keiner muß mehr schmerzen haben... ist das so???

[mahalo]

hallo zusammen,

mir gehen viele fragen im kopf rum...
es heißt immer: keiner muß mehr schmerzen haben!

warum hat mein vater trotz schmerzpumpe und boli immer wieder schmerzattacken, dass es einem das herz zerreißt?
ja, ich weiß, die einstellungen ändern sich und auch der schmerz...
(die frage ist auch eher so dahingeschmissen, wie manche andere fragen: warum ich...)

ich bin im moment so im zwiespalt.
mein papa wollte keinerlei behandlungen, wenns mal "so weit" ist.
jetzt möchte er bestrahlungen, weil ihm die ärzte erzählen, dass
die metas kleiner werden, die schmerzen (wahrscheinlich) verschwinden
und er dann keine schmerzpumpe mehr braucht...

ganz ehrlich: ich glaube das nicht!!!
er ist ärzten hörig (mag an der generation liegen)

er quält sich durch schmerzberge, mal geht es ihm richtig gut.
er ist etwas verwirrt und wir wissen noch nicht, ob von den medis oder metastasen im hirn.
mal kann er nicht mehr und möchte nur noch ins hospiz und ohne schmerzen alles beenden, mal hat er noch viel vor...

ich schreibe mir hier gerade ein bißchen was von der seele, tut mir leid...

seit gestern spuckt er immer wieder mal, auch die schmerztabletten "fliegen" mit raus.

heute soll die 1. bestrahlung sein. muß er sich das antun? besteht wirklich hoffnung? meine zuversicht ist dahin.
die ärztin meint, dass es sehr schwer einzuschätzen ist, kann aber auch schnell gehen.

alle sprechen von lebensqualität. wenn man angst vor den schmerzen hat und der tag danach ausgerichtet ist??? es ist sicherlich eine frage des alters,
mein papa ist 73, sicher nicht zu alt...

aber wir wissen alle, dass die spirale nach unten geht, dass keine heilung mehr möglich ist.

meine mama hatte vor 5 jahren leukämie, ihr ging es monatelang immer schlechter und dann sollte eine chemo sein, 3 wochen ging es gut, am tag der entlassung fiel sie ins koma und war einen tag später tot.

ich habe einfach angst, dass die bestrahlungen meinen papa mehr quälen als sie nutzen. die schmerzen sollen sich ja erstmal verstärken.

ich erwarte keine "antworten" oder erklärungen von euch,
niemand kann sagen, wie lange ihm noch bleibt...
ich hab nur keinen zum reden und es tut mir mit allen meinen sinnen weh, ihn so leiden zu sehen!

ich würde so gerne auf viele beiträge hier antworten,
habe aber kein fachwissen und habe bedenken, nicht die richtigen worte zu finden. ich weiß, dass es vielen sicher so geht wie mir und dass schon die
gewissheit nicht alleine mit solchen problemen zu sein, halt gibt!

aber ich scheu mich auch davor negatives zu schreiben, z.b.,
dass es eben nicht so ist, dass keiner schmerzen haben muss...

wer es bis hier geschafft hat zu lesen: danke

lg von mahalo

[Bremensie]

Hallo mahalo,
lass dich erst mal ganz doll drücken. Das mit deinem Paps ist schon schlimm. Ich habe schon viel hier gelesen dass Leute im Hospiz einem wegen einer Schmerzbehandlung raten können und auch sagen können wo es eine gute ambulante Schmerzbehandlung gibt. Einen Angehörigen so leiden zu sehen geht manchmal über die Grenzen des eigenen Aushaltens hinaus. Das weiß ich aus eigener Erfahrung.
lg.

[Hasi1965]

Ich kann Dich verstehen. Viele Fragen, die sich da auftun.
WElche Art von Krebs hat Dein Vater ? was wurde bisher unternommen ? Wie lange gibt es die Diagnose ?

[mahalo]

danke euch beiden

irgendwie scheinen nicht nur die krebskranken gute und schlechte tag zu haben *seufz*

mein papa hatte letztes jahr blasenkrebs, die blase wurde entfernt, prostata auch, einige lymphknoten waren befallen.
und nun metastasen, seit märz wohl bekannt, mir aber verschwiegen.
jetzt waren die schmerzen zu groß und er ging ins khs.

im moment warten wir auf den befund des ct´s vom kopf, da er zwischen klar und völlig durch den wind wechselt.

jetzt ist er mit einer home care ärztin eigentlich gut aufgehoben, die dosierung der schmerzpumpe wird je nach bedarf geändert.
heute früh waren aber wieder schmerzen wie früher da und die sind soo grausam.
also wieder höhere medis, aber heute nachmittag wieder sehr starke schmerzen.

