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  #61  
Alt 22.06.2005, 20:38
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Standard Es tut so weh

Hallo, ihr Lieben
Bin gerade aus dem Wald zurück...
Mein Dad und ich sind im Moment auf Konfrontationskurs.
Kerstin, tut mir leid, dass deine Mutter so reagiert hat.
Ich glaube auch nicht dass wir einmal 'ne WG zusammen aufmachen, aber ich finde es toll hier solche Menschen getroffen zu haben.Möchte sie jetzt auch nicht missen.
Ich weiss auch dass es nicht das reale Leben ist, aber es hilft mir im realen Leben besser zurecht zu kommen.
Und auch virtuelle 'Freunde' können einem viel bringen. Manchmal sogar mehr wie die 'Wirklichen'. Aber das ist nur meine Meinung dazu.
Ingrid, Briele, ich kann auch VIVIANE sein, heute im Büro war zum Beispiel so ein Tag. Ich kann meine Meinung schon kund tun und auch richtig sauer werden, nur bei bestimmten Sachen ist es halt problematischer ( aber das kennt ihr ja jetzt zur Genüge )
Freu mich immer von euch zu 'lesen'. Und bin bestimmt net böse, Ingrid, du bringst mich eher zum Lachen ( positiv gemeint)

Hab heute net so viel Zeit, wünsche euch allen aber ein tolles Wochenende...und passt auf den Alkohol auf bei der Sonnne
Dir Kerstin, nicht zu viel Stress, aber das bleibt wohl nicht aus.
Alles Liebe
Viv
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  #62  
Alt 22.06.2005, 20:49
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Standard Es tut so weh

Liebe Ingrid,

was meinst Du, kriegen die jetzt Angst vor zu viel Nähe??

Briele
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  #63  
Alt 22.06.2005, 22:43
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Standard Es tut so weh

Liebe Viv,

ich versuch jetzt einmal die Geschichte die ich Dir erzählen möchte....

meine Kindheit, so bis 10 Jahre ist mir als Idylle in Erinnerung. Dann ging es nicht schlecht, aber anders weiter. Mein Papa hatte dann nicht nur viel Erfolg, er wurde auch sehr angesehen und irgendwie hat ihn das verändert. Er war, das muß ich ehrlich zugeben in unserer Familie der Mann der Superlative. Er war der Begabteste, der Erfolgreichste, der Angesehenste, der Vielseitigste usw. usw. und er war sogar der Schönste. All das war uns und vor allem auch ihm bewußt. Mehr und mehr wurde er ein padre padrone. Ich war viel weg, Schule, Ausland. War sehr stolz auf ihn, meinen tollen Papa.

Je älter ich wurde, desto kritischer sah ich ihn. Ich merkte wie er Mama ausnutzte, anders kann man es nicht sagen, für alle Arbeiten, die er nicht machen wollte. Mama hatte eine absolut romantische Vorstellung von der Liebe. Sie liebte die italienische Oper, das Leben ist anders. Sie war immer eine liebe Mama gewesen und als erwachsener Mensch kamen wir einander immer näher, obwohl ich viel weg war. Wir haben, ohne Übertreibung ,tausende Briefe gewechselt, hunderte Bücher gemeinsam gelesen, sind dann auch viel verreist, ich habe mich in ihrer Nähe am wohlsten gefühlt. Als ich noch älter wurde, war mir klar, daß sie mein Lebensmensch ist und das sage ich heute noch so.

In den letzten zwei Jahrzehnten war ich immer so ca. ein halbes Jahr in dem Ort, in dem meine Eltern lebten. Neben meiner Arbeit hab ich ziemlich viel bei ihnen mit gearbeitet.Hauptsächlich, weil ich nicht wollte, daß Mama so viel macht. Da mein Anteil an der Arbeit immer mehr wurde, kam es so, daß nach außen hin nicht nur er der Macher war, ein bißchen auch ich. Man könnte meinen, daß ihn das freute. Aber nein, es kam eigentlich nie ein Wort, daß ich es gut mache, usw.

