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  #1  
Alt 05.07.2009, 13:26
Jafe Jafe ist offline
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Standard Ich habe Krebs! und mein Kind?

Hallo Ihr Lieben,
mein kleiner ist gerade 9 Jahre alt geworden. Seine Klassenkameraden haben ihm in der Schule erzählt: Wenn Deine Mama Krebs hat, ist sie bald tot!"
Woher wollen sie das wissen. Doch wohl von ihren Eltern, weil diese geben kaum noch einem der Freunde die Erlaubnis, hier zu meinem Sohn zu kommen. Vorher haben sie sie hier nicht wegbekommen. Ist diese Krankheit ansteckend?
Meine Onkologin hat mir bei Beginn der Behandlung ans Herz gelegt, einigen "Leuten " zu sagen es ist nicht ansteckend. Da habe ich gedacht: Hallo wo lebe ich, das weis doch jeder! Nein anscheinend nicht!
Jetzt hat mein Sohn das Klassenziel nicht erreicht, weil er seit meiner Erkrankung den Schulunterricht nicht mitverfolgt, sich hinsetzt und den lieben Gott, einen lieben Mann sein lässt. Das fällt der Lehrerin ein, uns jetzt zu sagen. Die Hausaufgaben waren immer super erledigt, wenn er sie unter meiner Aufsicht gemacht hat. Erst sagt sie, dass wird ihr Sohn schaffen. Er hat keine Probleme mit dem kognitiven Denken, es ist etwas seelisches! Klar ist es das. Einen Termin bei einem Therapeuten? Alle drei bis vier Monate. Da war es bereits zu spät. Habe mit meinem Kind geredet, aber was Mama sagt ist ja nicht so wichtig, wie das, was die anderen sagen. Und die haben gesagt, ich sterbe bald. Was soll so ein kleines Köpfchen davon halten? Es ist zum Mäusemelken. Habt Ihr auch derartige Erfahrungen gemacht. Haben die "nicht Betroffenen" einen an der Waffel. Haben wir die Pest oder Cholera?
LG
Petra
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Wenn Du einen Rosenstrauch willst, pflanze keinen Tomatensamen. Wenn Du Freundlichkeit willst, pflanze keine Gleichgültigkeit. (Adolph Kolping)
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  #2  
Alt 05.07.2009, 13:54
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anthierry anthierry ist offline
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Standard AW: Ich habe Krebs! und mein Kind?

Hallo Petra,
die halbe Nacht habe ich mir den Kopf zerbrochen, ob ich auch einen Thread eröffne, welcher die Problematik Krebs und Kinder (eher Pubertierende) aufgreift, da ich gestern wieder mal ziemlich fassungslos den Reaktionen meiner Jungs gegenüberstand.
Meine reagieren zumeist sehr "rotzig" - was ja im pubertären Alter nicht ungewöhnlich ist - aber mich sehr belastet, weil ich es zum Teil rücksichtlos finde. Nun sollen sie mich ja nicht wie ein rohes Ei behandeln, aber manchmal treibt es mich zu heulen. Meine Onkologin ist der Meinung, dass sie so reagieren aus einer Art Selbstschutz heraus und weil sie damit nicht klar kommen.
Hilfe im Haushalt bekomme ich so gut wie keine - nein Mutter ist sogar nicht soetwas wie Haushälterin, Dienstbotin, Wäschefrau, Köchin usw. Sicher auch eine Erziehungsfrage. Vor meiner Krankheit hatte hier jeder in der Familie seine Aufgaben, sonst hätte das beim meinem Job ja gar nicht funktioniert. Aber jetzt wird prinzipiell gemurrt wenn Aufgaben verteilt werden, von allein sieht sowieso keiner ertwas und immer mit der Begründung ich wäre ja daheim und könnte alles langsam machen so dass es mich nicht anstrengt. Ich bin nicht nur enttäuscht und entsetzt, da ich alles für meine Eltern tun würde, damit es ihnen gut geht und sie es leichter haben. Ich bin ratlos...Habe ich ihnen zuviel abgenommen? Funktioniere ich zu gut, so dass sie glauben, mir würde es blendend gehen? Jammere ich zu wenig?