heute abend soll er zur bestrahlung, im moment verlässt er das bett nicht, weil in ruhe alles besser zu ertragen ist.
immerhin muss er nicht mehr spucken und hat etwas essen drin behalten.

die ärztin legt viel hoffnung auf die bestrahlung, dass er dann weniger schmerzen haben wird.

und ich habe ihn heute im hospiz auf die warteliste setzen lassen.
ich habe einfach angst, dass ich ihm zu hause nicht mehr gerecht werden kann, zu mal ich alleine bin.

das tut soo weh!

lg, mahalo

[MaPa15]

Hallo,


fühl dich einfach mal lieb gedrückt!!

Ich kann dich gut verstehn und sitze da auch zwischen den Stühlen. Ist so eine Behandlung wirklich sinnvoll oder doch lieber nicht und und und !!

Ich weiß es nicht und mein Papa macht das, was die Ärtze ihm raten!! Das scheint die Generation zu sein. Auch will er da niemanden zur Lastfallen !

Solidarische Grüße

[mahalo]

hallo mapa,

ja, gemeinsam erträgt es sich besser

mein papa bekommt jetzt in den minuten die 1. bestrahlung.
er ist mit schmerzen hin und ich hoffe, dass er eine ruhige nacht hat
damit er wieder kräfte sammeln kann...

lg, mahalo

[MaPa15]

Ich drück die Daumen, dass es eine gute Nacht wird!!

[Hasi1965]

Alles Gute !

[Bina1982]

Ja, dieses gerede...man muss keine schmerzen erleiden....lächerlich.
Meine geliebte Mama bekommt mittlerweile die höchste dosis die ihr körper verkraftet und sie hat noch immer schmerzen. Das einzige was diese medikamente noch anrichten ist eine abhängigkeit und Hallos die sie hervorrufen....

[trisha-mela]

Hallo Meine Liebe

Ich kenne wie alle hier dieses Gefühl nur zu gut... was hat das Leben für eine Qualität wenn man nur noch schmerzen hat... frage ich mich bei meinem papa auch.
Ihm geht es nach der Bestrahlung nicht besser, im gegenteil eher schlechter, er sagt immer, wenn er "Pause" hat geht es ihm ganz gut, besser sogar (ausser den ständigen Kopfschmerzen) die nach etwa 2 Wochen dan auch wieder unerträglich werden. Muss aber denke ich und hoffe ich sehr nicht bei allen so sein, ich kenne es halt nur von meinem Papa und habe gott sei dank niemand anderen der auch Krebs hat.
Ich hoffe aber das es deinem Papa hilft!!!!!
Liebe Grüsse Patricia

[mahalo]

danke für eure worte

meinem papa gehts recht gut. er hat aber heute erst die 3. bestrahlung im beckenbereich bekommen.

beim ct vom kopf sind keine auffälligkeiten herausgekommen, was uns alle sehr verwundert. er ist teilweise noch neben der spur und heute hat er annähernd das "alte format" erreicht.
leider tut uns das allen nicht soo gut
er verteilt sehr gerne, keiner kanns ihm recht machen und ich wurde heute beschimpft, dass ich ihn loswerden will, weil ich pflegestufe 1 beantragt habe, was mir die ärztin geraten hat.
ich würde ihn hier vertreiben usw..

ich bin einfach und
3 wochen lang war ich keine halbe stunde von hier weg, bin nachts aufgestanden, krauche auf dem zahnfleisch... war 24 std aubrufbar
ihr kennt das sicher...

ich weiß, ich würde es wieder tun, aber sein verhalten tut weh.
und leider ist es nicht die krankheit, so war er früher auch!

auf jeden fall sind seine schmerzen dank pumpe auf mindestmaß, dass er wieder zeit und kraft zum streiten hat.

das problem ist nur: er denkt, er kann alles!!!
und kriegt nicht wirklich viel hin.
und die aussage heute: sein leben lang war er für andere da (ok, so sieht er das ) und jetzt will er sich verwöhnen lassen!

schön und gut, er ist unheilbar krank, aber ich bin alleinerziehend mit 4 kindern
und die müssen eh schon seit wochen zurück stecken.

ach, es tut mir leid, dass ich euch volllabere,
habe aber nur meine kinder und denen muß ich das nicht erzählen.

euch allen viel kraft und euren liebsten eine einigermaßen friedliche zeit

lg, mahalo

[mahalo]

so, wochen später...

mein papa hat 10 bestrahlungen hinter sich gebracht.
er ist immer schwächer geworden und hat viel gespuckt.
am anfang wurde er zwar per krankentransport gefahren,
ist aber noch den weg zum auto selbst gegangen, zum schluss hat er sich per tragestuhl transportieren lassen.
er war einfach zu schwach.