Manchmal, wenn er und ich in einem Raum saßen, dachte ich, warum finden mich andere Menschen manchmal interessant und er nicht? Was weiß er von mir? Ich kenne jedes Buch, das er hat, weiß, welche Musik er mag, kenne seine Vergangenheit so gut, daß ich sie besser erzählen könnte als er , will auch gerne alles wissen von ihm. Da sitzt er, mein Papa, da sitz ich, seine Tochter und er schmettert meine Annäherungsversuche nicht grob ab, aber er verweigert sich mir.
Dann dachte ich, vergiß es nicht Briele, vergiß nicht,daß es nicht an dir lag, wenn er tot ist und manches ungesagt geblieben ist.

Unser Familienleben war angenehm, wir fanden uns nämlich alle sympathisch, wir konnten uns aufeinander verlassen und wir hatten denselben Humor.
Papa war unglaublich charmant. Freunde, Bekannte, die mich besuchten, waren hingerissen von ihm. Er preßte sie zwei Tage lang aus wie eine Zitrone, am dritten fragte er mich wann sie wieder abreisen, am Abend des dritten ließ er sie merken, daß er nun genug hat. Bei meiner Mama war es so, daß alle meine Freunde/innen sie nach dem dritten Tag bis ans Ende ihres Leben liebten.

Viv, während ich schreibe, weiß ich gar nicht ob ich das abschicke. Seit ich im Forum schreibe wird mir täglich bewußter, daß ich im Grunde genommen ein Riesenglück hatte und eher maßlos bin in meinen Wünschen und Vorstellungen.

Aber ich will jetzt endlich zu der Sache mit dem Gewissen kommen:

Mehr und mehr verspürte ich den Wunsch mit meiner Mama alleine zu leben.Es gab svo vieles was wir gerne gemeinsam machten, wir lebten gerne zusammen. Klarer gesagt, mehr und mehr wünschte ich mir für Mama ein anderes Leben. Ein selbstbestimmtes. Ein Leben, das für sie nur möglich wäre ohne Papa. Dieser Gedanke wurde immer mächtiger. Scheidung war nicht einmal denkbar. Ich habe nicht mit Mama über diese Gedanken gesprochen. Es beschwerte mein Herz, daß ich mir wünschte, es möge so sein, daß er vor ihr stirbt.

Dann starb Mama. In den letzten Wochen ihres Lebens meldete er sich in einem Seniorenheim an. Ich dachte mir bricht das Herz. Die Mama stirbt, der Papa geht ins Heim, alles zerbricht. Es war die Hölle. Das Heim war in der Stadt, in der wir lebten, als ich Kind war. Sehr bald stellte sich heraus, daß er die richtige Entscheidung getroffen hatte, daß es auch für mich gut war. Wenn ich in seiner kleinen Wohnung war, dann fühlte ich mich daheim. Er lebte noch fast drei Jahre und es geschah etwas Unglaubliches. Von Anfang an hatten wir ein liebevolles, zärtliches, aufmerksames Verhältnis. Der Kreis hatte sich geschlossen, ich hatte wieder meinen lieben Papa. Wir nutzten die Zeit.

Nun hatte ich natürlich einen neuen, schweren Gedanken. Papa und ich konnten das nur haben weil Mama tot war.

Es hat wirklich einige Zeit gedauert bis ich mir alle Gedanken verziehen habe. Heute sehe ich es als Glück, als Gnade an, daß für meine Eltern und mich alles gut zu Ende gelebt werden konnte. Ich sagte zu Mama immer, du bist das Beste, was mir in meinem Leben passiert ist und sie empfand es auch so. Sie hatte über eine lange Zeit meine uneingeschränkte Liebe und es kam so, daß durch ihren Tod zuerst die Lebensumstände von Papa geändert wurden, dann er selbst und ich wohl auch.

Soll ich das jetzt abschicken und was kann es Dir sagen?

Vielleicht, daß man alles denken darf.

Alles Liebe, Viv
Briele
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  #64  
Alt 22.06.2005, 23:00
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Naaah, Briele. Ich bin positiv gestimmt. Nachdem du allerdings den besten Alkohol aus der Minibar weggesoffen hast, heimlich, still und leise, frag ich mich, was Viv meint, wenn sie sagt, wir sollen drauf aufpassen. Auf die paar mickrigen Flaschen Augustinerbier, oder was? Die werd ich noch heut abend verkonsumieren und ich geb nix ab!
Wie war der Frisör (gute Ausrede übrigens!). Bist du zufrieden?
Was du über den Mann geschrieben hast fand ich sehr interessant. Woran lags denn, daß es nix geworden ist mit euch?

