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  #16  
Alt 20.08.2002, 17:37
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Standard reaktive Depression

Vielen Dank für Eure Anteilnahme und die vielen Tipps. Bei mir war es schließlich so, dass ich mit den Depressionen gar nicht mehr fertig geworden bin und teilweise an Selbstmord dachte. Auf Anraten bin ich dann zu einem Neurologen gegangen, der festgestellt hat, dass das Insidon nicht ausreichend für meine Psyche ist und mir ein stärkeres Mittel verschrieben hat.
Seitdem fühle ich mich sehr stabil und fange auch langsam wieder an, das Leben zu genießen.
Ich mache auch eine Therapie bei einer Psychotherapeutin, bei der ich mich intensiv mit meinen Persönlichen Stressfaktoren und mit Entspannungsübungen auseinander setze. Das tut mir sehr ghut, weil ich so das Gefühl habe, etwas gegen den Krebs zu tun. Denn wenn ich ruhiger und ausgeglichener werde, dann bleibt auch mein Immunsystem o.k.

Liebe Grüße aus Berlin von Petra
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  #17  
Alt 20.08.2002, 22:41
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Standard reaktive Depression

Hallo Petra, habe auch Erfahrungen mit Insidon, wegen Panikattacken. Jetzt ebenfalls reaktive Depression festgestellt (kein Wunder), kann aber wegen bevorstehender Strahlentherapie kein Johanniskaraut mehr nehmen. Was hilft Dir denn? Bin auch bei einer Psychotherautin und würde gerne erfahren welche Übungen sie mit Dir macht um Stressfaktoren auszuschalten. Habe auch einen 7-jährigen Sohn und möchte ihn wenns geht aus meinen eigenen Problemen raushalten, ohne nicht offen und ehrlich mit der Krankheit umzugehen. Wie schafftst Du das sonst noch?
lieben Gruß Heike
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  #18  
Alt 06.09.2002, 19:22
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Standard reaktive Depression

Hallo Petra, hallo an alle anderen,

mein Name ist Chris und ich hatte die Diagnose BK einige Monate nach meinem 30 Geburtstag. Ich war mitten in einer Prüfungsvorbereitung für mein 2. Staatsexamen und hatte gerade meine Examensarbeit abgegeben. Nach der OP und allem was sonst noch dazu gehört (3 Doppelzyklen Chemo und 30 Bestrahlungen) wollte ich nur zurück in die Schule und meine Prüfung hinter mich bringen. Die Krankheit habe ich mit allen Mitteln versucht zu verdrängen. Wenn ich nur etwas davon gehört oder darüber gelesen habe, bin ich in absolute Panik verfallen, aus der ich nur schwer heraus kam. Klar, habe ich mich auch mit positivem Denken u.s.w beschäftigt, konnte diese Ideen und Vorschläge aber nicht wirklich in die Tat umsetzen. Ich hatte 15 Stunden Gesprächstherapie konnte mich aber um das eigentliche Problem (die Auseinandersetzung mit meiner Krankheit) gut herumdrücken. Nach einem Jahr dachte ich, ok, ich komm damit klar, dann aber hat es mich wieder eingeholt, Panikattacken, Angstzustände etc. Ich habe dann einen weiteren Anlauf genommen mir therapeutische Hilfe zu suchen, denn mir war klar, dass ich mit meiner Angst nicht alleine klar komme. Seit mehr als einem Jar mache ich nun eine Verhaltenstherapie und seit dem geht es mir imer besser. Mittlerweile gibt es sogar schon Tage, an denen ich nicht mehr an die Krankheit denken muss.Mein behandelnder Arzt sagt mir immer wieder, dass ich gesund sei, ich habe aber große Angst enttäuscht zu werden und habe immer wieder Zweifel, aber das bekomme ich auch noch in den Griff!!
Habt Geduld mit euch und sucht euch Hilfe, wenn ihr alleine nicht klar kommt. Ich wünsch euch viel Glück dabei und alles Gute.
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  #19  
Alt 07.09.2002, 02:59
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Standard reaktive Depression

