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  #1  
Alt 16.07.2013, 15:18
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micha54 micha54 ist offline
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Frage Alle haben Krebs

Hallo,

lange schon habe ich das Problem mit mir herumgetragen, und jetzt hoffe ich, dass Ihr mir mit Euren Erfahrungen etwas helfen könnt.

Ich hatte ein fettes Melanom im April 2009, es wurde entfernt, und seitdem geht es mir eigentlich gut.

Im Jahr davor starb ein Cousin meiner Frau am Darmkrebs mit nur 38 Jahren. Der war inoperabel, mehrere Metastasen in der Leber, Pfortaderverschluss, gemerkt hatten wir es an der Trombose im linken Bein und seiner grüngelben Hautfarbe im Gesicht. Er starb jämmerlich.

Danach Nierenkrebs nach Brustkrebs bei meiner Mutter, gefolgt von Metastasen in der Linge, den Knochen, in den Hirnhäuten, sie starb letzten Sommer unter erbärmlichen Umständen, unter anderem, weil sie bis zuletzt fremde Hilfe abgelehnt hat.

Danach Brustkrebs meiner Tante, Op, Chemo, mal sehen, wie es weiter geht.

Danach ist mein Vater gestorben, der war ein Schwein, aber ich muß seinen Kram trotzdem ordnen, ale Unterlagen sortieren, die 2011er Steuererklärung machen usw.

Jetzt Lungenkrebs bei einer guten Bekannten, Nichtraucherin, Pleuralkarzinose, erfolglose Pleurodese, nicht therapierbar

Zuletzt der Mann der Bekannten, Demenz, Ablehnung jeder Hilfe, verschließt sich in der Wohnung. Er wurde vor einer Woche mehr zufällig halbtot vom Gutachter des MDK aufgefunden, Wiederbelebung, seit rund 5 Tagen bewustlos in der Intensiv mit künstlicher Beatmung.

So, nun sag ich Euch: ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr, will keinen mehr sehen oder im Krankenhaus besuchen. Es tut weh, sie alle leiden zu sehen, aber es zieht mich einfach nur tief runter, ich sitze auf der Arbeit, und denke nur darüber nach, wie ich damit umgehe. Ich kann mich nicht erinnern, in den letzten 20 Jahren so dauerhaft dicht am Heulen gewesen zu sein.

Kennt Ihr sowas auch ?

Gruß,
Michael
__________________
Malignes Melanom pT4bN0M0, Clark IV TD12mm, Stadium IIC, 20 Jahre verschleppt
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  #2  
Alt 16.07.2013, 20:04
chrisi0211 chrisi0211 ist offline
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Beiträge: 954
Standard AW: Alle haben Krebs

Hallo,

Du bist nicht der einzige, der sich vom Schicksal gebeutelt vorkommt , wobei es ja eher Dein Umfeld ist (die Kranken), als Du selber.

Natürlich ist es sehr schwer mit einer Hiobsbotschaft nach der anderen zu leben, mir geht es seit 10 Jahren so (nicht nur Krebs, auch Unfälle u. andere Krankheiten). In dieser Zeit habe ich meine Oma, meinen Bruder, meine Tante (die eher wie eine große Schwester war für mich und ich ganz intensiv durch diese schwere Zeit begleitet habe), einen Onkel, einen ganz lieben Freund zu Grabe getragen, meinen Mann beinahe, meine Mutter hats nochmal gepackt um Haaresbreite, im Moment kämpft mein Schwager mit dem Überleben...

Ich habe mir schon manchmal gedacht, dass ich bald daheim keinen Meldezettel mehr brauche und trotzdem - man kann, muss nicht!!!, seinen Lieben beistehen und es auch als Geschenk annehmen, dass man zu vielen lieben Menschen einfach eine tolle Beziehung hat und auch aus der Trauer um diese gestärkt hervorgehen (ja, ich weiß nicht, wie oft ich selber schon nur noch am Zahnfleisch dahergekrochen bin, psychisch völlig fertig, nur geheult... also das kenne ich).

Wenn Dir das alles zuviel ist, Du musst niemanden besuchen, Du solltest das tun, was für Dich wichtig und richtig ist und manchmal habe ich auch mal eine kurze "Auszeit" gebraucht, um wieder Kraft zu tanken. Ich weiß, wie schwer es ist, da eine Ausgewogenheit zu finden .

Und trotzdem solltest Du Dir selber nicht so leid tun, leid tun können uns unsere Lieben , sie haben sich ihre Krankheit/Schicksal ja nicht ausgesucht und sie würden wahrscheinlich gerne mit Dir tauschen, aber Du kannst Dir aussuchen, wie Du mit den Gegebenheiten umgehen möchtest .
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  #3  
Alt 25.07.2013, 11:42
Benutzerbild von micha54
micha54 micha54 ist offline
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Beiträge: 542
Standard AW: Alle haben Krebs

Hallo,

auch an Dich meinen Dank (hatte eine ähnliche Anwort als PN), irgendwie hat es geholfen.

Manchmal verkriecht man sich tief und braucht dann einen kleinen Schubser, um mit "Augen zu und durch" zumindest ein paar Dinge aus dem Weg zu räumen (hier sind das z.B. die Steuererklärungen 2011 und 2012 meiner Eltern , d.h. Anforderung aller Bescheinigungen von der Rentenkasse, Krankenkasse, Zusatzkassen usw.)

