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  #61  
Alt 11.10.2021, 13:40
Beccamaus Beccamaus ist offline
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Standard AW: Zwei Prognosen, die unterschiedlicher nicht sein könnten...

Ich finde es nicht gut , dass du nicht weinst. Was ist so schlimm an diesem Loch unter dir? Warum willst du die starke spielen? Du wärst sicher ein wenig belastbarer, wenn du dir selber erlaubst, Druck abzubauen indem du weinst. Du setzt dich so unter Druck. Warum ist weinen verboten, ich habe im Bett meines Papa´s gelegen und bitterlich geweint. Man sollte alles das tun, was einem in diesen Moment richtig vorkommt. Keine leeren Versprechungen, kein überspielen der Gefühle. Für die Kinder ist es auch wichtig zu erkennen wie es Mama geht. Wenn deine Kinder sehen das du weinst, können sie deine Gefühle doch auch viel besser einordnen. Deinen Mann und dir hilft es vielleicht, endlich nochmal über alles zu sprechen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, klärt unausgesprochenes. Vielleicht fällt es dir dann einfacher, ihn zu besuchen. Aber nimm dir diese Zeit, ihn zu besuchen, du wirst es sonst sicher eines Tages bereuen :-(
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Mein Daddy
* 04.08.1947 25.06.2018

ED: 03.04.2017 (metastasierendes Lungenkarzinom (Adeno))


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  #62  
Alt 11.10.2021, 21:50
Christin12 Christin12 ist offline
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Standard AW: Zwei Prognosen, die unterschiedlicher nicht sein könnten...

Liebe Plaspoo,

vielleicht wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, um dich krankschreiben zu lassen.
Du merkst ja, dass du an deine Grenzen gehst. So bleibt dir auch mehr Zeit,
um bei deinem Mann zu sein.
Ich schließe mich Beccamaus an: Besuche ihn, so oft es geht. Sage ihm,
dass du ihn liebst ..., sage alles, was dir auf der Seele brennt. Erzähle ihm von schönen gemeinsamen Erlebnissen, vielleicht könnt ihr gemeinsam lachen, dass Leid für einen Moment zur Seite schieben?
Versuche alles so zu machen, dass du nichts bereust.

Es kommt danach sicher ein "hätte ich doch ...". Dann ist es zu spät.
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  #63  
Alt 12.10.2021, 00:03
plaspoo plaspoo ist offline
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Standard AW: Zwei Prognosen, die unterschiedlicher nicht sein könnten...

Hi, ich weine nicht, weil es sich einfach falsch anfühlt, wie aufgesetzt, wenn es nicht von selbst kommt, und ich hab das Gefühl, ich kann es nicht stoppen, wenn ich es forciere. Wenn es kommt, z.B. als ich mit den Kindern geredet habe, dann kommen schon einige Tränen, das blubbert so hoch, aber ich weine nicht, versteht ihr, wie ich meine?
Ich kann mit meinem Mann leider nichts mehr besprechen. Dazu ist er inzwischen zu verwirrt und man versteht ihn auch kaum noch. Als ich es wollte, vor ein oder zwei Wochen, hat er sich geweigert, "er ist ja noch nicht tot", war seine Meinung da. Ich habe ihm einen Block und Stift gegeben und ihn gebeten, wenn er schon nicht drüber reden möchte, dann soll er bitte aufschreiben, was er denkt, was wichtig für ihn ist.

>Warum willst du die starke spielen?< Will ich ja gar nicht, aber ich will auch nicht die Schwache "spielen", ich fühle mich so schon schwach genug...

>Druck abzubauen indem du weinst< Ich habe nicht das Gefühl, dass das bei mir Druck abbauen würde...

>Versuche alles so zu machen, dass du nichts bereust.< Das versuche ich tatsächlich...


