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  #1  
Alt 10.04.2011, 16:00
Faith Faith ist offline
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Ort: Homburg Saar
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Standard Hört das irgendwann auf weh zu tun?

Ich habe am 2.Februar meinen geliebten Mann Norbert verloren.
Norbert hatte Ende November 2009 die Diagnosse Darmkrebs mit Lebermetastasen bekommen. Zuerst wollte das KH eine Chemo machen, aber unsere Hausärztin hatte uns überredet das KH zu wechseln, dass ein befreundeter Chirurg von ihr sofort operieren kann. Wir habn uns darauf verlassen, dass es die richtige Entscheidung war.
Dezember 2009 wurde Nobert dann operiert und damit hat unser Matürium begonnen.
Man hat uns nach der OP mitgeteilt, dass die Lebermetastasen inoperabel sind. Zwei Wochen nach der OP ist die verheilte Bauchdecke wieder aufgebrochen. Es hatte sich ein Hohlraum gebildet und darin hatte sich Eiter gebildet.
Norbert wurde an eine Vappumpe geschlossen und jeden dritten Tag operiert. Das Ergebniss war ein Riss im Dünndarm. Ende März wurde Norbert aus dem Krankenhaus entlassen. Er hatte durch die OP einen künstlichen Ausgang und diese offene Dünndarmfistel.Es war ihm nicht mehr möglich länger zu sitzen, da sonst der Beutel von der Dünndarmfistel nicht hielt und ihm der Darminhalt über den Bauch lief.
Anfang Mai hat Norbert dann mit der Chemo begonnen. Man hat uns keine grossen Hoffnungen gemacht, dass es was bringt, aber wir wollten kämpfen. Durch die Chemo sind die Tumormacker schnell runtergegangen. Man hat Norbert gesagt die Tumore wären nicht weggegangen, aber sie hätten sich verkapselt. Er hat sich so gefreut. Obwohl er seine Finger durch die Chemo bald nicht mehr bewegen konnte und auch grosse Schmerzen hatte, wenn er was angegriffen hat, war er glücklich. Wir haben ja gehoft, dass es wieder besser wird.
Weihnachten und Neujahr 2010 war so schön. Ich hatte Urlaub und Norbert ging eswirklich gut. Er hatte Appetit. Er hat an seinem Computer gearbeitet.
Anfang Januar der erste Schock. Norbert hatte einen Termin in der Onkologie und sein Arzt dem er so vertraut hatte war ohne Abschied einfach in eine andere Klinik gewechselt.
Plötzlich klagte Norbert über Rückenschmerzen. Er dachte er hätte sich erkältet. Dann fing die Dünndarmfistel an zu bluten und ich bemerkte dass seine Augen sich gelb färbten.
Montags hab ich meinen Schatz gegen seinen Willen ins KH gebracht. Die haben ihn da schon erwartet und gleich auf eine Palliativstation gebracht. Dienstags ist seine Stiefschwester gekommen. Wir wollten ihn nachhause ins Saarland holen, aber die Ärztin meinte, das er das nicht mehr packt.
Mittwoch war ich mit ihm alleine im Zimmer. Sein Atem ist immer schwächer geworden. Auf einmal ist er sehr unruhig geworden. Die Schwester hat ihm dann noch mal was gegen die Schmerzen und gegen die Unruhe gegeben. Als wir wieder alleine waren wurde sein Atem immer schwächer. Dann kurze Aussetzer. Als er ganz aufgehört hatte hab ich die Schwester gerufen. Mein Schatz war nicht mehr da.
Ich lebe jetzt bi meiner Familie im Saarland. Eigentlich wollten wir hier zusammen mal wieder herkommen. Jetzt hab ich nur noch sein Grab wo ich zu ihm kann. Mir fehlen so die Unterhaltungen mit ihm. Sein Atmen in der Nacht, seine Berührungen. Ich habe mich einigermassen hier eingelebt, aber ich frage mich, ob jemals dieser Schmerz aufhört. Ich vermisse ihn so sehr. Wir waren 25Jahre fast jeden Tag zusammen. Mein Leben ist so leer und sinnlos geworden. Obwohl ich eigentlich gerne lebefehlt mir etwas. Wenn ich mir die Blumen ansehe, oder irgendetwas schönes mache, denke ich, wie gerne hätte er das auch gemacht und da kann ich es gar nicht mehr richtig geniesen.
Wir sind beide grosse Bon Jovi Fan und meine Freundinen aus dem Bon Jovi Forum ermöglichen es mir im Juli auf das Konzert in Mannheim zu gehen. Jetzt kommen in mir aber so die Erinnerungen hoch, als Norbert mir 2008 die Karte fürs Konzert in Frankfurt gekauft hat und wie ich Nachts heimgekommen bin und ihm davon erzählt habe.
Dieses Jahr wird keiner auf mich warten und das macht mich so truarig. Machmal denke ich ich könnte ihn einfach anrufen. Wird das irgendwann mal aufhören so weh zu tun?
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  #2  
Alt 10.04.2011, 20:33
Kamuffel Kamuffel ist offline
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Standard AW: Hört das irgendwann auf weh zu tun?

