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  #1  
Alt 28.08.2019, 22:54
Lana_123 Lana_123 ist offline
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Beiträge: 6
Standard Nun bin ich auch eine trauernde Tochter

Hallo zusammen,
ich hatte mich ursprünglich angemeldet, um vielleicht ein paar wertvolle Ratschläge zu bekommen oder durch die vielleicht doch positiven Lebensgeschichten Hoffnung zu schöpfen, aber leider ging es dann doch so schnell...

Mein Papa (73) hatte zu Beginn des Jahres eine Lungenentzündung. Er war im Krankenhaus, wurde mehrfach geröngt und dann wieder entlassen. Der Husten wurde aber nicht besser. Im März bekam er ein CT und kurz darauf die Diagnose Lungenkrebs, Adenokarzinom - wir können Sie nicht heilen, Ihnen aber Lebenszeit schenken.
Mein Vater, seit jeher eher negativ, ergab sich mehr oder weniger seinem Schicksal, auch wenn er natürlich nicht sterben wollte. Und dann ging es Schlag auf Schlag. Die Schmerzen in der Hüfte waren eine Metastase, aber die Bestrahlung zeigte rasch Wirkung. Dann brach ein Wirbel. Die nächste Metastase. Schwere OP und 7 Wochen Krankenhaus. Dann war er ein paar Wochen daheim, vertrug die Chemo nicht, wurde über den Port ernährt. Zwischenzeitlich wurde klar, dass die Chemo nicht griff und die Leber und der Schädelknochen befallen waren. Trotzdem wollte man es mit der Immuntherapie versuchen. Nach der 1. Gabe bekam er eine Lungenentzündung, eine Sepsis und akutes Nierenversagen. Nach zwei Wochen kam er als Pflegefall heim, blieb ein paar Tage, bis wir ihn wieder ins Krankenhaus bringen mussten. In der darauffolgenden Woche stabilisierte sich sein Zustand, doch nach sechs Tagen verlor er den Kampf. Das Krankenhaus rief an, wir waren bis zum Schluss dabei... Es hat nicht ganz 5 Monate gedauert.

Vor zwei Wochen war die Beisetzung und ich dachte, es wird danach leichter. Wird es aber nicht. Im Gegenteil...
Natürlich sollte es uns trösten, dass er nicht noch mehr erdulden musste. Aber er hat eine riesige Lücke hinterlassen.

Es ist beängstigend, wie diese Krankheit aus einem gesund wirkenden Mann einen Menschen gemacht hat, der am Ende nicht mehr alleine sitzen konnte.
Und wir dachten echt, dass er mehr Zeit hat. Im Bekanntenkreis haben wir ein leuchtendes Beispiel - gleiches Alter, fast identischer Verlauf. Nur mit dem Unterschied, der andere lebt damit jetzt schon anderthalb Jahre. Wir haben so gehofft...

Danke, fürs Lesen und viele Grüße

L.
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  #2  
Alt 29.08.2019, 11:01
Beccamaus Beccamaus ist offline
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Registriert seit: 11.06.2018
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Standard AW: Nun bin ich auch eine trauernde Tochter

