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  #76  
Alt 12.09.2007, 08:10
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Loslassen, Abschied, Einsamkeit, Veränderungen zuhause und in meiner Umgebung (Freunde brachen weg, neue kamen hinzu), den Beruf wieder „normal“ bewältigen, waren einige der Zustände in denen ich mich nach dem Tod meiner Frau befand. Sie hatte mir vor ihrem Tod mit auf den Weg gegeben, dass ich wieder glücklich werden möge. Kann sich jemand vorstellen, wie schmerzlich das für mich war, so einen Wunsch von meinem noch lebenden geliebten Partner zu hören?

Es war vielleicht in ihrem Wunsch auch die Aufforderung an mich verborgen, mich einer sich verändernden Situation endgültig zu stellen und mich zu öffnen für meine Zukunft ohne sie.

In einem wundervollen Beitrag aus: http://www.zeitzuleben.de/blog/entry/4763/4772.html

steht das Zitat:

Liebe finden

„Ich habe den Menschen gesagt, sie sollen dich lieben, es wird dir bestimmt einer begegnen, der hat mich gehört.“

-- G.B. Fuchs

und in der angegebenen URL stehen dort auch die sehr nachdenkenswerten Sätze:

....
Die Tendenz, Liebe dort zu suchen, wo wir sie eben gerade nicht finden, gehört zu einem der sichersten Rezepte, unglücklich zu werden. Wer hingegen offen bleibt und Zuneigung dort annehmen kann, wo sie uns geschenkt wird, wird eine spannende Erfahrung machen: Liebe kommt zu Liebe. D.h., wer sich geliebt und angenommen fühlt, wird in der Regel immer eher noch mehr liebevolle Erfahrungen machen als ein Mensch, der sich abgelehnt und ungeliebt fühlt.

Was ist dabei der beste Schritt in Richtung Liebe?

Selbst zu lieben.

Sehen Sie das Zitat deshalb auch mal aus dem Blickwinkel, dass vielleicht auch Ihnen jemand gesagt hat, dass Sie die Menschen lieben sollen – und dass Sie den ersten Schritt tun können, andere anzunehmen.
......


Vielleicht haben andere Hinterbliebene nach einiger Zeit der Trauer, der Einsamkeit und des Nachdenkens ja ähnliche Erfahrungen beim „Sich Neu Öffnen“ gemacht.

Mit lieben Grüßen
Shalom
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(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel
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  #77  
Alt 18.10.2007, 14:57
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Hallo,

die folgenden Texte (mit wundervollen Bildern hinterlegt) , die mir von einem guten Freund zugesandt wurden, sind sehr ermutigend. Die Texte beschreiben den Weg zurück ins Glücklichsein, befreien mich vom Festhalten an dunklen Wolken der Vergangenheit.

An sich ist das Ganze eine komplette Powerpoint-Präsentation. Wer das als Präsentation zum Weiterschicken möchte, kann sich unter meiner hinterlegten E-Mail bei mir melden, denn um es hier als gezippten Anhang innerhalb des Forums zu veröffentlichen, war die Präsentation etwas zu groß.

Mit lieben Grüßen
Shalom

ZITATANFANG:

Wir reden uns selber ein, dass das Leben besser wird, wenn wir verheiratet sind, ein Baby haben und danach noch ein zweites.

Dann sind wir frustriert, weil unsere Kinder nicht alt genug sind und glauben, das ändert sich, wenn sie älter werden.

Dann sind wir frustriert, weil sie Teenager geworden sind und mit uns über alles verhandeln wollen. Aber wir glauben, es wird alles besser, wenn sie nochmals 10 Jahre älter sind.

Wir sagen uns, dass das Leben besser wird, wenn wir mit unserem Partner/in zusammen arbeiten, wenn wir ein schöneres Auto haben, wenn wir in Urlaub fahren, wenn wir uns zur Ruhe setzen.

Die Wahrheit ist, es gibt keinen besseren Zeitpunkt glücklich zu sein als jetzt. Wenn nicht jetzt, wann dann? Dein Leben ändert sich ständig. Es ist besser alles zuzulassen und sich zu entscheiden glücklich zu sein.

Die längste Zeit dachten wir, das Leben beginnt demnächst. Das richtige Leben. Wir dachten immer, da muss zuerst noch etwas anderes geschehen während dieser Zeit, etwas zu erledigen, eine Arbeit zu beenden, einen Moment zu warten, eine Rechnung zu begleichen. Danach würde das ersehnte richtige Leben beginnen. Schlussendlich verstand ich, dass das « demnächst » schon bereits das richtige Leben war.