Mir geht es z.Zt. überhaupt nicht gut, ich habe die alten Briefe durchgelesen, da war ich noch voller Optimismus. (OP 6/2000)
Die Nachbarin meiner Mutter ist im Alter von 48 an BK gestorben und bei meiner direkten Naschbarin wurde Gebärmutterkrebs diagnostiziert. Da bricht mein selbstgebasteltest Schutzgebäude zusammen. Gestern tat mir die Leber/Galle weh. Ist das eine Metastase? Ich bin 49 J. wegen Chemo und Bestrahlung habe ich ein Jahr nicht gearbeitet. Nun arbeite ich schon wieder ein Jahr und die Arbeit fällt mir verdammt schwer. Ich muß viele kurze Strecken laufen und alles organisieren (bin Abteilungsleitung im OP). Worauf ich hinaus will: Ich möchte von Euch wissen, ob es ein Psychopharmakon gibt, das mir aus meinem Tief raushelfen könnte. Es muß natürlich mit BK vereinbar sein und nicht müde machen. Ich sehe keinen anderen Weg im Moment, Ich muß zu Hause funktionieren und in der Klinik. Ich habe meine Stelle als Abteilungsleitung schon gekündigt, ab 1. Jan. bin ich <normale Schwester> Aber was mache ich bis dahin?
Ich fände es toll, wenn jemand über Psychpharmaka was wüßte.
Was kann ich von meinem Arzt verlangen? Er kommt mir auf diesem Gebiet etwas dämlich vor.
Ich danke für Antworten
Dorothea
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  #20  
Alt 07.09.2002, 07:34
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Standard reaktive Depression

Hallo Dorothea,
da ich nach der Diagnose Schlafstörungen hatte und mein Arzt meinte, es könne eine leichte Drepression sein, verschrieb er mir das Antidepressivum "Remergil". Davon habe ich abends 1/2 eingenommen, konnte schlafen und kam auch mit meiner Diagnose besser zurecht. Müdigkeit hatte ich am nächsten Tag nur leicht verspürt.
Alles Gute für dich - Gerda
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  #21  
Alt 07.09.2002, 17:22
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Standard reaktive Depression

Also ganz ehrlich, ich denke nicht, dass die Einnahme von Psychopharmaka für uns der richtige Weg ist. Ich denke zwar, dass sie für eine gewisse Zeit eine Unterstützung sein können, dass wir aber an der Ursache unserer Angst arbeiten und mit dieser lernen müssen umzugehen. Das ist natürlich schwer, aber ich habe aus eigener Erfahrung gelernt, dass nur so die Angst kleiner und schwächer wird.

Liebe Grüße
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  #22  
Alt 07.09.2002, 17:41
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Standard reaktive Depression

Hallo Chris,

ich bin ganz deiner Meinung !
Die Einnahme von Psychopharmaka sollte wirklich nur eine vorübergehende Unterstützung (z.B. bei extremen Schlafstörungen)sein. Unsere Angst sollte damit in keiner Weise verdeckt und zugeschüttet werden. Es ist absolut wichtig, ich denke da sind wir uns einig, dass die Diagnose und die damit verbundenen Ängste verarbeitet werden. Wie das im Einzelnen aussehen kann, muss jeder für sich selber entscheiden. Ich bin übrigens seit meiner Diagnose in psychotherapeutischer Behandlung 1x pro Woche. Diese Gespräche über meine Ängste und Probleme möchte ich im Moment nicht missen und gehören unbedingt zu meinem Wohlbefinden.

Schöne Grüße - Gerda
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  #23  
Alt 08.09.2002, 10:31
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Standard reaktive Depression

Hallo Ihr Mitstreiterinnen,
vielen Dank für Eure vielen Beiträge, zeigen sie doch, wie wir mit unseren Ängsten zu kämpfen haben.

