Kann nicht trauern...

[Elfi44]

Über einen Monat ist meine Mama schon tot...
es kommt mir vor, als hätte ich sie gestern noch im Arm gehabt, und dann wieder, als wäre sie schon lange fort.
Während ihrer Krankheit war mir, als ob ich mit ihr sterbe, jeden Tag ein Stückchen mehr. Ich spürte nicht ihre körperliche Qual, aber ihre seelische Not habe ich mit ihr geteilt, jeden Tag.
Mir hat unendlich gegraut vor dem Abschied, ich konnte kaum essen, schlafen, habe mich immer wieder gefragt, wie soll ich es nur aushalten, wenn sie nicht mehr da ist? Und jetzt... ist mir so friedlich. Ich bin fast glücklich, und selbst wenn ich weinen muss, fühlt es sich gut an. Es ist, als hätte ich getrauert, als sie krank war, und sobald sie ihren Frieden hatte, sobald sie zu meinem Papa gegangen war, konnte ich es spüren, dass alles gut war, für sie und es war auch gut für mich.
Es tut gut, wieder ein normaleres Leben führen zu können.
Sie fehlt mir nicht richtig, denn ich trage sie in mir, denke dauernd an sie, aber es ist schön, an sie zu denken. Es ist, als ob sie jeden meiner Schritte mit einem Lächeln begleitet.

Ich hab dich so lieb, Mama.

[Stephan&Sandra]

Liebe Elfi !!!
Du schreibst, Du kannst nicht trauern ...,
als Deine Mama krank war, warst Du genauso krank. Ich denke, sie hat jetzt ihren Frieden gefunden und es geht ihr jetzt gut. Darum hast Du jetzt auch dieses friedliche GEfühl. Deine Mama ist immer bei Dir, und sie möchte nicht, daß es Dir schlecht geht. Sie weiß, daß Du sie vermisst, an sie denkst und auch, wie sehr Du sie liebst.
Bitte halte mich nicht für verrückt, aber ich glaube wirklich daran, daß wir unsere Liebsten "nicht wirklich verloren haben, sondern daß sie uns "nur" vorausgegangen sind".

Wenn ich darf, nehme ich Dich in den Arm

Liebe und traurige Grüße


Sandra


Stephan, Du fehlst mir soooo !!!

[Mauschi]

Liebe Elfi,
es hört sich so friedlich an wie du geschrieben hast.
Deine Mama wird immer im Gedanken bei dir sein.
Mein Mann ist nun fast 9 Monate nicht mehr bei mir und ich vermisse ihn jede Sekunde.
Ich bewundere dich sehr das du so eine Ruhe in dir hast.
L.G. Manuela

[Stephan&Sandra]

Hallo, ihr Lieben !

Ich kann Manuela nur beipflichten. Deine Mama wird in Gedanken immer bei Dir sein.
Am 04.11. ist Stephan genau 9 Monate nicht mehr bei uns; und der 04.11. ist auch noch sein GEburtstag !! Ich weiß nicht, wie ich diesen Tag überstehen soll.

Ich drücke euch alle ganz lieb.

Stille und traurige Grüße


Sandra

[Elfi44]

Liebe Sandra, liebe Mauschi, ich drücke euch ganz fest.... kann mir kaum vorstellen, wie es sein muss, den Partner zu verlieren!
Ich glaube euch, dass er fehlt, jeden Tag und dass es nicht weniger wird mit der Zeit.
Ich habe erst den Vater verloren und es war furchtbar. Er fiel einfach um - Herzinfarkt. Für ihn ein gnädiger Tod, wenn er auch wohl lieber noch geblieben wäre oder von uns Abschied genommen hätte! Das ist über 20 Jahre her und ich habe noch immer jedes Mal geheult, wenn ich an ihn dachte oder an seinem Grab stand.
Jetzt nicht mehr. Jetzt, wo ich da stehe und weiß, meine Eltern liegen da und sind endlich wieder zusammen, ist auch das leichter geworden. Ich glaube ja ganz fest, ich sehe sie beide wieder.