Vielleicht gibt es hier Userinnen, denen es ähnlich ergeht, sonst muss ich mich ernsthaft fragen, ob ich in meiner Erziehung total versagt habe. Zu anderen Menschen sind sie höflich und hilfsbereit - muss ich das nun persönlich nehmen. Geben sie mir etwa schuld daran krank zu sein?

Mein jüngster ist 13, war 8 als ich erkrankte. Er kam vor 2 Jahren mal vom Spielen nach ca. 10 Min. wieder nach oben, hat seine Zimmertür zugeknallt und mich nicht hineingelassen. Ich solle weggehen. Natürlich habe ich nicht lockergelassen. Es stellte sich heraus, dass Tommi geärgert wurde. "Deine Mutter ist ja voll hässlich, hat ne Glatze und ist klapperdürre". Ich war entsetzt. Ausgerechnet ein Junge hatte das gesagt, deren Mutter täglich mit Kippe und Bierglas am Imbiss vor unserem Haus steht und ziemlich "verlebt" aussieht. Für mich kein Grund diese Frau abzuwerten, schließlich ist es ihr Leben. Ich bin dann runter - habe mir die Bande geschnappt und aufgeklärt warum ich so aussehe und dass meine Haare nach der Chemo wieder wachsen etc. Der Kerl macht heute noch einen großen Bogen um mich, obwohl ich sehr ruhig und ausführlich mit denen geredet habe.
In der Schule gings genauso. Keine Unterstützung von den Lehrern - im Gegenteil. Zu meiner Chemozeit häuften sich die Einträge in Tommis Hausaufgabenheft. Meist wegen Lapalien wie unvollständiges Arbeitsmaterial usw. Das hat mich verdammt geärgert!
Tommi war wütend auf mich - zumindest maulig (die Wut hat er unterdrückt), dass bei uns nicht ständig zu Hause ein "öffentlicher Jugenklub" stattfinden kann, weil ich 1. Ruhe brauche 2. vor Bakterien u. Krankheiten geschützt sein möchte und 3. mit meiner schmalen Rente nicht immer noch eine Horde Kinder täglich versorgen kann. Ich betone nicht täglich. Sie haben schon ihre Freiheiten. Aber diese Rücksichtslosigkeit macht mir doch arg zu schaffen.
Heute habe ich Konzertgarten für "Blackmores Night" in der Berliner Zitadelle. Ich freue mich wahnsinnig darauf und bin schon dabei, mich "aufzubrezeln" Kommentar meines 21jährigen: Denke wir müssen sparen...
Ich hab gedacht ich höre nicht recht. Anstatt zu sagen "Hey Mom, das ist ja super, dass du dir mal was gönnst"...
Ist das alles noch normal????

Fassungslose Grüße
Anja
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Erstdiagnose Jan. 2004
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Krebs ist nichts für Feiglinge. Krebs ist eine Erfahrung, auf die ich gern verzichtet hätte.
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  #3  
Alt 05.07.2009, 14:19
Tante Emma Tante Emma ist offline
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Standard AW: Ich habe Krebs! und mein Kind?

Liebe Petra, liebe Anja!

Wenn ich das so lese, bin ich FROH, daß ich mich GEGEN KINDER entscheiden habe!
Diese Entscheidung habe ich allerdings auch ohne Krebs schon so getroffen gehabt und bereue es bis heute nicht.

Ich denke, man muß unterscheiden:
wenn Kinder noch kleiner sind, ists meist das Umfeld, was das Leben verkompliziert. Petra, ich würde vielleicht einfach mal an einem Elternabend in der Schule kurz das Wort ergreifen und erzählen, was mit Dir los ist, daß es NICHT ansteckend ist und Du an den gesunden Menschenverstand der Eltern appellierst, daß sie ihren Kindern einen normalen Umgang mit Deinem Sohn vermitteln. Oder sollen diese Kinder ihr Leben lang mit dem nackten Zeigefinger auf Kranke, Gebrechliche oder Behinderte zeigen??
DAS hat was mit ERZIEHUNG zu tun!

Anja, daß Dein 21-jähriger so reagiert, find ich auch völlig daneben!
Man sollte ja meinen, daß er in diesem Alter durchaus die Tragweite Deiner Krankheit überblickt und ich bin ganz Deiner Meinung: er hätte sich doch wirklich freuen können, daß Du Dir mal was gönnst!!
Ich wünsch Dir einen tollen Abend!

