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  #1  
Alt 01.07.2010, 05:52
Magra59 Magra59 ist offline
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Standard AW: Stent konnte erstmals nicht gesetzt werden.

Das ist ein riesiger Aufsteller Gottfried, wunderschön! Ich freue mich sehr für euch und hoffe natürlich dass dies nur der Beginn ist und es positiv weitergeht. Auf jeden Fall ist die psychische Verfassung deines Vaters sehr sehr wichtig und wenn er gut drauf ist dann ist das schon mal sehr gut!

Lass uns hören wie es weiter läuft und behalte auch deine eigene Gesundheit weiter im Auge.

Lieber Gruss
Manfred
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  #2  
Alt 06.07.2010, 18:04
gottfried gottfried ist offline
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Standard AW: Stent konnte erstmals nicht gesetzt werden.

Hallo Manfred,
vielen Dank für deine netten Worte.
"Zu früh gefreut" könnte man meinen und nachdem es meinem Vater nach dem Eingriff und dem Seitenausgang relativ gut gegangen ist, er hatte Hunger und Humor, war am nächsten Tag alles wieder schlechter.
Man merkte eine leichte Benommenheit bzw. Verwirrtheit wir konnten aber doch noch mit ihm ganz gut kommunizieren.
Wie gesagt, das war vergangenen Freitag. Am Samstag hat er noch mehr gejammert, der Arzt meinte er würde irgendwo Blut verlieren und bekommt jetzt Blutkonserven. Bei dieser Hitze vergangenes Wochenende hat er unter der stickicken Krankenhausluft gelitten und ich habe ihm daher vorgestern, Sonntag vormittag einen großen Ventilator gebracht. Noch dazu hat uns die Krankenschwester ein Einzelzimmer für ihn angeboten (ob das nicht schon Absicht war?!). Ich war eben vorgestern vormittag noch alleine ca. 3 Stunden bei ihm, habe ihm nochmals gesagt das die Gelbsucht schön langsam weggeht und dann vielleicht mit einer leichten Strahlungstherapie begonnen wird. Habe ihm halt gut zugeredet. Vom Sohn (59) zum Vater (81). Gestern haben wir dann erfahren dass er in die Intensivstation verlegt wurde. Als wir ihn um ca. 14 Uhr gesehen haben - schrecklich, schockierend, wie sich ein kraftstrotzender Mann innerhalb von zwei Wochen zu einem gesundheitlichen Wrack verändert hat. Ich habe weinend seine Hand gehalten und er hat die Augen aufgemacht, mich angelächelt und meine Hand gedrückt.
Da habe ich erstmals meinen Onkel, seinen jetzt noch einzigen Bruder aufrichtig weinen gesehen! Es hat geheissen, wenn es schlechter wird werde ich bzw. meine Mutter telefonisch verständigt. Also gestern Nacht fast nichts geschlafen, keinen Appetitt, hab schon rund 5 Kilo weniger, aber der Schmerz und die Trauer sind einfach für mich unbeschreiblich. Ich kann es nicht fassen, das mir das so nahe geht!!
Heute früh Anruf auf der Intensivstation, Zustand unverändert, er schläft, hieß es. Meine Frau und ich holen unseren Onkel und meine Tante ab und fahren um 11 Uhr wieder in die Intensivstation. Schock, mein Vater atmet nur mehr schwer, macht die Augen nicht mehr auf, sein Gesicht ist schon gezeichnet. Der Arzt sagt meiner Mutter das er nachmittags auf sein Zimmer kommt, ohne alles. Er wird nur mehr notdürftig versorgt, da jetzt nach und nach die Organe aufgeben und er die nächsten drei Tage nicht überleben wird.
Ein netten Krankenhausseelsorger kommt um 13 Uhr und spendet ihm die letzte Ölung, er macht das wirklich aufrichtig und nett und sagt meinem todkranken Vater ins Ohr das er jetzt von Jesus beschützt wird auf seiner letzten Reise. Und auf einmal macht diese todkranke Mann der vorher keinerlei Lebenszeichen mehr von sich gegeben hat den Mund auf, versucht Worte zu formulieren und dreht den Kopf in Richung Pfarrer. So als ob er sich bedanken wollte oder einfach sagen wollte, das brauche ich alles nicht. Aber das kann ich nicht beurteilen. Wir, mein Bruder und seine Frau, ein Onkel, Tante, Mutter und wir zwei reichen alle einander die Händer sodaß wir mit den Händen meines Vaters eine Verbindung herstellen und so versuchen ihm Kraft zu geben.
Es war herzerschütternd und alle haben innigst geweint ob diesem Elend, in Erinnerng an die schönen Zeiten in der Vergangenheit, die allzurasch vergangen ist.
Jetzt liegt er alleine auf seinem Zimmer, nur mehr die Atmung funktioniert und ich frage mich ob das so richtig ist, das wir nicht bei ihm sind. Aber ob ihm alleine unsere Anwesenheit helfen würde, ob er das überhaupt noch bemerken würde? Ich weiß es nicht. Morgen fahren wir auf jeden Fall wieder ins KH. Leider wurde alle meine Gebete nicht erhöhrt, das soll jetzt kein Vorwurf sein, aber man hofft halt doch immer, das der Kelch vielleicht doch an uns vorbeigehen würde. Andererseits denke ich, wir hatten unseren Vater fast 81 Jahre lang zur Verfügung. Bei vielen meiner Schulkollegen ist deren Vater oder Eltern bereits seit 20 Jahren tot.
Rohe Menschen sind mir ein Greuel, die nichts empfinden, nicht einmal in so einer Situation. Mein Bruder und meine Schwägerin haben keine Miene verzogen, vielleicht haben sie Tabletten genommen. Jetzt beginnen die Arbeiten mit der Organisation des Begräbnisses und ich danke allen in diesem Forum die vielleicht meine Worte gelesen haben und meinen Schmerz ungefähr erahnen konnten für ihre geistige Unterstützung. Möget Ihr davon verschont bleiben und versucht jeden Tag für Eure Lieben da zu sein. Ich hätte noch so viel meinem Vater bieten wollen. Leider zu spät.
Liebe Grüße.
Gottfried
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  #3  
Alt 07.07.2010, 09:04
Magra59 Magra59 ist offline
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Standard AW: Stent konnte erstmals nicht gesetzt werden.