Zum Thema Psychopharmaka möchte ich folgendes sagen:
Natürlich sollen und wollen wir uns nicht mit "Drogen" zuschütten, sondern selbstbestimmt durch das Leben gehen. Und natürlich müssen wir alle unsere Ängste verarbeiten und uns mit unseren jeweiligen Lebenssituationen auseinandersetzen.
Ich selbst stand Psychopharmaka - wie auch allen anderen Medikamenten - sehr skeptisch gegenüber, habe aber lernen müssen, dass man in Situationen kommen kann, wo man sich einfach helfen lassen muss !!
Ich bin nach der OP trotz des leichten Medikaments INSIDON so abgesackt, dass ich nicht nur keine Freude mehr am Leben und keinen Lebensmut mehr hatte, sondern ich hatte oft den tiefen Wunsch in mir, zu sterben, um diesen Ängsten zu entgehen. In dieser Zeit konnte ich natürlich nichts verarbeiten und habe die Zeit bei meiner Psychotherapeutin damit zu gebracht zu heulen und alles, wirklich auch alles in meinem Leben in Frage zu stellen.
Ich habe dann einen Neurologen aufgesucht, der sofort sagte, dass das INSIDON nicht ausreichend sei. Dies ist mehr ein Mittel, um allgemeinen Stress zu verarbeiten und macht auch müde und ruhig. Wir alle haben aber mehr als "allgemeinen Stress". Er hat mir dann PAROXETIN von Ratiopharm verschrieben und ganz klar gesagt, dass man dieses Mittel a) nur begrenzte Zeit 6-9 Monaten z.B. nimmt und es b) nicht abhängig macht. Es macht auch nicht müde sondern stabilisiert.
Schon nach wenigen Tagen der Einnahme (1 Tablette pro Tag) fing ich wieder an, mich wohl zu fühlen. Ich fühle mich einfach normal, bin also nicht aufgekratzt und nichts. Vielmehr ist es nun so, dass ich nunmehr überhaupt in der Lage bin, mich mit meinem Stresfaktoren und mit meiner allgemeinen Lebenssituation auseinanderzusetzen. Und das tut mir gut und gibt mir auch wieder Mut.
Mein Fazit ist also, dass wir sowieso schon eine Menge Medikamente nehmen müssen (und bei TAMOXIFEN und ZOLADEX u.ä. zweifelt ja auch fasrt keiner daran), dann sollten wir es uns und unserer Psyche auch mit Medikamenten helfen lassen.

Ich kann Dir, Dorothea, also nur empfehlen, einen Facharzt, also Neurologen aufzusuchen. Fffür die Zeit bis zum ersten Januar denke doch mal daran, Dich vielleicht einzelne Tage krank zu melden/schreiben zu lassen. Andere tun dieses auch wegen Kopfschmerzen und Erkältungen, dann darfst Du dies erst recht. Schließlich sind wir zwar gesund, haben aber genug an den Nachwirkungen und Nebenwirkungen der Medikamente zu leiden. Und glaub mir - keiner möchte mit uns tauschen.

Liebe Heike, wenn Du Lust hast, dann maile mich doch einmal direkt an, dann können wir uns über unsere Verhaltenstherapien austauschen. Ich bin sehr zufrieden und glaube, dass ich mir damit längerfristig helfe. Zu Deinem Sohn kann ich Dir nur raten, immer offen und ehrlich zu sein. Wir haben den Kindern immer die Art der Krankheit und die Therapien erklärt, ich habe sie auch mal zu den Bestrahlungen mitgenommen. Allerdings haben wir nie einen Zweifel daran gelassen, dass ich wieder gesund bin.