Liebe Grüße,
Tante Emma.
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  #4  
Alt 05.07.2009, 14:35
Jafe Jafe ist offline
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Standard AW: Ich habe Krebs! und mein Kind?

Hallo Anja,
Du hast warscheinlich keine Erziehungsfehler gemacht. Hier läuft es ja genauso. Als wenn ich gar nicht krank bin. Mutter macht ja immer alles. Die Staubflocken stapeln sich in den Ecken, weil ich, wenn ich von der Arbeit kam kaputt und auf allen Vieren ins Bett gekrabbelt bin, weil nichts mehr ging. Gibt es einen Staubsauger? Bin warscheinlich die Einzige, die weis, wie man technisches Haushaltsgerät bedient. Mein Sohn 17 bringt sich zwar um mich um und fragt mich alle 5 Minuten wie es mir geht. Streichelt meine Glatze und sagt, bei seinen 1,90m : meine arme kleine süße Mami. Aber das war es auch schon. Hilfe? Das ist ja Arbeit. Die Jugendlichen scheinen heute alle so zu sein. Natürlich sind wir auch schuld, da Arbeit, Haushalt etc. manchmal an Workerholic grenzt und wir es auch schaffen. Aber es sind ja nicht nur meine Kiddis, sondern auch mein GG. Er ist jetzt gemütlich zum Alltag zurückgekehrt, da seine Frau ja immer alles geschafft hat. Sie ist ja so taff. Das wird sie jetzt auch schaffen.
Denke, dass Deine Onkologin recht hat. Sie stehen der Situation ein wenig hilflos gegenüber und betreiben dadurch am besten die Vogel Strauß Politik. Nur mache ich mir wirklich Gedanken, dass mein Kleiner da einen seelischen Schaden davonträgt, da er sehr sensibel ist. Könnte die ganzen Psychiologen mit ihren Terminen, da ich es als recht dringlich ansehe, dass ihm geholfen wird. Ich persönlich kann in meiner Umwelt auf Personen verzichten, die meinen sich anzustecken. Aber sie müssen es doch nicht über ihre Kinder austragen.
Man kann auch keinem einen Tip geben, wie er sich verhalten soll. Ich meine in Bezug auf Deine Kinder. Jeder ist da anders und wie man es häufig macht, ist es verkehrt. Ich lasse meine jetzt schon mal links liegen. Habe die Gefriertruhe voll mit Bofrostgerichten, die mein Großer sich mal mit fast 18 nur in die Pfanne hauen muss. Tut er es nicht, muss er eben hungern. Ich kann eben nicht, wenn ich 8 -10 Stunden gearbeitet habe. Dann bin ich fertig mit Schönschreiben. Ich räume auch sein Zimmer nicht mehr auf. Das kann er denke ich allein und wenn er es nicht tut, muss er eben Staubflocken schlucken. Pech gehabt. In dieser Hinsicht bin ich rigoros. Vielleicht sprichst Du einfach mal mit Deiner Bande und legst ihnen Deinen Gefühle auf den Tisch. Vielleicht kommen sie dann mal ans Nachdenken. Es ist schwierig. Vor allen Dingen als Alleinerziehende.
Alles Liebe
Petra
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  #5  
Alt 05.07.2009, 14:49
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Mary-Lou Mary-Lou ist offline
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Standard AW: Ich habe Krebs! und mein Kind?

Heute, drei Jahre nach Diagnose und mit genügendem Abstand, glaube ich auch, dass dieses "Rumgezicke" der Kinder so eine Art Selbstschutz ist und eben das, was sie eigentlich immer als Heranwachsende tun - ein Austesten der Grenzen.

Meine Beiden sind zwischenzeitlich 20 und 17 Jahre alt und ich bin mir eigentlich sicher, dass ich sie mit den nötigen sozialen Kompetenzen erzogen habe. Das funktioniert allerdings nicht immer bzw. so wie ich es mir wünschen würde, aber wahrscheinlich liegt es ganz einfach dann auch an einer falsche Erwartungshaltung unsererseits. Mir hat es auch oft weh getan, wenn meine Zwei in der Chemo-Zeit mein Befinden mehr oder weniger ignoriert haben. Allerdings muss ich rückblickend sagen, dass sie wahrscheinlich eben doch versucht haben, meine Krankheit zu verdrängen so im Sinne, wenn man nicht darüber redet ist es auch nicht da

Heute stelle ich nun fest, dass vor allem meine Tochter, die im Gegensatz zum Sohn noch zuhause wohnt, doch schon sehr besorgt ist, wenn mal gerade wie momentan die Nachsorgeuntersuchungen Unregelmäßigkeiten aufweisen und sie mich dann zeitweise sogar richtig betütelt.