Das klingt alles so diffus und chaotisch, ich hab als Krankenschwester schon so viele Menschen beim Sterben begleitet, oder Todkranke und Verstorbene gesehen, und ich konnte immer gut damit umgehen, aber bei meinem eigenen Mann macht mich das fertig, ich will es nicht, ich will ihn so nicht sehen, ich will nicht in dieser Situation sein, ich will nicht ständig Zeit freischaufeln, um ihn besuchen zu können, weil es eigentlich nicht in den Tagesablauf passt und ich andere Sachen zu tun habe, ich will seinen Kindern nicht erklären müssen, dass der Papa nie wieder heim kommen wird, ich will nicht eine Beerdigung organisieren, ohne dass ich weiß, wie er es sich vorstellt...
Ich fühle mich wie ein kleines trotziges Mädchen, dass mit dem Fuß aufstampft und dem ich so gerne eine Ohrfeige geben würde, dass sie endlich wieder normal tickt und sich gefälligst zusammenreißt, um es ihm so angenehm wie möglich zu machen und ihm und den Kindern das Beste zu bieten, was ich bieten kann, eben ohne Rücksicht auf meine Gefühle, die müssen warten!
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  #64  
Alt 12.10.2021, 09:07
Beccamaus Beccamaus ist offline
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Standard AW: Zwei Prognosen, die unterschiedlicher nicht sein könnten...

Das sind sehr harte Gedanken die du da formulierst, ich empfehle dir auf jeden Fall dieses furchtbare Erlebnis danach professionell aufzuarbeiten. Wie gesagt, bleibe zu Hause (ich habe leider keine Ahnung warum du dich dagegen so wehrst, ich wäre schön längst krank), dann brauchst du dir keine Zeit frei schaufeln, du kannst die ganze Zeit bei deinem Mann bleiben während die Kids im Kiga/Schule sind. Wenn er nicht drüben reden wollte, dann ist es so. Dann musst du das beste draus machen und darüber hinaus das planen wo du denkst es wäre das richtige. Immerhin kennt ihr euch und du wirst instinktiv schon alles schön planen. Aber diese Gedanken würde ich noch beiseite schieben, genieße die Zeit mit deinem Mann, die Wärme und die Nähe. Was würde ich für geben, dass ich es nochmal genießen könnte, auch wenn mein Papa die letzte Zeit verwirrt war, sie spüren dennoch das da wer ist, der einen nah steht. Geh einfach mal in den Wald, schreie einmal alles aus dir raus, vielleicht geht es dir dann besser, sich slebst ohrfeigen, geht leider schlecht :-)
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Mein Daddy
* 04.08.1947 25.06.2018

ED: 03.04.2017 (metastasierendes Lungenkarzinom (Adeno))


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  #65  
Alt 15.10.2021, 01:54
plaspoo plaspoo ist offline
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Standard AW: Zwei Prognosen, die unterschiedlicher nicht sein könnten...

Ich hab mal wieder ne Stunde Zeit und antworte auf eure Beiträge...

>Du brauchst dringend professionell Hilfe im Anschluss< Die bekomme ich aber nicht, zumindest empfanden die Psychologen, an die ich mich vor Monaten mal gewandt habe, mich eher als Zeitverschwendung und Belastung... So kam es zumindest rüber. Meine Hoffnung war ja, dass mir die Mutter Kind Kur in der Hinsicht was bringt, aber auch da kam nichts bei rum. Ich brauch niemanden, der mir Sachen erklärt, die ich schon weiß. Und solange sich niemand die Mühe macht, in mir mehr als nur eine "starke" Frau zu sehen, wird auch niemand (Professionelles) auf die Idee kommen, mir helfen zu wollen, glaubt mir, das habe ich schon versucht... Mein Hausarzt war bisher der einzige, der tatsächlich beschreiben konnte, wie ich mich fühle. Ich kann es nämlich nicht wirklich in Worte fassen. Und dann sitze ich vor den Psychologen, die fragen "und, wie soll ich Ihnen helfen?", worauf ich einfach keine Antwort habe, weil ich mir eben immer schon selber helfe, schon seit ich Kind bin, brauche ich keine anderen Menschen, um mir mit meinen Gefühlen zu "helfen"... Hier mit euch zu schreiben, bringt mir mehr als jeder Psychologe, mit dem ich bisher gesprochen habe.