Alles Liebe aus Berlin von Petra
PetraBeeck@web.de
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  #24  
Alt 10.09.2002, 02:45
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Standard reaktive Depression

Hallo an alle Betroffenen,
ich bin im August brusterhaltend operiert worden und bekomme jetzt Bestrahlung, da die Lymphknoten nicht befallen waren. Ich könnte eigentlich glücklich sein, aber ich bin es nicht. Mich regt jeder auf, der mit weinerlicher Stimme sich nach meinem Befinden erkundigt. Eigentlich sollte ich über das "Mitfühlen" erfreut sein, ich bin es aber nicht und reagiere oftmals sehr gereizt und aggressiv. Am liebsten würde ich oftmals ganz weit weglaufen, damit ich mit niemandem mehr reden muß. Die Gespräche mit "Nicht-Betroffenen" regen mich nur auf und ich heule ohne Ende. Ich will es aber nicht!!! Ich will gesund werden und ich denke - ganz aus meinem Innersten heraus - daß ich jetzt Hilfe benötige, die mir hilft, meine Wünsche und Forderungen für meine Zukunft zu formulieren und zu kommunizieren. D.h.: ich muß lernen, meiner Umwelt eindeutig zu sagen, was ich will und was ich nicht mehr will, weil es mir und somit meiner Gesundheit nicht gut tut. Es ist schwer, ich kämpfe mit mir, aber ich hoffe, es gelingt mir. Ich weiß es nicht.
Ute
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  #25  
Alt 10.09.2002, 06:18
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Standard reaktive Depression

Hallo Ute,

hast du schon an eine Schlussheilbehandlung gedacht.
Nimm sie sofort in Angriff, sobald du mit der Bestrahlung fertig bist. Dort wird gut für dich gesorgt und du kannst in Gesprächen auch eine gute Basis für dich finden.
Bei mir ist jetzt die letzte Behandlung 3 Jahre her und mir geht es gut! Hab aber 2 1/2 Jahre eine begleitende Psychotherapie gemacht. Ohne hätte ich es alleine wohl nicht geschafft.
Ich wünsche dir alles Liebe

Doris
sirod1@gmx.de
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  #26  
Alt 10.09.2002, 16:49
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Standard reaktive Depression

Hallo Ute,

dass mit der AHB ist so eine Sache....
Ich denke, dass jeder für sich selbst entscheiden muss ob er eine solche machen möchte oder nicht. Mir hat jeder und wirklich jeder gesagt ich müsse unbedingt eine AHB machen. Ich wollte aber nicht. Ich war froh wieder zu Hause und in meiner gewohnten Umgebung sein. Meine notwendigen Behandlungen wie Lymphdrainage etc. habe ich zu Hause gemacht und mir ging es wirklich gut dabei. Ich hasse es, wenn jemand sagt, dass musst du aber unbedingt machen....
Mir hat auch jeder geraten die Schwerbehinderung zu beantragen, aber auch das wollte ich absolut nicht. Das hätte ich mit meiner Psyche absolut nicht vereinbaren können, denn denn hätte ich mich weiterhin als krank betrachtet und das wollte ich schliesslich nicht.
Was ich damit sagen will ist, jeder muss seinen individuellen Weg aus der Krankheit finden. Bei dem einen dauert es etwas länger, bei dem anderen ist es kürzer. Es gibt kein richtiges und kein falsches Verhalten, also auch kein du musst dies und du musst jenes. Ich halte es für besser von seinen Erfahrungen zu sprechen, dann kann sich jeder seine eigene Meinung bilden und bei Interesse nachfragen.