Liebe Lana,
ich weiß sehr gut wie du dich fühlst. Unsre Väter haben die selben Diagnose, fast die selben Metastasen. Mein Vater hat es auch nur 1,2 Jahre geschafft. Ich kenne hier andere im Forum die viele Jahre damit leben. Auch ich hätte es mir für meinen Daddy so sehr gewünscht.
Ich kann dir nur sagen das der Schnmerz irgendwann erträglich wird. Das ist einfach so... aber ich habe mir auch sehr viele Errinerung geschaffen. So gibt es im Flur auf meiner Kommode ein Bild von ihn, ich zünde immer eine Kerze an und eine kleine Urne steht dort (haben wir damals mit den Bestatter geklärt). Außerdem trage ich eine kleine Urne als Kette, mit ihm drin. Klingt total komisch, haben glaub ich auch nicht viele Menschen. Aber ich küsse ihn somit mehrmals täglich und es tut mir gut. Mir hat das Lesen sehr viel gebracht, ich habe viel über das "danach" gelesen, viel über Trauerbewältigung, war viel an der frischen Luft und auch dieses Forum hier hat mir viel gebracht. Die Zeit wo er krank war, war schlimmer. Glaub mir das. Jeden Morgen bin ich mit Herzrasen aufgewacht wie der heutige Tag wieder für ihn wird. Ich konnte es nicht mehr ertragen ihn so zu sehen. Jetzt weiß ich das er friedlich "leben" kann, ohne Schmerzen. Man sollte versuchen die guten Gedanken im Kopf zu behalten und die bösen zu verbannen. Die Gespräche, die Begleitung, ihn tot liegen zu sehen usw. das blende ich aus...diese Bilder/Gedanken kommen nur an traurigen Tagen wieder zum Vorschein. Aber die werden weniger....glaub es mir. Ich habe natürlich 2 Kinder und gut Ablenkung. Ich weiß nicht wie es mir dir steht. Auch habe ich ein super Verhältnis zu meiner Mama und meinen 2 Schwestern. Wir haben das zusammen super geschafft und halten immer noch zusammen. Auch das hilft über den Tod eines geliebten Menschen hinweg zu kommen.
__________________
Mein Daddy
* 04.08.1947 25.06.2018

ED: 03.04.2017 (metastasierendes Lungenkarzinom (Adeno))


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  #3  
Alt 01.09.2019, 23:45
Lana_123 Lana_123 ist offline
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Standard AW: Nun bin ich auch eine trauernde Tochter

Hallo Beccamaus,

vielen Dank für deine nette Antwort.

Im Moment überfordert mich das alles. Die 5 Monate waren wirklich schlimm. Wir konnten nicht einmal durchatmen oder uns wenigstens über einen Stillstand freuen. Es kamen NUR schlechte Nachrichten. Wir wussten eigentlich, wie das ausgeht, aber wir haben uns immer wieder Mut gemacht, es zumindest versucht.

Wir wohnen mit meinen Eltern in einem Haus, haben das also auch alles aus nächster Nähe mitbekommen. Ich habe einen Sohn, der mich auf Trab hält und einen guten Job, Freunde, Familie - Ablenkung kommt also von vielen Seiten. Und wahrscheinlich ist es auch einfach noch viel zu früh, aber ich schaffe es nicht, die schlimmen Bilder in eine Schublade zu packen. Im Moment schieben sich sich tagtäglich in meine Erinnerung...

Irgendwann wird's besser, aber im Moment nimmt mich alles so sehr mit :-(

Viele Grüße
L.
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  #4  
Alt 02.09.2019, 09:21
Beccamaus Beccamaus ist offline
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Standard AW: Nun bin ich auch eine trauernde Tochter

Hallo Lana, das soll dich auch mitnehmen und du sollst auch traurig sein. Man muss trauern , ganz klar. Wenn man nicht trauert, holt es einen irgendwann ein. Wichtig ist, dass du offen redest (was du sicher machst) und offen weinst (vor dir vertrauten Menschen). Lass all deine Sorgen/Ängsten/Trauer/Wut/Verzweiflung etc raus. Auch ich habe es hautnah miterlebt, aber ich kann dir sagen, es wird leichter.... vielleicht nicht dieses Jahr, aber nächstes Jahr Stück für Stück. Ich wünsche dir weiterhin ganz viel Kraft.....glg
__________________
Mein Daddy
* 04.08.1947 25.06.2018

ED: 03.04.2017 (metastasierendes Lungenkarzinom (Adeno))


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  #5  
Alt 02.09.2019, 20:32
Clea Clea ist offline
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Standard AW: Nun bin ich auch eine trauernde Tochter