Von diesem Standpunkt aus verstand ich, dass es keinen Weg gibt um glücklich zu sein.

Glücklichsein IST der Weg.

Genieße also das Glücklichsein.

Hör auf zu warten bis die Schule fertig ist, wieder die Schulbank zu drücken, 5 Kilo abzunehmen, Gewicht zuzulegen, zu beginnen zu arbeiten, verheiratet zu sein, auf Freitag Abend oder Sonntag Morgen, auf ein neues Auto zu warten, Deine Hypothek bezahlt zu haben, auf den Frühling, Sommer, Herbst oder Winter, auf Ende Monat, bis dein Song im Radio gespielt wird, zu sterben und wiedergeboren zu werden… bevor du dich entscheidest glücklich zu sein.

Glück ist eine Reise und nicht ein Ziel.

Es gibt keinen besseren Zeitpunkt glücklich zu sein als… JETZT!

Lebe und genieße den Moment.

Versuche mal diese Fragen zu beantworten:

1. Nenne die 5 reichsten Menschen der Welt.
2. Nenne die letzten 5 Miss Universe.
3. Nenne die letzten 10 Nobel Preis Träger.
4. Nenne die letzten 10 Oskar Gewinner für den besten Schauspieler.

Du kannst es nicht? Ziemlich schwierig, oder? Sei nicht traurig, niemand kann das.

Applaus geht vorbei! Pokale verstauben! Gewinner gehen bald vergessen.

Jetzt beantworte mal die folgenden Fragen:

1. Nenne 3 Lehrer aus Deiner Ausbildungszeit.
2. Nenne 3 Freunde die Dir in der Stunde der Not geholfen haben.
3. Nenne ein paar Leute die Dir das Gefühl geben „speziell“ zu sein.
4. Nenne 5 Leute mit denen Du gerne die Zeit verbringst.

Einfacher zu beantworten? Das war einfacher, oder?

Die Leute die Dir etwas bedeuten sind nicht “die Besten”, haben nicht das meiste Geld, haben nicht den größten Preis gewonnen…

Es sind die Freunde die sich um Dich kümmern, Dir Sorge tragen, diese die, was immer auch passiert, zu Dir stehen.

Denk einen Moment darüber nach. Das Leben ist so kurz! Und Du, in welcher Liste bist Du? Du weißt es nicht?

Lass mich Dir einen Tipp geben.

Du bist vielleicht nicht unter den am meist “geachteten” Menschen auf dieser Welt, aber Du bist einer derjenigen an die ich mich erinnere und diese Nachricht sende…

Vor einiger Zeit, an den olympischen Spielen in Seattle, 9 Athleten, alle mental und physisch vorbereitet, standen an der Startlinie zum 100 m Rennen.
Der Schuss fiel und das Rennen ging los. Nicht alle rannten, aber jeder wollte erster sein und gewinnen.

Es war ein Hürdenlauf, und ein junger Athlet fiel zu Boden, verletzte sich leicht und begann zu weinen, da für ihn das Rennen aus war. Die anderen 8 hörten wie er weinte. Sie wurden langsamer und schauten zurück. Sie stoppten und kamen zurück… Alle 8 Athleten…

Dann liefen alle 9 Athleten Schulter an Schulter zusammen an die Ziellinie.

Das gesamte Publikum im Stadion stand auf und applaudierte. Und der Applaus schien nicht mehr enden zu wollen…

Menschen die das gesehen oder gar miterlebt haben reden noch heute darüber.

Wieso?

Weil tief in uns drin wir alle wissen, dass das Wichtigste im Leben ist, nicht für sich selber zu gewinnen.

Das wichtigste im Leben ist, anderen zu helfen um zu gewinnen. Selbst dann, wenn dies bedeutet langsamer zu werden und das eigene Rennen zu unterbrechen.

Wenn Du dieses Mail weiterleitest, vielleicht werden wir dann erfolgreich sein um unser Herz zu ändern, vielleicht auch das Herz eines Anderen…

Für was entscheidest Du Dich?

Löschst Du dieses E-Mail oder sendest Du es jemanden der Dir wichtig ist?