Chris
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  #27  
Alt 10.09.2002, 17:15
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Standard reaktive Depression

Liebe Ute,

so wie Du Deine Gedanken schilderst, erinnert es mich doch sehr stark an meine Depressionen. Pass gut auf Dich auf und suche rechtzeitig dazu professionelle Hilfe. Wenn man sonst im leben so gut "seine Frau steht", hat man oft kein empfinden für die eigenen Schwächen und die damit verbundenen Überforderungen. Kümmer Dich rechtzeit um eine Psychotherapie, damit Dir jemand beim Sortieren Deiner Gedanken hilft. Man muss solche Therapie ja nicht bis zum bitteren Ende durchziehen, aber Du solltest sie zumindenst für die jetzige Zeit ins Auge fassen.
Und wenn Du mit Dir gar nicht klar kommst, dann wende Dich ruhig an einen Neurologen.
Halte die Ohren steif und verlange nicht zuviel von Dir.
Alles Liebe aus Berlin von Petra
PetraBeeck@web.de
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  #28  
Alt 10.09.2002, 19:43
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Standard reaktive Depression

An Petra, Chris und Doris,

herzlichen Dank für Eure Nachrichten. Sie helfen mir sehr, denn sie zeigen mir, daß es für mich hilfreicher ist, sich mit Betroffenen als mit Nichtbetroffenen auszutauschen. Ich werde jetzt mit meinem Arzt noch einmal eindringlich reden und auch eine AHB fordern. Dernn ich möchte weg, weit weg von allen guten Ratschlägen, die ich von Nichtbetroffenen erhalte. Ich brauche Zeit für mich und ich hoffe, daß ich diese durch eine AHB bekomme und dann auch für mich einen Weg finde.

Liebe Grüße
Ute
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  #29  
Alt 11.09.2002, 08:51
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Standard reaktive Depression