>Ich möchte Dir nicht zu nahe treten aber ich lese nur „Ich will“!
Ich denke das Du eines Tages diese Einstellung bereuen wirst.< diese Kritik verstehe ich nicht so ganz? Ich hab doch nur geschrieben, was mir im Moment lieber wäre. Natürlich begleite ich meinen Mann und natürlich versuche ich da Zeit freizuschaufeln, wo es geht, um bei ihm zu sein, mit den Kindern und auch allein. Ich mach alles, was in meiner Macht steht, dass es ihm so gut geht, wie es momentan eben geht und ich mach alles dafür, dass nach seinen Wünschen und Vorstellungen (soweit ich davon Kenntnis habe) gehandelt wird. Ich organisiere seine Besucher, dass nicht alle auf einmal da sind und er aber so oft wie möglich jemanden bei sich hat. Ich gebe mein Bestes, um die Kinder, sowie Kindergarten und Schule vorzubereiten, ich plane Beerdigung und auch alles was danach noch so auf mich zukommt. Ich hab mit meinem Arbeitgeber schon geklärt, wie die Arbeit in Zukunft aussehen kann, hab verlängerte Betreuungszeiten gebucht, etc. Nebenbei versorge ich Haushalt und Haustiere, unter anderem meinen Hund, der mich seit über 13 Jahren begleitet, der auch kurz vor dem Tod steht und mehr Aufmerksamkeit bräuchte. Die Steuer von 2019 soll auch bis Ende des Monats gemacht sein, das hat bisher mein Mann immer gemacht... Ich bin nicht alleine hier, ich kann es leider nicht leisten, tagelang am Stück neben seinem Bett zu verbringen. Ich vertraue dem Personal insoweit, dass sie mir Bescheid geben, wenn er mich unbedingt da haben will, dann würde ich das versuchen, möglich zu machen.

>ich empfehle dir auf jeden Fall dieses furchtbare Erlebnis danach professionell aufzuarbeiten. Wie gesagt, bleibe zu Hause (ich habe leider keine Ahnung warum du dich dagegen so wehrst, ich wäre schön längst krank), dann brauchst du dir keine Zeit frei schaufeln, du kannst die ganze Zeit bei deinem Mann bleiben während die Kids im Kiga/Schule sind< ich habs oben schon geschrieben, professionelle Hilfe bringt mir nichts, wenn sie mir nicht helfen wollen. Ich bereite da mein komplettes Leben vor denen aus und dann kommt die Frage "und wo kann ich Ihnen da helfen?". Was bitte soll man da antworten? Die sollen doch diagnostizieren, was mit mir kaputt ist und mir dementsprechend helfen, woher soll ich das denn wissen, für mich ist alles "normal". Ich bin jetzt krankgeschrieben, erstmal bis zum 24ten, weil es einfach momentan so unabsehbar ist und ich es nur fair für die Kollegen finde, dass ich mich nicht mitten im Dienst oder kurz davor krankmelde. Trotz alledem ist er jetzt gerade wieder stabil und das ist ja auch gut so, wie lange das so geht, kann aber keiner sagen. Aber auch das ändert nichts daran, dass ich eben nicht stundenlang bei ihm sitzen kann. Momentan sind Ferien, das heißt, der Große ist zuhause, bei ihm merke ich, dass er sich unwohl fühlt, wenn wir seinen Papa besuchen. Ich habe Mo/Di und Do die Haushaltshilfe hier, die noch nicht alleine zurecht kommen (die eine hat noch nie im Leben eine Spülmaschine eingeräumt, die andere soll für uns kochen und hört nach der Hälfte des Rezepts einfach auf... ) und dann noch diverse andere Termine. Der Hund will auch raus und einkaufen muss ich zwischendurch auch mal. Und selbst was Essen und auch mal Duschen ist auch sinnvoll, das vernachlässige ich in letzter Zeit eh schon, Schlaf hab ich nachts auch nur so 4-5h, weil ich stundenlang wach liege und versuche die Situation für den nächsten Tag besser zu planen und hoffe, dass nicht kurz nachdem ich eingeschlafen bin ein Anruf vom Hospiz kommt und ich den verpasse.