Jafe, sicherlich hast Du auch mit den Lehrern ein Gespräch gesucht und sie auf Deine Behandlung hingewiesen. Ich hatte damals mit der Rektorin ein langes Gespräch, nachdem ich nicht zu jedem Lehrer einzeln gehen wollte und sie gebeten, mich bei eventuellen Problemen sofort zu kontaktieren. Allerdings muss ich zugeben, dass ich seither nie mehr zu einem Elternabend gegangen bin, sondern meinen Mann vorgeschickt habe. Was bei uns eben auch einfacher war, da meine Kinder logischerweise altersmäßig selbständiger sind als Dein 9jähriger. Für sie war es dann zu der Zeit ein wichtiger Schritt in die Eigenverantwortung, wobei sie eben auch wissen, dass sie bei Problemen immer auf mich zählen konnten und können. Den ersten Kontakt mit den Eltern der Klassenkameraden (zumindest auf Schulebene) hatte ich dann erst wieder letztes Jahr bei der Abifeier meines Großes, mit Absicht noch schicker gestylt als sonst und eben wieder mit kompletter Frisur (wahrscheinlich so eine Art Selbstschutz meinerseits).

Ich habe damals in der Chemozeit trotzalledem versucht sehr viel Zeit mit meinen Kindern zu verbringen und auch immer das Gespräch gesucht. Und ich glaube auch, dass das eben halt auch wichtig ist, dass man auch die Ängste und Sorgen der Familie wichtig nimmt.

Anja, ich wünsche Dir viel Spass bei dem Konzert heute, vielleicht wollte Dein Sohn ja gefragt werden, ob er mitgehen möchte.

Übrigens gab und gibt es bei mir zwischenzeitlich klare Ansagen im Sinne von "Du staubsaugst heute" oder "Du räumst jetzt den Tisch ab" und so hat zwischenzeitlich meine Tochter u.a. die eigenverantwortlichen Aufgaben übernommen, ihr Bad selber zu putzen und auch ihr Zimmer selber in Ordnung zu halten.

Zitat:
DAS hat was mit ERZIEHUNG zu tun!
Liebe Emma, ich fürchte, da musst Du dann schon auch die Eltern der Kiddies "um"erziehen, denn was Hans nicht lernt . . .

Grüße
__________________

****************
„Die hellen Tage behalte ich, die dunklen gebe ich dem Schicksal zurück“
Zsuzsa Bánk

Geändert von Mary-Lou (05.07.2009 um 14:51 Uhr)
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  #6  
Alt 05.07.2009, 14:55
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anthierry anthierry ist offline
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Standard AW: Ich habe Krebs! und mein Kind?

Ach Petra,

meist entschuldigen sie sich danach für blöde Sprüche und Aussprachen haben wur schon oft bis zum Erbr....gehabt. Es geht dann mal ein paar Tage besser.
Ich verstehe ja auch die Kinder. Diesem Druck dem sie bereits schon ausgesetzt sind und dann noch Angst um die Mutter bzw. davor was wird wenn sie nicht mehr da sein würde. Unsere Gesellschaft wird immer kälter. Alles dreht sich um Kommerz und Perfektionismus. Kein Wunder, dass die Kinder so sind. Man muss sich ja nur das Fernsehprogramm ansehen. Aber kann ich zu Hause noch die Kindersperre betätigen??? Früher war das wesentlich einfacher.
Ich bin auch der Meinung, dass jüngere Kinder die Krankheit besser wegstecken. Sie verstehen noch nicht alles ganz und gar und wenn Mama wieder Haare hat usw. dann ist diese für sie geheilt und es besteht keine Gefahr mehr. Hab ich jedenfalls von etlichen Mitpatienten gehört, die kleinere Kinder haben.
Wir müssen wieder egoistischer werden! Irgendwie bin ich immer dabei, etwas gut machen zu müssen. Aber wieso eigentlich? Ich hab mir das nicht ausgesucht. Aber Mütter sind nun mal "ein Fall für sich"...

