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  #1  
Alt 26.06.2018, 15:33
Beccamaus Beccamaus ist offline
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Heute haben wir die Trauerfeier organisiert . Das war schon hart. Meine Mama, meine Schwestern und ich mussten viel weinen. Aber das schlimmste war alles vom Hospiz abzuholen. Wir mussten alle so weinen. Nun sitze ich hier, die Sonne scheint und ich habe Papa seine geliebte Strickjacke vor der Nase. Es riecht so nach Papa. Es ist so unwahr das ich nun nicht mehr wie gewohnt zu ihn fahre .... und ständig diese dämlichen Aussagen. Er ist erlöst. Er hätte nicht gewollt das du traurig bist. Die Zeit heilt Wunden.... ich kann es jetzt schon nicht mehr hören
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  #2  
Alt 26.06.2018, 20:12
Christin12 Christin12 ist offline
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Liebe Beccamaus,

ich möchte dir mein herzliches Beileid zum Verlust
deines Papas übermitteln.

Es gibt kein Worte, die trösten können. Ich kann keinen
Trost empfinden. Und du hast recht, es gibt einige
Floskeln, die einfach nur überflüssig sind.
“Erlöst” – wer kann das wissen? Nur jemand, der
diesen Weg schon gehen musste und so jemanden kann
man nicht fragen.
Den Satz mit: “Er hätte nicht gewollt ...” habe ich nicht
hören müssen. Er ist in meinen Augen dahergesagt.
Meine Erfahrung ist, dass nur jemand, der bereits einen
Verlust erlitten hat, die richtigen Worte findet.
Ich wünsche dir Kraft und Menschen an deiner Seite,
die dir gut tun.
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  #3  
Alt 27.06.2018, 06:55
Beccamaus Beccamaus ist offline
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Hallo Christin.
Ja das stimmt wohl. Ich habe ein tolle Familie und tolle Freunde. Bei vielen fühle ich mich geborgen. Aber die Außenstehende versuchen immer mit zu trösten mit diesen Floskeln. Einfach sein lassen..... aber eigentlich meinen sie es ja auch nur gut. Wisst ihr... wenn ich mal eine Minute an was anderes denke oder gar mal ein Lächeln über meine Lippen huscht weil mein kleiner (2) wieder was lustiges erzählt hat, erwische ich mich dabei ein schlechtes Gewissen zu haben. Ich denke dann Papa ist böse oder traurig weil wir nicht traurig sind oder ihn vergessen haben. Kennt ihr das Gefühl?
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  #4  
Alt 27.06.2018, 11:35
Vronilein Vronilein ist offline
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Liebe Beccamaus

freue Dich über Deinen Kleinen und auch über andere Dinge.
Sei traurig lass es zu.
Als mein Mann starb war ich einfach nur fassungslos, verzweifelt.
Da kamen die selben Floskeln wie Du sie beschrieben hast. Nimm es hin
für viele ist es Hilflosigkeit. Diese Sachen haben sie schon gehört und gesehen das man sie sagt.
Erst habe ich nur funktioniert, habe leider nichts zugelassen, dachte auch -Du darfst dich nicht freuen usw. hatte Angst ihn zu vergessen- dann kam ein totaler Zusammenbruch und da habe ich gelernt mit meiner Trauer umzugehen.
Jetzt lasse ich auch Wut zu und Enttäuschung. Noch immer kommen Tage an denen ich das Unbegreifliche spüre und das Gefühl habe ich falle in ein ganz grosses Loch. Aber ich kann jetzt besser damit umgehen. Mein Mann ist nun seit 1 Jahr und 4 Monaten tot. Es braucht seine Zeit.
Also lasse Dir die Zeit. Schreie, weine, lache. Denk an deinen Papa.
Viel Glück und alles Gute
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  #5  
Alt 27.06.2018, 14:55
Beccamaus Beccamaus ist offline
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Liebe Vronilein, ja deine Worte sind so ehrlich und wahr zugleich. Man weiß gar nicht wie trauern geht.... Soll man sich eingraben wie man es gerne möchte oder sollte man trotz alledem weiter machen mit all den alltäglichen Dingen und die Trauer "nebenbei" laufen lassen. Wie lange ward ihr zu Hause? Ich weiß das es individuell ist, dennoch möchte ich gern wissen wie lange ihr euch Zeit gegeben habt
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  #6  
Alt 27.06.2018, 19:44
Gerbera Gerbera ist offline
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Liebe Rebecca

Zu erst einmal mein ganz tief empfundenes Beileid! Die Zeit, die kommt, ist schwer.

Deine Frage, wie man trauert, die hab ich mir auch gestellt. Ich habe, mit Hilfe der Psychoonkologin gemerkt, dass es nicht die eine Art zu trauern gibt. Trauern ist immer, überall, egal ob du gerade glücklich bist und lachst oder ob du weinst. Und egal wie und was du tust, es ist richtig. Wenn es dir gut tut, zu weinen, Dinge von deinem Vater anzuschauen, Briefe zu lesen, dich erinnern oder einen traurigen Film schauen und traurig sein und weinen, dann tu es. Und wenn du merkst, jetzt will ich fröhlich sein, jetzt will ich was Schönes unternehmen, dann tu es. Alles stimmt. Manchmal das eine, manchmal das andere.