Über eure antworten habe ich mich sehr gefreut, habe nämlich etwas gezögert, zu schreiben, wie mir ist - vor Angst, jemand würde es falsch verstehn und sagen, wie kannst du denn nur so (wenig) trauern, das ist ja nicht normal!

Ich wünsche euch so sehr, dass ihr den Frieden wieder findet und das tröstliche Gefühl entdeckt, dass eure geliebten Männer euch mit ihrer Gegenwart umgeben, auf euch aufpassen und euch niemals fern sind. Ihr tragt sie im Herzen.

[Stephan&Sandra]

Liebe Elfi !!
Du schreibst, daß Du Angst hast, jemand könnte sagen, es sei nicht normal, wie Du trauerst.

Ich bin mal ganz gemein, wie muß oder soll man denn trauern, daß andere sagen, es ist normal ?? Wie lange darf man denn trauern ??

Ich vermissen meinen Stephan mit jedem Tag mehr und vor kurzer Zeit hat die Frau von Stephans Bruder zu ihrer und meiner Schwiegermutter gesagt, daß man so langsam Stephans Krankheit ja wohl vergessen müsste!!

(Ich muß dazu sagen, ich habe die liebsten und besten Schwiegereltern,die man sich nur wünschen kann).

Dazu fiel mir dann gar nichts mehr ein.


Liebe Elfi, bitte habe keine Angst. Jeder Mensch trauert auf seine eigene Art und Weise.

Wenn ich darf, umarme und drücke ich Dich ganz doll .

Liebe Grüße


Sandra

[annika33]

Hallo Elfi,

ich möchte auch gerne etwas sagen zu dem was Du schreibst:

Und jetzt... ist mir so friedlich. Ich bin fast glücklich, und selbst wenn ich weinen muss, fühlt es sich gut an. Es ist, als hätte ich getrauert, als sie krank war, und sobald sie ihren Frieden hatte, sobald sie zu meinem Papa gegangen war, konnte ich es spüren, dass alles gut war, für sie und es war auch gut für mich.
Es tut gut, wieder ein normaleres Leben führen zu können.

Meine Mama verstarb am 23.09.2009.

Und mir geht es gefühlsmäßig ähnlich wie Dir. Kürzlich sprach ich mit einer lieben Bekannten hier aus dem Forum und hab dann auch erklärt, dass es mir selber mitunter befremdlich erscheint, so zu empfinden.

Sie sagte mir:"Warum? Es ist doch eigentlich ganz klar, dass Du zwar Deiner Mama, aber nicht ihrem Krebsleiden nachtrauerst."

Und so ist es auch. Mir fehlt meine Mama unendlich, und ich wünschte ich hätte sie gesund wieder bei mir. Quasi so, als wäre der ganze Krebsmist einfach nur ein lang andauernder, furchtbar böser Traum gewesen. Und mit einem Fingerschnipsen wäre ich wach, und hätte sie im Guten wieder bei mir.

Die Krankheit hat mich seelisch mit krank gemacht. Und auf einmal, mit ihrer Erlösung, ist auch der Krebsdruck von mir genommen. Das schmälert nicht den Verlust des geliebten Menschen, aber es macht es erträglich und lässt uns das aushalten.

Ich glaube eine große Rolle bei dieser Trauer spielt auch, ob man selber meint mit dem Verstorbenen im Reinen gewesen zu sein. So war das bei mir. Ich glaube dann ist das Loslassenkönnen auch "leichter".

Heute war ich auf dem Friedhof und habe Lichter aufgestellt. Ich habe nicht geweint. Es war, ja...richtig so und es tat gut dortgewesen zu sein.

