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  #1  
Alt 08.09.2005, 23:37
Anja1982 Anja1982 ist offline
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Registriert seit: 08.09.2005
Beiträge: 3
Standard Schock...

Hallo,

ich bin zwar nicht selbst von Krebs betroffen, aber eine gute Freundin von mir.
Vor 2 Tagen bekam ich einen Anruf, meine Freundin ist im Krankenhaus. Da sie schon seit 2 Monaten Probleme mit der Bandscheibe hat, dachte ich ihre Schmerzen wären einfach so schlimm geworden und hab mir nichts böses dabei gedacht.
Gestern dann ein Anruf einer gemeinsamen Freundin: Diagnose Leukämie.
Meine Freundin ist wie ich selbst 23 Jahre jung und hat ihr ganzes Leben noch vor sich.
Keiner in meinem Freundeskreis weiß, wie er damit umgehen soll. Wir trafen uns gestern Abend alle, nur um aufgefangen zu werden und obwohl gestern kaum ein Wort gesprochen und viel geweint wurde, war es doch gut, dass wir beieinander waren.
Heute konnten wir die besagte Freundin endlich im Krankenhaus besuchen und haben Gott sei dank die Nachricht erhalten, dass die Heilungschancen recht gut stehen.
Das erleichtert ungemein muss ich sagen, jedoch ist immer ein Risiko vorhanden. Wir werden uns jetzt geschlossen zur Knochenmarkspende anmelden, selbst wenn ihr nicht von uns geholfen werden kann, vielleicht hilft es jemand anderem.

Ich habe Angst vor der Zukunft und weiß nicht ganz wie ich damit umgehen soll. Eins ist ganz wichtig, wir werden mit ihr stark sein und sie unterstützen, soweit es nur geht. Wir haben auch beschlossen uns immer mit den Krankenhaus Besuchen abzuwechseln, damit sie nicht alleine ist.

Ich musste mir das ganze einfach mal von der Seele schreiben, weil ich nicht weiß wohin mit mir und meinen Gefühlen. Meine Eltern sind im Urlaub und meine beste Freundin ist selbst betroffen, da kann ich nicht erwarten unbefangen mit ihr sprechen zu können.

Man denkt immer sowas passiert nur anderen, aber wenn es dann im engen Verwandten / Bekanntenkreis passiert ist man unvorbereitet und geschockt. Ich hätte das nie für möglich gehalten, später mal ja, aber nicht in diesem Alter.

So, nun geht es mir ein wenig besser und morgen sieht die Welt vielleicht schon wieder anders aus. Ihre erst
Chemo Therapie bekommt sie am Samstag und ich bete zu Gott, dass sie anschlägt, ich kann und will mir nicht ausdenken wie es ist sie zu verlieren. Ich hänge doch sehr an ihr und sie ist eine Jahrelange gute Freundin.

Ich melde mich, wenn ich was neues weiß oder wieder eine Tiefphase habe.

Gruß
Anja
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  #2  
Alt 09.09.2005, 16:49
Claudi H. Claudi H. ist offline
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Registriert seit: 18.08.2005
Ort: nähe Trier
Beiträge: 43
Standard AW: Schock...

Hallo Anja,
ich (21) selbst bin mit 20 an Leukämie erkrankt. Ich habe noch eine von sechs Chemotherapieen vor mir und dann hab ich es geschafft....
Was ich dir sagen möchte, bei mir haben sich sehr viele Freunde abgewendet weil sie nicht wußten wie sie damit umgehen sollten. Ich war sehr traurig darüber da ich in dieser Zeit echt Unterstützung gebraucht hätte. Mittlerweile weiß ich wer meine wirklichen Freunde sind und bin froh um diese Erfahrung.
Andere kannten seit dem kein anderes Thema ausser Leukämie...aber man will und kann nicht ständig drüber sprechen.
Ich wünsche deiner Freundin alles Gute. Sie wird es schaffen! Was für eine Leukämie hat sie und wieviele Chemos muss sie machen?

Liebe Grüße,
Claudia
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  #3  
Alt 09.09.2005, 17:46
Anja1982 Anja1982 ist offline
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Registriert seit: 08.09.2005
Beiträge: 3
Standard AW: Schock...

Hallo Claudia,

ich finde es schrecklich sich von jemandem abzuwenden, nur weil die Person Krank ist, egal in welcher Form. In unserem Freundeskreis gibt es das hoffentlich nicht. Sogar entfernte bekannt meiner Freundin kommen sie jetzt Besuchen.

Ich finde es super, dass du auch wenn du nicht so viel Unterstützung hattes weitergekämpft hast. Nicht jeder kann das und es verdient meinen höchsten Respekt.

Das sehe ich auch so, man muss auch über andere Themen reden. Außerdem muss man doch die betroffene Person ein wenig ablenken, sonst fällt man doch in ein ziemliches Tief.

Ich weiß leider noch nicht, welche Art Leukämie sie hat, aber ihr Chemoblock beginnt am Samstag und geht 4 mal. Danach ist erst mal Pause. Ich hoffe das die Chemo gleich anschlägt.

Welche Art von Leukämie hast du? Ich freue mich für dich, dass du es bald hinter dir hast.

Liebe Grüße
Anja
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  #4  
Alt 09.09.2005, 18:12
Claudi H. Claudi H. ist offline
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Registriert seit: 18.08.2005
Ort: nähe Trier
Beiträge: 43
Standard AW: Schock...