Wie lange war ich zu Hause?
Mein Vater ist an einem Montag Mittag gestorben. Ich bin dann ins Spital zu meiner Mutter und meinem toten Vater gefahren zusammen mit meinem Mann. Am Dienstag Morgen war ich wieder in der Schule (bin Lehrerin). Ich wusste nicht warum ich zu Hause sein sollte, was sollte ich da auch tun. Am Mittag musste ich aber heim, bin fast im Stehen eingeschlafen, da die Wochen davor sehr kräftezehrend waren. Offiziell bekam ich 3 Tage frei vom Arbeitgeber. Ich habe dann Freitag/Montag/Dienstag frei genommen. War bei meiner Mutter und half die Beerdigung organisieren, Blumen aussuchen etc. Am Samstag, also knapp 2 Wochen nach dem Tod war die Beerdigung. Für die Woche drauf habe ich eine Woche unbezahlt bekommen, da ich merkte dass ich das brauchte, da es auch kurz vor Weihnachten war und ich einfach einen Gang runterfahren musste.
Danach lief arbeitstechnisch wieder alles normal.

Die Trauer aber war dann natürlich nicht vorbei, und wird sie wohl nie. Es kam in Wellen, früher häufiger, jetzt immer in längeren Abständen. Ich war immer freitags sehr traurig, zu wissen, ihn nicht besuchen und sehen zu können. Ich habe eine Kiste mit Sachen von ihm. Briefe von mir an ihn, die er aufgehoben hatte, ein Fotoalbum von unserer gemeinsamen Reise und Texte die er geschrieben hatte, eine Flasche von seinem After-Shave. Und sein Taschenmesser mit seinem Namen eingraviert, dass trug er immer bei sich. Das benütze ich jetzt immer. Diese Kiste nehm ich immer hervor wenn ich ihn riechen will oder Fotos von uns anschauen will.
Mir hat es gut getan zu laufen. ich bin viel spazieren und joggen gegangen. Ich konnte so den Schmerz und die Trauer "wegrennen". Ich hab ein Tagebuch für ihn angefangen zu schreiben. Am Anfgang täglich, jetzt sehr selten. Ich weiss nun, dass ich ihm nicht mehr schreiben muss, um ihm Dinge zu erzählen. Ich kann es nun in Gedanken. Er besucht mich ab und zu in meinen Träumen, ich bin mir sicher, dass er es ist und nicht einfach ein Traum. (habe ein Thema dazu eröffnet). Das hilft mir. Ich weiss nun dass er in mir weiterlebt, dass er in enen anderen Form existiert. Und oft heule ich im Auto auf dem Weg zur Arbeit. Und wie gesagt, die Gespräche mit der Psychoonkolgin sind gut. Am Anfang ging ich alle 2 Wochen, nun alle 2 Monate.
Es wird immer schmerzen aber man kann wohl immer besser damit umgehen. An machen Tagen gut, an anderen gar nicht.

Hör auf dein Herz, es sagt dir was du tun sollst.

Ich wünsche dir alles erdenklich Gute, ganz viel Zeit für Gedanken an deinen Vater und ich wünsche dir, dass du spüren kannst, dass er dich nicht verlassen hat.

Und wegen dem schlechten Gewissen, das musst du nicht! Das würde er nicht wollen. Da bin ich sicher.

Fühl dich umarmt

Geändert von Gerbera (27.06.2018 um 19:50 Uhr)
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  #7  
Alt 27.06.2018, 20:40
Beccamaus Beccamaus ist offline
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Wie spüre ich das er mich nicht verlassen hat? ? ?

Wir haben uns sehr geliebt. Wir haben viel geweint, gelacht, geredet und gekuschelt in der Zeit der Krankheit. Jeden Tag habe ich ihn zum Abschied gesagt das ich ihn liebe.... wohlwissend das es jeden Tag soweit sein könnte. Und dann kam es trotzdem wie ein Hammerschlag. Ganz "plötzlich" hat er sich im stillen abgemacht.... Aber ich weiß das er es dann auch so wollte. Sonst hätte er auf uns gewartet. Ich habe viele Sachen heim, aber es schmerzt zu sehr. Seine Jacke die so nach ihm riecht musste erstmal weg gepackt werden, sonst würde ich zerbrechen....was mit 2 Kindern nicht geht.
Dienstag ist die Beerdigung und ich habe Panik davor. 3 Wochen bin ich jetzt krank geschrieben...dann 2 Wochen Urlaub und tja, ich denke danach werde ich wieder los gehen.
Ich besuche mit Mama und meiner Schwester ab August ein TrauerKaffee. Vielleicht hilft das ja auch um ein wenig verarbeiten zu können.
Ach... er fehlt einfach.... ich würde gern wissen wie ich ihn wieder nah sein kann?
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