Ich mach mich jetzt fein, muss noch durch halb Berlin bis zur Zitadelle. Ich bin schon den ganzen Tag aufgedreht und singe deren Lieder...
"In the shadow of the moon"

Einen schönen Sonntag noch. Vielleicht schaue ich heute Abend noch mal kurz ins zu euch rein und berichte...
Morgen geht's zur Arbeit. 14 Uhr Spätdienst, auch darauf freue ich mich. Meine Schmerzen sind heute irgendwie wie weggeblasen und langsam verfliegt auch mein Groll über meine Kids

Lieben Gruß
Anja
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  #7  
Alt 05.07.2009, 14:55
Äpfelchen Äpfelchen ist offline
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Standard AW: Ich habe Krebs! und mein Kind?

Zitat:
Zitat von Jafe Beitrag anzeigen
Ich räume auch sein Zimmer nicht mehr auf. Das kann er denke ich allein und wenn er es nicht tut, muss er eben Staubflocken schlucken. Pech gehabt.
Bravo!

Ich bin alleinerziehende Mutter 3er Kinder (30w, 28m und 17w) und ich 'krebse' seit 2 Jahren rum...
Meine Kleine (wohnt noch zuhause) war knapp 15 als es los ging und sie kam überhaupt nicht damit zurecht. Ignorierte mich, fragte fast nie wie es mir geht, Hilfe nur unter Androhung schwersten Kerkers es war hart, aber wir haben es geschafft.
Mit Hilfe einer guten Therapeutin, die mir auch erklärte, dass meine Tochter so panisch sei, mich zu verlieren, dass sie das Thema Krebs einfach verdrängte. Eines Tages (Monate später) hatten wir dann einen wunderbaren Heulnachmittag, an dem wir uns gegenseitig unsere Ängste gestehen konnte. Seitdem klappt es ganz gut.
Wenn Muttern lebensbedrohlich erkrankt ist, das ist einfach so existenziell und horrormäßig, das packen die nicht. Hinzu kommt ja in diesem Alter eigentlich das Thema Ablösung, wie soll man sich denn von einer Mutter abnabeln, die (vermeintlich) im Begriff ist, den Löffel abzugeben.

Zum Thema Verwöhnung...tja da habe ich auch Fehler gemacht. Als Alleinerzehende hatte ich oft ein megaschlechtes Gewissen, Job, keine Zeit...ich hatte früher zuviel durchgehen lassen und wollte mit zuviel 'Fürsorge' gut machen, was fehlte - der Vater.
Inzwischen bin ich da deutlich klarer geworden, nicht ohne Not, ich habe einfach nicht mehr die Kraft alles zu machen. Aber ich will es auch nicht mehr. Learning by Doing.
Töchterchen muß z.b. auch ihre komplette Wäsche selbst machen, wenn sie das nicht macht, dann sind die Schlüpper eben nicht sauber...selber Schuld, das hat sie aber schnell geschnallt.

Die Idee mit dem Elternabend find ich gut, dass darf doch nicht wahr sein, dass es da so bornierte Leute gibt, die den Kindern das Leben schwer machen.
Vielleicht ist es aber auch so, dass die Eltern Rücksicht nehmen wollen? Im Sinne von, geh da mal nicht hin spielen, vielleicht störst Du??? Kann das sein?

Lieben Gruß
Beate
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  #8  
Alt 05.07.2009, 14:56
Jafe Jafe ist offline
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Standard AW: Ich habe Krebs! und mein Kind?

Zitat:
Zitat von Tante Emma Beitrag anzeigen
Ich denke, man muß unterscheiden:
wenn Kinder noch kleiner sind, ists meist das Umfeld, was das Leben verkompliziert. Petra, ich würde vielleicht einfach mal an einem Elternabend in der Schule kurz das Wort ergreifen und erzählen, was mit Dir los ist, daß es NICHT ansteckend ist und Du an den gesunden Menschenverstand der Eltern appellierst, daß sie ihren Kindern einen normalen Umgang mit Deinem Sohn vermitteln. Oder sollen diese Kinder ihr Leben lang mit dem nackten Zeigefinger auf Kranke, Gebrechliche oder Behinderte zeigen??
DAS hat was mit ERZIEHUNG zu tun!