Liebe Lana,
mein aufrichtiges Beileid zum Verlust seines Vaters.
Du bist noch am Anfang eines Weges, der leider weder kurz noch eben oder gerade ist. Es wird rauf und runter gehen, du wirst abbiegen, zurück gehen und andersrum abbiegen und auch stolpern.
Aber bitte versuche immer, weiter zu gehen. So wird es ganz langsam immer ein klein wenig leichter.
Jake 2019 ab, warte, dass es vorbei geht und nimm 2020 als eine Art Ruhejahr an.
Gib dir die Zeit, denke nicht, es muss jetzt ganz schnell wieder alles normal werden, denn das wird es nicht.
Diese Zeit hat dein Vater einfach verdient, sie gehört ihm. Gönne sie ihm.
Ich wünsche dir viel Kraft.
__________________
Meine Ma
17.9.1957-19.2.2017, 59 Jahre, Lungenkrebs mit Hirnmetastasen
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  #6  
Alt 05.09.2019, 15:35
Positiv_Denken Positiv_Denken ist offline
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Beiträge: 102
Standard AW: Nun bin ich auch eine trauernde Tochter

Es tut mir sehr leid dass Du Deinen Vater verloren hast.
Meine Mutter ist letztes Jahr gestorben. Sie hatte nach der Diagnose noch 3 Monate. Die ersten Wochen hatte ich ständig die Bilder ihres Sterbens im Kopf. Ich war sogar zur Hypnose um irgendwie davon loszukommen.
So schlimm die erste Zeit ist. Es wird tatsächlich einfacher. Ich habe immer noch Momente in denen mir die Tränen kommen. Aber das ist auch legitim. Schließlich sind das die wichtigsten Menschen in unserem Leben.

Ich habe viel über ihre Krankheit, ihr Sterben und meine Trauer geredet. Das hat mir geholfen. Heute denke ich so gut wie immer mit einem Lächeln im Gesicht an sie.
__________________
Meine Mutti
*18.09.1946 05.07.2018

ED: Mai 2018. Lebermetastasen mit nicht bekannten Ursprungstumor.
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  #7  
Alt 09.09.2019, 23:34
Lana_123 Lana_123 ist offline
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Standard AW: Nun bin ich auch eine trauernde Tochter

Liebe Beccamaus, liebe Clea, liebe Positiv_Denken,

vielen Dank für eure Worte.

Es ist ja der normale Weg, dass wir unsere Eltern gehen lassen müssen, aber darauf vorbereitet ist man nie. Auch wenn am Ende der Arzt sagte, wir müssen mit Wochen, nicht mehr mit Monaten rechnen - irgendwie verdrängt man es dann doch.

Ich bin immer noch so sprachlos über die Geschwindigkeit. Und darüber, dass er wegen der Metastase an der Hüfte beim Arzt war, noch bevor die Lunge überhaupt Thema wurde. Man hat ihn geröngt - nix zu sehen. Also gab es ein paar Spritzen und Krankengymnastik. Dann war er mit einer Lungenentzündung im Krankenhaus. Ganze 3x wurde er geröngt, ohne Ergebnis. Erst ein CT nach 3 Monaten brachte Klarheit. Und auch da hatte er noch ein Lungenvolumen von fast 100%. So stellt man sich doch keinen sterbenskranken Menschen vor :-(. Und binnen 5 Monaten verfällt der Mensch dann mehr und mehr. Übrig bleiben natürlich die ganzen Hätte-und-Wäre-Gedanken...

Und nun ertappe ich mich immer wieder, dass ich ihm schnell was erzählen oder eine Whatsapp schicken will. Und dann fällt mir wieder mit einer unfassbaren Wucht auf, dass er nicht mehr da ist.

Mein Onkel starb mit 53. Plötzlich. An einer Embolie. Wir standen uns sehr nahe. So schlim wie der plötzliche Verlust damals für uns alle war - er stand damals morgens ohne Angst auf und dann war es vorbei. Kein Leid, keine Sorgen, keine Angst. Im Grunde ist das eine Gnade, wenn man sieht, wie andere Menschen in der letzten Phase ihres Lebens leiden müssen.

