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Diagnose Hodenkrebs und noch immer viele Fragen.
Hallo zusammen.
Erst einmal bin ich froh dass es so ein Forum hier gibt. Ich hab bereits viel gelesen und ich konnte mir dadurch auch schon einige Fragen beantworten und auch ein bisschen die Panik nehmen. Kurz zu mir: Ich bin 28 Jahre alt und am Freitag habe ich beim duschen (abends) bemerkt, dass mein linker Hoden Größer und sehr viel härter ist als sonst. Nachdem ich mich im Internet verrückt gemacht habe ich beschlossen erstmal Ruhe zu bewahren und am Montag direkt zum Urologen gehen. Ich war bis dato erst einmal beim Urologen habe also keinen vertrauten Arzt in der Hinsicht. Deshalb habe ich im Internet geschaut welcher Urologe in der Nähe ist und einigermaßen gute Bewertungen hat und bin direkt dahin. Die Diagnose „vermutlich Hodenkrebs“ traf mich trotzdem ich es schon befürchtet hatte wie ein Schlag ins Gesicht. Alles was der Arzt mir dazu erzählte hab ich nur sehr gedämpft wahrgenommen. Als ich aus der Praxis raus war hab erstmal geheult wie ein Schlosshund. Ich hab leider aktuell keine Freundin die mich mit warmen Worten aufbaut. Also hab ich meine Eltern angerufen. Mein Vater hat sofort alles stehen und liegen gelassen und hat sich mit mir im Krankenhaus getroffen. Mit wurde Blut abgenommen ein Rachenabstrich und der Chefarzt hat sich meine Eier nochmal angeschaut nachdem ich von einer jungen und noch recht unerfahren wirkenden Ärztin über Hodenkrebs aufgeklärt wurde. Morgen soll ich nochmal ins KH ich muss ehrlich sagen ich weiß nicht mehr warum und später noch zum CT. Ich hab Mittwoch bereits den OP Termin. Jetzt bin ich zwar halbwegs aufgeklärt aber trotzdem wahnsinnig unsicher. Worauf sollte ich noch achten? Ist es ratsam sich noch eine 2. bzw. 3. Meinung einzuholen? Prothese ja oder nein? Welche Einschränkungen können folgen? Wird Testosteron noch genauso produziert wie mit 2 Hoden? Ich bin sehr sportlich, (vielleicht eine banale Frage) ist Muskelaufbau noch im gleichen Umfang möglich? Wann kann man wieder Sex haben? Wie lange dauert der Heilungsprozess in der Regel bis man wieder am Alltag teilnehmen kann? Fühlt man einen Unterschied im Alltag, beim GV usw Spermien einfrieren lassen wo und wann? Sorry ist der Beitrag doch deutlich länger geworden als ich es geplant habe... Ihr müsst nicht auf alles eingehen ich freue mich trotzdem über jede Antwort und werde gerne weiterhin berichten wie es bei mir weitergeht wenn Interesse da ist. Danke im Voraus wie oben schon erwähnt hat mir das Forum im ersten Moment erstmal etwas die Panik genommen. Liebe Grüße! |
#2
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AW: Diagnose Hodenkrebs und noch immer viele Fragen.
Hey Jogis,
erstmal schön, dass alles so schnell geht. Zu deinen Fragen: Zitat:
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Insgesamt: Keine Sorge! Geändert von Derjayger (12.10.2020 um 22:56 Uhr) |
#3
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AW: Diagnose Hodenkrebs und noch immer viele Fragen.