Liebe Ute,
beim Lesen einiger Briefe hier habe ich mir gerade eine Antwort, eine Anregung für Dich parat gelegt, auf die Du jetzt im letzten Brief eigentlich schon von alleine gestoßen bist: Du hast die Erfahrung gemacht, daß in der schwierigen Situation nach Krebsdiagnose und -behandlung Gespräche mit Nicht-Betroffenen aus verschiedenen Gründen nicht unbedingt hilfreich und nützlich sind und willst Dich hier mehr mit Betroffenen austauschen. Hast Du auch schon mal an den Kontakt zu einer Krebs-Selbsthilfegruppe oder auch Krebsberatungsstelle gedacht? In vielen Städten gibt es eine. Es ist ein Versuch wert, denn genau da triffst Du Betroffene. Nicht die, die nur jammern und lamentieren, sondern neben aktut Erkrankten die, die schon mehrere Jahre mit der Betroffenheit (über)leben, die aktiv miteinander überlegen, welche Strategien sie für ihr Leben nach/mit der Krebserkrankung entwickeln können, gegenseitige Erfahrungen austauschen, sich gegenseitig Mut machen, Ängste aussprechen dürfen, mit der Krebsbetroffenheit leben lernen, zusammen lachen, ... Ich weiß nicht, wie ich es ohne diese Leute geschafft hätte! Zu erleben, daß man trotz Krebs wieder 'leben' kann, das war mir der dickste Strohhalm in meiner schwersten, depressivsten Zeit.
Einige Frauen haben hier schon geäußert, daß Medikamente gegen die Depression sicher nicht die 'richtige' Lösung sind. Sind sie auf Dauer auch nicht, aber sie können einem in der schwersten Zeit erstmal die Seele hoch halten. Wichtig ist dabei, sich mit Unterstützung (Du hast sie Dir ja schon geholt per Psychotherapie und dem Forum hier) dann daneben eine eigene Krankheitsbewältigungsstrategie zu entwickeln - das dauert manchmal Monate oder sogar ein/zwei Jahre (bei mir waren es etwa 2 1/2 Jahre, bis ich mich psychisch wieder stabil fand), aber es lohnt sich. Die Medikamente können wirklich nur die Krücke am Anfang sein. Ich selbst wäre ohne die 'lebenden Beispiele' der Betroffenen nicht ausgekommen, Psychotherapeuten haben zwar ihr Handwerk gelernt, sind aber eben selbst auch nur Nicht-Betroffenen, manchmal mit den gleichen Berührungsängsten wie alle anderen auch (ich will sie hiermit aber nicht als weniger hilfreich hinstellen).
Den Gedanken an AHB möchte ich Dir auch noch mal nahelegen. Es ist die erste Möglichkeit, neben Entspannung und Energiereservenaufbau, etc., seitens der verschiedensten Behandler, die alle sehr kompetent im Umgang mit dem Thema Krebs sind, Anregung durch diverse Angebote zur Unterstützung der Krankheitsbewältigung zu bekommen. Im Anschluß an Deine Bestrahlung steht Dir eine AHB zu, die vom Bestrahlungsarzt eingeleitet werden kann. Du kannst aber auch selbst einen Antrag für eine 'onkologische Nachsorgeleistung ' bei Deinem Rentenversicherungsträger stellen, Dein Haus- bzw. Frauenarzt muß Dir dann den ärztlichen Befundbericht ausfüllen. Für diese Maßnahme (inhaltlich von AHB nicht verschieden, nur ein anderer Antragsweg wegen unterschiedlicher Dringlichkeiten) hast Du etwa 12 Monate Zeit nach OP. Nutze diese Gelegenheit für Dich und hab' keine solche Angst vor den anderen Krebspatienten dort - denen geht´s nämlich wie Dir. Und wenn Du nicht gerade Probleme mit Kontakten zu anderen Menschen hast, wirst Du dort schon 'Deine Leute' finden, mit denen Du die Zeit dort gut bestreiten und erleben kannst. Mich ärgert immer, wenn ich höre, daß sogar Ärzte Patienten immer wieder von solchen Rehas abraten. Mir hat nach meiner Erkrankung eine Ärztin gesagt: 'Wollen Sie sich das antun ..., lauter Krebspatienten?' Als ich dann das erste Mal im Speiseraum der Rehaklinik saß, habe ich mich beim heimlichen Abtaxieren der anderen ertapt. Ich habe doch wirklich die 'Schwerkranken', die mit den Pickeln im Gesicht, die den Kopf unterm Arm trugen, oder ich weiß nicht nach was gesucht, aber... es saßen nur lauter normale Leute da, wie ich! Es sind dann sehr nette Kontakte (wie eben hier im Forum) entstanden und ich habe erlebt, daß man sich trotz der schwierigen Situation auch wieder wohl fühlen und vieles andere wieder erleben kann.
Puh, ein langer Brief (und das in meiner Arbeitszeit!), aber mir lag am Herzen, Dir dies für Deine Entscheidungsfindung mitzugeben. Genau über solchen Austausch mit anderen Betroffenen (auch aus der Selbsthilfegr.) habe ich 'meinen' Weg gefunden.
Dir viel Glück bei der Entwicklung Deines Weges.
Gruß von Robie
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  #30  
Alt 11.09.2002, 17:38
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Liebe Robie,
Danke für Dein "Puh" und Deine Zeilen. Ich erkenne es immer mehr, daß ich eigentlich konkrete Hilfe nur bei "Betroffenen" finde. Ich werde auch eine AHB beantragen und irgendwie freue ich mich auf diese Zeit. Ich erkenne auch ganz klar, daß dies für mich eine Flucht ist. Den Weg zu einer Selbsthilfegruppe habe ich noch nicht für mich gefunden, ziehe es aber immer mehr in Erwägung. Ich werde nachdenken und versuchen, einen Weg für mich zu finden. Eine Angst steht dabei natürlich im Raum, daß man sich selber irgendwo und irgendwie ins Abseits schiebt. Ich wünsche mir Kraft, auch weiterhin mit Nicht-Betroffenen "normal" umgehen zu können. Im Moment habe ich da noch Probleme. Ich ziehe mich in mein Mausloch zurück - aber da muß ich raus!! Ich will!!

Danke und liebe Grüße
Ute
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