.

Liebe Tante Emma,
da muss ich Dir vollkommen recht geben. Aber die Erziehung der Kinder hat ja schon bei der Erziehung der Eltern angefangen. Habe es bei einem Klassentreffen versucht. Vielleicht war dies ja auch ein Fehler. Wenn man Eltern im Kindergarten oder Schule kennenlernt, haben die Äußerungen, die häufig fallen, wenig mit gesundem Menschenverstand zu tun. Da kann man oft die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Habe mich aus solchen Diskussionen auch immer raus gehalten, weil es mir einfach zu "blöd" war. Bin auch nie oder nur mal kurz reingeschaut zu irgendwelchen Spielgruppen gegangen. Eltern denken oft : Meine Kinder und Deine Blagen!
Liebe Grüße
Petra
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  #9  
Alt 05.07.2009, 15:08
Jafe Jafe ist offline
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Standard AW: Ich habe Krebs! und mein Kind?

Zitat:
Zitat von Äpfelchen Beitrag anzeigen

Die Idee mit dem Elternabend find ich gut, dass darf doch nicht wahr sein, dass es da so bornierte Leute gibt, die den Kindern das Leben schwer machen.
Vielleicht ist es aber auch so, dass die Eltern Rücksicht nehmen wollen? Im Sinne von, geh da mal nicht hin spielen, vielleicht störst Du??? Kann das sein?

Lieben Gruß
Beate
Hallo Beate,
das mit dem Elternabend habe ich ja in Angriff genommen. Viele Eltern habe ich auch während des Kommunionunterrichtes getroffen und aufgeklärt. Nach außen hin sieht mir keiner meine Krankheit an. Seit Osternurlaub braun gebrannt, eben der Mottenpfiffi, sehe eigentlich recht gesund aus und gebe keinem Anlass mich zu bedauern. Bringe die Krankheit recht locker rüber, weil ich bei keinem das Gefühl des Mitleides hervorrufen möchte. Ich hasse nichts so sehr wie die phrasenhaften Worte des Bedauerns. Sind sowieso nicht so gemeint. Deswegen kann ich mir nicht vorstellen, dass sie mich schonen wollen. Zumal jede Mutter weis, zwei oder drei Kinder, die miteinander spielen, machen weniger Arbeit als eines, was sich langweilt und damit deine Aufmerksamkeit gehäuft fordert.
Liebe Grüße
Petra
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  #10  
Alt 05.07.2009, 15:11
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BarbaraO BarbaraO ist offline
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Standard AW: Ich habe Krebs! und mein Kind?

Liebe Petra,
ich habe mal was für Dich gefunden: http://www.krebs-kompass.org/forum/forumdisplay.php?f=56

Schau da auch mal rein. Es ist das Forum für krebskranke Eltern. Da sind Menschen, die die gleichen Probleme haben wir Du, denn schließlich geht es ja nicht speziell um Brustkrebs sondern um Krebs überhaupt und die dusseligen Aussagen, die ein Kind krank machen können.

Frohes Stöbern.

Lieber Gruß
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  #11  
Alt 05.07.2009, 15:15
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anthierry anthierry ist offline
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Standard AW: Ich habe Krebs! und mein Kind?

Hallo ihr Lieben,

jetzt ist mir echt "ein Stein vom Herzen gefallen" obwohl die Kids ja nun nicht besser ticken.
Aber liebe Beate und MaryLou, da stehe ich nicht allein in weiter Flur und das ist zumindest trostreich.

Den 21jährigen kann ich leider nicht zu einem Therapeuten schleppen und der 13jährige war bis letztes Jahr in Behandlung.
Meine beiden Ältesten sind viel umgänglicher und hilfsbereiter. Sie wohnen aber auch nicht mehr daheim.
Wie sagt man doch "Distanz schafft Nähe" - das scheint so zu sein...

Noch nicht alle Hoffnung aufgebende Grüße
Anja
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Erstdiagnose Jan. 2004
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Krebs ist nichts für Feiglinge. Krebs ist eine Erfahrung, auf die ich gern verzichtet hätte.
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  #12  
Alt 05.07.2009, 15:18
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anthierry anthierry ist offline
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Standard AW: Ich habe Krebs! und mein Kind?