ZITATENDE
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(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel

Geändert von shalom (19.10.2007 um 07:10 Uhr)
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  #78  
Alt 30.12.2007, 10:31
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Nach der Zeit des Abschiednehmens, des Loslassenmüssens kam bei mir (wie auch wohl bei vielen anderen Betroffenen) eine Zeit der großen Verunsicherung: Öffnen für das weitere Leben oder nicht? An Gewohntem, Geliebtem festhalten oder nicht? Was ist mit meinem Selbstvertrauen, mit meinem nun zwangsweise verschobenem Lebensmittelpunkt, meinem irritierten seelischen Gleichgewicht?

Folgende Gedanken dazu (aus der von mir gerne gezogenen Quelle) sind vielleicht hilfreich auch für Menschen, die Trauer zu verarbeiten haben.

Mit lieben Grüßen
Shalom

ZITATANFANG:

http://www.zeitzuleben.de/blog/entry...ertrauens.html

Eine Frage des Vertrauens

"Wer Vertrauen will, muss Vertrauen säen."

Ich glaube, dass viele von uns im Zusammenhang mit dem Thema „Vertrauen“ einen ganz entscheidenden Fehler machen: Und zwar glauben wir, es müsse erst etwas geschehen, was unser Vertrauen verdient oder rechtfertigt, bevor wir vertrauen können. Wir erwarten also, dass jemand sich als vertrauenswürdig erweist oder dass wir vom Leben eine Art Sicherheitsgarantie bekommen, erst dann sind wir bereit, Vertrauen zu investieren.

Meiner Erfahrung nach läuft es aber genau anders herum: Vertrauen muss immer eine Vorleistung von uns selbst sein. Das heißt, wir müssen erst bereit sein, Vertrauen zu schenken, um dann auch – im besten Fall – Vertrauen ernten zu können.

Das Problem an der Sache ist nun aber, dass uns niemand versichern kann, dass unser Einsatz auch tatsächlich belohnt wird und nicht enttäuscht oder gar ausgenutzt wird. Hier braucht es eine Portion Risikobereitschaft. Machen Sie sich eines klar: Wenn Sie in der Gärtnerei eine Tüte Samen kaufen, heißt das auch nicht, dass aus jedem von ihnen eine kräftige Pflanze wird. Manche entwickeln nur mickrige Triebe, die schon vom nächsten Wind geknickt werden, andere gehen nicht einmal auf. Aus einigen aber werden starke und gesunde Pflanzen, die reichte Früchte tragen.

Dieses Bild lässt sich sehr gut auf das Thema Vertrauen übertragen: Wir werden nie im Vorfeld wissen, ob unser Vertrauen Früchte tragen wird, aber wenn wir aus lauter Angst enttäuscht zu werden, erst gar nichts säen, können wir definitiv sicher sein, nichts ernten zu können. Die Angst, enttäuscht zu werden, ist menschlich und verständlich – aber genau sie hindert uns daran, auch wieder gute und heilende Erfahrungen machen zu können. Wenn wir aus unseren schlechten Erfahrungen heraus nicht mehr bereit sind, Vertrauen zu schenken, mehren wir damit all das, was wir eigentlich nicht wollen: vor allem den Schmerz.

Nehmen Sie also diesen Gedanken einmal mit in Ihren Alltag und achten Sie darauf, wo Sie überall kleine und auch große Vertrauenssamen setzen könnten. Sie müssen für den Beginn ja nicht gleich Ihr ganzes Herz verschenken, aber etwas mehr Vertrauen hier und dort und das ohne eine konkrete Erwartung für eine Gegenleistung, kann Ihr Leben auf die eine oder andere Art sehr bereichern.

Was haben Sie schon zu verlieren?


ZITATENDE
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  #79  
Alt 02.01.2008, 13:23
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Petra_S Petra_S ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Danke Shalom - ja so erlebe ich meine Welt auch!
Dir/ euch alles Gute! Schön, dass du immer wieder mal schreibst.

Gruß Petra
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  #80  
Alt 01.02.2008, 09:34
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Hallo,

ist es Ihnen auch so gegangen wie mir, dass VOR dem Abschiednehmen und NACH dem Abschiednehmen vom Liebsten, was wir hatten, viele Dinge gänzlich unbedeutend werden, andere jedoch unendliche Wichtigkeit erlangen?

Die folgenden Gedanken (ursprünglich als Powerpoint-Präsentation übermittelt) gebe ich hiermit weiter.

Mit lieben Grüßen
Shalom

Stelle Dir vor Du hast bei einem Wettbewerb folgenden Preis gewonnen:

Jeden Morgen stellt Dir Deine Bank 86.400,00 EUR auf Dein privates Konto zur Verfügung.

Doch dieses Spiel hat auch seine Regeln, so wie jedes Spiel bestimmte Regeln hat, was Dir bestimmt nicht unbekannt sein sollte.