Ich weiß wie es Dir geht... Mein Mann ist im August 2010 gestorben. Alles ist sehr leer und still. .... Man dreht sich im Kreise und weiß nicht mehr wo das Zuhause ist.... . Eine Chefin von mir erzählte mir aus ihrer eigenen Erfahrung heraus, deren Mann vor Jahren verunfallt ist, daß es Jahre braucht bis man sein Inneres wieder gefunden hat und man soll sich Zeit lassen. Aber wie man das anstellen soll, das hat sie mir auch nicht erklärt... Falls Du möchtest schreibt eine PN.
Ganz liebe und doll gedrückt
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  #3  
Alt 13.04.2011, 15:22
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Birne Birne ist offline
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Standard AW: Hört das irgendwann auf weh zu tun?

Liebe Faith,

mein Mann ist am 8.4.2010 an Darmkrebs verstorben. Ich habe hier im Angehörigenforum unter "Kann es nochmal besser werden" viel Unterstützung, Trost und Tipps bekommen.
Auch jetzt, ein Jahr nach seinem Tod fehlt er mir - fast so wie am ersten Tag. Mein Lebensmittelpunkt fehlt, ich fühle mich leer und verlassen. Es ist mir, als wurde ir das Herz rausgerissen. Freundinnen, Verwandte, Arbeit - alles Hilfsangebote und gut gemeint - aber sie bringen mein Liebstes auf dieser Welt nicht zurück. So muss ich leben mit der Hoffnung, dass es vielleicht ein "Irgendwann, Später wieder" gibt.
Ich wünsche es mir so sehr von Herzen.
Glaub mir, ich kann gut nachfühlen, wie es dir geht.

Hier ein Gedicht, dass - glaube ich, auch dir aus dem Herzen spricht:

Memento
Vor meinem eigenen Tod
ist mir nicht bang.
Nur vor dem Tod derer,
die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
Das Gehen schmerzt nicht halb so
wie das Bleiben.
Der weiß es wohl,
dem Gleiches widerfuhr
-und die es trugen, mögen mir vergeben.
Bedenkt: Den eigenen Tod,
den stirbt man nur,
doch mit dem Tod der anderen
muß man leben.
Mascha Kaleko

Liebe Faith,
dir alles alles Liebe. Ich hoffe, du findest bald ein wenig Trost.

