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Alt 08.02.2007, 17:57
Sabine K Sabine K ist offline
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Beiträge: 113
Standard AW: Wie soll man das Leben überleben?-Diagnose:Glioblastom

Liebe Heike!

Mein Onkel ist an einem Glio verstorben. Er hat die Bestrahlung abgelehnt und ich glaube, deshalb hatte er noch eine gute Zeit. Aber auch das ist bei jedem anders. Mein Onkel hat nicht sehr gelitten. Das Schlimmste für ihn war nicht mehr sprechen zu können. Er wußte was er sagen wollte, aber es kam was ganz anderes heraus. Zwischendurch ging es ihm natürlich auch mal ziemlich schlecht. Z.B. wegen Ödem im Kopf, aber das haben sie dann im KH gut wieder hinbekommen. Um mal in Kurzform seinen Weg zu beschreiben:
Januar 06 Diagnose Hirntumor. Februar 06 OP mit Diagnose Glioblastom. März 06 Einzug ins Alten bzw. Pflegeheim (er war nicht verheiratet, hatte keine Kinder). Bis Anfang Sept. 06 ein hoch und ein runter, immer wieder mit einigen Tagen KH. Mal konnte er nicht mehr laufen, mal war er ganz verwirrt und vieles mehr. Dann ging es wieder eine zeitlang gut. Ab Ende August ging es dann immer mehr bergab, im KH konnten sie nichts mehr für ihn tun. Er wollte zurück in sein "neues" zu Hause. Dort kam er dann auch wieder hin. Mit Hilfe eines guten Hausarztes und viel Reden mit dem Pflegepersonal ist er dort optimal gepflegt worden. Natürlich waren wir auch jeden Tag da. Nach weiteren 3 Wochen (die er nur im Bett gelegen hat) und den richtigen Medikamenten ist er dann ganz sanft eingeschlafen.

Meine Schwester starb in 2003 an einem Astrozytom, der ja die Vorstufe zum Glio ist. Diagnose Mai 03, keine OP möglich, nach der 10. Bestrahlung ging es so rapide bergab, das war erschütternd. Innerhalb kürzester Zeit konnte sie nicht mehr sprechen, nicht mehr laufen, nicht mehr essen, nicht mehr trinken. Sie konnte gar nichts mehr bewegen, nur noch ihre Augen. Juli 03 Einzug ins Hospiz. Dort starb sie weitere 3 Monate lang, am 23.11. war es vorbei. Jeden Tag waren wir Stunden bei ihr. Die Verzweiflung, diese Ohnmacht, diese Wut habe ich bis heute nicht vergessen. Das Leid meiner Schwester läuft mir heute nachts noch über die Bettdecke. Ihr Bewußtsein war immer da. Wir haben hinterher gelernt, die Sätze und Fragen so zu formulieren, dass sie mit ihren Augen ja und nein sagen konnte. Die beiden letzten Wochen war sie nicht mehr wach. Aber auch sie konnte dank der Hospizpflegekräfte und eines wunderbaren begleitenden Arztes in Ruhe, Frieden und ohne Schmerzen gehen.

Aber wie meine Vorschreiberin schon sagte, man kann es sich nicht vorstellen, wenn man es nicht selber erlebt hat. Aber man hält es aus. Man wird stark und wächst über sich hinaus. Deine Einstellung lieber die Wahrheit zu wissen, zeigt das du stark bist. Genau so jemanden braucht dein Vater an seiner Seite. Geniesse die Zeit mit ihm. Spreche mit ihm, auch über die Dinge die vielleicht noch zu klären sind.

Sei ganz lieb gegrüßt.

Sabine
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