Kerstin, wir wohnen viel zu weit auseinander, als daß wir uns wahrscheinlich im hiesigen Leben treffen ( aber ich könnte dir ein paar Hügel/Berge schicken ins platte Land:-))

VivIANE, ich hoffe, du hast nicht geflüstert im Wald!
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  #65  
Alt 22.06.2005, 23:01
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Standard Es tut so weh

Hallo Ingrid,

ich kann Dir,zurückblickend auf eine lange "Internet-Karriere",
nur bestätigen, dass Du durchaus normal bist, denn es stimmt ja nicht, das Du die Menschen, mit denen Du hier kommunizierst, nicht kennst. Du weisst von einigen, die dir hier begegnen, viel mehr, als Du im realen Leben (damit meine ich von Angesicht zu Angesicht) erfahren würdest. Durch eien gewisse Anonymität, die jeder so anonym, wieer gernemöchte, für sich erhalten kann, fällt es vielen auch leichter, sich zu öffnen und ihre innersten Gedanken und Gefühle mal preiszugeben.
Ausserdem hast Du die Möglichkeit, Dich ganz auf die Aussagen zu konzentrieren. Dich lenkt nichts ab, wie z.B. das Aussehen Deines Gegenüber, die Stimme, der Geruch. Es gibt Deiner Fanatasie viel Freiraum. Wie stellst Du Dir Briele vor?? oder Vivilein (sicher anders als Viviane?)
Diese Vorstellungen sind im Laufe der Zeit ganz normal, je mehr und intensiver man sich austauscht, desto grösser wird wahrscheinlich auch die Neugier, den anderen dann doch mal kennenzulernen. Also pack Deine Selbstzweifel mal schnell weg, was kann einem denn schöneres geschehen, als Seelenverwandte und Gedankenverwandte auf diese Art kennenzulernen?

Es kommt halt immer darauf an, in welchen Kreisen / Foren man so unterwegs ist. Es gibt da auch ganz üble Sachen! Bleib lieber hier bei uns....

Ich hab mich schon an Dich gewöhnt, Du würdest mir fehlen
Gaby
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  #66  
Alt 22.06.2005, 23:14
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Briele, wie du siehst, bin ich eine langsame Tippse. Hab meinen Beitrag abgeschickt, aber du bist mir zuvorgekommen (nur zur Erklärung, wäre nicht so flapsig gewesen sonst). Jetzt muss ich noch mindestens zweimal lesen, was du geschrieben hast, bevor ich mich wieder melde...
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  #67  
Alt 22.06.2005, 23:21
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Liebe Briele,

Dein Flughafenerlebnis hat mich an meine grauseligste und meine schönste Internetbegegnung erinnert.

Ich hab mal mein Herz im Internet verloren, es ging über viele Monate, nächtelanges Chatten, Telefonate - eine Stimme zum Dahinschmelzen, es wurden auch Fotos ausgetauscht ( ich frage mich heute noch, wer das auf dem Foto wohl war ) und dann... endlich.. vereinbarten wir ein Treffen...ums ganz kurz zu machen, ich hab mich schnell auf dem Bahnsteig verkrümmelt und bin mit dem nächsten Zug wieder heimgefahren...