Ich grüße euch ganz herzlich!
L.
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  #8  
Alt 10.09.2019, 08:32
Beccamaus Beccamaus ist offline
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Standard AW: Nun bin ich auch eine trauernde Tochter

Liebe Lana,

ich kann dir nur eins sagen, es waren für ihn Gott sei dank nur 5 Monate. Es hört sich total brutal an. Aber seine Eltern über Jahre hinweg leiden zu sehen, mit anzusehen wie sie zerfallen, mit anzusehen wie sie leiden,weinen, hoffen und bangen zerrt unwahrscheinlich am eigenen Wohlbefinden. Die 14 Monate mit meinen Daddy waren die schlimmsten meines Lebens, ich hoffe und bete das ich sowas nicht nochmal durchstehen muss. (Natürlich aber auch mit schönen Momenten, es war eine sehr intensive Zeit des Hoffen, Bangens und auch des Traurig seins) Sei froh das dein Vater nicht ewig leiden musste, so viele liegen Monate im Bett, liegen Wochen im Sterbeprozess usw.

Ja, manchmal lebt man einfach wieder und dann bekommt man einen richtigen Schlag in die Magengrube weil man sich daran erinnert das er nicht mehr da ist. Das geht mir heute noch so, Gott sei dank habe ich Sprachnachrichten und Videos von ihn. Die schaue ich mir dann immer an. Mir tut es gut, manche könnten es nicht ertragen. Aber mittlerweile kann ich mich mit einem Lächeln an ihn erinnern und nicht mehr mit Tränen. Nur abends kullern sie fast täglich, wenn ich im Bett liege. Da kommt immer ganz viel hoch, aber es ist ja auch alles erst 14 Monate her.

LG
__________________
Mein Daddy
* 04.08.1947 25.06.2018

ED: 03.04.2017 (metastasierendes Lungenkarzinom (Adeno))


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  #9  
Alt 11.09.2019, 16:06
Positiv_Denken Positiv_Denken ist offline
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Standard AW: Nun bin ich auch eine trauernde Tochter

Ich bin im Nachhinein auch sehr froh dass es so schnell ging. Ich konnte im Mai mit meiner Mutter nochmal einen Kurzurlaub machen. Eigentlich habe ich sie dadurch als fitte und gesunde Person in Erinnerung. Die Wochen im Krankenhaus sind so schnell an uns vorbeigerauscht. Ihr blieb eine Chemo erspart, die ihr vielleicht nur noch ein paar Monate mehr gebracht hätten.
__________________
Meine Mutti
*18.09.1946 05.07.2018

ED: Mai 2018. Lebermetastasen mit nicht bekannten Ursprungstumor.
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  #10  
Alt 13.09.2019, 18:45
Birdy1975 Birdy1975 ist offline
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Standard AW: Nun bin ich auch eine trauernde Tochter

Liebe Lana,
fühle Dich unbekannter Weise gedrückt. Auch ich bin eine trauernde Tochter. Mein Vater hat mich letztes Jahr kurz vor Weihnachten nach 9 Monate langem Kampf verlassen. Es war eine so unsagbar schwere Zeit, doch gleichzeitig bin ich so froh, dass mir diese intensive Zeit geschenkt wurde. Jetzt nach weiteren 9 Monaten bin ich immer noch wahnsinnig traurig meinen Papa nicht mehr bei mir zu haben. Diese Traurigkeit kommt immer urplötzlich mit einem Knall. Es reißt einem dann die Beine weg, aber genauso schnell vergeht die Traurigkeit wieder.
Ich wünsche Dir Zeit und Zuversicht, ein Lächeln auf den Lippen wenn Du an ihn denkst und ganz viel Wärme.
Viele Grüße,
Birdy
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  #11  
Alt 18.09.2019, 22:51
Lana_123 Lana_123 ist offline
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Standard AW: Nun bin ich auch eine trauernde Tochter

Hallo Birdy,
ich habe gerade so viel um die Ohren, daher bin ich nur so selten im Forum...
Vielen Dank für deine netten Worte. Was hatte dein Papa?
Ja, es reißt einem die Beine manchmal weg. Dann kommt eine Erinnerung und schon rollen die Tränen.