Ich spüre jetzt, nach einigen Wochen ohne meine Mama, dass sie mir zunehmend fehlt. Das Begreifen, dass sie nicht mehr wiederkommt, wird immer bewusster. Es trifft mich schmerzlich, aber ich finde auch wieder Trost. Dafür bin ich dankbar.

Unsere Mamas werden auf immer in den Herzen sein und dort ihren Platz haben. Unverändert, genauso von uns liebgehabt, wie eh und je.

Ich wünsche Dir noch einen guten Sonntagabend, sowie eine gute Woche!

Liebe Grüße

Annika

[Stefans]

Hallo Elfi,

Zitat von Elfi44

Und jetzt... ist mir so friedlich. Ich bin fast glücklich, und selbst wenn ich weinen muss, fühlt es sich gut an. Es ist, als hätte ich getrauert, als sie krank war

Wie andere schon sagten: es gibt für Trauer keine "Standards", an die man sich halten müßte. Ist eine individuelle Sache.

Meine Frau ist am 3.01.09 an BK gestorben, sie war zum Glück die letzten Wochen noch Zuhause, nach über 20 Jahren Partnerschaft. 2 Monate lang ging es mir ziemlich gut. Es war so, als wäre sie gerade im Urlaub oder in der Reha... kann ich schlecht ausdrücken. Im März ist mir dann erst bewußt geworden, dass sie nie wieder kommt. Der Monat war tiefschwarz.

Seither geht es mal auf, mal ab, aber tendenziell eher aufwärts. Das wird aber sicher noch lange dauern.

Viele Grüße,
Stefan

[Holla die Waldfee]

hallo zusammen,
ich weiß nicht, ob mir hier einer helfen bzw. meine reaktion erklären kann.
es geht darum, dass mein über alles geliebter papa vor drei monaten gestorben ist und ich nicht in der lage bin zu trauern. vor zwei jahren kam die diagnose, dass mein vater nun unheilbar (nach voriger 3 jähriger hoffnung auf heilung) an lungenkrebs erkrankt ist (vorher war es kehlkopf, niere usw). von da an begann für mich der ständige gedanke, meinen geliebten vater zu verlieren. aus privaten gründen hatte ich in den letzten 3 lebensmonaten keinen kontakt mehr zu meinem vater. als ich dann die nachricht bekam, dass es an der zeit wäre, mich von ihm zu verabschieden und ich zu ihm geeilt bin, war er schon nicht mehr bei sinnen. als ich ihn drei monate zuvor gesehen habe, war er noch überaus fitt.
er ist drei tage später verstorben und ich durfte ihn nochmal sehen. dieser moment und die beerdigung sind die einzigen momente, wo ich aus vollem herzen geweint habe. von da an lief alles wie gewohnt. meinen alltag lebe ich so wie immer, ich lache, habe spaß, bin glücklich. ich denke nicht mehr viel an meinen vater, bis auf kleine momente der ruhe. da versuche ich über ihn und seine liebevollen eigenschaften nachzudenken. aber ich kriege es einfach nicht hin. ich verdränge den gedanken an ihn. warum verhalte ich mich nur so??? bevor ich meine tochter bekam, war er mein leben lang der wichtigste mensch für mich. ich habe angst vor mir selber und halte mich für herzlos. aber so ist es doch nicht. was ist nur los mit mir??
vielen dank und lg,
die holla

[vintage]

liebe holla,

dein verhalten ist nicht ungewöhnlich und du bist auch nicht herzlos.
es wird die zeit kommen, irgendwelche schlüsselmomente (wenn du dinge findest, die an ihn erinnern, fotos...)
oder das eigene älterwerden, und dann kommen gedanken und gefühle,
und dann wirst du die trauer "nachholen".
sie ist auch jetzt in dir, findet nur nicht nach aussen oder hat noch nicht die rahmenbedingungen,
die sie braucht, um sich zu zeigen.

manchmal dauert es jahre... da trauer und die art des trauerns sich ständig im wandel befinden.

lg, vintage