Man könnte ja nun von einer erwachsenen Frau denken, dass ihr das eine Lehre war...aber weit gefehlt..irgendwie lief mir ein paar Wochen später wieder jemand virtuell über den Weg und ich begann wieder, mein Herz zu verlieren. Chatten, bis die Tastatur qualmte, Telefonate, emails, Herz-und Schmerz-Grusskarten, Fotos (mein Traummann), das volle Programm. Als der Vorschlag zum Treffen kam, fiel mir meine Bahnsteigbegegnung ein und ich lehnte dankend ab. Er liess nicht locker, ich erfand 1000 Ausreden, warum es nicht ging, bis wir eines Samstags mittags telefonierten und er nur meinte, er habe jetzt genug von meinen Spielchen, es wäre sehr schade, dass ich ihn nicht wirklich kennenlernen wolle und er könne aber auf diese Art und Weise in diesem entstandenen Gefühlschaos nicht mehr weitermachen. Irgendwie regte sich mein schlechtes Gewissen und auch - zugegebenermassen - meine Neugier und ich checkte mal kurz den Bahn-Fahrplan, schickte ihm eine email und gab ihm einen Zug vor (der eine halbe Stunde später fuhr) und schrieb, wenn Du diesen Zug erreichst, dann erwarte ich Dich auf dem Bahnsteig...
Das Ende dieser Geschichte:
Um 23:50 kam der Zug an und ihm entstieg mein absoluter Traummann, das Beste, was mir in meinem Leben geschehen konnte - mein Bär!! Ich zog 4 Wochen nach diesem Treffen zu ihm und der Rest dieser Internet-Beziehung ist ja bekannt.
Bin ich froh, dass er nicht lockerliess!!

Du würdest mir auch sehr fehlen!!
Gaby
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  #68  
Alt 22.06.2005, 23:34
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Gaby Gaby ist offline
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Standard Es tut so weh

Liebe Briele,

ich hab eben Deinen Beitrag in Deinem Thread gelesen.
Jetzt kennst Du den Anfang und das Ende der runden Geschichte von Gaby und Ihrem Bär. Ich sehe die 4 Jahre, die dazwischenliegen, als schönste Zeit in meinem Leben und als Geschenk, ich habe wirklich keinen Anlass zum Trauern, nur zum Traurigsein.
Ich bin froh, dass Du das jetzt kennst ...Du hättest auch ruhig mal fragen können nach dem letzten Tag. Mir helfen meine Nachtschichten hier im Forum sehr.

Gaby
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  #69  
Alt 22.06.2005, 23:52
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Hallo ihr Lieben,
wollt euch noch ne schöne Nacht wünschen. Bin einfach nicht mehr von diesem PC wegzubringen.
Briele, es war eine sehr ehrliche und liebevolle Erzählung. Ich werde sie morgen noch mal lesen , weil so vieles darin steckt. Danke
Ingrid, ich wusste ja gar nicht dass du so egoisitisch sein kannst, einfach allein trinken... schäm dich
Gaby, deine Geschichte mit deinem Bär ist schön. Ich habe eure Geschichte immer still mitgelesen. Ja,alles passte. Und das mit den 'Freundschaften' hier sehe ich genau so. Ich hab mich in einer Therapiestunde noch nie so geöffnet und so viele Denkanstösse gekriegt.
Ich dachte, ich sollte mich endlich mit allem abfinden, aber jetzt denke ich viel optimistischer, dass ich damit klar kommen kann und einiges wird mir verständlicher.
Also, ich hab keine Angst vor zu viel Nähe, im Gegenteil.
Alles Liebe und ne schöne Nacht
Viv
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  #70  
Alt 23.06.2005, 00:03
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Gaby! Jetzt hast du dich auch noch dazwischengeschlichen. War nur kurz in Alinas Küche... Es überschlägt sich ja förmlich alles hier, und ich japse hinterher. Ich fühl mich bestens aufgehoben. Dafür möcht ich euch allen danken. Sind halt alles ein wenig neue Erfahrungen. Die ich nun vertiefen werde und will. Jetzt bin ich aber so müde, daß ich nix mehr denken kann...

Guts Nächtle ihr Lieben
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  #71  
Alt 23.06.2005, 13:11
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Hallo ihr Mädels,
Hab heute frei und wünsch euch einen angenehmen Tag.
Kerstin, ich hoffe es geht dir gut und du meldest dich bald wieder.
Alles Liebe
Viv
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  #72  
Alt 23.06.2005, 14:32
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Liebe Briele,

danke für deine Geschichte.
Früher habe ich immer die Freunde beneidet, bei denen zu hause alles 'toll' war. War halt so ein krasser Gegensatz zu meinem zuhause. Irgendwann begreift man dann natürlich, daß nicht immer alles ganz so ist, wie es erscheint oder nach aussen dargestellt wird. Daß du das ganze differenziert betrachten kannst und auch das negative zulassen und aussprechen ist ja nicht die Norm. Aber typisch für dich:-). Aber so wie du deine Mutter bschreibst, kann ich deine Freundinnen verstehen. 'Sie war romantisch und liebte Opern'...was für ein schlichter Satz. Bei dem man sich so viel vorstellen kann. Manchmal frag ich mich, ob du beruflich was mit schreiben zu tun hast. Du formulierst immer so klar und anschaulich.