Nach dem Gelassenheitsgebet habe ich ja vielleicht im September alles erledigt

Gruß,
Michael
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Malignes Melanom pT4bN0M0, Clark IV TD12mm, Stadium IIC, 20 Jahre verschleppt
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  #4  
Alt 03.10.2014, 00:04
Martin Sa. Martin Sa. ist offline
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Beiträge: 1
Standard AW: Alle haben Krebs

Hallo Forum!
Es wurde zu diesem Thema schon lange nichts mehr geschrieben, da dachte ich mir
"JETZT WIRD ES ABER ZEIT!!!"
Vor ca. 21 Jahren wurde ich zum ersten mal mit dem Thema Krebs konfrontiert.
Es war schrecklich, damals hab ich meine Mama an einen Lungenkrebs verloren, ein paar Jahre später Starb eine Cousine an Brustkrebs, mein kleiner Bruder starb mit 27 Jahren an einen selternen Milztumor (gest.12.12.2000). Ich war fix und fertig mit denn Nerven, ich weiß bis jetzt nicht wie ich damals in die Arbeit gekommen bin. Früher war für mich "Meine Arbeit ist meine Therapie, meine Therapie ist meine Arbeit!!!" Ich habe dadurch meinen Glauben ans Leben verloren. Ich brauchte fast 2 Jahre, mich wieder zu sammeln. Zum Glück hatte ich ein paar gute Freunde die mich aufgefangen haben, sonst......ich weiß nicht!!!
Dann war entlich ein paar Jahre ruhe mit dem Sterben, dann fing mein Papa damit an, und mein Cousin Poldi (er war wie ein Bruder zu mir!!!).
Poldi fing mit Prostatakrebs an, der sich Verkapselte, aber doch streute. Seine Metastasen setzten sich auf seinem linken Bein ab. Wenn ich zurück denke, er hatte so schmerzen, aber wollte sich nicht mehr Schmerzmittel geben lassen. Er sagte immer: Noch mehr Scherzmittel und ich bekomme nichts mehr mit von euch, ich will mit euch leben und reden, und nicht nur zugetrönt da liegen. Ich war sehr oft bei ihm und habe zugesehen wie er immer mehr abbaut, aber
Ich merke gerade wie ich das so schreibe, das mich das immer noch sehr Berührt.
Er starb 2 Wochen vor Ostern 2006.
Es tat mir sehr weh, mich zeriß es innerlich.
Und wie ich an diesen Tag nach Hause gekommen bin, kam mein Papa gerade aus dem Spital zurück, voll zugetrönt mit Morfium, er sah mich an und kannte mich nicht, so hatte ich das Gefühl.
In der Nacht ist er dann einmal munter geworden, und hat zu mir gesagt: Habe ich Recht, Poldi ist gestorben! Ich nickte nur, denn ich konnte kein Wort aus mir heraus bekommen. Papa sagte noch, dass er das gespührt hat.
Eine Woche nach meinen Cousin Poldi starb mein Papa.
Bei Papa schmerzte es nicht so, es hört sich vielleicht blöd an, aber er hat sein Leben gelebt. Er hat ein Jahr vorher zu mir gesagt das wenn noch was kommen sollte, das er nichts mehr machen lassen will.
Und das er sch noch ein paar Wünsche sich erfüllen will.
Gesagt getan: Wir, das heist seine Lebensgefährtin und ich setzten seine Wünsche in Taten um.
Wir fuhren mit Ihm in sein Heimatland Kroatien, zu seiner Familie, wir veranstalteten eine Gartenparty mit Grillen, er feierte seinen 70 Geburtstag 4 Tage lang, er sagte er wolle Weihnachten mit uns feiern und Tanzen gehen.
Er und wir haben alle seine wünsche erfüllt.
Ich glaubte mit dieser sch... Krankheit ist jetzt Schluss in unserer Familie.
Leider ist das nicht so, ich hatte in denn letzten 10 Monaten 3 op. und eine Bestrahlungtherapie. Und es muß ja nichts Einfaches sein, sondern was selternes, ein Leiomyosarkom G2
Eigenlich habe ich von Anfang an um mich ehere weniger Angst, als um meine 2 kleinen Kindern (2 und 4 Jahre). Was passiert mit Ihnen? Ja es ist meine Frau da, aber....
Aber da ich ein sehr positiv denkender Mensch bin, und sich nicht unterkriegen lässt, werde ich mit dieser Krankheit Leben müßen, so gut wie es nur geht.
Mein positivster Gedanke ist eigentlich meine Kinder, und wie ich sie heranwachsen sehe, das könnte ich gar nicht so intensiv wenn ich gesund were, denn da müßte ich ja Arbeiten. Bei meinen 2jährigen Sohn sehe ich das ganz stark, denn ich bin jetzt schon 11 Monate im Krankenstand und ich sehe seine Entwicklung. Bei meiner Tochter ist das schon etwas schwieriger, denn sie fragt mich wie es mir geht, oder warum muß ich wieder ins Spital, bin ich wieder Gesund, oder hast du wieder Schmerzen. Solche Fragen aus einen Kindermund, das ist schon heftig. Aber sie bekommt ihre Antworten kindgerecht. Ich sage ihr immer wenn ich ins Spital oder längere Arzttermine habe. Das will sie so, und ich gebe ihr gern Auskunft.
Denn es ist besser man sagt denn Kindern was los ist, sonst machen sie sich viel mehr Sorgen als was es ist. Kinder haben so viel mehr Phantasie als wir Erwachsen.

Danke fürs auskotzen!
LG. Martin
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