Von ganzem Herzen

Elbi
__________________


Mein lieber lieber Schatz
*14.07.1950 +08.04.2010

Ich würde Jahrtausende lang die Sterne durchwandern, in alle Formen mich kleiden, in alle Sprachen des Lebens, um dir Einmal wieder zu begegnen. Aber ich denke, was sich gleich ist, findet sich bald.
(Friedrich Hölderlin, Hyperion)

Geändert von Birne (13.04.2011 um 15:24 Uhr)
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  #4  
Alt 15.11.2011, 03:43
Faith Faith ist offline
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Standard Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance

Vieleicht kennen mich einige hier noch. Mein Schatz war im Dezember 2009 an Darmkrebs erkrankt und ist im Ferbruar 2011 nach einem schweren Kampf gestorben. Ich möchte hier über ihn und mich schreiben. Ich hoffe es wird mir helfen endlich wieder leben zu können.
__________________
Mein geliebter Patner Norbert
Dezember 2009 Darmkrebs, Metastasen in der Leber
Dezember 2009 Darm OP
Komplikationen Eiter in der Wunde, offene Darmfistel
2010 Chemo,
Oktober 2010 Metastasen haben sich verkapselt
Januar 2011 Norberts Zustand verschlechtert sich
2. Ferbruar 2011 Norbert ist für immer von mir gegangen
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  #5  
Alt 15.11.2011, 06:14
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Jutta Jutta ist offline
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Standard AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance

Liebe Faith,

ich wünsche es dir von ganzem Herzen, daß dir der Austausch hier hilft, wieder deinen Weg zu finden
__________________
Jutta
_________________________________________




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  #6  
Alt 15.11.2011, 06:47
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Eithne_1982 Eithne_1982 ist offline
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Standard AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance

Liebe Faith,

alles aufzuschreiben wird bestimmt schwierig, aber ich glaube, auf lange Sicht wird es dir helfen und gut tun. Ich freue mich schon, eure Geschichte zu lesen :-)

*drück dich*
__________________
Mama:
19.03.2010 : Diagnose Darmkrebs
29./30.03.2010 : CT und MRT; inoperable Lebermetastasen
03.04.2010 : Staging T3N1M1 Grading G2
04.2010 - 06.2010 : Radiochemotherapie,
30.06.2010 : CT: Metas unsichtbar, Tumor kleiner
21.07.2010 : DarmOP (Stoma-Legung), Metas weg
18.08.2010 : Adjuvante Chemo mit 5FU
25.10.2010 : hepatische Metas im CT wieder da :-(
Anfang 2011: 3x SIRT (jede Metas)
16.06.2011: Jetzt doch OP?
11.07.2011 : friedlich voraus gegangen
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  #7  
Alt 16.11.2011, 01:40
Faith Faith ist offline
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Standard AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance

Danke euch beiden.

Also das ganze hat damit angefangen mit der Heirat von meinem Bruder. Meine Schwägerin hatte einen Stiefbruder mit dem sie nicht Blutsverwandt war und der schon viele Jahre in Frankfurt am Main lebte. Als ich dann zu Ostern mit meiner Schwägerin nach Frankfurt gefahren bin um ihren Bruder für die Feiertage abzuholen lernte ich den Mann kennen mit dem ich die nächsten 25 Jahre meines Lebens verbrungen habe und den ich jetzt so sehr vermisse.
Meine Schwägerin hatte mir vor ihrem Bruder immer Angst gemacht, wie ich jetzt weiss hat sie immer versucht alle zu ihren Gunsten zu manipulieren. Sie und Norbert hatten eine Art Verhältniss. Er hatte ihr ihre Wohnung in Saarbrücken eingerichtet und ihr auch so bei allem geholfen. Als sie genug von ihm hatte wollte sie nichts mehr von ihm wissen. Auch das Verhältnis zwischen Norbert und seinem Vater war sehr schlecht, er war der Grund warum Norbert nach Frankfurt gegangen war.
Norberts Mama war gestorben als er 11 Jahre war. Norbert Vater hatte den Jungen damals losgeschickt um den Arzt zu holen, dieser dachte wenn da ein kleiner Junge kommt wird es schon nicht so schlimm sein, als er dann nach Stunden kam war alles zu spät. Diese Saxhe hat immer zwischen Norbert und seinem Vater gestanden. Als der Vater dann noch Norbert sagte er solle sich von mir trennen ich wäre nicht die richtige Frau für ihn hat er total mit ihm gerochen. Er hatte sich er einige Tage vor dem Tot seine Papas wieder mit ihm versöhnt.

