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  #1  
Alt 06.06.2007, 15:37
Benutzerbild von Lilith76
Lilith76 Lilith76 ist offline
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Registriert seit: 06.06.2007
Ort: Rostock
Beiträge: 5
Standard Mama-1 Jahr Glioblastom

Im Mai letzen Jahres wurde bei meiner Mutter ein Glioblastom diagnostiziert. es erfolgte eine Operation und Bestrahlung. September 2006 folgte die zweite OP, da sich ein Rezitiv gebildet hat. Bis auf sprachstörungen und Einschrenckungen des rechten Bewegungsapparates hat sie alles ganz gut weggesteckt. seit dieser Zeit wird sie, relativ erfolgreich mit Temodal behandelt und erfreut sich, entgegen ärztlicher Prognosen, noch immer des Lebens. Ich bin immer wieder überrascht, mit welch einer Stärke und Größe meiner Mutter diese Erkrankung meistert. Und doch muss ich jeden Tag mitansehen, wie es bergab geht mit ihr. Von ihren vier Kindern bin ich die einzige direkt in der Nähe und täglich für sie da.

Ich merke einfach, dass es nun allmählich an die Substanz geht tagsüber zu arbeiten und abends und an den wochenenden für sie da zu sein. Ich hoffe hier einen Ort gefunden zu haben, an dem ich Menschen treffe, mit denen ich reden kann, die ähnliches durchleben und ein Ohr für meine Sorgen, Ängste und Nöte hat, mit denen ich gemeinsam lachen und weinen kann. Ich wohne in Rostock und bin vergeblich auf der Suche nach Gesprächspartnern, die es scheinbar nicht gibt. Im Moment fühle ich mich so leer, ausgebrannt und kaputt, dass es jeden Tag aufs neue Überwindung und Anstrengung kostet mit einm Lächeln zu meiner Ma zu gehen. Ich hatte schon öfter dererlei Situationen, aber konnte mich immer wieder gut daraus befreien, doch diesmal ist es wie verhext. Ich stehe morgens auf, funktioniere tagsüber und geh abends schlafen. Ich hab keine Ahnung was das noch werden soll...
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  #2  
Alt 06.06.2007, 16:29
Benutzerbild von moewe
moewe moewe ist offline
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Registriert seit: 10.11.2006
Ort: Wien
Beiträge: 103
Standard AW: Mama-1 Jahr Glioblastom

Liebe Lilith
schön dass zu zu uns ins Forum gefunden hast , wir fangen Dich auf.

Ich weiss wie sehr es an einem zehrt wenn man sieht wie es einem geliebten Menschen immer schlechter geht.
Trotzdem , sei da für Deine Mutter wann immer sie Dich braucht , Du brauchst Dir dann nie Vorwürfe zu machen im Gegenteil zu Deinen Geschwistern.
Glaub es mir , Du wirst es nicht bereuen alles für Deine Mutter zu tun.

Es ist natürlich auch für Dich nicht leicht , aber DU bist gesund.
Ich hab mir immer gedacht , das ganze Leben war meine Mutter für MICH da , und jetzt werde ICH für SIE da sein .
Ich bin so froh darüber dass ich alles getan habe was in meiner Macht stand,
und ich habe es aus tiefstem Herzen getan.

Wenn Du mal einen Durchhänger hast dann tanke Kraft , sei es bei einem Spaziergang oder bei einem guten Essen.
Jeder braucht mal eine Auszeit.

Deine Mutter ist anscheinend auch eine tapfere Frau , wie sie das alles so hinnimmt.Bewundernswert.

Wenn Du reden willst , ich bin fast täglich im Forum
Ich wünsche Dir viel Kraft,
__________________
MOEWE

IMMER IN MEINEM HERZEN
www.beepworld.de/members/moewe71
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  #3  
Alt 06.06.2007, 20:18
Christin_Zwickau Christin_Zwickau ist offline
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Registriert seit: 12.10.2006
Beiträge: 1
Standard AW: Mama-1 Jahr Glioblastom

Hallo Lilith76 ,

als ich deine Beitrag las, musste ich gleich an meine Mutti denke, die wie deine auch im Mai 2006 wegen eines Glioblastoms operiert wurde. Bei ihr war es aber allerdings da schon die 2. Op. Die erste war am 30.12.05. Auch bei ihr hatte sich in der kurzen Zeit wieder ein Rezitiv gebildet. Die erste OP verlief soweit ohne Komlikationen, die zweite allerdings im Mai änderte ihr und unser ganzes Leben, die konnte nicht mehr sprechen, war halb seitig, übrigens auch rechts, gelähmt. Es war schrecklich. WIr hatte große Hoffnung vor der OP dass es nochmal bergauf geht, eben weil die erste OP so gut verlaufen ist.