Also, Tipps, wo ich noch mehr Zeit herbekommen kann, sind gerne gesehen.
Ich hoffe, mein Ton hier wirkt nicht zu grob, so liest es sich nämlich irgendwie, aber ich bin wahnsinnig froh, dass ich mich hier einfach ausschreiben kann und dass ihr mit mir mitgeht und mir berichtet, wie es bei euch war, und mir auch den Kopf zurechtrückt, wenn ich zuviel Blödsinn schreibe. Ich höre eben von allen immer nur, dass sie mich so stark finden, aber mir sagt keiner, ob das auch richtig so ist, oder was ich anders machen soll? Soll ich mich zwingen vor Anderen zu weinen, wirkt es dann besser? Wirke ich dann eher wie eine gute Ehefrau/Mutter? Ich hab keine Ahnung...
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  #66  
Alt 16.10.2021, 21:47
Christin12 Christin12 ist offline
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Standard AW: Zwei Prognosen, die unterschiedlicher nicht sein könnten...

Liebe Plaspoo,

es ist gut, dass du jetzt krankgeschrieben bist. Das verschafft dir Zeit,
die du dringend brauchst. Musst du um deinen Arbeitsplatz fürchten, solltest
du länger krank sein?
Ich würde dir sonst dringend nahelegen, zu Hause zu bleiben, so lange es
geht. Es dauert solange wie es dauert. Die Zeit, die du mit deinem Mann verbringen kannst, kommt nie wieder. Auch wenn er nicht mit dir reden kann, er kann dich hören, dich spüren. Halte seine Hand, lies ihm aus der Zeitung vor, sei einfach da. Verzeih mir meine Direktheit, aber ich glaube, ihr habt weniger gemeinsame Zeit, als du denkst.
Du bist derzeit extrem überfordert mit Kindern,
Haushalt, Haustier etc.. Das ist normal! Du bist in einer Ausnahmesituation.
Du planst, überlegst, organisierst und denkst dabei auch noch daran, wie
fair du deinen Kollegen gegenüber sein möchtest.
Sorry, aber das ist jetzt nicht wichtig.
Denk an dich und deine Familie. Rede mit deinem Arzt über deine
Schlafprobleme. Er kann dir etwas zur Beruhigung verschreiben. Du würdest
einen Anruf trotzdem hören. Und er kann dir vielleicht auch ein paar Tipps
geben, wie du den richtigen Weg findest ...
Schreibe hier bitte weiter. Es scheint dir gut zu tun.
Einen lieben Gruß,
Ch.
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  #67  
Alt 17.10.2021, 22:51
toastbrot81 toastbrot81 ist offline
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Standard AW: Zwei Prognosen, die unterschiedlicher nicht sein könnten...

Hallo Plaspoo,
in vielen Deinen Beiträgen liest man die Verzweiflung und na ja Hilflosigkeit raus. Dass es mit Psychologen nicht geklappt hat, ist daher recht schade. Vielleicht wollen die mit solchen Fragen nur rausfinden, wie sie helfen können und worauf eine Therapie abzielen könnte. Wenn aber die Chemie nicht stimmt, bringt das ja nix. Hast Du als Alternative mal im Hospiz nachgefragt? Die haben da doch sicher einen Seelsorger und/oder psychosoziale Begleitung. Ist ja auch für Angehörige und nicht nur für den Kranken selbst. Die Seelsorger Gespräche haben mir ganz gut geholfen. Da steht kein Therapieziel am Ende aber man spricht mit geschulten und erfahrenen Leuten, die sich mit dem Thema auskennen. Reine Psychologen decken ja oft ein breites Spektrum ab.