Hallo BarbaraO,
wo hast du das bloß wieder gefunden? Ich habe auch gesucht, aber nichts dergleichen gefunden. Mir ist das mitunter auch zu müßig...
Das werde ich mir nach dem Konzert zu Gemüte führen.

Danke u. lb. Gruß
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Erstdiagnose Jan. 2004
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Krebs ist nichts für Feiglinge. Krebs ist eine Erfahrung, auf die ich gern verzichtet hätte.
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  #13  
Alt 05.07.2009, 15:19
sabsimarie sabsimarie ist offline
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Standard AW: Ich habe Krebs! und mein Kind?

Hallo ihr Lieben,


mein Sohn ist 15 Jahre alt, mein Mann und ich haben ihm im März 2009 gemeinsam von meiner Erkrankung erzählt. Wir haben versucht , es genau zu erklären und haben ihn in die Entscheidung, ob ich Chemo mache oder nicht mit einbezogen. Er redet nicht viel darüber und wenn, dann nur mit mir.
Ich habe auch mit seinem Klassenlehrer gesprochen, habe meinen Sohn aber vorher gefragt, ob er einverstanden ist.
Er packt mich nicht in Watte, aber er hilft mir, besonders in der Woche nach der Chemo.
Einer seiner Mitschülerin hatte Krebs und hat es wohl überstanden, jetzt nach zwei Jahren, geht es ihr gut. Also meint er, das schafft meine Mutter auch.
Ich war nur einmal bei einer Psychologin, im Krankenhaus nach der OP, sie meinte ich hätte alles im Griff. Falls ich mal ein Tief bekommen würde, könnte ich mich ja wieder melden.
Das es bei mir so gut läuft, hilft euch nicht bei Problemen, das ist mir klar.
Aber versucht, mit euren Kindern offen über alles zureden, versucht nicht perfekt zu sein, wenn es gerade nicht geht. Zeigt ihnen, wenn es euch schlecht geht. Die Kids haben Antennen dafür. Spielt ihnen nicht vor, das es euch gut geht, wenn es nicht so ist.
Eure Kids haben euch lieb und sind in Sorge.

Mit ganz viel
Sabine
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  #14  
Alt 05.07.2009, 15:33
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suze2 suze2 ist offline
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Standard AW: Ich habe Krebs! und mein Kind?

zweiter anlauf.

weiß ja nicht obs hierher passt, aber ich war eben so ein "kid" mit kranker mutter. noch heute weiß ich, dass ich intuitiv wusste, dass was schlimmes passiert ist.
ich wollte dann nur flüchten, hatte keine kraft, zu unterstützen.
hab mich sicher sehr komisch verhalten, komisch im sinne von beunruhigend für die familie.

wollte nur sagen, dass es sicher gut ist, möglichst offen zu sein.
und, um ehrlich zu sein, mir hätte es auch geholfen, wenn irgendjemand für mich da gewesen wäre, vielleicht sogar jemand, der/die nicht teil der familie ist und sowieso ganz traurig ist - ich war zb. sehr gerne bei den eltern meiner freundin daheim.

in wien gibt es kindergruppen für kinder, deren eltern krebs haben.
ich denke, das ist sehr hilfreich.

alles gute und viel viel gesundheit kraft und glück
suzie
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  #15  
Alt 05.07.2009, 16:15
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BarbaraO BarbaraO ist offline
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Standard AW: Ich habe Krebs! und mein Kind?

Zitat:
Zitat von anthierry Beitrag anzeigen
Hallo BarbaraO,
wo hast du das bloß wieder gefunden?
Forenfossilien kennen sich eben aus, Anja
Die meisten schauen nur in das Forum ihrer eigenen Erkrankung.
Das ist auch in Ordnung so, denn was haben wir schon bei Prostatakrebs zu suchen?
Aber es gibt hier im KK auch noch andere Foren für alle und die können sehr interessant und hilfreich sein.
Deshalb erinnere ich auch immer an das Forum für Rehabilitation und Nachsorge.
Wenn wir da schreiben würden, dann hätten alle im ganzen KK die Informationen und das wäre so schön überrsichtlich für jeden.

Grüße aus dem sonnig-heißen Hamburg
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