Ach Gottfried, das tut mir sehr, sehr leid! Deine Worte zeugen von den Qualen die deine Familie momentan zu erdulden hat. Das ist alles sehr schwierig zu ertragen. Hast du mit den Ärzten sprechen können? Irgendwie müssen sie die Verlegung auf die Normalstation sowie den Abbruch möglicher Therapien doch erklärt haben? Haben sie deien Vater aufgegeben? Ich kann natürlich nicht für deinen Vater sprechen, aber ich habe z.B. eine Patientenverfügung welche unnötige Lebensverlängerungen verhindern soll. Ist wirklich nichts mehr zu machen, so möchte ich in Ruhe gehen.

Was deinen Bruder und deine Schwägerin angeht, verurteile sie nicht. Jeder geht anders mit Schmerz um. Du kannst deine Gefühle zeigen, andere können das nicht. Die Scheinbare Kälte kann auch ein Schutz sein. Mein Bruder ist z.B. auch so. Als meine Mutter gestorben ist hat er keine Mine verzogen. Ich weiss aber, dass er innerlich sehr gelitten hat.

Ich drücke deinem Vater die Daumen dass er ohne Leiden friedlich gehen kann und Euch allen wünsche ich dass ihr das Unvermeidliche akzeptieren und von den vielen guten gemeinsamen Jahren Kraft und Hoffnung schöpfen könnt.