Aber schreib hier gern weiter. Hat mir letztes Jahr auch geholfen. Und wo, wenn nicht hier, kann man auch mal vermeintlich unpopuläre Gedanken äußern wie Du es getan hast. Weisst Du, letztes Jahr zu Hochzeiten der Aggressionen meiner Mutter (und wohlwissend um die Diagnose) hab ich mir auch oft gedacht "wenn doch alles schon vorbei wäre". Nein, ich wollte sie generell nicht verlieren. Aber die Krankheit war da, die Prognose auch und so sind solche Gedanken vermutlich normaler als man denkt.
Dass du trotzdem zu ihm fährst, ist gut und wichtig. Wie schon geschrieben, würdest Du Dir sonst am Ende Vorwürfe machen. Und ich denke auch, dass gar nicht mehr soviel Zeit bleibt. Klar, kann keiner wissen. Aber im Hospiz bleibt man idR ja wirklich nur paar Wochen bis wenige Monate.
Und wenn er nicht mehr antworten kann oder abwesend wirkt/ist, wird er deine Anwesenheit trotzdem mitbekommen. Vielleicht kannst Du ihm auch immer mal wieder sagen, wieso du nich lange bleiben kannst.

Dass Du krankgeschrieben bist, find ich auch gut!
Und den Blick auf deine Kollegen in allen Ehren, aber wenn du gedanklich eh woanders bist oder irgendwann zusammenklappst, ist erst recht keinem geholfen.
Also versuch die Krankschreibung doch nochmal zu verlängern.

Liebe Grüsse!
__________________
Mama 16.01.1958 - 17.10.2020
Lungenkrebs & Hirnmetastasen, ED 25.07.2020
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  #68  
Alt 18.10.2021, 23:44
plaspoo plaspoo ist offline
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Standard AW: Zwei Prognosen, die unterschiedlicher nicht sein könnten...

Hallo, meine Lieben,

mein Mann ist heute Nachmittag gegangen.

Ich war morgens mit der Trauerbegleiterin für die Kinder bei ihm, da hat er mit mir noch versucht zu kommunizieren, wir haben ihm Bilder und Videos von den Kindern vom letzten Event gezeigt, die hat er sich auch definitiv angesehen. Gegen 10 haben wir mit der zuständigen Pflegekraft ein Gespräch geführt und haben eigentlich alle 3 gesagt, es sieht noch nicht so aus, als wäre es in den nächsten 12h vorbei...
Ich war dann mit ihr noch einen Kaffee trinken, um zu besprechen, was für den Großen als weiteres Vorgehen sinnvoll wäre, ob er den Papa nochmal sehen sollte, oder nicht, etc.
Um 12 Uhr hab ich mein Fahrrad abgeholt, das noch vor dem Hospiz stand, da hat mich die Pflegerin draußen angesprochen, sie wollte mich eh anrufen, dass es sich dramatisch verschlechtert hätte. So war es auch, Atmung sehr flach, kaum Reaktion, teilweise Atemaussetzer. Der Arzt vom Palliativteam hat nochmal Morphin spritzen lassen, weil er gestresst gewirkt hat.