Meine Mutti war auch sehr stark, ich hat versucht wieder sprechen zu lernen. Auch stehen konnte sie dann wieder, aber auch das hielt nicht lange an. Zu ihrem 47. Geburtstag im Juli ging es ihr eigentlich wieder relativ gut. Sie konnte teilweise sich ausdrücken, klar viele Worte fehlten einfach, sie wollte viel sagen und hats nichts rausbekommen und abgewunken. Heute frag ich mich was sie uns wohl sagen wollte, denn sie hatte keine Gelegenheit mehr dazu. Es ging ihr immer schlechter.

Als ich im August meine Prüfungszeugnis und Arbeitsvertrag in der Hand hielt und ihr es zeigt, weiss ich nicht, ob sie es noch realisiert hat.

Anfang November an meinem Geburtstag hatte sie schon gar nicht mehr die Augen auf. Der Tumor drückt richtig an der Seite raus. Die linke Seite war bei ihn verdammt geschwollen und drückt wohl auch gegen das Auge von innen. sie bekam auch ganz schlecht Luft und wurde immer schwäche. Man merke, dass sie keine Chance mehr hatte.

Es war eine schwere Zeit sie so leiden zu sehen. Ende November ist sie abends in den Armen ihrer Mutti eingeschlafen, die sie die ganze Zeit liebvoll gepflegt hatte.

Es war auf jeden fall eine Erlösung für sie.

Ich frag mich nur, warum es so schlimme Krankheiten gibt.

Ich vermisse meine Mutti sehr. Und ich glaub, dass kann niemand nachvollziehen, der nicht auch in einer ähnlichen Situation ist.

Erzähl doch mal wie das bei dir alles ist? Du schreibst du gehst arbeiten und bist danach für sie da. Ist sonst jemand bei deiner Mutti oder kann sie soweit noch gut für sich selber sorgen tagsüber, wenn dú nicht bei ihr sein kannst.

Darf ich fragen wie als deine Mutti ist. Ich nehme anhand deines nicks an die bist ca. 30 Jahre. Da wird deine Mutti auch noch sehr jung sein.

Das solls erstmal vonmir gewesen sein.
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  #4  
Alt 06.06.2007, 21:09
Benutzerbild von HeikeW.
HeikeW. HeikeW. ist offline
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Registriert seit: 25.06.2006
Ort: Nähe von Braunschweig
Beiträge: 326
Standard AW: Mama-1 Jahr Glioblastom

Hallo Lilith...

du bist hier sicher richtig. Hier werden deine Ängste, Gefühle und Gedanken verstanden....Ich bin in einer sehr ähnlichen Situation wie du..Bei mir ist es meine liebe Schwiegerma...die ich wirklich so liebe , als wäre sie meine leibliche Ma....Sie ist gerade 59 Jahre alt und wartet auf ihre Erlösung....Ihr geht es garnicht gut. Wenn du magst, lies im Thread....Meine Schweigermutter hat ein Glioblastom....

Ich wünsche euch viele schöne Momente, die ihr noch gemeinsam miteinander verbringen könnt und ,vorallem...genießt sie...


Und viel, viel Kraft...
__________________
Liebe Grüsse

Heike



Wenn ihr mich sucht, so sucht in eurem Herzen.
Dort werdet ihr mich finden...



Moni 26.10.1947- 16.03.2008 ( Glioblastom)

Papa 17.11.1940- 19.06.2009 ( Alzheimer)
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  #5  
Alt 06.06.2007, 22:06
Benutzerbild von Lilith76
Lilith76 Lilith76 ist offline
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Registriert seit: 06.06.2007
Ort: Rostock
Beiträge: 5
Standard AW: Mama-1 Jahr Glioblastom

Ihr Lieben,

es ist schön zu lesen, dass so schnell reagiert wird. Ich laufe seit einem Jahr durch die Gegend um Menschen zu finden, mit denen ich reden kann, dabei lag die Lösung die ganze Zeit so nah.