Deine Cousine tut mir wirklich leid. Aber vielleicht kommt sie irgendwann an den Punkt, wo sie mit dem Fuß aufstampft und schreit 'Jetzt reichts mir aber. Wenn ihr euch weiterhin weigert, Hilfe von aussen anzunehmen, dann macht euern Scheiß ab jetzt gefälligst selber.'
Manchen Menschen kann man die Hand reichen, nicht nur den kleinen Finger, und zum Dank dafür fressen sie einen dann mit Haut und Haaren auf. Und finden das auch noch selbstverständlich.

Ich glaube ich muß mir demnächst noch ein bißchen was von der Seele schreiben über die Zeit, als ich meinen Vater gepflegt habe. Es war ja nicht lange, und das Trauma ist schon viel weniger akut.
Aber es ärgert mich, wieviel Zeit ich immer noch damit zubringe, darüber nachzudenken. Und wieviel Wut ich immer noch in mir spüre.

Liebe Gaby, hätte ja nie gedacht, dass die Worte Internet und romantisch in einen Satz passen.
Und wundere mich immer noch, warum sich dein erster und Brieles Flughafenmann als komplette Flops entpuppt haben.

Vivile, du hasch gar net erzählt, wies im Wald war :-(. Genieße deinen freien Tag. Mir ists fast zu heiß.

Kerstin, ich hoff der Streß ist noch erträglich. Hab mal irgendwo gelesen, daß das Hausbauen eine der grössten Belastungssituationen im Leben darstell. Angeblich größer als eine Scheidung. Weiß nicht ob das stimmt, hoffe aber sehr, daß es soo arg nicht ist bei dir.
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  #73  
Alt 23.06.2005, 17:39
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Liebe Ingrid,

Zufall, oder nicht? Du schreibst Du willst und wirst etwas über Deinen Vater schreiben. Seit ein paar Tagen habe ich immer wieder einen Deiner ersten Sätze im Kopf .....klaglos führte er ein Leben am Rande unserer Familie....

Weißt Du was mein zweiter Gedanke ist? Dein Papa ist in diesem thread auch eine Randfigur. Ich hoffe das ändert sich bald. Ich möchte nämlich mehr über ihn wissen.
Bis jetzt weiß ich nicht einmal woran er erkrankt war.

Nein,ich schreibe nicht beruflich, das nimmt nur mein Mann in den letzten Wochen an.

Kerstin, Viv, einen lieben Gruß in Eure Richtung!

Ingrid, heute ist mir nach einem juicy longdrink!

Briele - die Geschichte von Flughafenmann kommt noch wenn Du magst. Ist schon lang her.
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  #74  
Alt 24.06.2005, 14:22
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Mein Papa


Komisch, Briele, daß du das Wort 'Papa' benutzt. So haben wir ihn genannt bis wir um die 20 waren. 'Vater' (spricht man bei uns Vaader) hat meine Mutter eingeführt. Und wir haben es übernommen. Das scheint manchen vielleicht als unwesentliche Kleinigkeit. Mir nicht. Es ist symptomatisch für so vieles.