Hallo Jogis,
erst einmal wünsche ich dir alles Gute und viel Kraft für die bevorstehende Zeit. Ich möchte dir aber trotzdem die Angst etwas nehmen. Vor genau 1,5 Jahren (Mai 2019) hatte mein damals 24 jähriger Bruder genau denselben Schicksal. Es war für ihn und auch für uns als Familie eine Schockdiagnose. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie mein Bruder mich weinend angerufen hatte und seine Diagnose Hodenkrebs mitgeteilt hatte. Nachdem wir uns im Internet über Hodenkrebs rumrecherchiert haben und mein Bruder sich durch seinen Arzt aufklären lassen hat waren wir alle erstmal beruhigt. Hodenkrebs hat eine recht hohe Heilungschance. Zu meinem Bruder: 24 Jahre alt, sportlich, kräftig und muskelös gebaut. Nach der Diagnose ging alles sehr schnell. Der Urologe war sich schon am ersten Tag sicher das es Hodenkrebs ist. Daraufhin folgten Blutabnahme und Tumormarker. Gleich nach 1 Woche wurde sein rechtes Ei rausoperiert. Er hatte Stadium T1 ohne Metastasen und ohne Lymphknotenbefall. Der Arzt hat ihm empfohlen, 1 Zyklus PEB Chemotherapie zu machen. Also am 15.5. bekam er die Diagnose, am 20.5. hat er sich seine Spermien einfrieren lassen und am 24.5. wurde er operiert. Am 20.6. hat er erstmal 3 Wochen Urlaub gemacht und am 23.7. bekam er dann seine erste Chemogabe im Krankenhaus stationär. Bis Tag 6 hat er von der Chemo reingarnichts gespürt. Keine Übelkeit keine Apettitslosigkeit nichts. Im Gegenteil er hat sogar mehr als sonst gegessen. Er hat kein Gramm abgenommen während der Chemo, sondern 3-4 Kilo an Gewicht zugelegt. Ab Tag 7 wurde er etwas schwächer, er hatte die nächsten 2-3 Tage viel geschlafen. Danach ging es aber wieder bergauf. Im großen und ganzen hat er die Chemo sehr gut überstanden. Er hatte es sich auch viel schlimmer vorgestellt. Am 15. Tag der Chemo sind dann seine Haare und sein Vollbart ausgefallen. Das mit seinem Bart hat ihn am meisten getroffen. Nach genau 3 Monaten hatte er seinen Bart wieder. Ach ja, eine Prothese hat er nicht. Er fühlt sich auch ohne so wie vorher, als hätte er nie diese Krankheit gehabt. Jetzt nach 1,5 Jahren geht es meinem Bruder sehr gut. Vor 1 Monat hatte er seine erste CT Untersuchung - alles sauber. Auch seine Tumormarker sind im Normbereich und unauffällig. Er hat wohl wieder die Werte eines gesunden Mannes. Ich wünsche dir alles Gute. Denke immer positiv. Mein Bruder hatte seine Lebensfreude nicht verloren und ist sehr positiv an das ganze rangegangen. Dies ist allgemein bei Krebs sehr sehr wichtig. Man muss positiv denken und die Freude am Leben niemals verlieren. Nur so wird dein Körper mitkämpfen. Liebe Grüße Kaktus81 Geändert von Kaktus81 (13.10.2020 um 09:31 Uhr) |
#4
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AW: Diagnose Hodenkrebs und noch immer viele Fragen.
Hallo zusammen,
vielen Dank @Derjayger und @kaktus81 Für eure ausführliche Antwort ich habe sie mir im laufe des Tages durchgelesen und es hat mir Mut gemacht. Ich war heute Morgen bei der Anästhesie (das war der Termin den ich nicht mehr im Kopf hatte) und hatte danach noch ein gutes Gespräch mit meinem Urologen, der mit mir meine Blutwerte durchgegangen ist. Alles soweit positiv bis auf ein Wert der aber laut dem Arzt nicht besorgniserregend sei. Danach bin ich zum CT dazu musste ich in ein anderes KH. Das Ergebnis liegt mit bisher nicht vor ich denke aber dass ich morgen mehr erfahren werde. Am Nachmittag war ich dann noch bei der Kryokonservierung. Dort hatte ich auch nochmal ein angenehmes Gespräch und mir wurde nochmal Blut abgenommen. das Ergebnis war, dass das Blut keine Anzeichen von Infektionen oder anderen negativen Faktoren aufweist die meine Fertilität stören können. Die Samenzellen seien auch quicklebendig lediglich die Menge war etwas wenig. Na gut der Raum war auch wenig erregend und die 3 Hefte haben es auch nicht rausgerissen... alles in allem einige gute Nachrichten die mich etwas aufatmen lassen. Nun liege ich im Bett und werde langsam wieder nervös. Morgen ist die OP und dann wird mir ein kleiner aber mir doch wichtiger Teil meines Körpers fehlen. Ich lasse es jetzt einfach auf mich zukommen und hoffe dass alles gut geht und ich es hoffentlich sogar mit der OP überstanden habe. Ich melde mich nochmal sobald es geht Bis dahin wünsche ich alles gute und bleibt gesund. Liebe Grüße PS: ich habe mir eine Prothese zeigen lassen. Ein durchsichtiges weiches Silikonei. Gibt es sogar in verschiedenen Größen. Fühlt sich aber nicht sehr realistisch an für mein Empfinden, allerdings fühlt man auch selten seine Hoden ohne Hodensack also ist das denke ich schwer zu sagen. Ich bin mir noch unsicher aber ich tendiere dazu auf die Prothese zu verzichten. Für mich persönlich sprechen mehr Argumente dagegen als dafür. |
#5
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AW: Diagnose Hodenkrebs und noch immer viele Fragen.
