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#1
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Hallo zusammen,
ich bin Ende 40, Vater, und suche hier den Austausch mit anderen, die Ähnliches erlebt haben – besonders im Umgang mit den emotionalen Veränderungen nach einer Krebserkrankung. Meine Frau erhielt im August 2022 die Diagnose hormonabhängiger Brustkrebs. Die Chemotherapie lief von September 2022 bis März 2023, im Anschluss folgte eine Bestrahlung bis Mai 2023. Seitdem nimmt sie Tamoxifen. Nach ihrer zweiten Reha im Juni 2024 zeigte sich eine deutliche Veränderung in ihrer Art – emotional distanziert, innerlich unruhig und schwer erreichbar. Im August 2024 traf sie die Entscheidung, die Beziehung zu beenden, und zog aus – ohne unsere gemeinsame Tochter mitzunehmen oder die Situation weiter zu klären. Seitdem wirken viele Dinge zwischen uns ungeordnet, als wäre etwas in ihr innerlich eingefroren. Gespräche bleiben oft an der Oberfläche oder finden kaum statt. Mir ist bewusst, dass die Verarbeitung einer solchen Krankheit – auch hormonell – sehr komplex ist. Dennoch fällt es schwer, als nahestehender Mensch mit dieser Form der emotionalen Abkopplung umzugehen. Was mich besonders beschäftigt – und was ich gerne in die Runde geben würde: Hat jemand von euch Ähnliches erlebt – dass ein langjähriger Partner nach einer Krebserkrankung emotional nicht mehr erreichbar ist? Wie seid ihr damit umgegangen – mit dieser inneren Blockade und Unnahbarkeit? Gab es irgendwann wieder Bewegung – oder blieb es dauerhaft dabei? Und meine zentrale Frage: Können Gefühle, die über 23 Jahre gewachsen sind, wirklich innerhalb weniger Wochen verschwinden? Oder ist es eher ein emotionaler Schutzmechanismus, der verhindert, dass man fühlt? Ich freue mich über den Austausch mit anderen, die ähnliche Entwicklungen erlebt haben – ob als Betroffene oder Angehörige. Viele Grüße Jörg |
#2
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Hallo Jörg,
so eine Diagnose und Behandlung stellt ja erst mal das ganze Leben auf den Kopf. So ging es jedenfalls mir. Und ich bin immer wieder voller Angst und Unruhe vor Kontrolluntersuchungen. Bei meiner ersten Krebserkrankung habe das Angebot der Klinik, Gespräche mit einer Psychoonkologin zu führen, wahrgenommen. Mein Mann war auch einmal dabei. Nach der zweiten Krebserkrankung war ich längere Zeit bei einer niedergelassenen Psychoonkologin. (Die Therapie läuft dann über die Krankenkasse.) Habt Ihr in der Richtung mal was unternommen? Wie gesagt, Angehörige werden auch miteinbezogen. (Für Eure Tochter wäre es vielleicht auch gut.) In dem Rahmen könnte man Eure Situation besprechen, eine Ursache für ihren emotionalen Rückzug finden. Allerdings muss deine Frau dazu bereit sein. Wenn ich es richtig verstanden habe, wohnst du jetzt allein mit deiner Tochter? Hoffentlich findet Ihr einen Weg. Alles Gute und viele Grüße, Monika |
#3
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Hallo Monika,
vielen Dank für deine mitfühlende Nachricht – und auch dafür, dass du deine eigenen Erfahrungen hier teilst. Du hast gefragt, ob wir psychoonkologische Hilfe in Anspruch genommen haben: Bei der ersten Erkrankung meiner Frau gab es tatsächlich ein Angebot der Klinik. Aber sie war nie besonders offen für solche Gespräche. Ihre Haltung war eher: „Ich muss da alleine durch.“ Auch nach der zweiten Reha blieb das so. Ich habe damals gespürt, dass ich sie emotional kaum noch erreiche – sie hat vieles mit sich selbst ausgemacht, ohne jemanden wirklich an sich heranzulassen. Mit der Zeit wurde ihr Rückzug immer spürbarer, und schließlich kam es zur Trennung. Heute lebt sie mit einem neuen Partner zusammen, der ebenfalls an Brustkrebs erkrankt war. Unsere Tochter Leonie lebt unter der Woche bei mir. Am Wochenende ist sie meistens bei ihrer Mutter – sofern diese sich Zeit für sie nimmt. Denn Leonie kommt mit dem neuen Partner nicht besonders gut klar, und dadurch entsteht oft ein emotionaler Spagat für sie. Das ist für mich als Vater nicht leicht mitanzusehen. Ich habe mir oft Gedanken gemacht, ob eine begleitende Therapie, auch für uns als Familie, vielleicht hätte helfen können, diesen Prozess besser zu verstehen oder aufzufangen. Aber wie du selbst sagst: Es braucht die Bereitschaft dafür. Und die war bei meiner Frau leider nicht gegeben. Ich finde es stark, dass du dir selbst Hilfe gesucht hast – und dass dein Mann mit einbezogen war. Das ist sicher kein einfacher Weg, aber ein wertvoller. Danke, dass du das hier so offen teilst. Ich wünsche dir von Herzen viel Kraft – besonders für die Kontrolluntersuchungen – und danke dir nochmals für deine warmen Worte. Liebe Grüße Jörg |
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