So das wars für heute. Mal sehen vieleicht gehts morgen weiter.
__________________
Mein geliebter Patner Norbert
Dezember 2009 Darmkrebs, Metastasen in der Leber
Dezember 2009 Darm OP
Komplikationen Eiter in der Wunde, offene Darmfistel
2010 Chemo,
Oktober 2010 Metastasen haben sich verkapselt
Januar 2011 Norberts Zustand verschlechtert sich
2. Ferbruar 2011 Norbert ist für immer von mir gegangen
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  #8  
Alt 17.11.2011, 01:17
Faith Faith ist offline
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Standard AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance

Ja wir haben Norbert in Frankfurt abgeholt und nach Völklingen zu seinem Vater und seiner Stiefmutter gefahren. Norbert hat mich dann eingeladen über Ostern mit meinem Bruder und meiner Schwägerin bei ihm zu übernachten. Ich habe gerne zugestimmt, denn irgendwie fühlte ich mich zu diesem Mann hingezogen.
Am Abend hatte ich dann mit Norbert eine angeregte Diskusion. Er übertug die Ablehnung gegen seine Schwester auch auf meine Eltern. Wir hatten schon ein bisschen Bier getrunken und so diskutierte ich ordentlich mit ihm, obwohl ich damals noch sehr schüchtern war. Ich sagte ihm er könnte meine Eltern nicht verurtilen, wenn er sie nicht kennt. Norbert gefiehl wie ich mit ihm umging und hat mich eingeladen ihn in Frankfurt zu besuchen. Ich stimmte zu und so wurden wir zu einem Paar. Wir mussten gar nicht viel darüber reden es war einfach so.
Die nächsten vier Jahre machte ich meine mittlere Reife fertig und machte eine Lehre als Metzgereifachverkäuferin. Als ich meine Prüfung hatte meinte Norbert dass ich zu ihm nach Frankfurt kommen soll. Ich bin gerne zu ihm gekommen. Wir hatten ja vor so schnell wie möglich in sein Elternhaus nach Völklingen zu ziehen. Da Norbert sich dann aber mit seinem Vater total verstritten hatte wurde aus der kurzen Zeit 21 Jahre.
__________________
Mein geliebter Patner Norbert
Dezember 2009 Darmkrebs, Metastasen in der Leber
Dezember 2009 Darm OP
Komplikationen Eiter in der Wunde, offene Darmfistel
2010 Chemo,
Oktober 2010 Metastasen haben sich verkapselt
Januar 2011 Norberts Zustand verschlechtert sich
2. Ferbruar 2011 Norbert ist für immer von mir gegangen
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  #9  
Alt 17.11.2011, 16:53
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Eithne_1982 Eithne_1982 ist offline
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Standard AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance

Wie alt warst du denn dann, als ihr euch kennen gelernt habt? Du musst ja noch ziemlich jung gewesen sein, oder? War dann ein deutlicher Altersunterschied zwischen euch, oder lebte er schon so früh alleine?

25 gemeinsame Jahre... Man man, so lange, und doch viel zu wenig.

Liebe Faith, ich lese gerne weiter, aber versuch auch, nachts ein wenig Schlaf zu bekommen, ja? ;-)

__________________
Mama:
19.03.2010 : Diagnose Darmkrebs
29./30.03.2010 : CT und MRT; inoperable Lebermetastasen
03.04.2010 : Staging T3N1M1 Grading G2
04.2010 - 06.2010 : Radiochemotherapie,
30.06.2010 : CT: Metas unsichtbar, Tumor kleiner
21.07.2010 : DarmOP (Stoma-Legung), Metas weg
18.08.2010 : Adjuvante Chemo mit 5FU
25.10.2010 : hepatische Metas im CT wieder da :-(
Anfang 2011: 3x SIRT (jede Metas)
16.06.2011: Jetzt doch OP?
11.07.2011 : friedlich voraus gegangen
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  #10  
Alt 18.11.2011, 01:31
Faith Faith ist offline
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Standard AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance

Schön dass du mitliest. Es tut gut über ihn zu schreiben. Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen weil ich Nachts schreibe. Ich arbeite zur Zeit Nachts. Das schreiben hilft mir nach der Arbeit etwas runter zu kommen nach der Arbeit. Zu unserm Altersunterschied, Norbert war 19 Jahre älter als ich und als wir zusammen gekommen sind war ich 20. Dieser Altersunterschied war aber nie ein Problem für uns.