Ich wusste nicht, was ich machen soll, ob ich da bleiben soll, oder lieber die Kinder so schnell wie möglich heim holen, weil es mir wichtig war, dass sie sich noch im Hospiz von ihm verabschieden können, nachdem er verstorben ist, nicht erst beim Bestatter. Der Arzt hat mir die Entscheidung abgenommen, hat gesagt, so wie er meinen Mann einschätzt, wartet er, bis er alleine ist und geht dann, ich soll heim fahren und die Kinder holen.
Ich bin so gegen 14 Uhr heim gefahren, um 15 Uhr haben sie mich angerufen, dass sie ihn, nach ihrer Übergabe, um 14:39h verstorben aufgefunden haben.

Das es jetzt doch soooo schnell ging, das war schon ein Schock und ich hab auch viel geweint heute, bin mir aber sicher, dass es für ihn gut so war und ist.

Die Kinder haben es erstaunlich gut aufgefasst, der Große hat auch ein bisschen geweint, die anderen zwei gar nicht. Sie waren bei der Aussegnung mit dabei und haben noch ein paar Bilder für den Papa gemalt.
Jetzt liegen endlich alle in ihren Betten und ich werde auch gleich schlafen gehen.

Morgen muss ich dann anfangen, alles mögliche zu klären.

Ich danke euch, für die lieben Worte und Tipps, die ich jetzt leider nicht mehr umsetzen kann, aber bisher muss ich sagen, war es ein intensiver letzter Tag und, trotz aller Trauer, war es nicht so schlimm, wie ich gedacht hatte.
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  #69  
Alt 19.10.2021, 00:11
toastbrot81 toastbrot81 ist offline
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Standard AW: Zwei Prognosen, die unterschiedlicher nicht sein könnten...

Mein herzliches Beileid!

Mehr will ich gar nicht schreiben ... ausser, dass du vermutlich auch in dem Hospiz auch nach dem Tod noch Hilfe bekommen kannst wie zB Seelsorge. Hatte bei Mamas Hospiz damals gefragt und sie sagten, es gibt keine zeitliche Grenze.
Also vielleicht wäre das für dich noch eine Option der Trauerbewältigung.

Alles Gute Euch und viel Kraft für die kommende Zeit!
__________________
Mama 16.01.1958 - 17.10.2020
Lungenkrebs & Hirnmetastasen, ED 25.07.2020
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  #70  
Alt 25.10.2021, 09:20
Beccamaus Beccamaus ist offline
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Mein Beileid :-( Und viel Kraft für die kommende Zeit. Meld dich einfach wenn du etwas zur Ruhe gekommen bist.
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Mein Daddy
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  #71  
Alt 25.10.2021, 17:50
hierfalsch hierfalsch ist offline
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Mein herzliches Beileid. Berichte gern weiter, wie es Euch ergangen ist. Und for what it's worth: Ich glaube Du hast das die letzten Monate richtig großartig gemacht.
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  #72  
Alt 31.10.2021, 21:13
Christin12 Christin12 ist offline
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Liebe Plaspoo,

es tut mir sehr leid, dass du deinen Mann doch so schnell
verloren hast.
Ich habe es jetzt erst gelesen. Kommst du zurecht?
Ich wünsche dir die Stärke, die du jetzt brauchst.
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  #73  
Alt 11.11.2021, 00:29
sanne2 sanne2 ist offline
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Hallo liebe Plaspoo.

Darf ich mal fragen, wie es dir momentan so geht?
Wie gehen die Kinder mir dem Tod des Papas um?
Und dir?
Nun ist ja schon ein klein wenig Zeit vergangen, wenn auch nur wirklich sehr wenig Zeit.

Ich muss oft an dich denken.

Ganz liebe Grüße,
Sanne
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  #74  
Alt 12.12.2021, 02:25
plaspoo plaspoo ist offline
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Hallo, ich denke euch für die Anteilnahme.