Liebe Grüsse
Manfred
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  #4  
Alt 07.07.2010, 13:04
dolores2505 dolores2505 ist offline
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Standard AW: Stent konnte erstmals nicht gesetzt werden.

Lieber Gottfried,

es tut mir sehr leid für Deinen Vater und für die ganze Familie. manchmal fällt einem kein tröstendes Wort ein.
Ich muss dir aber sagen dass auch meine Mutter genau den gleichen Eingriff hatte,
allerdings nur unter Teilnarkose, da sie für eine Vollnarkose schon viel zu schwach war. Der Eingriff glückte unter unvorstellbaren Schmerzen, aber was danach kam war die Hölle !
Vielleicht bleibt deinem Vater auch einiges erspart. Das schlimme ist halt dass man hilflos zusehen muss und dass alles so rasend schnell geht.
Ich wünsche euch ganz viel Kraft für die kommende Zeit.
Ganz liebe Grüße
von
dolores
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  #5  
Alt 07.07.2010, 15:31
gottfried gottfried ist offline
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Standard AW: Stent konnte erstmals nicht gesetzt werden.

Lieber Manfred, liebe Dolores,
oh wie danke ich euch für eure Worte. Es tut gut mit Menschen,die das verstehen kommunizieren zukönnen!
Die Ärzte haben gestern meinen Vater aufgegeben. Es sei sinnlos haben sie zu meiner Mutter gesagt. Lebensverlängernde Maßnahmen würden seine Qualen nur verlängern.
Er liegt seit gestern nachmittag in einem Einzelzimmer und die Krankensalbung durch einen Priester war sehr beeindruckend für mich. Ich habe so etwas noch nie erlebt.
Irgendwie in Schock sind wir alle heimgefahren und meine Frau meinte dann nachmittags, jetzt liegt unser Vater völlig alleine und aufgegeben und hilflos in seinem Zimmer! Das dürfte sich auch mein Bruder gedacht haben, der meine Mutter nachmittags zu meinem Vater brachte, wo sie auch im Bett neben ihm liegen konnte. Gleich am heutigen morgen waren wir ihr zur Seite und jetzt nachmittags müsste meine Bruder und seine Familie anwesend sein.
Wir werden dann am späten Nachmittag wieder hineinfahren.
Mein Vater wird alle paar Stunden von wirklichen netten Pflegerinnen umgebettet bzw. gewaschen und gesalbt. Man geht sehr würdevoll mit ihm um und kündigt ihm diese Maßnahmen auch verbal sehr nett an.
Mir bleibt nur anwesend zu sein und ihn anzublicken und ich kann noch immer nicht fassen, das ich mit ihm vor drei Tagen noch ganz vernünftig sprechen konnte.
Wielange braucht eigentlich dieser Gallenblasenkrebs von der Entstehung bis zum Ausbruch der Gelbsucht? Das konnte ich noch nirgends herausfinden.

Jetzt melden sich meine Freunde und spenden mir tröstende Worte, fragen, ob sie mich besuchen sollen - das tut derzeit meiner geschundenen Psyche wohl. Ich habe leider noch nie so einen persönlichen Verlust durch Tod miterleben müssen. Viele meiner Bekannten schon und die wissen natürlich auch was ich momentan durchmache.
Heute habe ich meinen Vater am Arm gedrückt und er hat mich angeschaut bzw. durch mich durchgeschaut - nimmt er mich jetzt noch wahr? Hört er mich wenn ich etwas zu ihm sage oder ist er schon soweit entfernt, dass es sich hir nur mehr um Reflexe handelt?
Irgendwie schon komisch, dieser Mensch wird nicht mehr versorgt mit Essen und Trinken, liegt einfach in seinem Bett, atmet schwer, stöhnt manchmal und laut den Ärzten weden jetzt nach und nach die Organe versagen.
Unsere Familie hat derzeit die ärgsten Träume in denen wir Kontakt mit ihm haben aber beim Erwachen die bittere Kenntnis von der derzeit schlimmen Situation wieder wahrnehmen.
Ich weiss, die Zeit heilt, aber mich interessiert momentan überhaupt nichts. Ich habe auch alle meine Verpflichtungen abgesagt und frage mich, wie ich nächste Woche den Arbeitsstreß in meinem Beruf wieder meistern werde können?
Ich danke Euch von ganzem Herzen für Euer Verständnis und Eure Anteilnahme!
Liebe Grüße - Gottfried.