Als ich nach Frankfurt gekommen bin hatte Norbert unsere Einzimmerwohnung schon komplett eingerichtet. Das war ein kleines Problem zwischen uns, aber ich hab mich nie darüber beschwert. Norbert war sehr dominant. Vieleicht liegt das auch daran dass er so lange allein gelebt hat. Er hat immer alles ausgesucht und ich hab mich darüber gefreut. Bis dahin hatte ich ja auch noch nicht viel gehabt. Unsere Familie hatte nicht viel Geld. Norbert hat mir jeden Wunsch erfüllt.
Wir wohnten im 5.Stock in einer Altbauwohnung im Frankfurter Bahnhofsviertel. Das Haus war im Besitz von Norbert Chef und die Metzgerei befand sich im Erdgeschoss. Das erste Jahr habe ich nicht gearbeitet. Norbert wollte dass ich Zeit habe mich einzuleben. So konnte ich auch immer wenn ich Heimweh nach meiner Familei hatte mal einen Besuch im Saarland machen.
Nach einem Jahr hatte eine Verkäuferin in Norbert Betrieb aufgehört und Norberts Chef meinte, was ist denn mit deiner Freundin, die hat doch Verkäuferin gelernt, will sie nicht bei uns arbeiten. Ich habe mich vorgestellt und hatte meine Arbeitsstelle.
Ab jetzt waren Norbert und ich Tag und Nacht zusammen. Der Betrieb war uns sehr ans Herz gewachsen. Es war ein richtig kleiner Familienbetrieb und wir hatten immer Familienanschluss. Als die Tochter von unserm Chef und ihr Mann das Geschäft übernommen haben wurde das Verhältnis noch besser. Die beiden sind in meinem Alter und wir hatten ein Freundschaftliches Verhältnis. Als der Betrieb am Anfang der Übernahme nicht so gut gelaufen ist haben Norbert und ich sogar auf einen Teil von unserm Lohn verzichtet bis es wieder besser lief.
__________________
Mein geliebter Patner Norbert
Dezember 2009 Darmkrebs, Metastasen in der Leber
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Oktober 2010 Metastasen haben sich verkapselt
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2. Ferbruar 2011 Norbert ist für immer von mir gegangen
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  #11  
Alt 27.11.2011, 02:01
Faith Faith ist offline
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Standard AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance

Obwohl ich heute frei habe kann ich mal wieder nicht schlafen, also will ich mal wieder etwas schreiben.