Er hat immer viel im Keller gewerkelt, hatte da seine Werkstatt und sein Büro. Nun mussten wir aufgrund eines Wasserschadens den Keller ausräumen und haben dabei schon viele Dinge entsorgt. Mein Vater war ein Sammler und auch wenn ich die meisten Sachen nicht mit ihm verbinde, waren es ja doch seine Sachen. Auf der einen Seite finde ich es noch viel zu früh, auszumisten. Auf der anderen Seite musste es jetzt sein. Und vielleicht ist es ja auch ein Zeichen, dass die Zeit jetzt eine andere ist...
Ich konnte viele Dinge auch verschenken. Das hat mich ein bisschen versöhnt, denn so hat noch jemand Freude damit und ich musste es nicht wegwerfen.

Wenn er jetzt seinen Keller sehen würde, würde er die Hände überm Kopf zusammenschlagen

Ich wünsche einen schönen Abend!
L.
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  #12  
Alt 20.09.2019, 13:11
Birdy1975 Birdy1975 ist offline
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Standard AW: Nun bin ich auch eine trauernde Tochter

Liebe Lana,

bei meinem Vater wurde im letzten Frühjahr Gallengangskrebs diagnostiziert. Voller Kraft ist er in die Chemo gegangen, es lief alles so gut. Uns war klar, dass der Krebs unheilbar ist, aber die Zeit, die wir noch hatten, wollten wir so intensiv wie möglich ausleben. Bis zum Oktober lief alles gut, die Chemos hat mein Vater gut vertragen, er wurde wieder kräftiger, alles schien in die richtige Richtung zu laufen. Dann hat mein Vater leider Ende Oktober einen Schlaganfall erlitten und von da an ging es bergab. Sein Wille war gebrochen, er konnte nicht mehr richtig sehen, es war eine traumatische Zeit. Aber trotz allem war er die stärkste Persönlichkeit, die ich je gekannt habe. Kurz vor seinem Tod Ende Dezember hat er sich noch persönlich von all seinen Freunden verabschiedet. Diejenigen, die nicht in der Nähe wohnten hat er angerufen um Tschüß zu sagen. Ich kriege Gänsehaut, wenn ich an die Zeit zurückdenke. Ich bin so stolz auf meinen Vater!
Jetzt kommt langsam die dunkle Jahreszeit und die Gedanken spielen verrückt. Es ist, als würde ich im Moment das letzte Jahr noch einmal durchleben. Überhaupt nicht schön, aber vielleicht hilfreich den Verlust zu verarbeiten.
Ich schicke Dir und allen anderen ganz viel Hoffnung und Zuversicht. Unsere Väter sind im Herzen immer bei uns und geben uns Kraft und Wärme.

Liebe Grüße,
Birdy
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  #13  
Alt 23.09.2019, 08:57
Beccamaus Beccamaus ist offline
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Standard AW: Nun bin ich auch eine trauernde Tochter

Liebe Birdy,
bei deinem Text bekomme ich Gänsehaut. Es ist schrecklich was ihr durchmachen musstet. Vor allem von deinem Papa echt Wahnsinn wie er das Sterben akzeptiert hat und sich verabschiedet hat von allen. Da kann man wirklich stolz sein.
Das war bei meinen Vater bis zum Schluss anders. Wie es in ihm aussah, weiß man nie. Aber nach außen wollte er nicht wahrhaben das er Todkrank war. So unterschiedlich ist das....ich verdränge viel die schlechten Momente und denke viel an die Guten. Manchmal frage ich mich ob das normal ist, ob mich die schlechten Momente irgendwann einholen. Ich denke ich werde nächstes Jahr mal eine Kur anstreben, ich hatte noch nie eine. Denke aber das es an der Zeit ist. Ich möchte nicht irgendwann in ein Depriloch fallen müssen weil ich die Krankheitsphase sowie den Tod nicht verarbeitet habe. Wie denkt ihr darüber?