Geändert von gottfried (07.07.2010 um 15:33 Uhr)
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  #6  
Alt 08.07.2010, 08:46
gottfried gottfried ist offline
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Standard AW: Stent konnte erstmals nicht gesetzt werden.

Wir waren gestern wieder von 17-21 Uhr am Sterbebett meines Vaters. Meine Mutter ist rund um die Uhr bei ihm.
Es schaut so aus als ober er da so liegt und tief schläft. Manchmal denke ich jetzt wird er dann aufwachen und uns begrüßen.
Sch.... Gefühl so dasitzen zu müssen und nichts tun zu können.
Die Stationsschwester ist sehr einfühlsam, hat meine Mutter getröstet, sie am Arm gehalten und ihr den weiteren Ablauf erklärt.
Auch mich hat sie gefragt ob sie etwas für mich tun könne, sie hat mein offensichtliches Leiden bemerkt und mich versucht zu verstehen. Für die Pfleger ist das was wir hier erstmals durchmachen natürlich nichts neues.
Jeden Moment kann es jetzt soweit sein. Wir sind immer abfahrbereit bzw. fahren ohnedies um 13 Uhr wieder ins Krankenhaus.
Momentan sind wir wie paralysiert, kein Interesse an Irgendetwas, es werden nur die nötigsten Dinge erledigt. Unsere beiden Hunde bemerken unsere Not und sitzen ganz nah bei uns und schauen uns an.
Es klingt alles so einfach "das ist der Lauf des Lebens", "alles hat einmal ein Ende" aber für mich ist das alles so wahnsinning schnell gegangen, innerhalb von drei Wochen stirbt ein Mensch, dem man vorher eigentlich nichts angemerkt hat und das finde ich schockierend weil ich täglich hab zusehen müssen wie sich der Zustand langsam verschlechtert hat.
Dabei hatte er noch soviele Pläne und dabei wollte ich ihn auch tatkräftigst unterstützen.
Liebe Grüße-Gottfried
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  #7  
Alt 08.07.2010, 10:14
Magra59 Magra59 ist offline
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Lieber Gottfried

das erinnert mich sehr an die Situation mit meiner Mutter. Sie starb 2005 unter ähnlichen Umständen. Als man sie ins Sterbezimmer verlegt hatte - ein furchtbares Wort! - war immer jemand aus meiner Familie bei ihr. Rund um die Uhr. Das Warten auf die Erlösung war schwierig und doch auch irgendwie tröstlich. Denn es gab uns allen die Zeit uns ganz persönlich von ihr zu verabschieden. Jeder der bei ihr war hat mit ihr gesprochen. Sie hat die Worte sicherlich nicht gehört aber ich glaube sie hat gespürt dass immer jemand da war der sie liebt. Von Zeit zu Zeit hat sie sich im Bett aufgerichtet, dünn und ausgemergelt wie sie war. Wir haben sie dann in den Arm genommen und dann hat sie sich wieder zurückgelegt. Es war eine schwere Zeit und doch hat sie uns alle näher zusammenrücken lassen.

Dein Vater wird auch spüren dass ihr ihn liebt und für ihn da seid. Bewusst oder Unbewusst, das wird ihn beruhigen und helfen loszulassen. Nicht nur ihm, auch Euch!

Lieber Gruss
Manfred
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