Norbert und ich sind irgendwann vom 5.Stock in den 3. gezogen. Da hatten wir dann eine schöne zwei Zimerwohnung. Nur von an ist uns alles über den Kopf gewachsen. Norberts Vater war inzwischen gestorben und er hatte das alte Häuschen im Saarland geerbt. Wir hätten damals unsere Zelte in Frankfurt abbrechen sollen und in das Häuschen ziehen, aber wegen unserer Arbeit haben wir das nicht gemacht. Also haben wir versucht das Haus zu halten. Sind in unseren Urlauben immer hin und haben versucht alles in Ordnung zu bringen. Das ganze hat eine Menge Kraft gekostet und finanziel hat es uns auch erschlagen.
Irgendwann hat Norbert durch seine Diabetis, die viel zu spät erkannt wurde ein offenes Bein bekommen. Die Ärzte haben daran herumgedoktert, aber es ist nicht geheilt. Irgendwann ist mein kleiner Dickkopf dann nicht mehr zum Arzt. Er hat sich jeden Tag das Bein selbst verbunden und hat so ahre gelebt.Wir sind dann nicht mehr in unser Haus gefahren weil durch die Wunde Norberts Bein immer dicker wurde und er in keine Schuhe mehr kam. Auch diese Sache haben wir durch unsere Liebe bewältigt. Mein Norbert hat nie geklagt. Er hatte ja seine grosse Leidenschaft, seinen Computer. Da hat er manchmal Nächte drangesseen, ja so wie ich heute.
Irgendwann hat er angefangen Musik aus dem Internet hochzuladen. Später waren es dann Live Konzerte. Eine Band hatte es uns besonderst angetan und zwar die Jungs von Bon Jovi. Als die dann 2007 ein Konzert in Frankfurt gaben hat Norbert gemeint, wenn er schon nicht hin kann soll ich gehen und ihm dann Bericht erstatten. Norbert war auch der dem ich es zu verdanken habe dass ich dann ins BJ Forum kam. Wenn ich die lieben Leuten in unserer schwersten Zeit nicht gehabt hätte wäre ich vieleicht nicht mehr hier.
__________________
Mein geliebter Patner Norbert
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  #12  
Alt 27.11.2011, 11:57
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Eithne_1982 Eithne_1982 ist offline
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Standard AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance

Liebe Faith, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Das muss eine schwierige Zeit gewesen sein. Dein Norbert kann ja gar nicht mehr viel aus dem Haus gegangen sein. Toll, dass ihn das nicht runter gezogen hat und ihr das als Paar gemeinsam durchgestanden habt.

Durch deinen Beitrag habe ich aber auch einen ganz dicken Klos im Hals bekommen, denn Bon Jovi war auch Mamas und meine große Leidenschaft. Keine Tour haben wir verpasst seit 1994 Crossroads erschien. Am 13. Juli war das letzte Konzert in Düsseldorf. Mama hat es um zwei Tage verpasst. Der Gang dahin war schwerer als die Beerdigung, so blöd es vielleicht klingen mag und "In these Arms" war kaum zu ertragen. Trotzdem werde ich beim nächsten Mal wieder dabei sein.
__________________
Mama:
19.03.2010 : Diagnose Darmkrebs
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03.04.2010 : Staging T3N1M1 Grading G2
04.2010 - 06.2010 : Radiochemotherapie,
30.06.2010 : CT: Metas unsichtbar, Tumor kleiner
21.07.2010 : DarmOP (Stoma-Legung), Metas weg
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16.06.2011: Jetzt doch OP?
11.07.2011 : friedlich voraus gegangen
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  #13  
Alt 27.11.2011, 14:36
Faith Faith ist offline
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Standard AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance

Ja die Jungs sind schon was ganz besonders. Als wir 2010 erfahren haben dass sie 2011 wieder auf Tour in Deutschland sind hab ich Norbert gefragt ob ich hingehn kann. Er meinte es wäre ihm lieber wenn nicht. Es ist dann leider anderst gekommen. Ich war dieses Jahr auf zwei Bon Jovi Konzerten in München und in Mannheim. Mannheim war supper. Ich hatte eine liebe Freundin dabei. Ich hatte mir immer gewünscht Haleluja mal live zu hören. War unser Lieblingslied. Als die Jungs zum zweiten mal von der Bühne gingen hab ich zu Moni gesagt, jetzt hör ich das wieder nicht,aber dann haben sie noch eine Zugabe gegeben und rat mal was sie gesungen haben. Ich hab nur in den Himmel gesehen und danke gesagt.
Übrigens am letzten Wochenende waren Moni und ich in Lorsch bei einer Coverband von Bon Jovi. Die Jungs heissen Bounce und sind echt spitze. Mir hilft die Musik wirklich viel weiter. Das schlime bei mir ist aber immer noch dass ich mich körperlich nicht richtig erhole. Ich hab ja Norbert gepflegt und bin noch arbeiten gegangen. Ende Oktober letzten Jahres bin ich dann auf der Arbeit zusammen gebrochen und mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus gebracht worden. Ich bin dann auf eigene Verantwortung Abends wieder heim, weil Norbert ja allein war. Irgendwie kann ich nicht mehr die Leistung bringen wie vorher.
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  #14  
Alt 04.12.2011, 02:00
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Standard AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance

