auf mich verlässt und habe irgendwie funktioniert.

Und nun... falle ich...falle jeden Tag tiefer... falle ins Bodenlose... und bin immer noch nicht am Grund angekommen.

Mutti, ich kann nur selten weinen. Du würdest das nicht wollen und du würdest auch nicht wollen, dass ich um dich trauere.

Dann gib mir doch bitte einen Tipp, wie ich es schaffe, nicht zu trauern!?

Stell dir mal vor, Mutti, deine andere Tochter hat mich gestern angerufen und wollte wissen, wo dein geweihtes Kreuz mit dem Kettchen geblieben sei.

WO WOHL!?

Natürlich bei DIR!

Mannomann Mutti, alle haben dich im Sarg gesehen, alle konnten genauestens erkennen, was ich dir angezogen hatte und was du an Schmuck bei dir trugst.
Niemand hat irgend etwas hinterfragt; niemand hat irgend etwas wissen wollen.

Jetzt, nach 10 Wochen, sucht jemand dein Kreuzchen.
Wohl gemerkt, DEIN Kreuzchen.
Stimmt, es war ein Weihnachtsgeschenk vor etlichen Jahren von deiner anderen Tochter. Stimmt, sie hat es bezahlt.

Ich habe nichts Weiteres getan, als es von einem Pfarrer segnen zu lassen.
Ich habe es als selbstverständlich angesehen, dass du dieses Kreuzchen auch nach deinem Tod behalten sollst. Es ist dein Eigentum, oder nicht!?
Echt Mutti, ich kann so eine dumme Frage nicht verstehen und ich gehe wirklich jede Wette ein, dass DU das auch nicht könntest.

Aber weißt du was? Ich hätte dir das Kreuzchen sowieso nicht abgemacht; auch dann nicht, wenn deine andere Tochter das rechtzeitig von mir verlangt hätte. Obwohl sie es bezahlt hat...
Ich hätte ihr nämlich gesagt, sie solle es SELBST abnehmen.

Lach nicht Mutti...das tue ICH schon gerade.

Wir beide wissen ja, dass sie das niemals selbst hätte machen können; Tote fasst man ja nicht an, auch dann nicht, wenn es die eigene Mutti ist...

Na ja, sollte sie noch einmal fragen, werde ich ihr sagen, sie soll bei dir nachsehen, wenn sie mir nicht glaubt. *grins*

Tja Mutti, dein Grab habe ich, wie versprochen, in Pflege gegeben. Natürlich bei dem von dir gewünschtem Blumengeschäft. Du hast recht, sie machen es wirklich hervorragend und sind auch nicht zu teuer.
Hast du gut ausgesucht, Mutti!

Ich hoffe, dir gefällt auch dieser kleine Lausbub, der da auf deinem Grab rumsitzt und in meinem Tagebuch liest. Den habe ich ganz zufällig gefunden und sofort gekauft. Er passt so gut zu dir, denn du hast früher ja auch immer so gerne gelesen. Und gleichzeitig soll dieser kleine Lausbub gut auf dich aufpassen, denn dazu sind Engel ja schließlich da.

Ja Mutti, ich bin traurig, ich stehe dazu. Man kann Trauer nicht einfach wegwischen wie einen Fleck auf dem Fußboden, das geht einfach nicht.

Aber es wäre ein bisschen leichter, wenn du mir mal ein winzig kleines Zeichen geben könntest. Bei deiner Enkelin meldest du dich da öfter mal, nur findet die das gar nicht lustig. Sie beunruhigt das. MICH würde es freuen, wirklich!

Und wenn du kannst, Mutti, dann pass ein bisschen auf mich auf, ja?

Mir geht es echt nicht gut und ein bisschen Mutterliebe täte mir zur Zeit einfach nur gut.

Schlaf schön, Mutti!
Du hast es haushoch verdient!

Deine Tochter
Norma
(Diagnose Brustkrebs Nov. 2001)
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