Die erste Regel ist:

Alles, was Du im Laufe des Tages nicht ausgegeben hast, wird Dir wieder weggenommen. Du kannst das Geld nicht einfach auf ein anderes Konto überweisen. Du kannst es nur ausgeben.

Aber jeden Morgen, wenn Du erwachst, eröffnet Dir die Bank ein neues Konto mit neuen 86.400,00 EUR für den kommenden Tag.

Die zweite Regel ist:

Die Bank kann das Spiel ohne Vorwarnung beenden, zu jeder Zeit kann sie sagen:
Es ist vorbei, das Spiel ist aus! Sie kann das Konto schließen und Du bekommst kein neues Konto mehr.

Was würdest Du tun ?

Du würdest Dir alles kaufen, was Du möchtest? Nicht nur für Dich selbst, auch für alle Menschen, die Du liebst...!?! Richtig?

Vielleicht sogar für Menschen, die Du nicht kennst, da Du das ja nie alles nur für Dich alleine ausgeben könntest... Richtig?

Du würdest versuchen, jeden Cent auszugeben und ihn zu nutzen. Richtig?

Eigentlich ist dieses Spiel die Realität !!

Jeder von uns hat so eine "magische" Bank. Wir sehen sie nur nicht!

Die magische Bank ist die Zeit!

Jeden Morgen, wenn wir aufwachen, bekommen wir 86.400 Sekunden Leben für den Tag geschenkt, und wenn wir am Abend einschlafen wird uns die übrige Zeit nicht gutgeschrieben.

Was wir an diesem Tag nicht gelebt haben, ist für immer verloren! Gestern ist vergangen! Jeden Morgen beginnt sich das Konto neu zu füllen, aber die Bank kann das Konto jederzeit auflösen ...ohne Vorwarnung.

Was machst Du also mit Deinen täglichen 86.400 Sekunden?

Sind sie nicht viel mehr Wert als die gleiche Menge in Euro? Denke darüber nach und denke immer daran ...
Pass auf dich auf und genieße die Sekunden Deines Lebens, denn die Zeit rennt Dir schneller davon, als Du 86.400,00 EUR verdienen kannst !

Ich wünsche Dir einen wunderschönen Tag!
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  #81  
Alt 11.02.2008, 18:17
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Lieber Shalom,

immer wieder einmal lese ich in deinem Thread nach und heute erst, im vierten Jahr der neuen Zeitreise kann ich verstehen im Sinne von empfinden, was du geschrieben hast. Und heute weiß ich, wie treffend du deine Überschrift gewählt hast: Gemeinsame/einsame Wege, nicht nur bei Krankheit, auch der Weg durch die Trauer. Immer mal wieder sehr einsam, trotz der wunderbaren Gemeinsamkeit, die sich - vor allem hier im Forum - ergeben hat.

Dein letzter Beitrag ist wunderbar und beim Lesen dachte ich: Ja, so soll es sein, immer wieder umkehren, immer mal wieder die "Brücke schlagen". Und es ist für mich so viel besser zu praktizieren, als den immer wieder geforderten nächsten Schritt: Loslassen. Warum? Weitergehen, klar, aber auch anhalten, verweilen, den Blick hin und wieder ins gestern richten. Neue Rituale in einer neuen Situation.

Zitat:
Erlauben Sie sich, die Toten zu besuchen. Gehen Sie ganz bewusst in Ihrer Vorstellung auf diese Brücke und treffen Sie dort all jene, die Sie so schmerzlich vermissen. .
irgendwie haben wir das von Anfang an so gemacht, indem wir zum Todestag eingeladen haben, ein Fest gefeiert in der Hoffnung auf ein Leben danach.

Und ich bin voll Dankbarkeit, dass die Menschen, die mich im Jetzt und Heute lieben, mir diesen Freiraum geben, mich die Brücke schlagen lassen zu meinem noch immer geliebten Mann, der nicht an Bedeutung in meinem Leben verloren hat, der lediglich einen anderen Weg einschlagen musste, so wie auch ich einen anderen Weg weitergehen musste nach dem Tag X

LG
Andrea
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  #82  
Alt 24.03.2008, 11:35
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Es ist wie ein kleines wunderbares Vermächtnis und berührt mich wieder zutiefst, was ich nach einem größeren Aufräumen wiedergefunden habe. Ich veröffentliche diesen letzten erhaltenen schriftlichen Liebesbeweis meiner verstorbenen Frau ungekürzt, den sie ein halbes Jahr vor ihrem Tod (im Jahr 2000) an mich geschrieben hat.