Alles Gute! Vor der OP brauchst du wirklich keine Angst zu haben. Ich war froh, dass das Ding raus ist, auch wenn ich dachte "ooh mein armes liebes Ei, es hat mich schon so lange begleitet!"
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#6
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AW: Diagnose Hodenkrebs und noch immer viele Fragen.
Hi Jogis,
Wenn man deine Geschichte so liest, hat man direkt ein Flashback von der eigenen Diagnose. Ich glaube den allermeisten hier ist es genauso ergangen. Ich drücke dir die Daumen für deine OP. Lass mal was hören von dir! LG EggSackt |
#7
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AW: Diagnose Hodenkrebs und noch immer viele Fragen.
Hallo zusammen
Also die OP habe ich gut überstanden. Es fing etwas chaotisch an: Ich sollte mich um 10 Uhr im Krankenhaus zur OP melden das hatte ich auch schriftlich. Leider wurde mir nicht mitgeteilt dass der Termin auf 7 Uhr verlegt wurde. Um 8 Uhr wurde ich angerufen ob ich mich gegen die OP entschieden habe. Das konnte ich dann klären und bin dann hektisch und sehr nervös ins Krankenhaus gefahren. Dort wurde ich sehr freundlich erwartet und die Schwester hat mir mein Zimmer gezeigt in dem ich mich umziehen sollte. Kurz darauf wurde ich auch schon abgeholt und zur Anästhesistin geschoben. Da wurde mir alles weitere erklärt und dann bin ich auch schon wieder im Aufwachzimmer aufgewacht. Alles in allem war ich wohl etwas zwischen 2-3 Stunden weg. Hier hat sich der Arzt nochmal kurz Zeit für mich genommen und mir versucht das ein oder andere Detail zu erklären aber durch die Medikamente und was auch immer man gegen die Schmerzen nach so einer op bekommt habe ich ehrlich gesagt davon nicht viel behalten. Die wichtigste Information war aber dass der Hoden entfernt werden musste aber alles wohl gut geklappt hat und eine Gewebeprobe des vermeintlich gesunden Hodens entnommen wurde und geprüft wird. Nachdem ich das Aufwachzimmer gut genutzt habe (die Schwestern waren nicht geizig mit Schmerzmitteln) ging es dann wieder auf die Station wo ich 1 Nacht verbracht habe und am nächsten Tag gegen frühen Nachmittag entlassen wurde. Mir gehts den Umständen entsprechend gut. Schmerzen habe ich noch und lachen tut auch weh lange sitzen oder in einer Position liegen ist auch unangenehm aber es wird von Tag zu Tag ein kleines bisschen besser. Laut Befund habe ich kleine Knötchen in der Lunge die es zu beobachten gilt ansonsten gibt es keine Anzeichen auf Metastasen. Am 29. Bekomme ich das Ergebnis der Gewebeprobe und weiß dann hoffentlich wie es weiter geht. Was ich immer noch nicht so ganz weiß ist wie offen ich damit im Freundeskreis/ Bekanntenkreis und im Kollegenkreis bzw. Mitarbeitern umgehen soll. Die meisten wissen dass ich diese Woche ausgefallen bin aber nur meine Familie kennt die Details. Wie seit Ihr denn damit umgegangen? |
#8
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AW: Diagnose Hodenkrebs und noch immer viele Fragen.
Glückwunsch!
Am Tag der Diagnose bin ich noch ins Training gegangen, um mich abzulenken. War aber hart. Am Tag darauf traf ich mich mit Kumpels, hab ihnen nichts erzählt, war auch hart. Habe dann nach und nach meinen Freunden geschrieben was los ist, sie aber gleich versucht zu beruhigen, dass HK super Heilungschancen hat. Fand den schriftlichen Weg ideal, weil man dann nicht jedes Mal mit schockierten Menschen umgehen muss. |
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Stichworte |
erfahrungsbericht, hodenentfernung, hodenkrebs |
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