Ich finds sehr schlimm das sich einige meiner Freunde von mir abgewendet haben! Sogar mit einer meiner besten Freundin, mit der ich jedes Wochenende unterwegs war, habe ich nichts mehr zu tun. Sie kam mich 2x im KH besuchen und das wars. Als ich dann mal zu Hause war und ich mit ihr was unternehmen wollte, hatte sie nie Zeit und seit dem ist der Kontakt ganz weg..ist sehr traurig aber durch meine Krankheit habe ich erfahren wer meine richtigen Freunde sind.
Ich habe/hatte ALL, akute lymphatische Leukämie.
Besuch war mir immer sehr wichtig. Wenn es einen Tag gab, wo niemand kam, ging für mich die Welt unter...aber mittlerweile ist es ok wenn ich mal alleine bin.
Deine Freundin wird es schaffen! Sie muss nur positiv denken, auch wenn es oft schwer fällt! Das ist das Wichtigste! Ich habe mir jeden Tag gesagt "du schaffst das" und ich habe es geschafft.

Alles Liebe,
Claudia
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  #5  
Alt 14.09.2005, 16:28
Anja1982 Anja1982 ist offline
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Registriert seit: 08.09.2005
Beiträge: 3
Standard AW: Schock...

Ja es ist sehr wichtig, dass man in so einer Situation Beistand bekommt.
Meine Freundin hat jeden Tag von mindestens 4 Personen Besuch.
Wir wechseln uns auch soweit ab, dass immer jemand da ist. Am Sonntag waren wir auf einen Pulk 10 Besucher, dass war schon heftig, allerdings auch total lustig. Dadurch hatten wir alle einen schönen Mittag zusammen und haben viel gelacht.

Seit gestern sind übrigens die letzten Ergebnisse da, sie hat 2 Arten der Leukämie, auch die akute Lymphatische und die akute Myelonische. Ich habe noch nie gehört, dass man 2 Arten auf einmal haben kann und der größte Schock war, als ich vorhin erfahren habe, dass sie nicht wie erst angenommen im Anfangsstadium ist sonder schon im 3 Stadium (Fortgeschritten).
Sie benötigt auf jeden Fall Stammzellen und ich bete, dass sich da welche finden lassen.
Mir ist grad voll zum heulen zumute.

Das du es hinter dir hast ist ja super, war aber bestimmt auch ein verdammt harter Kampf.
Ich verstehe nicht, dass sich eine vermeindlich so gute Freundin einfach abwendet, aber ich denke dann ist es auch besser, wenn du sie los bist.
Lieber ein paar wenige richtige Freunde auf die mal sich verlassen kann, als viele Falsche, dass ist mein Motto.
Ich hoffe das klingt jetzt nicht zu hart.

Liebe Grüße
Anja
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  #6  
Alt 17.09.2005, 15:30
Maike2611 Maike2611 ist offline
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Registriert seit: 17.09.2005
Beiträge: 4
Standard AW: Schock...

Hallo Anja, hallo Claudia,

ich hatte vor drei Jahren mit 20 AML und hätte es nicht geschafft, wenn ich nicht soviel Unterstützung aus meinem Freundeskreis gehabt hätte. Das hat mir in meinen Tiefphasen immer das Gefühl gegeben, es will jemand, dass ich weitermache und überlebe.
Allerdings ging es mir genauso wie Claudia, meine damals beste Freundin hat mich im Stich gelassen und mich einfach nicht besucht. Irgendwann hat sie mir dann gesagt, sie wüsste nicht, wie sie mit mir hätte umgehen sollen, weil ich immer so stark ausgesehen hätte. Ich habe mir damals soviele Gedanken gemacht, dass unsere Freundschaft wohl nichts wert gewesen ist, wenn sie das nicht ausgehalten hat; heute beeinflusst mich diese Erfahrung auch immer noch dahingehend, dass ich manchmal misstrauisch gegenüber neuen Leuten bin und meiner Menschenkenntnis weniger zutraue - denn ich und auch mein gesamter Freundeskreis hätten ein solches Verhalten nie von ihr erwartet. (Heute hat keiner mehr Kontakt zu ihr, es ist mir total unangenehm wenn ich sie treffe, da sie immer so tut, als wäre nichts gewesen).
Aber wie gesagt, die anderen Freunde waren für mich total wichtig, zwischenzeitlich brauchte ich eine Leukozytenspende, da haben sich alle getroffen und sind zum Blutspendedienst gegangen, um sich testen zu lassen. Das hat mich total berührt. Zur Knochenmarkspende waren auch viele bereit. Was meine Freunde damals für mich getan haben, werde ich ihnen nie vergessen.

Deshalb wünsche ich Dir, Anja, den Mut, die schlimmen Phasen mit Deiner Freundin durchzustehen, ich kann mir vorstellen, dass das nicht einfach ist. Als es mir in der KMT (Transplantation) sehr schlecht ging, wollte ich niemand von meinen Freunden sehen, weil ich mir manchmal mehr Sorgen um deren Gemütszustand als um meine Gesundheit gemacht habe. Es ist schlimm, jemand so leiden zu sehen. Deiner Freundin wünsche ich alles, alles Gute.

Claudia, ich hoffe, dass Du es auch schaffst; von mir kann ich Dir sagen, auch wenn man es nicht glaubt, aber das Leben kann wieder halbwegs "normal" werden nach der Krankheit.

Maike
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