LG
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Mein Daddy
* 04.08.1947 25.06.2018

ED: 03.04.2017 (metastasierendes Lungenkarzinom (Adeno))


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  #14  
Alt 24.09.2019, 14:03
Lana_123 Lana_123 ist offline
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Standard AW: Nun bin ich auch eine trauernde Tochter

Hallo Beccamaus,

ich habe mich das auch schon gefragt... Alle sagen, ich soll die Trauer zulassen. Wie lässt man sie zu? Ich muss sehr viel an alles denken, an das Gesagte, an das, was nicht gesagt wurde und ständig kommen mir die Tränen. Ist das "Trauer zulassen"? Und ich muss mich oft schütteln, damit ich die schlimmen Bilder nicht mehr vor Augen habe. Holt mich das auch ein? Keine Ahnung... Ich habe nicht den Drang, mit einem Therapeuten zu sprechen, über mein Vater spreche ich aber schon gerne. Vielleicht sieht es in einem Jahr anders aus und ich brauche "richtige" Hilfe. Wenn du aber denkst, dass dir eine Kur guttut, dann solltest du das unbedingt in Angriff nehmen.

Mein Vater hat das Sterben nicht akzeptiert. Er hat es in Kauf genommen. Er war kein großer Kämpfer. Trotzdem hat er die Monate weitgehend würdevoll ertragen. Manchmal war ich aber richtig wütend, weil er sich nicht mal ein bisschen selbst in den Hintern getreten hat. Vielleicht tue ich ihm Unrecht, weil er wirklich nicht mehr konnte. Aber ich denke immer, hätte er sich mal ein bisschen mehr gewehrt, vielleicht hätte er noch ein bisschen länger bei uns bleiben können.

Erst ein paar Tage vor seinem Tod wollte er, dass wir uns darum kümmern, dass täglich jemand kommt, um mit ihm Krankengymnastik zu machen. Schließlich wollte er wieder heim.... Wir hatten ihm nicht gesagt, dass wir uns bereits um einen Platz im Hospiz gekümmert hatten, nachdem die Ärzte von Wochen sprachen und in den Tagen daheim deutlich wurde, dass er eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung brauchen würde. Er wusste aber, dass auch eine Palli-Station angefragt war, auf die haben wir uns dann immer bezogen. Das klang nicht so endlich wie das Hospiz. Er hat es uns abgenommen, ihn ins Hospiz zu begleiten :-(.

Viele Grüße in die Runde
L.
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  #15  
Alt 25.09.2019, 09:20
Beccamaus Beccamaus ist offline
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Standard AW: Nun bin ich auch eine trauernde Tochter

Hallo Lana,
man weiß nicht ob einen das alles einmal einholen wird. Das wird sich wohl leider erst zeigen.
Ja, man mag sich gar nicht vorstellen was in den ihren Köpfen vorgeht. Aber ob jemand kämpft oder nicht liegt immer in seiner Natur. Mein Vater hat alles mit sich machen lassen, hat alles ertragen, hat nie gejammert. Aber richtig gekämpft hat er auch nicht. Aber dazu fehlte ihn auch die Kraft. Er wurde viel zu früh auf BTM eingestellt, er war sehr schnell müde, kraftlos. Schlimm einfach.
Ich verstehe das und habe ihn immer gesagt das er vor dem loslassen keine Angst haben brauch. Wir hatten tolle Gesrpäche. Ihm geht es jetzt sicher besser als es ihn hier auf Erden mit diesen beschissenen Krebs je gehen würde.
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Mein Daddy
* 04.08.1947 25.06.2018

ED: 03.04.2017 (metastasierendes Lungenkarzinom (Adeno))


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