Norbert hatte vor ein paar Jahren einen Arbeitsunfall und zwar hatte er sich mit einer Maschine den rechten Zeigefinger bis zum Mittelglied abgetrennt. Das war eine schlimme Sache, aber auch das konnte meinen Mann nicht erschüttern. Ich kann mich noch erinnern er hatte zuerst aus der Maschine das Stück Finger geholt, aus dem Gefrierhaus Eis geholt und das Stück in eine Tüte mit dem Eis gesteckt, dann ist er zu unserm Chef und hat gemeint er müsse ihn mal ins Krankenhaus fahren.
Durch diesen Unfall ist er dann zu meiner Hausärztin gekommen. Die hat dann festestellt dass er Diabetis hat und hat ihn mit Tabletten behandelt. Sie hat ihn dann auch zu einem befreundeten Arzt geschickt der dann sein Bein behandelt hat. Dieser Arzt war ein älterer Chirurg der in einer Schönheitsklinik arbeitet und nur solche Fälle behandelt. Mein Norbert ist über ein Jahr zwei mal die Woche in die Klinik und das ganze hat sich gelohnt. Die Wunde wurde immer kleiner.
Jetzt hätten wir endlich wieder ein normales Leben beginnen können, aber aus irgendeinem Grund ging es Norbert immer schlechter. Er sagte mal zu mir er würde sich fühlen als wären seine Akkus leer und würden sich nicht mehr aufladen. Als er das letzte mal zu seinem Chirurgen gegangen ist, hat er mich gebeten mitzugehn. Ich bin an diesem Morgen so erschrocken. Mein einst so starker Mann konnte keine zehn Schritte gehen ohne stehen zu bleiben. Am nächsten Tag sind wir dann zur Hausärztin die zuerst vermutete dass es etwas mit dem Herzen zu tun hat, aber eine Blutuntersuchung zeigte wie schlimm sein Zustandwirklich war.
__________________
Mein geliebter Patner Norbert
Dezember 2009 Darmkrebs, Metastasen in der Leber
Dezember 2009 Darm OP
Komplikationen Eiter in der Wunde, offene Darmfistel
2010 Chemo,
Oktober 2010 Metastasen haben sich verkapselt
Januar 2011 Norberts Zustand verschlechtert sich
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  #15  
Alt 04.12.2011, 12:57
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Eithne_1982 Eithne_1982 ist offline
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Standard AW: Wir haben so gekämpft, dabei hatten wir nie eine Chance

...das nennt man wohl eine dramatische Pause...

Liebe Faith, mir war gar nicht bewusst, wie viel und lange ihr mit den verschiedensten Problemen kämpfen musstet! Ihr wart beide so tapfer, es ist einfach nicht fair, dass es immer schlimmer statt besser wurde.

Irgendwie hab ich das Gefühl, dass es häufig so ist. Bei uns ging es zwar nicht über so lange Zeit, aber auch ich hab das Gefühl, dass es wie ein Schneeball war. Erst gehen Kleinigkeiten schief und dann wirds immer größer und man ist nicht mehr Herr darüber :-(

Ich lass mal liebe Grüße hier und drück dich virtuell ganz feste!
__________________
Mama:
19.03.2010 : Diagnose Darmkrebs
29./30.03.2010 : CT und MRT; inoperable Lebermetastasen
03.04.2010 : Staging T3N1M1 Grading G2
04.2010 - 06.2010 : Radiochemotherapie,
30.06.2010 : CT: Metas unsichtbar, Tumor kleiner
21.07.2010 : DarmOP (Stoma-Legung), Metas weg
18.08.2010 : Adjuvante Chemo mit 5FU
25.10.2010 : hepatische Metas im CT wieder da :-(
Anfang 2011: 3x SIRT (jede Metas)
16.06.2011: Jetzt doch OP?
11.07.2011 : friedlich voraus gegangen
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