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  #16  
Alt 29.06.2010, 21:28
Benutzerbild von blueblue
blueblue blueblue ist offline
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Registriert seit: 06.05.2008
Ort: Lüneburg, Niedersachsen
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Standard AW: wieviel ehrlichkeit ist richtig?

Liebe Moonchild,

siehst du.... Dein Paps wußte also doch schon intuitiv, was da auf ihn zu kommt. Damit hat er nun die Möglichkeit, seine Sachen zu erledigen, was immer es auch sein möchte. Er hat die Möglichkeit sich zu verabschieden, es braucht nichts ungesagt bleiben.

Und du weißt nun, dass du wirklich alles genau so getan hast, wie dein Paps es von dir erwartet hat. Du brauchst darüber nicht mehr zu grübeln und kannst dich voll und ganz der Begleitung deines Vaters widmen.

Ich hoffe und wünsche für euch, dass ihr noch möglichst viele gute Zeiten habt.

Liebe Grüße
blueblue
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  #17  
Alt 21.03.2012, 19:04
Jasofe Jasofe ist offline
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Registriert seit: 08.02.2012
Beiträge: 83
Standard AW: wieviel ehrlichkeit ist richtig?

Ich denke, du hast vollkommen richtig gehandelt.

Du kennst deinen Vater am besten. Du weißt genau (auch wenn du es im Nachhinein in Frage stellst), was du ihm zumuten kannst und was nicht.

Er hat dich gefragt, du wusstest die Antwort und hast sie ihm gesagt.

Es ist in jedem Falle eine Chance die verbleibende Zeit so gut wie möglich zu nutzen, vielleicht so gar das zu tun, was man gerne noch mal tun wollte, Streitigkeiten zu schlichten, Dinge zu regeln und einfach nur auf ehrliche liebevolle Art füreinander da zu sein.

Dein Papa kann stolz sein, dass du seine Tochter bist und den Mumm in der Hose hast, ihm die Wahrheit zu sagen. Das schaffen viele Ärzte bei ihren Patienten nicht!
__________________
Nachdem er viel von der Welt gesehen hat, erkundet er nun sein letztes Reiseziel - die Ewigkeit.
(mein Papa : gestorben am 31.3.2012 und ich hielt seine Hand)
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  #18  
Alt 04.04.2012, 21:49
sjarissa sjarissa ist offline
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Beiträge: 130
Standard AW: wieviel ehrlichkeit ist richtig?

Hallo,

keiner von uns weiß wie lange die verbleibende Zeit ist. Meinem Mann und mir hat man ein offenes Gespräch angeboten und da wurden die Fakten sehr nüchtern besprochen. Das hat uns aber angespornt die verbleibende Zeit intensiv zu erleben... und letztendlich ist aus den prognostizierten 4 - 6 Monaten fast 1 Jahr geworden... eine Zeit die ich nicht vermissen möchte, so intensiv, so schön, so reich... die letzten 9 Tage waren sicherlich unendlich belastend...aber ich habe jeden Moment so intensiv erlebt als wären es Jahre...
Es ist sicherlich sehr schmerzhaft auf Fragen ehrlich zu antworten...aber es ist auch das Einzige was dem Sterbenden Ruhe gibt... Mein Mann hat jeden einzelnen engeren Freund gesagt was er von ihm mitnimmt und auch die Frage gestellt was derjenige von ihm mitnimmt. Diejenigen die sich dieser Situation stellen konnten haben dazu beigetragen, das mein Mann sich bis auf seinen Todestag glücklich und reich beschenkt fühlte. Und das gibt mir unendlich viel Kraft...
Das Vertrauen, das mein Mann in mich gesetzt hat, es ist ein kostbares Juwel und ich würde ohne diese Erfahrung zerbrechen. Ich bin unendlich dankbar diesen letzten Weg in aller Offenheit und Ehrlichkeit gegangen sein zu dürfen...Tief in seinem Inneren wußte mein Mann das es zu Ende geht und ich wollte ihn begleiten, ihm die Möglichkeit geben, das zu sagen und diesen Schmerz zuzulassen... Es ist das Letzte was wir tun können, präsent sein...begleiten...

Euch allen viel Mut und Kraft

Sjarissa
__________________
Der Tod ist der Grenzstein des Lebens, aber nicht der Liebe.

Guido * 25.12.1953 + 03.01.2012
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  #19  
Alt 12.04.2012, 13:20
Marooone Marooone ist offline
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Ort: Neuruppin
Beiträge: 36
Standard AW: wieviel ehrlichkeit ist richtig?