Liebe Christin, es tut mir leid, dass deiner Mama nicht mehr Zeit geblieben ist. Meine Ma ist 58 und ja du hast recht, ich bin 30 Jahre jung. Wir haben eine Pflegedienst der Morgens und Abends nach ihr schaut und sie versorgt. Sie kann sich weitesgehend mehr schlecht als recht selbstversorgen, wenn dinge vorgekocht werden. Sie geht allerdings nicht mehr weiter vor die Tür als bis auf ihren Balkon. Die Medikamente hinterlassen so langsam ihre spuren. Mit dem laufen wird es immer schwieriger. Wenn wir gemeinsam draußen sind, ist nach zehn minuten total alle. Durch die zweite OP hat ihr Sprachzentrum einiges abbekommen, was sich auch beim lesen bemerkbar macht. Sie hat ihr Lebtag gerne gelesen und Kreuzworträtsel gelöst und ausgerechnet diese Dinge kann sie nun nicht mehr tun. Aber das schlimmst für sie ist einfach, dass sie selbst mitbekommt, dass sie viele Dinge nicht mehr selbst erledigen kann und diese aus der Hand geben muss. Sie hat vier Kinder alleine großgezogen und immer alles alleine gemacht und jede Situation bewältigt und nun müssen einfachste Dinge von anderen erledigt werden. Das macht sie traurig.
Was mich angeht, ich habe mich bewußt entschieden, meine Mama zu pflegen. Sie hat bis April noch 70 km entfernt von mir gewohnt. Als zur debatte stand, dass sie umziehen muss, gab es zwei optionen: 1. Zu mir nach Rostock oder 2. ins Saarland zu meinen Brüdern. Sie wäre ins Saarland gegangen, weil da mehr Leute sind (2 Brüder mit Familie) die sich um sie kümmern. Das wäre ein rein Vernunftentscheidung gewesen und es wäre ihr nicht gut gegangen. Da man nun eine "alten Baum" nicht verpflanz und schon garnicht einen kranken, haben wir beschlossen, dass sie zu mir nach Rostock kommt. Sie hat eine süße 2-Raum Wohnung mit Balkon und fühlt sich tatsächlich sehr wohl. Sie hat ihr Lebenlang am Wasser gelebt und so soll sie auch hier bleiben. Ich galube meine Brüder sind da auch nicht böse drum, wenn ihr wisst was ich meine. Mein kleiner Bruder hat es vorgezogen anfang Mai nach Wolfsburg zu gehen, um dort sein Referendariat zu machen. Nun, es war seine Entscheidung und nun ruft er täglich an, um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Aber von mir bekommt er seine Absolution bestimmt nicht. Mit meinem Bruder geht es mit ungefähr wie dir mit deiner Schwägerin. liebe Heike.

Wißt ihr was mir am meisten zu schaffen macht? Diese verdammte Warterei auf Ergenisse und Auswertungen. Man hangelt sich von MRT zu MRT. Und jedes mal geht das Bangen aufs neue los. Gerade heute wurde ein MRT an ihrer Wirbelsäule gemacht, da sie seit geraumer Zeit starke schmerzen hat und sich kaum bewegen kann. Der arzt sagte mir, dass es sehr wenige Patienten gibt, bei denen das Glioblastom Metastasen an der Wirbelsäule absetzt. Das will er nun ausschließen. Also, wieder WARTEN. Ich werd noch wahnsinnig. Und nächsten Monat kommt dann schon wieder das Kopf MRT. Im Moment ist der Tumor 1 cm groß/klein und wächst seit September nicht mehr. Ich kann nur hoffen, dass ihr Körper die Medikation und Chemo und noch einige Zeit mitmacht, aber ich sehe von Tag zu Tag, wie sie sich quält.

Gott, grad schießen mir soviele Dinge durch den Kopf, die ich gerne hier aufschreiben würde, doch dann würde ich morgen noch hier sitzen. Ich habe im letzten Jahr viel gelernt. Z.b. Sich mit Dingen abzufinden, die man nicht ändern kann. Denn wenn ich mich damit umherplage und nach antworten auf das WARUM suche verlier ich einfach zuviel Kraft, die ich an anderer Stelle dringender benötige.

Ich bin froh, hier eine Plattform gefunden zu haben, in der Menschen sind, die mir zuhören und ähnliches erleben oder erlebt haben.

Ich wünsche euch eine schöne Nacht und sende liebe Grüße aus der G8-geplagten Stadt,

Lilith
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