Mein Vater war Maler (Handwerk, nicht Kunst) und Restaurator in einem kleinen Familienbetrieb. Er hat seinen Beruf geliebt und gut gemacht. Als er mit 65 in Rente kam, hat sein Chef ihn gefragt, ob er nicht weiterarbeiten wollte. Das hat er dann auch gemacht, Vollzeit, bis er 70 war.
Nach seinem Tod habe ich Fotos gefunden von ihm und drei seiner Kollegen, als sie Ende der siebziger Jahre in der Schweiz gearbeitet haben. Ich seh sie mir immer mal wieder an.Er sieht so lustig und übermütig aus. Gar nicht wie mein Vater, der zu Hause so oft grantig war, jedenfalls nie lustig oder übermütig. Wie auch, bei dieser Ehe?
Er war kein Mensch, der viel nachgedacht hat. Und ausser seinem Beruf hatte er weder Hobbies noch Freunde. Unsere Ausbildung wär ihm egal gewesen (Mädchen heiraten ja eh), es war meine Mutter, die uns gepuscht hat, daß wir aufs Gymnasium gehen und studieren. So sind wir auch heute noch die einzigen Akademiker in unserer Verwandtschaft. Und dafür bin ich ihr auch wirklich dankbar. Auch daß sie ein Haus bauen hat meine Mutter durchgesetzt, er wollte das eigentlich nicht. Dafür war es aber dann immer 'ihr' Haus. Daß er das Geld dafür verdient und auch viel drin gemacht hat, hat nie gezählt in ihren Augen. Aber sie hatte ja ohnehin niemals etwas gutes über ihn zu sagen. Nach seinem Tod meinte sie, es sei ihr ja jetzt erst gekommen, daß er sein Leben lang gearbeitet hat für uns. Nein, den Gedanken hatte sie vorher nie. Ich habs ihr zwar hundert Mal gesagt, wenn sie wieder über ihn hergezogen ist, aber das hat sie natürlich ignoriert. Auf ihren Wunsch hin war der Spruch 'in Liebe und Dankbarkeit' in seiner Todesanzeige. Ich habe heute noch ein komisches Gefühl dazu.

Seine Trauerfeier war wunderschön. Er wollte überhaupt kein kirchliches Brimborium. Aber für meine Mutter war es wichtig, und erstaunlicherweise bin ich alte Atheistin auch froh, daß wir das gemacht haben. Denn die Pfarrerin (ist sie eigentlich nicht, da katholisch) hat unter anderem gesagt, daß er mit seiner Arbeit Spuren hinterlassen hat. Diesen Gedanken hatte ich nie gehabt! Ein Mensch, der ihn im Leben nie gekannt hat, sagt etwas wichtiges über ihn worauf ich nie gekommen wäre.
Seither denke ich immer: und die Menschen, die in der alten Oper in Stuttgart die wunderschöne blaue Farbe bewundern, die aus echtem Lapislazuli hergestellt wird, wissen nicht, daß es ihn gegeben hat. Aber die Pinselstriche sind seine Spuren.

Er war übrigens auch ein schöner Mann. Das musste ich noch an seinem Geburtstag denken, als er einen seiner letzten 'guten' Tage hatte. Aber einen 'hässlichen' Mann hätte meine Mutter auch nie geheiratet. Dazu waren ihr Äusserlichkeiten immer schon zu wichtig

Er ist 11 Tage nach seinem 79sten Geburtstag gestorben. Fast auf die Minute genau 12 Stunden nach dem Papst. Ich sage das nur deswegen, weil die Schlagzeile auf unserer Sonntagszeitung an diesem Morgen natürlich war 'Ich bin froh, seid ihr es auch.' Das hat mein Gefühl sehr genau getroffen. Er ist nicht friedlich eingeschlafen.
Seine Diagnose hat er im Januar bekommen, als er wegen eines Darmverschlusses notfalloperiert werden musste. Verursacht durch eine der zahlreichen Metastasen eines Pankreaskarzinoms.

Danke fürs zuhören. Das war nur die Einleitung ;-)


Einen schönen Tag noch ihr Lieben. Ist richtig ruhig geworden auf unserer Couch...
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  #75  
Alt 24.06.2005, 14:47
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Liebe Ingrid,

danke für die Einführung und ich warte gespannt auf die Fortsetzung. Ja, es ist hier ruhig geworden. Vielleicht sollte ich mich einmal aufsetzen, Platz machen, nicht so breit daliegen?

Aber wir wissen ja wo die anderen sind. Viviane, immer wieder im Wald,dazwischen in Alinas Küche wo sie andere Mütter kennenlernt, dann wieder an Deiner Bar.

Kerstin muß ein Bäumchen schmücken. Das macht man doch in Deutschland auch, oder?
Auch einiges vorbereiten. Ich komm nämlich zu ihrem Fest als Erste und geh als Letzte.

ich hoffe sehr Du kriegst das mit Deinem Computer gut hin!

Bis bald
Briele
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