Also, wir stehen ja noch recht am Anfang der Diagnose. Meine Mutter weiß seit 4 Wochen, dass sie BSDK hat. Ihr Lebensgefährte hat seine vorige Frau durch Krebs verloren. Beide sagen im Moment, dass man gar nicht alles wissen muss.
Ich denke, wenn "fest steht", dass es sich nur noch um kurze Zeit handelt, würde ich schon versuchen, sie zumindest in die Richtung zu bringen...
Ich möchte im Moment ganz genau wissen, wie es um sie steht.Ich denke, das hilft mir!
Wieviel ich dann von meinem Wissen an sie weitergebe... Ich werde es sehen...
__________________
LG, Marooone
*****************
Mutti, *08.04.1945
- 07.04.2012 Diagnose Pankreas(schwanz)karzinom
- 12.04.2012 Linksresektion mit Entfernung der Milz
- 27.04.2012 Entlassung aus dem Krankenhaus
- 06.06.2012 Chemo
- 13.07.2012 Herzinfarkt u. Einsetzen mehrerer Stents
- 12/12 Lebermetastasen
- 08.01.2013 Port gesetzt
- Abbruch der Chemos auf Mutters Wunsch
- 13.08.13 beginnender Darmverschluss
- ab 22.09.13 nicht mehr aufwacht
- 24.09.13 mit einem Seufzer entschlafen,
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  #20  
Alt 17.05.2012, 21:03
Arsinoe Arsinoe ist offline
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Registriert seit: 09.05.2012
Ort: Süddeutschland (ursprünglich Schweiz)
Beiträge: 535
Standard AW: wieviel ehrlichkeit ist richtig?

Hallo
Im Moment habe ich offenbar Verbaldiarrhö!

Und weil mir diese Frage sehr am Herzen liegt, gebe ich dazu auch noch meinen Senf ...

Ich habe gemerkt, dass ich sehr, sehr grossen Wert darauf lege wirklich ehrlich und umfassend über meinen Zustand informiert zu werden.

Das begann schon, als nach der Darmspiegelung eine der Ärztinnen an meinem Bett stand und sagte: "Leider haben wir nicht so gute Nachrichten für Sie ..." Leider sagte sie dann nicht so viel, guckte aber mit einem seltsam mitleidsvollen Blick. Ich war einfach zu baff, um gross Fragen zu stellen Und dann war sie ganz schnell weg ... Als dann auch noch die Pflegenden zum Teil Bemerkungen machten im Sinne von "Sie Arme!", begann es in meinem Kopf zu rattern ...

Als dann endlich der nächste Arzt zu mir ans Bett kam und auch nicht so wahnsinnig viel sagte, begann ich ihn richtig gehend zu löchern ... Auch bei ihm hatte ich das Gefühl, dass er ganz gern schnell wieder verschwunden möchte. (Ich denke, er war im Stress. Im Krankenhaus haben alle viel zu tun, ich nehme es auch nicht übel.)

Es gab dann noch ein paar solcher Gespräche, bei denen ich immer forscher nachfragte und die Ärzte bat, wirklich Klartext zu reden. Ich hatte aber oft das Gefühl, dass sie das nicht wirklich taten. Insbesondere, was die "Ernsthaftigkeit" der Erkrankung und Heilungschancen angeht.

In der Zeit nach dem Krankenhaus recherchierte ich im Internet und fand auch einige Infos. Vieles war aber auch verwirrend. Fragen über Fragen stauten sich in mir an ...

Das beste Gespräch hatte ich vorgestern mit dem Onkologen, bei dem ich die Chemo machen werde. Er nahm sich sehr viel Zeit und beantwortete alle Fragen offen und ehrlich, so weit ich das beurteilen kann. Er nannte auch ein paar Zahlen (Überlebensraten, etc), die schon nicht grad ermutigend klangen.

Ich muss dazu sagen, dass ich Statistiken gegenüber skeptisch bin. Solche Zahlen sagen, meiner Meinung nach, wenig aus. Trotzdem können sie helfen, die Lage ein wenig besser einzuschätzen, habe ich das Gefühl.

Mir ist es sehr wichtig, meine Lage einigermassen realistisch einschätzen zu können. Insbesondere, um Entscheidungen fällen zu können. (Ich bin die "Ernährerin" in unserer Ehe und trage einige Verantwortung.)

Ich merke natürlich auch, dass mich das, was ich erfahren habe, einiges an Lebensmut hat einbüssen lassen. Das ist vermutlich der Preis, den ich für meinen Informationshunger zahlen muss. Ich werde das Ganze verarbeite und neuen Lebensmut schöpfen müssen ...

Aber mir persönlich ist es lieber so.

Ich kann gut verstehen, wenn es anderen Menschen anders geht und sie lieber nicht allzu viel wissen wollen.

Ich denke, Ärztinnen und Ärzte sollten die Patientinnen und Patienten in dem Masse informieren, wie diese es sich wünschen. Das ist sicher auch nicht einfach, zumal es vermutlich nicht immer einfach ist, herauszufinden, was jemand wirklich will.

Ausserdem ist es schwierig unangenehme, ja vielleicht schockierende, Nachrichten zu überbringen. Ich merke das selber. Ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich versuche meinen Schatz zu schonen und ihm nicht allzu viel zu erzählen ... Wie ich die positiven Aspekte hervorhebe und die negativen herunterspiele ...

Ich denke, Moonchild hatte eine sehr schwierige Aufgabe und hat sie gut gelöst. Dass sie dafür offenbar von der Stiefmutter angegriffen wurde, finde ich absolut daneben!

Just my 2 cents!

Arsinoe

PS: Ich möchte noch anmerken, dass ich - nachdem ich hier einige Beiträge gelesen habe - denke, eigentlich habe ich es noch ganz gut getroffen - oder "es" mich. Ich habe den Eindruck, hier gibt es Viele, denen es wirklich sehr schlecht geht im Vergleich zu meiner Diagnose. Mut macht mir das natürlich nicht, aber es relativiert das Ganze ...

Geändert von Arsinoe (17.05.2012 um 21:12 Uhr)
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