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Alt 18.04.2010, 22:58
Katrin&Mark Katrin&Mark ist offline
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Registriert seit: 18.04.2010
Beiträge: 56
Standard Katrinchen, mein Schutzengel

Ich war verheiratet mit der wundervollsten Frau. Ihr Name war Katrin. Sie war liebenswürdig, herzlich, fröhlich und wunderschön. Ich werde Sie nie vergessen. Sie ist für immer in meinem Herzen. Meine Frau ist mit 29 Jahren gestorben. Sie hatte Gebärmutterkrebs. Am 27 März 2010 um 2.47 ist sie eingeschlafen. Vermutlich Leberversagen. Sie fehlt mir! Ich komme mit dem Verlust nicht klar. Jeder Tag ist zu viel ohne Sie. Ich stehe morgens auf um den Tag schnell ins Bett zu bringen. Wenn ich einen Wunsch frei hätte wär ich jetzt bei Ihr.

Sie war Biologin und hat in der Krebsforschung gearbeitet. Sie wußte genau was mit Ihr geschieht. 9 Monate Folter ohne die geringste Hoffnung. An meinem Geburtstag erhielt Sie die Erstdiagnose und 6 Monate später die Diagnose Rezidiv. Danach vermehrt Wasser im Unterleib und in den Beinen (von 61 Kilo auf 67 Kilo während der Behandlung und nach Ende der ersten Januarwoche von 67 Kilo auf über 90 Kilo, innerhalb kürzester Zeit), Verstopfung, fürchterliche Krämpfe, Not-OP "Darmschlingen", Stoma, Abszess, Palliativmedizin und 13 Tage Hospiz. Der Abszess hätte nie entfernt werden dürfen. Ihr Bauchraum war weit geöffnet und mit einem Vakuumverband versehen. Das hat Ihr den Rest gegeben. Sie war an das Bett gefesselt und konnte sich kaum bewegen. Vorn übergebeugt konnte sie praktisch in Ihr Innerstes Blicken.

Als der Verdacht aufkam der Tumor ist vielleicht wieder aktiv mußten wir vier Tage Bangen und Hoffen und dann war ich als die Nachricht Freitags kam nicht mal an Ihrer Seite. Zwei Stunden zuvor hat uns die behandelnde Oberärztin versichert der endgültige Befund würde erst Mo. vorliegen. Katrin hat mich auf Arbeit geschickt damit ich dann, wenn Sie mich brauchte Zeit hätte; und ich, das werde ich mir nie verzeihen, bin gegangen. Sie konnte sehr fordernd sein. Ich habe diese Bilder in meinem Kopf und gehe Sie immer wieder durch und meine Wut, meine Verzweiflung nehmen nicht ab. Ich wollte Sie mir bewahren und hab Sie doch nicht halten können. Ich fühle mich so leer. Sie war so wunderschön und sie war sich Ihrer Schönheit bewusst umso mehr mußte Sie leiden. Jeder Tag brachte neuen Verlust und neuen Schmerz.

Wir haben viele liebe Freunde, die sich um mich bemühen. Aber alles was zu sagen war wurde bereits gesagt und ich bin allein. Allein mit meinem Schmerz und meinen Erinnerungen. Sie war nicht bereit zu gehen. Sie hatte Ihr Leben weit besser im Griff als ich. Sie war voller Energie und Lebenswille. Es war brutal und grausam wie Sie aus dem Leben gerissen wurde. Ich fühle mich als Versager, weil ich Ihr nicht helfen konnte. Jeden Tag weine ich mich in den Schlaf. Ich kann Sie riechen, Sie schmecken, Ihre wärme fühlen, Ihre Kleidung hängt noch in unserem Schrank, das Bad ist voll von Ihren Sachen, Sie bekommt immer noch Post und ich lese Ihre Kurzmitteilungen auf meinem Handy immer wieder. Ich höre Ihre Musik und sehe mir unsere Fotos wieder und wieder an. Ich laufe durch den Ort und ertappe mich dabei wie ich Ihren Namen flüstere als ob ich Sie beschwören könnte. Ich weiß nicht was Ihr durchmacht, aber was mich betrifft hat sich die Hölle vor 9 Monaten aufgetan und für mich ist es kein Trost das Sie nun keinen Schmerz mehr leidet. Ich wünschte Sie hätte nie leiden müssen und wäre noch immer bei mir.

Sie war oft auf dieser Seite und las stundenlang eure Beiträge. Ich saß bei Ihr und versuchte Ihr Trost zu geben, Sie abzulenken. Sie wußte mehr über Ihre Krankheit als Ihre Ärzte. Sie verlor sich in Statistiken, Krebsstudien und Forenbeiträgen. Jetzt ist Sie tot. Alle Ihre Bemühungen waren vergebens und die Zeit verschwendet. Der Krebs hatte Sie ganz und gar beherrscht. Sie konnte nicht mehr am normalen Leben teilhaben.

Ich konnte in den 9 Monaten Ihres Martyriums nicht Abschied nehmen. Wir hatten immer wieder von der Zukunft gesprochen und Pläne für unser gemeinsames Leben gemacht.

Katrin war sehr tierlieb. Wir sind öfter mit Hunden aus dem Tierheim Gassi gegangen. Sie hatte zwei Katzen und ein eigenes Pferd, Heiko. Heiko ist 28 Jahre alt geworden, er hat Sie fast Ihr ganzes Leben begleitet. Liebe kann manchmal grausam sein. Sie wollte Ihn nicht loslassen obwohl seine Zeit längst gekommen war. Ein Tag nach Katrins Tod hat man Heiko tot auf der Koppel gefunden. Vielleicht hat er es gefühlt. Kennt ihr das Buch "Die Brüder Löwenherz"? ... Ich konnte Sie genauso wenig loslassen.

Zum Ende hin hat sie sich von mir nicht mehr geliebt gefühlt. Ich war zu sehr damit beschäftigt Sie zu retten und hab darüber ganz vergessen Sie als Frau, als Geliebte wahrzunehmen.

Ich hoffe Sie verzeiht mir!

Letzte Woche habe ich wieder angefangen zu arbeiten und es war Schlimm, schlimmer als ich es mir vorstellen konnte. Ich bin Grafiker und gestalte vornehmlich in rot, setze Preise vollformatig und pflege Eitelkeiten meiner Auftraggeber. Ich bin davon angeekelt und momentan tauge ich nur für Harz4. Ich habe alles hingeschmissen und weiß nicht wie´s weitergeht.

Wenn Sie glücklich war vibrierte Ihr ganzer Körper und hielt es an ging es in leichtes hopsen über. Wenn ich Sie so sah, dachte ich, es gibt einen Gott und du hilfst ihm diese Frau glücklich zu machen. Ich liebe dich Schatz und ich vermisse dich!

Mark
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Geändert von Katrin&Mark (07.07.2010 um 00:17 Uhr)
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