leider ist er immer noch teilweise sehr verwirrt. er schaut durch alle hindurch und kann anscheinend nicht filtern.

er hat jetzt letzte woche die bestrahlung abgebrochen,
und unserer home care ärztin um einen hospizplatz gebeten.
dann hat er sich die "decke über den kopf gezogen" und hat gehofft, dass es schnell vorbei ist...

die ärztin hat mir gesagt, dass es 2-3 wochen mit dem platz dauern wird,
es waren genau 4 tage.

der abschied von hier war herzzerreißend, wir beide haben geschwiegen,
er ist da ja eher schwierig und ich wollte es für ihn nicht noch schwerer machen.

er ist jetzt seit ein paar tagen dort und ich finde, er ist sehr gut aufgehoben.
ob er sich dort wohl fühlt? ... keine ahnung...
aber kann man das, wenn man weiß, dass es die letzte station ist und man nicht mehr nach hause zurück kehrt???

er fügt sich dort seinem schicksal und hofft immer noch, dass es schnell vorbei ist, mittlerweile isst er aber wieder und ich gehe jeden tag mit ihm ca 1 std auf die dachterrasse.

ich schlafe wieder ruhiger und mein rücken kann langsam zur ruhe kommen.
es war sicher richtig so...
er wollte ins hospiz, sicher auch, um mich zu entlasten!

ich glaube nicht, dass ich ihm zu hause alleine hätte gerecht werden können...

aber! kein krankenhaus, kein pflegeheim und so habe ich ihm doch noch seinen wunsch erfüllen können.

seine schmerzen sind gut überwacht, bzw mit schmerzpumpe gut im griff,
allerdings ist er dadurch auch ein bißchen "in watte gepackt" und teils sehr verwirrt...

alles gute von mahalo

[undine]

Liebe Mahalo,

ich finde es schön, dass dein Papa selbst den Wunsch geäußert hat, ins Hospiz zu gehen. Und dass es so schnell geklappt hat.

So habt ihr beide eine gute Zeit zusammen, ohne dass du vor lauter Überforderung ihm und deinen Kindern nicht gerecht werden kannst und dich schlecht dabei fühlst.

Ich habe keine Hospiz-Erfahrungen, aber ich stelle es mir schön vor, die Möglichkeit zu haben, einander nah zu sein, ohne sich mit der Versorgung und Pflege auseinandersetzen zu müssen, weil dafür gesorgt wird.
So kann man einander noch nah sein, den Augenblick wahrnehmen und vielleicht auch schon den Abschied emotional vorbereiten.
Ich weiß nicht, wie es bei meiner Ma sein wird. Aber ich hoffe, mein Vater wird sich rechtzeitig Hilfe holen, bevor er nicht mehr kann.

Alles Liebe für dich und deine Familie!

[mahalo]

so und jetzt wollte ich den thread abschließen,
so wie mein papa sein leben abgeschlossen hat...

er war genau 4 wochen im hospiz und er hat es sich zum
schluss so sehr gewünscht, dass er gehen darf.

der herbst war ja noch wunderschön und 3 wochen konnten wir
jeden tag zusammen die dachterasse im hospiz nutzen.
ich mußte in den stunden "runterfahren", denn stille war ihm am liebsten.
durch die starken medis war er so verwirrt, dass er sich nicht mehr
konzentrieren konnte und somit auch keinen kontakt zu wem auch immer
gesucht hat. auf sehr kurze klare fragen konnte er manchmal noch antworten.

in der letzten woche ging es rapide bergab.

die hospizerfahrung, die ich machen durfte, war sehr schön,
wenn man das so schreiben kann...
es war eine sehr liebevolle, würdevolle zeit.
immer war jemand da, die atmospäre dort war friedlich
mit jedem wunsch konnte man kommen.

ich hätte das zu hause niemals leisten können und ich bin unendlich dankbar, dass es mit dem hospizplatz geklappt hat.

viele grüße von mahalo

[Phelora]

lieber mahalo,

mein herzliches beileid. fühle dich einmal ganz lieb umarmt von mir.
da diese gefühle für mich auch noch sehr frisch sind, kann ich sehr gut verstehen wie es dir geht.
ich wünsche dir für die kommende zeit ganz viel kraft.

es ist schön dass dein papa die letzte zeit noch so schön wie du es beschrieben hast im hospiz verbringen konnte. so hätten wir es uns auch gewünscht, aber leider kam es anders

ich wünsche dir alles erdenklich liebe und

liebe grüsse susann