Damit appelliere ich an die Begleiter von Sterbenskranken, ihnen nicht die Würde und den Lebenswillen zu nehmen, sondern ihnen wenn möglich die Selbstentscheidung und die Handlungfreiheit zu lassen.

Hier nun ihr wunderbarer Brief, der mich mit Dankbarkeit für die vielen gemeinsamen Jahre erfüllt.

Lieber F.,

mir war es in den letzten Wochen und Monaten öfters ein Bedürfnis, Dir zu danken für Deine liebevolle Unterstützung. Meistens befand ich mich aber hinter einem Dunstschleier, vielleicht auch einem Schutzmantel. Nun habe ich seit einigen Tagen den Eindruck, dass er sich lichtet.

Ich habe sehr wohltuend wahrgenommen, wie Du mich eingebettet hast in Schutz und Fürsorge: Angefangen von dem obligatorischen Kaffee am Bett, bereits ein Ritual. Ich brauche keine schweren Arbeiten erledigen, nicht einkaufen, Wäsche waschen. Du hast Verständnis, wenn ich nicht reden kann. Du erledigst alle Sachen außerhalb des Hauses. Du bist ein guter Zuhörer, verständnisvoll, wenn es um meine Ängste geht. Du versicherst mir, dass Du das alles nicht nur gerne machst, sondern auch ohne Dir selber zu schaden. Danke, F., für alle diese Geschenke und noch mehr.

Ich bin so froh, dass ich Dich habe und Du so liebevoll zu mir stehst.

Wenn es mir jetzt hoffentlich psychisch langsam besser geht, nimm es nicht persönlich, wenn ich dann auch wieder aufmüpfiger werde und manches wieder selber bestimmen möchte.

In diesem Sinne auf ein wieder fröhlicheres Zusammenleben!

Dir wünsche ich auch die nötige Kraft für Dein ganz persönliches Leben.

Deine Dich sehr liebende H.
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  #83  
Alt 11.08.2011, 11:08
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Geliebte H.,
nun bist Du bereits mehr als 11 Jahre von mir gegangen. Du hast den Weg gezeigt, wo es für Dich hingehen muss und Du hast mir Glück und Gesundheit für mein weiteres Leben gewünscht. Wir haben mehr als 30 Jahre gemeinsam glücklich sein dürfen. Das erfüllt mich mit Dank.Gesundheit war Dir am Schluss leider nicht vergönnt.

Dein Sterben hat für mich die Lebensgewichte neu geordnet. Ich kann jeden Tag neu bedenken, Gewichte neu ordnen und Neues am Leben entdecken und neue Lebensaufgaben erfüllen. Schade, dass Du nicht dabei sein kannst. Aber Deinen guten Geist fühle ich.

Dein Shalom
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  #84  
Alt 11.08.2011, 16:58
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Mein lieber Shalom,

es tut sehr gut, dich wieder zu lesen. Es tut besonders gut zu lesen, dass deine Gedanken noch immer bei deiner geliebten Frau verweilen, 11 Jahre nach der neuen Zeitrechnung. Bei mir werden es 7 und noch immer vergeht kein Tag ohne Gedanken an meinen geliebten Mann. Manchmal denke ich selbst: Jetzt muss aber doch mal gut sein, du hast ein "neues gutes Leben".... und dann lese ich deine Zeilen und bin froh, denn es ist ok, alles was ich fühle, alles was ich vermisse.

Ich schicke dir ganz liebe Grüße. Ich denke oft an dich, aber das weißt du ja!

LG
Andrea
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  #85  
Alt 15.06.2014, 08:40
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Geliebte H.,

nun bist Du bereits mehr als 14 Jahre von mir gegangen (Heute ist Dein 14. Todestag). Du warst und bist ein kostbares Geschenk, das ich immer bewahren werde. Danke für die mehr als 30 Jahre, die wir gemeinsam durchs Leben gehen konnten.

Dein Shalom
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  #86  
Alt 15.06.2015, 16:45
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Geliebte H.,

nun bist Du bereits mehr als 15 Jahre von mir gegangen (Heute ist Dein 15. Todestag). Du warst und bist ein kostbares Geschenk, das ich immer bewahren werde. Danke für die mehr als 30 Jahre, die wir gemeinsam durchs Leben gehen konnten.

Wir bleiben auch nach so langer Zeit intensiv verbunden.

Dein Shalom
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