Die Kinder kommen ganz gut zurecht, denke ich. Wir haben unseren regulären Alltag. Der Große verarbeitet viel in der Schule beim Schreiben und Zeichnen, hat mir einer seiner Lehrer erzählt. Er hat eine regelmäßige Trauerbegleiterin. Meine Mittlere spricht einfach ausm Herzen, wenn es sie belastet und erzählt im Kindergarten ganz viel und sehr genau, aber mit einer Freude und Glücklichkeit, die die Erzieher schlucken lassen. Für sie ist es einfach jetzt so wie es ist. Und der Kleine ist, denke ich, einfach noch zu jung.

Ich selbst... keine Ahnung... ich weiß nicht, wo ich stehe.... Ich bin seit kurz nach seinem Tod eigentlich dauerkrank... Ich war um die Beerdigung erkältet, das lief dann in eine Kehlkopfentzündung, dann war ich rechtzeitig zu meinem Urlaub wieder gesund, war nach dem Urlaub einen Tag arbeiten (was mir unglaublich viel Freude und Spaß gemacht hat), und dann direkt wieder krank. Jetzt kämpfe ich seit ca 1 Woche mit einer Bronchitis, hatte seit Jahren sogar mal wieder Fieber und bekomme das nicht in den Griff.
Mein Hausarzt meint, das ist kein Wunder, mit allem was ich durchmache die letzte Zeit, ich kenne das so aber nicht von mir. Bis vor 2 Jahren war meine Gesundheit wirklich top, vielleicht 1 oder 2 Erkältungen im Jahr, aber seitdem bin ich gefühlt ständig erkältet...
Ich hab das Gefühl, dass die Zeit rast und ich zeitgleich aber zu nichts komme, ich bin vergesslich und reizbar, ich bin sehr dünnhäutig und würde mich am liebsten irgendwo verkriechen und alle anderen machen lassen.
Ich hasse es, dass mir alle sagen, wie stark und toll ich bin, so fühl ich mich nicht. Und ich finde es sehr befremdlich, dass mich Menschen, die ich gar nicht kenne, wie eine gute Freundin behandeln wollen, mit mir Kaffee trinken, etc., nur weil sie meinen Mann kannten. Diese Aufmerksamkeit, die ich bekomme, macht mich ganz verrückt und ich fühle mich so, als müsste ich jemand sein, der ich nicht bin, nur um sein Andenken nicht zu beschmutzen.
Ich finde es furchtbar, dass mir alle möglichen Leute, ob sie mich kennen, oder nicht, Hilfe anbieten, und ich aber gar nicht weiß, wobei sie mir helfen sollen, das weiß ich nichtmal bei meinen Eltern...

Auf der einen Seite möchte ich wieder fit sein, um arbeiten zu gehen, um andere Leute zu sehen, die mich besser kennen, auf der anderen Seite weiß ich nicht, ob mir dann die Zeit, die ich für mich alleine hätte, ausreicht, um meinen Kindern weiterhin eine gute Mama zu sein, das läuft momentan in meinen Augen nämlich ein bisschen aus dem Ruder und ich habe Angst, meine Kinder zu überfordern/verletzen, wenn ich meine eigenen Gefühle nicht runterschlucke um für sie da zu sein.
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  #75  
Alt 13.12.2021, 09:03
Beccamaus Beccamaus ist offline
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Hallo Plaspoo, ich glaube auch das dein Körper dir damit einfach sagen will "ich brauche Ruhe". Setz dich selber nicht so unter Druck, bleibe deine Zeit zu Hause, auch wenn die Arbeit Spaß macht. Aber ich persönlich würde so lange zu Hause bleiben, bis ich merke das ich mental wieder so stabil bin, dass ich Arbeit, Haushalt und Kinder problemlos schaffe. Vorher würde ich es mir und meinen Kindern nicht antun. Genieße die Zeit wenn alle außer Haus sind, komm zur Ruhe, trauer in Ruhe und setz dich nicht so unter Druck. Du musst niemanden Gefallen, nur dir selbst :-)
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Mein Daddy
* 04.08.1947 25.06.2018

ED: 03.04.2017 (metastasierendes Lungenkarzinom (Adeno))


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