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  #16  
Alt 26.02.2011, 19:03
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
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Registriert seit: 03.03.2007
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Lächeln AW: Reise - ohne Wiederkehr

Liebe Ulphin,

eine neue Partnerin für deinen Vater. Immer wieder ein Thema auch bei vielen anderen. Ich hab das auch versucht und hab das wieder aufgegeben. Zumindest vorläufig . Jeder hat diese Freiheit, ob der verstorbene Partner das nun explizit "erlaubt" hat oder nicht. Wobei es durchaus für den Hinterbliebenen ein beruhigendes Gefühl ist, diese Erlaubnis zu haben. Niemand muss sein Leben alleine fristen. Dafür ist der Mensch an- und fürsich nicht gebaut. Doch jeder muss das für sich selber entscheiden.

Ich hoffe, dein Vater hat sich das wohl durchdacht. Trauer ist ein starkes Gefühl und wenn man jemanden findet, bei dem man sich ausheulen kann, so heisst das noch lange nicht, dass es für eine lange Beziehung reicht. Im Überschwang des Gefühls: ich werde verstanden, in den Arm genommen, ich bin nicht alleine, man kann zusammen lachen und reden, gemeinsam vieles unternehmen, glaubt Mann nur zu gerne, das ist eine neue Liebe.

Die grosse Gefahr dabei ist, es ist eine Beziehung zu dritt. Deine Mama wird immer noch mit am Tisch sitzen, mit ins Kino gehen oder was weiss ich. Dein Vater wird auch zukünftig immer noch seine Zeit brauchen, um sich deiner Mama zu widmen, um zu trauern. Alleine, ohne die neue Partnerin. Wichtige Fragen stellen sich da in den Raum. Kann man als Trauernder die ständige Anwesenheit einer neuen Partnerin überhaupt ertragen? Und, noch viel wichtiger: kann die neue Partnerin das aushalten? Das sind ein sehr wichtige Aspekte. Nämlich sich auch zu überlegen, was und wie sie fühlt, welche Vorstellungen sie hat. Welche Belastung man ihr damit zumutet. Was passiert, wenn dein Vater vielleicht feststellt, dass er doch noch nicht mit jemand anderem zusammen leben kann? Eine erneute Trennung wäre für deinen Vater vielleicht sehr schwer zu überstehen sein. Von der neuen Partnerin garnicht zu reden. Sie darf nicht benutzt werden! Vor 40 Jahren brauchte er sich darüber keine Gedanken zu machen.

Dein Vater ist keine 20 oder 30 mehr und die Situation, aus welcher heraus er eine neue Bindung eingehen möchte, ist eine komplett andere als damals. 40 Jahre zieht man nicht mit dem Unterhemd aus. Er treibt leckgeschlagen auf stürmischer See und greift nach einem Rettungsanker. Erst wenn sämtliche Lecks repariert sind (und wenn auch nur notdürftig), sollte er weiterdenken. Hat das "Rettungsschiff" (sorry den Ausdruck, er passt halt so schön ) die Reperaturarbeiten überstanden und man fährt immer noch Bord an Bord, dann kannn und sollte man es versuchen. Doch auch eine tiefe Freundschaft ist etwas sehr Wertvolles, das es zu bewahren gilt und hält sehr oft sehr viel länger als so manche enge Beziehung.

Jetzt mal was Positives. Vorgestern im Laden meiner Tochter. Ein Mann kommt herein. So Mitte 70, Witwer. Ausnahmsweise mal alleine. Sehr freundlich und an seinen Fältchen um die Augen sieht man, dass er sehr gerne und viel lacht. Immer noch ein stolzer Mann und gesundheitlich voll auf der Hohe. Meine Tochter kennt ihn seit etlichen Jahren und er ist mir ihr "umgezogen". Sag ich mal. Auf einer Geburtstagsfeier, so hat er ihr mal erzählt, hat er seine jetzige Lebensgefährtin kennengelernt. Auch sie ist Witwe. Man verstand sich, ging zusammen aus und irgendwann fragte man: warum nebeneinander alleine sein? Also zieht man zusammen und ist glücklich miteinander. Man sieht es. Hand in Hand laufen sie durchs Dorf. Gemeinsam kauft man je eine Rose und bringt sie gemeinsam auf den Friedhof. Ich finde, ein tolles Paar. Oder?

Etliche hier aus dem Forum haben bereits einen neuen Partner gefunden. Mal früher, mal später. Sie wissen genau, was der aus zu halten hat. Und es geht doch!

Ich denke, du verstehst, was ich mit meiner Schreiberei sagen möchte.


Dir alles Liebe und deinem Vater: toi, toi, toi .....

Helmut
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